Zwei alte Freundinnen im Garten...

  • Über Vespas schnelle Antwort erfreut hatte Paulina ihr ebenso schnell eine Einladung in die Casa Octavia zukommen lassen.
    Nun saß sie an einem schönen mild temperierten Nachmittag an einer Sitzgruppe im Garten. Die Sklaven hatten bereits Erfrischungen und ein wenig Obst gerichtet, sodass alles für Vespas Ankunft bereit war. Paulina war so gespannt darauf, ihre alte Freundin endlich wieder zu sehen, dass sie sich ungeduldig die Hände knotete.

  • Sie war von der Sklavin in den Garten gebracht worden. So aufgeregt wie jetzt war Vespa noch nicht einmal gewesen als sie ihrem Onkel beichtete, dass sie in Rom bleiben wollte und da war sie sehr aufgeregt gewesen. Mit anderen Worten...sie war eben sehr aufgeregt. Sie fragte sich wie sie wohl aussehen würde, wie sehr sich die beiden verändert hatten und was wohl so alles in der Zwischenzeit mit ihrer Freundin passiert war.


    Schließlich kam sie im Garten an und erblickte sie. Sofort zauberte sich ein freundliches Lächeln in ihr Gesicht.


    "Salve Paulina. Es freut mich so sehr dich wieder zu sehen."


    Und das tat es wirklich.

  • Als Paulina ihre Freundin in Begleitung von Turia in den Garten traten sah erhob sie sich sofort und ging ihr entgegen.


    "Mich freut es mindestens genauso sehr." strahlte sie Vespa an und nahm sie in den Arm, wie es unter guten Freundinnen üblich war.


    Wie lange war es nun her, dass sie sie das letzte mal gesehen hatte? Sie konnte es nicht mehr sagen. Doch sie sah jedoch wirklich gut aus und freute sich.


    "Komm mit, lass uns uns doch erstmal hinsetzen." bat sie dann an und ging auf die Sitzgruppe zu. Sie ließ sich nieder und musterte die Frau, zu der ihre Freundin geworden war.


    "Du siehst sehr gut aus." sagte sie dann ehrlich.

  • Natürlich erwiderte Vespa die Umarmung und folgte Paulina zu dem vorbereiteten Platz.


    "Du siehst aber auch sehr gut aus. Du hast dich wirklich gemacht. Dein Sedulus ist wirklich ein Glückpilz."


    Sie nahm Platz und ließ ihren Blick kurz durch den Garten schweifen.


    "Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, waren wir beide noch Mädchen und jetzt heiraten wir bald. Die Zeit vergeht rasend schnell. Sag, wie geht es dir und sehr schön hast du es hier."


    Der Garten war ein schönes Kleinod dieses Hauses und schmückte es ungemein.

  • "Ja und nein. Ich bin nicht weniger glücklich dran mit ihm." antwortete Paulina strahlend und kaum jemanden hätte verbogen bleiben können wie sehr sie zu ihrem Verlobten hingezogen sein musste.


    "Mir geht es gut und ich weiß nicht, ob ich jemals in meinem Leben so glücklich seien konnte. Es ist so viel Zeit vergangen, dass ich mich mittlerweile in Rom wieder wohlfühlen kann. Und kaum war ich in Italia angekommen habe ich schon durch Zufall Sedulus kennen gelernt."
    Ein wenig trauriger sprach sie dann weiter." Dabei war es eine Zeit in der ich noch gehofft hatte nie wieder lieben zu müssen." Irgendwann würde sie ihrer Freundin ohnehin erzählen müssen, weshalb sie zurückgekehrt war und vielleicht würde es ihr helfen, die Erinnerungen an diese tragischen Momente in Germanien endlich wirklich hinter sich lassen zu können.


    "Ich habe dir ja schon geschrieben, dass es Gründe für meine Rückkehr nach Rom gab. Eigentlich war es eine Flucht hierher und nun erst habe ich erkannt, dass es mein Ziel war." tröstete sie sich. Die Erinnerung an ihre vergangene Liebe schmerzten noch. Doch wog der Schmerz nicht halb so viel wie ihr Glück über Sedulus.

