Dicht an dicht drängten sich hier die Häuser in engen Gassen, die nicht mehr so schmuck aussahen wie an den großen Prachtstraßen der Metropole. Ärmliche und magere Kinder spielten in den Gassen, die einheimische Bevölkerung, die Ägypter und somit Bürger dritter Klasse, drängten sich, ihrem Tagewerk nachgehend, durch das Viertel. Eine Frau unterhielt sich lauthals mit ihrer Nachbarin auf der Gegenseite der Straße. Beide schimpften erbittert auf Demotisch über ihre Ehemänner, die sie nur für faules Pack hielten. In den Läden quoll es über von Waren, doch meist war es nicht die beste Qualität die dort feil geboten wurde. Und jeder zweiter Laden schien ein Ramschladen zu sein oder ein Laden, wo man sich Amulette, Schutzanhänger oder magische Utensilien kaufen konnte. Katzen streunerten an jeder Ecke entlang und obwohl sie manches mal dreist von den wenigen Metzgern eine Wurst klauten oder böse fauchten, so vertrieb keiner der Ägypter die Tiere von ihrer Straße, schließlich würde das Unglück bringen. Nur ein armer Hund hatte nicht so viel Gnade empfangen. Einige Kinder hatten ihm ein Stück in Flammen gesetzten Stoff umgebunden und jagten ihn mit dem brennenden Stoff durch die Gassen.
„Domina, es kann nicht mehr weit sein. Der Ägypter dort hinten hat mir ganz genau den Weg beschrieben.“ Pumilus, der kleinwüchsige Sklave von Medeia, nickte eifrig und deutete vor sich. Was er seiner Herrin nicht sagte, eigentlich hatten der Ägypter und er sich in keinster Weise verständigen können. Pumilus sprach kein Griechisch, noch Demotisch, und der Ägypter kein Latein. Aber aus den Gesten glaubte Pumilus genug heraus gesehen zu haben.
Erschöpft folgte ihm die Sklavin Olympia und ihre Herrin Artoria Medeia. Medeia hatte sich mittlerweile angewöhnt einen feinen Schleier zu tragen, der sie vor der Sonne schützte. Aber eine Sänfte hatte sie an dem Tag nicht mehr mieten können. Doch wollte sie es sich dennoch nicht nehmen lassen, die Stadt weiter zu erkunden. Und das Sarapeion lag heute auf ihrem Tagesprogramm. Dummerweise hatten sie sich in dem Elendsviertel völlig verlaufen. Und dem Leibwächter hatte sie an jenem Tag auch unglücklicherweise nicht Bescheid gegeben. Medeia zog ihre safranfarbene Palla zurecht und sah sich etwas unbehaglich um. Denn sie meinte schon all die Blick derer zu erspüren, die nur darauf warteten sie auszurauben. Medeia blieb stehen und atmete in der nachmittäglichen Hitze tief ein.
Eine Katze kam heran gehuscht und wollte sich gleich an ihr Bein schmiegen. Angewidert (mit Plautius Katze hatte Medeia schon genug Ärger) machte Medeia einen Schritt zur Seite, doch die Katze war weiter hin penetrant an schmiegsam. Schnell trat Medeia nach dem Tier. Wütend fauchend sprang die Katze davon und zog beleidigt von dannen. Einige Menschen blieben stehen und sahen Medeia darauf hin feindselig an. Eine Frau trat auf sie zu und schimpfte laut auf Medeia ein. Mit Unverständnis im Gesicht sah Medeia auf die kleine, dicke Frau hinab und wechselte ratlose Blicke mit ihrer Sklavin.
SimOFF
Wer Lust hat, darf sich eingeladen fühlen.