fauces | Im hinteren Teil der Villa

  • Die anderen Sklaven hatten bereits die Unterkunft aufgesucht, um dort ihr Hab und Gut abzulegen, während Leah noch durch die villa streifte. Hier, in dem Bereich, wo die Sklaven arbeiteten und schliefen, war die villa nicht mehr so prunkvoll wie im Vorderen Teil, wo man Gäste empfing. Die Wände waren meistens nur kahl und nicht mit überflüssigen Wandmalereien verziert. Man sah kein einziges Mosaiksteinchen weit und breit. Büsten und Statuen fanden sich nur selten. Auch auf die Herrschaften stieß man hier nicht. Trotzallem war auch der hintere Bereich des Hauses gepflegt und sauber.
    Die culina lag zu ihrer Linken, rechts befand sich nur eine kahle Wand. Leah's Gang war langsam. Sie versuchte sich jede einzelne Abzweigung genau einzuprägen. War dieses Haus doch größer als die in Baiae. Einige Sklaven eilten an ihr vorbei. Als Leah endlich jemanden sah, der sich gemäßigten Schrittes durch den Gang bewegte, sprach Leah ihn freundlich an. Sogar ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht.


    » Salve. Ich suche Nodwin. Kannst du mir behilflich sein? « Ihr Latein war fast makellos. Man hörte kaum noch den östlichen Akzent hinaus.

  • Ofir, so hieß der Sklave, der stehen blieb, lächelte ebenso freundlich zurück und kratzte sich dann an der Schläfe. "Nordwin...hmm... Der müsste um die Uhrzeit gerade die Bettpfannen..." Weiter kam Ofir nicht, denn ich trat auf den Plan, in der Hand einen Eimer mit unappetitlichem Inhalt. Cotta hatte scheinbar Bohnen gegessen. Schnell wollte ich mich vorbeistehlen, als ich meinen Namen hörte und den Kopf drehte. Der Eimer landete sorgfältig auf dem Boden und stank dort weiter vor sich hin, während ich die Schönheit ansteuerte. Eine Neuerwerbung? Nee, konnte ja gar nicht sein, das hätte ich mitbekommen.... Ofir zuckte mit den Schultern und deutete auf mich. "Das ist er." "Wer ist was?" fragte ich zurück und Ofir trollte sich.


    "Hallo, hübsche Frau, gestatten, Nordwin. Und wer bist du?" fragte ich und grinste sie schief an.

  • Leah bedankte sich noch kurz bei Ofir, bevor dieser auch schon wieder verschwand. Am Anfang schaffte sie es noch beim Anblick des Eimers keine Miene zu verziehen. Doch dann schaute sie etwas angeekelt drein, als sie näher den Inhalt des Eimers betrachtete. Nach diesen Bildern schaute sie lieber wieder Nordwin an und setzte ihr Lächeln auf. Ihre Arme hingen etwas schlaff von den Schultern herab, wusste sie doch nicht ganz recht wo sie diese hintun sollte.


    » Salve, Ich bin Leah und gehöre Claudia Ofella. Ich komme gerade aus Baiae. « Weshalb sie mit ihm sprechen wollte, sagte Leah nicht. Sie wollte ihn noch ein wenig auf die Folter spannen, vielleicht dachte er jetzt, sie hätte eine schlimme Nachricht zu überbringen.
    Nun fand sie etwas Zeit Nordwin genauer zu betrachten. Sie musterte seinen gesamten Körper, wobei ihr Blick kurz an seinen kräftigen Armen hängen blieb.

  • Ich sah augenblicklich bestürzt drein. "Oh. Das tut mir leid. Mein Beileid, Leah", sagte ich aufrichtig und zeigte die Miene eines Trauernden. Ofella hatte hier schnell den Beinamen Drache bekommen, natürlich nur insgeheim, denn wenn man sie in ihrem Beisein so nannte, kam man nicht um die Peitsche herum. Als ich sah, wie die hübsche Leah meine Arme musterte, spannte ich sie gleich noch etwas mehr an, um Eindruck zu schinden. "Naja. Nett, dich kennenzulernen. Dann hast du mich vermutlich gesucht, weil du wissen willst, wo deine Herrin jetzt ist? Bist du Leibsklavin oder einfach eine Verna?" Schick schick sah die Kleine aus. Vielleicht ergab sich ja mal was. In meine schlüpfrigen Gedanken, die bereits von Kassandra, Dhara, Fiona und Minna geprägt waren, gesellte sich nun auch dieses Zuckerstück hinzu. Ich grinste und träumte weiter. 8)

  • Es war nicht das erste Mal, dass andere claudische Sklaven Mitleid mit ihr hatten, wenn sie ihnen erzählte, dass sie Ofella gehörte. Auch in Baiae hatte Ofella einige Spitznamen unter den Sklaven gehabt. Kein einziger war positiv gemeint.


