• | Imhotep


    Im Auftrag des Agoranomos machte sich Imhotep, der Schreiber, auf, um auf dem Fremdenmarkt zur Ordnung zu mahnen. Im Schlepptau hatte er mehrere städtische Doyloi, die unter anderem Waagen und andere Prüfgeräte schleppten.


    Zuallererst trat der Ägypter auf einen über und über mit Gold behängten Händler zu, dessen Marktstand neben den verschiedensten Gewürzen auch edle Tierfelle, Opium - kurz alles, was über die östlichen Handelsrouten ins Reich kam, verkaufte. In geschliffenstem Griechisch begann Imhotep


    "Chaire. Im Namen des Agoranomos Leonidas Philotates muss ich deine Gewichte und Maße überprüfen."


    Mit einer lässigen Handbewegung holte er Germanicos, einen hühnenhaften Mann aus dem Norden des Reiches hervor (der ständig gefragt wurde, wie er hierher hatte gelangen können). Er trug eine Kiste mit verschiedenen Gewichten - von der kleinsten Unze bis zu Gewichten von der Größe einer Faust.


    "Bring uns deine Gewichte!"


    befahl Imhotep und fühlte sich, als sei er einer seiner Ahnen, die damals im Roten Land unterwegs gewesen waren und des Pharaos Ernste kontrolliert hatten. Jetzt wurden sie selbst wie diese Bauern behandelt...


    Doch jäh wurde der Ägypter aus seinen Gedanken gerissen, als ein parthisch aussehender Sklave ebenfalls mit einem Tablett Gewichte erschien. Ein weiterer Stadtsklave holte eine Balkenwaage und das Vergleichen der Gewichte begann...





    GRAMMATEUS – LEONIDAS PHILOTES

  • | Imhotep


    Mit einem überlegen-kritischen Blick betrachtete Imhotep die Waage, die sich langsam einpendelte. Die Mine* des Agoranomen stimmte mit der des Händlers überein. Als nächstes legte der Sklave das Drachmen**-Gewicht in die Waagschale und der Sklave des Händlers tat es ihm gleich. Erneut waren alle Augen auf die Anzeige gerichtet. Und wieder stimmte es. Nun folgte die Obole***, die wohl eher für das Abwiegen der edelsten Gegenstände genutzt wurde. Spannungsvolle Stille, doch dann...der Zeiger deutete nicht auf die Haltestange, sondern etwas in Richtung der Obole der Kontrolleure!


    "Oh, oh, oh..."


    meinte Imhotep in einem hämischen Tonfall. Er genoss es, Macht auszuüben. Er, der unterbezahlte Grammateus über ihn, den reichen Händler. Dieser sah ihn etwas verwirrt und entschuldigend an.


    "Oh, das tut mir aber leid. Das war sicherlich keine Absicht! Ich wollte doch niemals meine geliebten Kunden betrügen!"


    Doch Imhotep sah ihn kritisch an und schüttelte den Kopf.


    "Das kostet aber eine Geldstrafe! Das Fälschen von Gewichten ist hier strengstens untersagt!"


    Sim-Off:

    * 341 g
    ** 3,41 g
    *** 0,57 g





    GRAMMATEUS – LEONIDAS PHILOTES

  • | Imhotep


    Nun setzte der Händler ein entschuldigendes Lächeln auf.


    "Das Gewicht muss...heruntergefallen sein oder so. In Pelusium war es noch korrekt..."


    Imhotep schien immernoch nicht von der Rechtschaffenheit des Händlers überzeugt zu sein, was diesem offensichtlich nicht gefiel. Doch sogleich setzte er sein entschuldigendes Lächeln wieder auf.


    "Ich meine...es wäre doch sicher möglich, wohlwollend darüber hinwegzusehen..."


    Nun sah Imhotep noch ungläubiger aus als gerade. Einfach darüber hinwegsehen? Wie stellte dieser dahergelaufene Parther sich das vor? Natürlich wusste er, dass es sehr schlecht fürs Geschäft war, wenn gefälschte Gewichte ans Tageslicht kamen.


    "Ich denke nicht, dass das möglich ist."


    erklärte er deshalb mit steinerner Miene.


    "Aber nicht doch - das würde mich ruinieren..."


    bat der Händler nun mit gespielter Verzweiflung...





    GRAMMATEUS – LEONIDAS PHILOTES

  • | Imhotep


    Imhotep lächelte schadenfroh.


    "Das hättest du dir vorher überlegen müssen - bevor du deine Gewichte gefälscht -"


    Der Händler fiel ihm ins Wort.


    "Das habe ich nicht. Es muss...heruntergefallen sein!"


    "Jedenfalls ist es falsch."


    "Aber...ich meine...da ginge doch sicher..."


    Er trat an Imhotep heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Zuerst wirkte der Ägypter empört, dann jedoch malte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Schließlich sah der Händler dem Kontrolleur wieder ins Gesicht.


    "Das wäre doch wohl eine Möglichkeit!"


    Zuerst schien Imhotep unsicher, dann jedoch meinte er


    "Na gut, diesmal...aber pass' auf, dass das nicht nochmal passiert!"


    Der Händler lächelte zufrieden und verschwand in seinem Stand. Kurz darauf erschien er mit einem Beutel Münzen. Er öffnete ihn und holte ein paar Münzen heraus, die er die Doyloi verteilte.


    "Man muss die Großzügigkeit des Grammateus nicht an die große Glocke hängen."


    Er lächelte die Sklaven freundschaftlich an und reichte dann den Beutel an Imhotep weiter.


    "Und hier - für den Ärger, den ich Dir bereitet habe!"


    Nun lächelten beide sich an. Die beiden verstanden sich! Anschließend holte Imhotep seine Männer zusammen und ging weiter.





    GRAMMATEUS – LEONIDAS PHILOTES

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