  • Schmunzelnd nahm sie zur Kenntnis wie Paulina begann zu strahlen. Sie war wirklich über beide Ohren verliebt.
    Doch bei dem Rest konnte Vespa nur schwer folgen. Die Aussagen ihrer Freundin waren so verwirrend ohne den Hintergrund zu kennen. Deutlich hörte sie heraus, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, doch sie konnte nur ahnen was es war, sich aber nicht denken was genau passiert war. Wie sollte sie das auch? Es tat ihr sehr leid, dass Paulina so etwas schlimmes durchmachen musste und es scheinbar noch immer nicht verwunden hatte.



    "Liebste Freundin, wenn es dein Herz so bekümmert, dann rede dich frei davon. Du weißt doch, dass du mir alles erzählen kannst. Es hilft zu reden und sein Leid mit jemandem zu teilen. Mache dir auch keine Gedanken darüber, dass du ja eigentlich glücklich sein solltest. Es gibt Stunden in denen die Vergangenheit uns einholt und alles Schöne unter sich begraben will. Dies ist nichts Schlimmes so lange man dagegen kämpft und gerade wenn das Glück am größten ist, scheint unser Unglück im Leben auch zu wachsen."


    Es war eine seltsame Sache war das. Doch sie kannte sie nur zu gut.

  • Paulina hätte fast vergessen gehabt, wie gut ihre Freundin sie einst kannte und so wunderte sie sich nur kurz darüber, dass sie durchschaute, zumindest soweit es ihr möglich war, was mit ihr los war.
    "Ach Vespa, du weißt wie sehr ich mein Leben in Germanien geliebt habe. Nach dem Tod meiner Eltern in Rom damals, das weißt du ja, hatte ich nicht vor jemals hierher zurück zu kommen." sprach sie offen.


    "Alles in Germanien war so wie ich es mir vorgestellt hatte. Auch nachdem du fort warst war mein Leben bei den Verwandten meiner Mutter weiterhin sehr angenehm. Und nunja, vor gut andert halb Jahren lernte ich einen wundervollen Mann kennen, Vespa. Er war mehr als man sich je hätte wünschen können. Er heißt Quintus."


    Als sie seinen Namen so aussprach und dabei an ihre ehemalige Liebe dachte, versetzte es ihr einen Stich im Herzen.


    "Wir haben uns geliebt, Vespa, bis über beide Ohren und wären füreinander ans Ende der Welt gegangen. Es war eine schöne Zeit und mein Glück hätte nicht perfekter sein können als er mich bat ihn zu heiraten."
    Sie sah noch immer seinen nervösen aber hoffnungsvollen Blick vor sich, als er ihr diese Frage gestellt hatte.


    "Du kannst dir vorstellen, wie glücklich wir waren. Nichts anderes als Ja hätte ich zu antworten vermocht. Doch sein Pater Familias, ein alter verbitterter Mann verbot ihm mich zu heiraten. Quintus entstammte einer patrizischen Familie und ich wäre seiner nicht würdig , meinte er. " eine Träne lief ihr, ohne das sie es bemerkte über sie Wangen.


    "Quintus, und darin zeigt sich umso mehr, dass er meiner Liebe würdig war, regte sich entsetzlich auf und meinte, er wäre ihm egal. Notfalls würden wir auf alles verzichten und gemeinsam fliehen."


    Sie musste ein paar Mal durchatmen. Noch nie hatte sie das, was danach geschah bereut, so sehr es sie auch damals geschmerzt hatte.


    "In dieser Nacht packte ich meine Sachen und reiste ohne jemandem zusagen wohin ich gehen würde nach Ostia, wo ich einen meiner Verwandten väterlicherseits vermutete, der mich auch sofort aufnahm." schloß sie vorerst ihre Geschichte und blickte das erste Mal wieder auf, nachdem sie während des Erzählens nicht vermochte ihrer Freundin in die Augen zu blicken.

  • Aufmerksam hörte sie ihrer Freundin zu. Es stimmte sie traurig, dass auch diese so eine schwere Zeit durchmachen musste. Germania schien ein Land zu sein, das Unglück brachte und unglücklich machte. Sie hatte ihren Vater dort lassen müssen und Paulina ihren Liebsten.


    "Es tut mir sehr leid, dass du solchen Schmerz erleiden musstest und umso mehr freut es mich, dass du wieder ein neues Glück gefunden hast."


