Audienz für den Strategos Alexandrinos Nikophileaus Graecus (zweiter Besuch - Nachtrag)


  • Ruhig führte ich den Strategos in den Audienzsaal. Mit laut hallender Stimme kündigte ich ihn an.


    “Strategos Alexandrinos Nikophileaus Graecus!“


    Nachdem ich das getan hatte, zog ich mich meine bekannte ruhige, aber nicht zu weit entfernte Ecke des Raums zurück und zückte schon mal mein Schreibgerät, um die wichtigsten Punkte des Gesprächs fürs Archiv festzuhalten.

  • Bedächtigen Schrittes ließ sich Nikolaos vom Schreiber in die Aula führen. "Salve, Praefekte.", begrüßte er den Eparchos höflich. "Ich hoffe, du fühlst dich durch mein erneutes Erscheinen nach so kurzer Zeit nicht belästigt. Doch ich habe noch einen wichtigen Nachtrag bezüglich meiner gestrigen Audienz bei dir zu machen." Sein Latein war für das Latein eines Hellenen erstaunlich sauber und glatt. Normalerweise lernten Hellenen diese Sprache weniger eifrig, schließlich war es nur ein verkrüppelter Barbarendialekt, doch da die Rhomäer nun einmal sehr mächtig waren, war es hilfreich, ihnen auch bei der Sprache ein wenig entgegen zu kommen. Er sah den Eparchos fragend an und wartete darauf, dass dieser ihm zu sprechen geböte.

  • "Ich danke dir für dein Verständnis und für deine Offenheit.", sagte Nikolaos lächelnd. "Ich hatte dich in der letzten Audienz um Zustimmung bezüglich dessen gebeten, was ich mit der Stadtwache vorzuhaben dir mitgeteilt hatte. Nun aber, bitte verzeih mir meine Vergesslichkeit, ist mir eingefallen, dass die Spieße, Knüppel und die fünfzig Schwerter beschafft werden müssen, denn bisher sind von den zweihundert Mann nur etwa siebzig in Besitz von Spießen, der Rest hilft sich mit einfachen Holzknüppeln aus. In dieser Sache wollte ich dich um Hilfe bitten, denn wie ich zu wissen meine, liegt im römischen Imperium das Monopol auf Waffen aller Art beim Imperator. Und keineswegs schwebt mir vor, dieses Monopol umgehen zu wollen." Er sah den Eparchos ernst aber freundlich an. "Ich dachte, du könntest mir vielleicht eine Möglichkeit eröffnen oder erklären, wie ich die notwendige Ausrüstung beschaffen kann. Die Ausrüstung, die zum Löschen von Bränden nötig ist, stellt kein großes Problem dar, für Leitern und Holzeimer werden sich gewiss in Alexandria viele Handwerker finden lassen. Doch Waffen sind, mit Verlaub, ohne die Hilfe von dir oder einem anderen ehrenwerten römischen Beamten, nur auf finsteren Wegen zu beschaffen, und nichts liegt mir ferner als das. Vielleicht solltest du wissen, dass ich vermute, dass die Polis, wenn ich das Pyrtaneion erst einmal von der Notwendigkeit überzeugt habe, sicher bereit wäre, mögliche Lieferanten angemessen zu bezahlen."


    edit: Buchstabendreher korrigiert

  • Nikolaos nickte. "Ich werde dir eine genaue Aufstellung vorlegen. Allerdings kann ich noch keinen Auftrag für die Lieferung vergeben, das Koinon muss noch darüber abstimmen und mir Geld dafür bewilligen. Doch ich dachte, du könntest mir vielleicht schon einmal im Voraus sagen, woher ich das beziehen könnte." Er holte eine Wachstafel hervor und reichte sie dem Eparchos. Auf dieser stand zweimal der selbe Text, einmal in Koiné und einmal in Latein.


    Notwendiges Kontingent für die Ausrüstung der bestehenden Stadtwache sowie der Erweiterung um fünfzig Mann


    I. hundertfünzig Spieße (Holzschaft, gehärtete Eisenspitze, mittellang)


    II. hundertsiebzig Schilde (Rahmen aus Hartholz, Schild aus Hartholz, Lederbezug, Eisenbeschläge, rund)


    III. fünfzig Schwerter (nach Art der römischen Gladii, gehärtetes Eisen, Griff mit Leder umwickelt)


    IV. fünfzig leichte Panzer (Leder mit Eisenplatten und Verbindungsstücken aus Eisen)


    V. zweihundertfünfzig Helme (Eisen, innen mit Lederkappe)


    VI. von den Posten I. bis V. etwa je bis zu fünfzig Ersatzexemplare, die er Strategos Alexandres oder ein von ihm gewählter zuverlässiger Vertreter unter Verschluss halten wird oder über deren Bestand der Praefectus Aegyptii et Alexandriae selbst wachen kann, wenn er dies wünscht.