    » Gleichfalls. « Leah warf abermals einen kurzen Blick auf seine Oberarme. Mehr angespannt sah er doch gleich noch kräftiger aus. » Um genau zu sein bin ich hier, weil der ianitor sagte, ich solle mich bei dir melden, zwecks Einteilung. « Dass sie bisher nur eine verna gewesen war, ergab sich nun. Obwohl Leah daran zweifelte, konnte es doch sein, dass Ofella auf der Suche nach einer neuen Leibsklavin war, und sie auswählte. :]

  • "Danke, das ist nett. Aber ich bin hier der Maiordomus und zugleich Leibwächter von Epicharis. Das ist Ofellas Stieftochter, aber das weißt du sicher. Sie ist praktisch das komplette Gegenteil von deiner Herrin." Und da konnte ich mich glücklich schätzen. Mit Ofella hatte ich Thor sei Dank nicht viel zu tun gehabt, seit sie hier eingetroffen war. Minna und Fiona hatten da schon eher Pech gehabt... Ich überlegte, was durchaus seine Zeit in Anspruch nahm. "Also was hast du denn in Baiae gearbeitet? Ach halt - kannst du gut mit Blumen und so? Wir brauchen jemanden für den Garten. Rosen schneiden und so. Bisher hab ich das gemacht...sind aber schon drei Scheren kaputtgegangen." Und zwar in vier Wochen. :D "Das könntest du übernehmen, solange bis deine Herrin dir einen neuen Platz zuweisen sollte...was ich dir wirklich nicht wünsche."

  • Eine Spur von Neid keimte in Leah auf, als sie hörte, dass Nordwin in Besitz so naher Verwandtschaft ihrer Herrin war, und es ihm doch gleich soviel besser ging. Diese Spur verflog allerdings nach wenigen Augenblicken wieder. » Ich habe schon von ihr gehört, allerdings sie noch nie gesehen. « Da sie die Stieftochter von Ofella war, würde sie wahrscheinlich nicht soviel Ähnlichkeit mit ihr haben. Eher garkeine. Demnach konnte Leah sie leider auch nicht so leicht erkennen. » Gibt es noch weitere Personen im Hause, die ich kennen müsste? « Ob sie sich mit Blumen auskannte. Was für eine Frage. In Baiae gab es einen riesigen hortus, und zum Pflegen desselbigen hatte man dutzende Sklaven eingeteilt. » Äh ... Ja, ich habe ein wenig Erfahrung im Pflegen von Pflanzen. « Nordwin hatte es geschafft drei Gartenscheren gebrauchsunfähig zu machen? Dafür musste man schon ziemlich ungeschickt sein, und diesen Eindruck machte Nordwin eigentlich nicht auf Leah. :P» Gibt es momentan überhaupt eine funktionierende Schere? « Leah grauste es bei dem Gedanken, wenn sie selber eine Schere zerstören würde. Ihre Herrin würde sie bestimmt hart bestrafen. Ob Nordwin wohl auch bestraft worden war?

  • "Im Prinzip kannst du sie mit keinem hier verwechseln, sie ist die einzige junge Claudia hier in Rom. Ihre Schwester Prisca ist nicht hier. Und sonst.. Den Hausherren kennst du ja sicherlich, und Myrtilus sowie der Spross deiner Herrin sind ja bereits vor einigen Wochen von Baiae hierher gekommen. Tja..ach, einen gibt es da noch, vor kurzem ist einer der Söhne von Myrtilus angekommen, Severus heißt er und er hasst unfähige Sklaven. Sonst gibt es hin und wieder mal Besucher, wie Claudius Vitulus oder so, aber der war schon ewig nicht mehr hier. Tja...und von den Sklaven...da gibts eine Menge hier. Ich stell dich heute Abend einfach mal vor, dann kannst du auch die anderen aus Baiae vorstellen. Wenn du Fragen hast, halte dich an Kassandra, Dhara, Samira oder mich, wir sind schon recht lange im Besitz der Familie. Minna und Fiona sind neu, genau wie Marcus, Ofir und Costia. Pustula ist die Köchin und...ach, das erklär ich dir heut Abend, dann hast du gleich die Gesichter dazu. Einverstanden?"