    Sie lächelte wieder freundlich um ihrer Freundin Trost zu spenden und auch etwas aufzuheitern. Ihr half dies immer und bis vor einiger Zeit tat es des auch bei Paulina. Es waren schwere Zeiten und sie mussten sie alle irgendwie überstehen und sie würden es....

  • Langsam erhielt Paulina ihre Fassung zurück und als sie das ehrliche Mitleid und die Aufmunterung ihrer Freundin wahrnahm fühlte sie sich sogleich besser.


    "Du weißt nicht, wie froh ich darum bin, dich hier zu haben. Ich habe bisher mit niemandem darüber gesprochen und so schwer es auch war tut es mir dennoch, denke ich, gut."
    Sie versuchte das Lächeln ihrer Freundin zu erwidern, doch gelang es ihr zunächst noch nicht völlig.


    "Und du hast Recht, Sedulus lässt mich glauben, dass all der Schmerz sich gelohnt hat, wenn er mich am Ende doch in die Hände eines so guten und liebevollen Mannes gespielt hat."


    Als bei diesen Worten das Gesicht ihres Verlobten auftauchte vermochte sie doch wieder aufrichtig zu Lächeln.
    "Ich bin gespannt wie du ihn findest, wenn ich ihn dir vorstelle."grinste sie.
    "Achja, es gibt etwas um das ich dich bitten möchte. Ich weiß, es ist viel verlangt und auch eigentlich nicht üblich, aber ich habe keine andere Wahl. Es geht um die Hochzeit. Leider habe ich hier in Rom keine weibliche Verwandschaft, zumindest keine von der ich wüsste. Könntest du mir diesen großen Gefallen erweisen, und dich am Brautabend um mich und anschließend auch um das Brautbett kümmern?" fragte sie zögerlich. Es war wirklich ungewöhnlich und auch mit Aufwand verbunden. Doch hatte Paulina keine andere Möglichkeit und ihre alte Freundin bedeutete ihr ohnehin mehr als jede weibliche Verwandschaft die sie kannte.


    "Aber ich rede immer nur von mir und meiner Hochzeit... Asche auf mein Haupt. Erzähl mir, wie ist es dir ergangen , seit du mich in Germanien zurückgelassen hast?" fragte sie neugierig. Es war viel Zeit vergangen und sie wusste so gut wie nichts darüber, was ihre Freudin seit damals getan hatte.

  • "Es ist meistens gut über seine Probleme zu reden und auch ich freue mich dich hier zu haben. Nun habe ich jemanden mit dem ich wirklich über alles reden kann."


    Natürlich sah sie auch das fast gelungene Lächeln ihrer Freundin. Es schien wirklich aufwärts zu gehen und das war gut. Wie sehr hatte sie die Unterhaltungen vermisst, die sie geführt hatten damals!!! Als sie jedoch die Bitte ihrer Freundin hörte, fiel ihr fast der Unterkiefer runter. Nur die Erziehung ihrer Mutter verhinderte die wirkliche Ausführung dieser schlechten Sache. Sie sollte sie bei der Hochzeit begleiten und das nicht nur als Gast? Dabei hatte sie doch gar keine Ahnung. Sie würde wohl einige Schriften lesen müssen um zu wissen was sie alles zu tun hatte. Und dann das Brautbett.... Der Gedanke daran ließ sie doch ein wenig rot werden.


    "Wenn du wirklich möchtest, dass ich das machen. Dann natürlich gern. Es ist mir eine große Ehre."


    Ein wenig unbeholfen lächelte sie in Anbetracht der Tatsache, dass sie einfach nicht wusste, was sie tun sollte und dass Paulina ihr auch noch ihren Liebsten vorstellen wollte, hatte sie ganz vergessen vor Schreck.



    "Es ist ein Ereignis, dass dich für dein ganzes Leben bindet, dass du da über dich sprichst, ist doch normal und kein Grund ein schlechtes Gewissen zu haben. Ganz und gar nicht. Aber wie ist es mir ergangen?"


    Kurz überlegte Vespa was sie erzählen sollte.


    "Vater hat uns fortgeschickt als der Kampf mit den Germanen auch nach Colonia kam. Doch leider folgte er uns nicht. Du hast sicher von seinem Tod gehört. Wir sind zur Familie meiner Mutter nach Norditalia gezogen und dort habe ich die Jahre verbracht. Ich bin erst kurz in Roma und wohne bei meinem Onkel. Aber auch ich habe etwas Freudiges zu berichten."


