Atrium - Ein Gespräch

  • Der Ianitor führte den Besucher ins Atrium, in welchem ein Springbrunnen sprudelte, ein paar Sklavinnen putzten, zwei Kinder (nicht die des Hausherrn) Abfangen spielten und sonst eigentlich nur die Sonne schien. Die Sklaven verzupften sich ganz fix, als sie den Ianitor und den Besucher sahen, die Kinder ebenso (allerdings nicht ohne etwas murren zu müssen) und der Ianitor verneigte sich ein wenig vor dem Besucher mit den Worten:


    Wartet bitte einen Moment, ich rufe sogleich den Herrn.

  • Marsus trat ein, zog seine Toga wieder über die Schulter, legte sie vorsichtig über seinen Arm und ging weiter. Er schaute sich um und warte auf den Hausherren, nachdem er dem Sklaven zu nickte.


    Heute würde etwas Wichtiges passieren.

  • Den Namen Octavius Marsus kannte Hungi nicht, aber er wäre auch ohne die Zusatzinformation draufgekommen, daß sich dieser Besuch um die bevorstehenden Wahlen zum Cursus Honorum drehte, eigentlich schon drehen mußte. Seufzend legte Hungi seinen Stilus weg und kleidete sich an. Ein paar Minuten später kam er ins Atrium.


    Octavius Marsus. Man sagte mir, du wolltest vorsprechen?

  • "Salve!"


    Marsus machte einen ehrfürchtigen Gesichtsausdruck und ebenso eine ehrfüchtige Geste der Begrüßung.


    "Ich bin hier , um mich bei dir über die Politik zu informieren und wie momentan meine Chancen stehen würden, da ich gerne kandidieren würde, Senator."

  • Aha, also hatte ihn sein Ianitor falsch informiert. Es war keine Kandidatur zum Cursus Honorum im speziellen, nur eine Informationsauskunft im allgemeinen.


    Du bist im Ordo Senatorius, wie ich sehe? In so einem Fall hast du viele Möglichkeiten. Ein klassischer Weg wäre der Eintritt in den Cursus Honorum mit Beginn im Vigintivirat, dann ist natürlich das Tribunat obligatorisch, bevor du den Cursus Honorum weitermachen könntest. Oder interessiert dich die hohe Politik nicht so sehr und du möchtest dir deine Sporen eher in der italischen Verwaltung verdienen?


    Bevor er sich den Mund fusselig redete, wollte er zunächst die Präferenzen seines Gegenübers erfahren.

  • "Was wäre das Bessere für einen Mann in meiner Position, werter Senator?"


    Ehrlich gesagt, hatte sich Marsus noch keinen direkten Plan gemacht und erhoffte sich in diesem Gespräch seinen Weg zu finden, hoffentlich würde der Senator dies verstehen.

  • Eigentlich wollte Hungi keine Gegenfrage hören, aber gut, dann stellte er die Frage anders.


    Das Beste hängt vom Talent, vom Engagement und von den Verbindungen ab, die man nutzen kann und will. Rom nützt es nichts, wenn der einzelne aus den falschen Gründen einen Weg einschlägt, nur weil es von ihm erwartet wird. Was allerdings schon viel zu oft vorkam und vorkommt und sicher noch vorkommen wird. Auf der anderen Seite mußt du dich der Pflicht deiner Geburt bewußt sein und sie nicht achtlos beiseite schieben.

  • "Natürlich."


    Marsus überlegte kurz, was für ihn das richtige war und was er tun musste und kam zu dem Schluss, dass er seine Geburtspflicht folgen musste.


    "Ich werde meiner Geburtspflicht nachkommen aber da bleibt die Frage, wie soll ich ihr nachkommen?"

  • Über Kontakte.


    Hungi lächelte ganz leicht, würde er doch um eine Erklärung nicht herumkommen. Zumindest hatte der junge Mann vor ihm mal nicht vor, als probatus bei einer Ala zu beginnen.


    Das wichtigste sind Verbindungen, personeller wie finanzieller Natur. Zunächst beginnt man natürlich in dem Terrain, der einem von Haus aus gegeben ist und steigert sich von Zeit zu Zeit. Das bedeutet zunächst die Freunde deines Verwandten für dich zu gewinnen, das sollte im allgemeinen nicht so schwer sein. Politisches Interesse und eine gewisse Weltgewandtheit ist nicht nur dienlich, sondern notwendig, um reüssieren zu können.

  • "Verständlich aber wie gewinne ich an Einfluss, um mich politisch zu einsetzen zu können? - Abgesehen von den Verbindungen."


    Wieder einmal nickte demütig danken in die Richtung des Senators.


    "Es scheint mir nämlich sehr schwer diesen besonderen Einfluss auf das Volk zu finden."

  • Der Einfluß kommt natürlich mit der Position, die man selber innehat. Sieh, junger Octavier, niemand hat bereits am Anfang seiner Karriere ein solches Maß an Autorität, die er für seine Zwecke benötigen würde. Auch ein Augustus mußte klein beginnen, aber mit Beharrlichkeit, Geschick und natürlich auch dem Quentchen Glück stieg er zum Princeps auf.


    In diesem Moment beglückwünschte er sich selbst zu diesem treffenden Beispiel.


    Zunächst also liegt es an dir, wie du deine Verbindungen nützt und was du deinem Gegenüber auch bieten willst und kannst. Du kennst das Sprichwort, daß eine Hand die andere wäscht, nicht anders ist es in der Politik. Und wie gesagt, mit der Zeit kann man seine Position aufbauen, denn nur äußerst selten und nur unter außergewöhnlichen Umständen wird man wie eine Welle nach oben gebracht.

  • "Also wird es ein langer Weg sein und ich werde wie Herkules Prüfungen bestehen müssen, verstanden."


    Er nickte wieder dankend.


    "Senator, aber was ist denn nun für mich der richtige Weg nach oben, soll ich erst eine Arbeit suchen oder abwarten was das Leben und meine Beziehungen für Früchte tragen? Ich möchte etwas tun und nicht sinnlos dahin-leben."

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