  • Der Präfekt las, was ihm der Strategos gegeben hatte. Es war eine einigermaßen überschaubare Liste. Aber doch genug, dass es ihn beunruhigt hätte, wenn eine Schmiede in der Chora tes Alexandreias in der Lage gewesen wäre, diese Menge in guter Qualität herzustellen. Darum meinte er schließlich: “In den Fabricae, den Werkstätten, von Nicopolis wirst du alles bekommen können. Ich werde den Verkauf genehmigen, wenn die Stadt einen angemessenen Preis zahlt.“

  • Nikolaos nickte zufrieden. "Ich danke dir für deine Hilfe. Ich bin sicher, ich werde das Koinon davon überzeugen können, dass gute Qualität einen angemessenen Preis hat." Er blickte den Eparchos tief an, sein Blick hatte etwas durchdringendes. "Wenn über den Waffenauftrag abgestimmt ist, werde ich nach Nikopolis gehen, vorher jedoch noch einmal bei dir vorsprechen, damit du informiert bist." Er kratzte sich am Kinn. "Nun aber noch einmal zurück zum letzten Punkt der Liste. Möchtest du die Ersatz-Waffen für die Stadtwache selbst verwahren oder hast du Vertrauen in mich und überläßt diese Aufgabe mir?", fragte Nikolaos freundlich wie sonst auch.

  • "Unterhalb der Stoa an der Agora gibt es Gewölbe, die fest und sicher verschlossen werden können und von deren Existenz außerdem nur wenige wissen.", antwortete Nikolaos. "Wenn du dich selbst davon überzeugen möchtest, komme in nächster Zeit in meine Arché, dann werde ich dich in die Gewölbe führen. Es ist allerdings hinzuzufügen, dass der Weg nach unten sehr unbequem ist. Was außerdem für die Verwahrung von Ersatz-Material zum Vorteil gereicht ist, dass die Gewölbe frei von eindringenden Wasser des Bodens und auch ansonsten trocken sind." Er legte eine bedächtige Redepause ein. "Um vollkommene Sicherheit zu erhalten, dass die Waffen dort gut verwahrt sind und um jegliche Gefahr eines Zugriffs anderer Menschen auszuschließen, werden von ihrer Existenz nur du, ich und ein von von mir ernannter Vertrauensmann aus der Stadtwache erfahren, und natürlich jeder, den du, (natürlich auf eigene Gefahr), einweihen möchtest. Ich denke um die Sicherheit müssen wir uns keine Sorgen machen." Er sah den Eparchen mit einem ernsten, vertrauenserweckenden (oder erheischenden) Gesichtsausdruck an.






    Sim-Off:

    wieder einmal gibt es keine konkreten informationen, wo man in alexandria historisch waffen aufbewahrt hätte/hat, deshalb modelliere ich mal ein wahrscheinliches szenario.

  • “Gut, deine Zusicherung genügt mir.“, antwortete Germanicus Corvus, der allem Anschein nach wenig Lust verspürte in irgendwelche Gewölbe hinab zu steigen.


    “Wenn es so weit ist, dann komm' nach Nicopolis und melde dich bei mir in der Principia. Ich werde dafür sorgen das die benötigten Waffen bereit liegen. Eine Centurie der Legion wird dich dann nach Alexandria begleiten, um sie zur Agora zu bringen.“

  • "Sehr gut. Ich danke dir, Praefekte. Wir werden sicher bald von einander hören." Er sah den Praefekten freundlich an. Langsam fand Nikolaos Gefallen an diesem Rhomäer. Zwar war er immerhin ein Rhomäer und vertrat die Besatzungsmacht, doch es war gut, dass dieser Rhomäer sich so freundlich und zur Zusammenarbeit bereit zeigte. Und ein gutes Verhältnis zu dem Stellvertreter des Kaiser-"Gottes" in Alexandria konnte nicht zum Schaden sein. "Die Zusammenarbeit zwischen dir und dem Pyrtaneion scheint mir wirklich eine gute und fruchtbare zu sein. Hast du noch ein weiteres Anliegen?"

  • “Zum Wohle Alexandrias und Roms müssen wir gut zusammenarbeiten. Davon profitieren wir alle, nicht wahr?“, antwortete Germanicus Corvus lächelnd.


    “Nein, ich habe im Augenblick kein weiteres Anliegen an dich.“

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