    Aber dies wollte sie Paulina nicht so einfach auf die Nase binden und schwieg nun mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

  • Paulina war klar, dass die Bitte viel verlangt war und erkannte auch die Verwunderung darüber in ihrer Freundin.


    "Glaub mir, wenn ich eine andere Möglichkeit hätte, würde ich dich nicht fragen. Ich weiß, dass es ungewöhnlich ist und viel verlangt." sprach sie offen.


    "Ja, das habe ich." sagte sie betroffen. Sein Tod war in Germanien immerhin allseits auf Trauer gestoßen und bei ihr, den sie ihn doch kannte , umso mehr.
    "Es tut mir schrecklich Leid, ich mochte ihn immer gern. "


    Als Vespa so schnell darauf wieder anfing zu grinsen, ahnte Paulina schon etwas. Dieses Grinsen war so typisch für sie und bedeutete nichts anderes als "Ich habe interessante Neuigkeiten aber genieße es, dich damit auf die Folter zu spannen.".


    "Ich kenne dieses Grinsen!" grinste Paulina nicht weniger breit zurück. "Na los, erzähl schon."

  • Sie würde natürlich ihrer Freundin beistehen und ihr auch hier eine Hilfe sein. as wäre sie auch sonst für eine Freundin.
    Doch jetzt begann ein anderes Thema interessant zu werden und so erzählte sie.


    "Es begann damit, dass ich nach meiner Ankunft hier die Räume der Familie erkunden wollte. Es gibt dort einen herrlichen Säulengang. So etwas schönes habe ich wirklich noch nicht gesehen. Ich bin dort entlang spaziert und ein kleines Stück etwas schneller gelaufen und dann ists passiert...."


    Wie sie dieses Pause machen liebte. Man konnte sich somit der ganzen Aufmerksamkeit des geneigten Zuhörers sicher sein und Paulinas eh.


    "Hättest du vielleicht einen Schluck Wasser für mich?"


    Auch damit konnte man die Kunstpause noch etwas ausdehnen und den anderen mächtig auf die Folter spannen.

  • Ja, Vespa hatte sich wirklich nicht sonderlich verändert, dachte Paulina. Immer noch genauso frech wie früher. Natürlich wusste sie, worauf ihre Erzählweise hinauslaufen sollte, aber sie gönnte ihr das hinauszögern.
    "Ja, natürlich." sagte sie und nahm selbst den Krug von dem Beistelltisch und goss ihrer Freundin einen Becher Wasser ein. Sie reichte ihn ihr hinüber und erst dann grinste sie breit.


    "Kann ich noch was für dich tun, oder erzählst du endlich weiter?" sprach sie halb lachend.

  • Dann trank sie einen Schluck ehe sie fortfuhr.


    "Es geht ja schon weiter."


    Immer diese Ungeduld....


    "Also...ich bin durch den Säulengang gelaufen, den muss ich dir unbedingt einmal zeigen, und dann passierte es. Ich stieß mit jemandem zusammen, der meinen Weg kreuzte. Du musst aber nicht glauben, dass er sich entschuldigte. Im Gegenteil... Er fragte mich noch wer ich sei und dass ich besser aufpassen sollte. Da es ein Praetorianer war, durfte ich noch nicht einmal so reagieren wie ich das sehr gern getan hätte. Jedenfalls trennten wir uns nicht im Guten und ich bin bald daraufhin zu meinem Onkel gegangnen um mich zu beschweren. Kannst du dir vorstellen was da passierte?"


    Auch hier machte sie eine kurze Pause, aber sprach gleich weiter.


    "Als ich nun bei meinem Onkel ankam, erklärte ich ihm, dass ich mich gern über einen Praetorianer beschweren möchte und dann...dann saß der da und mein Onkel stellte ihn mir als zweithöchsten Praetorianer vor... Ich wollte dann die Beschwerde später vortragen, doch er zwang mich förmlich dazu mich über ihn bei ihm zu beschweren. "


    Zum Glück wusste ihre Freundin nicht, dass die Geschichte noch nicht zu ende war...

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