Nachdem Claudius seine letzten Aufgaben abgeschlossen hatte, begab er sich an einem regnerischen Tag zur Rostra, um über seine vergangene Amtszeit Rechenschaft abzulegen. Sein eigenes Resümee fiel um einiges schlechter aus als das, was er gegenüber dem Volk äußern würde, denn beginnend mit seinem nicht entsprochenen Wunsch über die Art des Amtes war auch während der Ausübung einiges nicht nach seinen Vorstellungen gelaufen. Sein Eindruck von den beiden zu Hilfe gezogenen Stammeinheiten war schlecht, um nicht zu sagen katastrophal. Das betraf nicht nur die Personalgestellung, sondern auch den Einsatzwille und die Qualifikation der Männer. Darüber zu urteilen, gehörte aber bestenfalls in den persönlichen Bereich und nicht in die bevorstehende Rede.
Eine gewisse Müdigkeit konnte Menecrates ebenfalls nicht leugnen. Die vergangene Amtszeit war länger als die erste gewesen, die Aufgaben schienen anders aufgeteilt zu sein oder die übrigen Quaestoren waren - mit Ausnahme von Detritus - faul gewesen. Mit ernster Miene, der man durchaus die Erholungsbedürftigkeit ansah, trat der Claudier vor, räusperte sich einmal und begann alsdann mit seinem Bericht.
"Bürger Roms,
die Amtszeit als Quaestor Urbanus liegt hinter mir. Meine Hauptaufgabe bestand darin, den Reiseverkehr und die Meldelisten in sämtlichen Provinzen zu überwachen. Die Arbeit ist nicht besonders abwechslungsreich, aber verantwortungsvoll. Sie erfordert eine fortwährende Kontrolle, sie erfordert Gewissenhaftigkeit und Koordinationsvermögen, um zeitnah auch auf Unsauberkeiten in den entfernen Regionen und Provinzen reagieren zu können. Ich kann behaupten, die Listen stets auf dem neuesten Stand gehalten zu haben und Unregelmäßigkeiten zeitnah aufgedeckt, hinterfragt und wenn nötig geahndet zu haben.
Ein weiterer nicht unerheblicher Bestandteil meiner Amtszeit stellte die Führung der Chronik dar, bei der mich allerdings Octavius Detritus unterstützt hat. Zwei Drittel der Führung lagen in meinen Händen, wobei mein Amtskollege die Vervollständigung übernommen hat, die ich wiederum bei dem von ihm verwalteten Teil beigebracht habe. Die letzten beiden Wochen, das ist mein Kenntnisstand, liegen vermutlich noch brach, was auf Abstimmungsschwierigkeiten zurückzuführen ist. Eine Beschönigung der Situation liegt mir nicht, daher dieses Zugeständnis.
Über diese Grundaufgaben hinaus, bat ich den Praefectus Urbi, mir zusätzliche Aufgaben anzubieten, was in Form einer Straßenkontrolle erfolgte. Die Unterstützung von Seiten der Cohorten kann ich diesbezüglich als gut bezeichnen, die der Vigiles als unbefriedigend. Dennoch erwies sich die Straßenkontrolle als verdrießliches Unterfangen, weil einige der zugewiesenen Milites aufgrund schlechten Trainingszustandes - anders kann ich es mir nicht erklären - ausgefallen sind.
Das zusätzliche Projekt der Bauberatung für das Ulpianum, mit dem ich bereits zu Beginn meiner Amtszeit geliebäugelt hatte, konnte nicht im Ansatz umgesetzt werden, weil die von mir vorgeschlagene Ortsbegehung schlicht nicht stattfand. Mehr als theoretische Vorschläge konnte ich demnach leider nicht einbringen, sehr zu meinem Bedauern, weil die Bauleitung nicht in meinen Händen lag.
Ziehe ich also ein Resümee, muss ich sagen, dass die Zusatzaufgaben nicht vorzeigbar sind, die eigentlichen Aufgaben meines Amtes von mir jedoch mit Gewissenhaftigkeit ausgeführt wurden. Für Nachfrage stehe ich jetzt gern zur Verfügung."