    Kaum hatte sie erwähnt, den berühmten grünen Daumen zu haben, schloss ich die Augen, drehte den Kopf zur Decke und dankte dein Göttern mit gefalteten Händen. "Ihr Asen und Wanen...ich danke euch. Leah, du bist meine Rettung", fuhr ich normal und zu ihr gewandt wieder fort. "Ich bin leider absolut ungeeignet, um Rosen zu beschneiden und Beete zu pflegen. Rasen kürzen, ja, Teich säubern, Schuppen ausmisten und Bäume fällen...alles bestens, aber so Grün- und Blühzeugs hegen kann ich einfach nicht." Ich zuckte unbeholfen mit den Schultern - ich war eben ein Mann fürs Grobe, wenn es nicht die Frauen betraf. 8)


    "Eine gibts noch. Hab ja vorgestern mit den Mädels erst eine neue gekauft. Kleiner Tipp: Wenn du was kaputt gemacht hast, was sich nicht mühelos aus dem restlichen Inventar ersetzen lässt...dann geh nicht zum Hausherren. Und zu Ofella am besten auch nicht. Myrtilus und Epicharis eignen sich besser dafür, die lassen nicht gleich die Peitsche kommen, wobei...der Herr ist auch nicht so extrem, man muss nur eine gute Erklärung haben..." Ich hob die Hand und kratzte mich am Hinterkopf. "Hm....hast du sonst noch Fragen?"

  • Den kleinen Sohn von Ofella, sowie Mytilus und Vesuvianus kannte Leah in der Tat bereits. Als er auf Severus zu sprechen kam, wollte sie scherzhaft anhängen » Dann hasst er dich bestimmt schon. «, ließ es dann aber lieber bei dem Gedanken an den Satz bleiben.
    Erstaunt über die Geste von Nordwin blickte Leah ebenfalls kurz zur Decke, als ob dort jetzt gleich etwas herunterfallen würde. Welche Götter er dort wohl verehrte? Römische? Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Schließlich war weder der Name noch das Aussehen von Nordwin römisch.
    Dass Nordwin keine ausgeprägte Feinmotorik besaß, sah man ihm an. Dafür bekam er ein mitleidiges Lächeln von Leah geschenkt. :P
    Die eher stille Leah hatte weder Fragen, noch Lust sich groß zu den Ausführungen des maiordomus zu äußern, daher schüttelte sie einfach den Kopf. » Nein, Aber wenn ich welche habe, weiß ich nun wohin ich gehen muss. « Sie zwinkerte ihm kurz zu und fragte sich dann, ob es noch weitere Punkte anzusprechen gäbe. Ah, doch. » Eine Frage habe ich doch. Und zwar wo finde ich meine Herrin, beziehungsweise ihr cubiculum? « Obwohl Leah auf eine Begegnung nicht besonders erpicht war, war es doch gut zu wissen, wo das Schlafzimmer der Herrin lag.

  • Da es zuerst nicht so aussah, als hätte Leah Fragen, woillte ich mich schon wieder dem unappetitlichen Inhalt des Eimers widmen, als dann doch noch was kam. Also bekam der Eimer erstmal nur einen Blick und ich antwortete Leah. "Am besten gehst du immer den Ohren nach, die Herrin ist eigentlich gar nicht zu überhören..stänkert ja meistens rum. Und wenn nicht, dann gehst du einfach in den ersten Stock, rechter Korridor. Dort die zweite Tür auf der linken Seite. So. Ich muss mich jetzt mal diesem Eimer widmen. Und wenn du Fragen hast, frag einfach. Viel Glück, du kannst es brauchen", scherzte ich und zwinkerte ihr ein letztes Mal zu, ehe ich den Eimer ergriff und naserümpfend fortging, um ihn zu leeren.

  • Völlig aufgelöst rannte Fiona durch die Villa, auf der Suche nach Minna.
    Als sie auf dem Weg zum hinteren Teil der Villa war, dort wo sich auch die Küche befand, hörte sie bereits ihre Stimme.
    Endlich war sie am Eingang zur Küche angekommen. Dort fand sie schließlich Minna und Pustula vor, die einen kleinen Plausch hielten, während sie in der Küche hantierten.
    "Minna, Minna! Schnell, Minna! Es ist etwas furchtbares passiert!"
    Sie war völlig außer Atem, die Tränen rannen ihr die Wangen herab und sie war derat aufgebracht, wie man sie hier in der Villa noch nicht erlebt hatte.

  • In der Culina war Pustula gerade dabei Minna ihre Kochkünste zu zeigen. Die beiden Sklavinnen plauderten dabei ausgelassen vor sich hin, als plötzlich Fiona völlig aufgelöst hereinstürmte. Vor Schreck ließ Minna eine Schale zu Boden fallen, die beim Aufprall in tausend kleine Scherben zerbrach. "Bei den Göttern, Fiona! Was ist denn geschehen?" Es musste wirklich etwas Schlimmes vorgefallen sein, denn so hatte sie die sonst so unerschrockene Fiona noch nie erlebt. Sofort lief Minna auf ihre Freundin zu und versuchte sie zu beruhigen. Auch Pustula war bestürzt, als sie Fiona so vor sich sah. "Ssscht Mädchen, setz’ disch erst mal und dann erzählen uns in Ruhe, was ist passiert, ja?"

  • Die Tränen quollen ihr aus den Augen und sie atmete schwer.
    Schließlich setzte sie sich, wischte sich ihre Tränen mit dem Handrücken ab, und versuchte, sich wieder etwas zu beruhigen.
    Mit verheulter Stimme begann sie zu sprechen.
    " Die Herrin, diese alte Hexe! Sie peitscht gerade Nordwin aus! Zwanzig Hiebe! Zwanzig!!!... Und dabei hat er gar nichts getan!"
    Ihre Worte erstarben, da ihre Kehle durch das Schreien wie ausgetrocknet war. Sie stand auf und holte sich einen Becher mit frischem Wasser.
    Das kühle Naß ermöglichte es ihr weiter zu sprechen.
    "Ich weiß nicht, was genau vorgefallen ist. Aus irgendeinem Grund wollte die Herrin, Leah bestrafen. Gutmütig, wie Nordwin nun einmal ist, hat er sich angeboten, statt ihrer, bestraft zu werden. Diese widerliche alte Hexe ist natürlich gleich darauf eingegangen."
    Sie blickte die beiden eindringlich an.
    "Minna, Pustula, wir müssen ihm helfen!"

  • Fassungslos und mit offenen Mund hörte Minna ihr zu. Sie konnte es kaum glauben, was Fiona ihnen da gerade erzählte. Auspeitschen? Zwanzig Hiebe? Wie fürchterlich! Und ausgerechnet dieser herzensgute Kerl wurde bestraft. "Oh nein, der arme Nordwin!" stieß sie hysterisch hervor. Auch Pustula, die normalerweise nicht so leicht zu erschütten war, war ganz aufgeregt."Das ist ja entsetzlich!"
    Wie grausam dieses olle Miststück doch sein konnte. In ihr stieg ein fürchterlicher Zorn auf, aber auch Hilflosigkeit breitete sich in ihr aus.


    "Du hast Recht! Wir müssen ihm auf jeden Fall helfen, aber wie nur?" Ihre Gedanken rasten, fanden jedoch keine Lösung. Sie fühlte sich schrecklich hilflos. "Wir können nur abwarten bis dieses Biest genug hat und von ihm ablässt. Aber danach werde ich mich um ihn kümmern und mir seine Wunden anschauen, versprochen." Sie strich Fiona sanft über die Schulter und versuchte sie weiter zu beruhigen. Dann wandte sie sich zu Pustula. "Ich brauche frische Tücher und Wasser." Sie kramte in der Küche und nahm schließlich eine kleine Schale, die sie mit etwas Olivenöl füllte. Dies würde sie auf die wunden Stellen verteilen, sobald diese gesäubert waren.


    Nachdem Pustula die Tücher und einen Krug mit Wasser besorgt hatte, richtete sich Minna wieder an Fiona. "So, das Nötigste haben wir." Es war wirklich das Nötigste, aber sie hoffte, dass das reichen würde. Es musste einfach reichen. Minna seufzte kaum hörbar. Hach, in ihrer Heimat hätte sie ihm eine wunderbare Heilsalbe anmischen können. Das wär natürlich viel wirkungsvoller als so ein bisschen Olivenöl. Aber vielleicht ließe sich das ja später noch einrichten. Wer weiß, was man in diesem Haus alles so finden würde. Aber jetzt war es das Wichtigste, dass Nordwin erstmal versorgt wurde. "Lass uns am besten zur Sklavenunterkunft gehen und dort auf ihn warten."

  • Fiona, die sich mittlerweile wieder etwas beruhigt hatte, half ihrer Freundin, alle notwendigen Dinge zusammenzutragen, die Minna brauchen würde, um Nordwins Wunden versorgen zu können.
    Dann gingen sie hinüber, zur Sklavenunterkunft, um dort auf Nordwin zu warten.

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