Es war eine Wohltat wieder auf einem Pferd zu sitzen. Die römischen Städte waren frei von diesem Getier. Die Zeit immer nicht ausreichend gewesen am Abend, am Nachmittag auszureiten. Doch jetzt wo Herius wieder auf einem Pferd saß, erfüllten sich alte Geschichten in seinem Herzen. Er hatte viel davon zu erzählen, folgte dem Lauf der Via Augusta bis Arelate, um sich dann am Lauf des Rhodanus nach Norden zu wenden. Die Straßen waren gut ausgebaut, dienten als Handelsrouten für Flachs und Tonwaren, für Rohstoffe wie Silber, Eisen und Blei. Gut besucht von Norden her, kam er trotzdem zügig in seiner Spur voran.
Der ihm begleitende Sklave mußte sich die Geschichten anhören, die dem ehemaligen Tribunen einfielen und er war dazu angehalten jenem Mann in den Stunden des Abends ein Mahl zu bereiten. Viel hatten sie nicht mitgenommen, das Meiste fanden sie unterwegs. Fingen ein paar Fische im Flusslauf, holten sich einige zutrauliche Tauben aus dem Wald, oder hatten das Glück Wild zu fangen. Die Beimahlzeit gruben sie ganz unentdeckt aus einem der unzähligen Felder aus. Mal waren es Rüben, mal etwas Mais. Oft reichte aber auch der Griff zu den Bäumen. Äpfel, Birnen oder Zwetschgen standen bereit zum Abnehmen.
So erreichten sie schließlich nach Tagen eine Mansiones in Vesontio und Herius gab dort einen Brief nach Mogontiacum auf. Eine Adresse die er noch kannte und hoffte seine Söhne würden dort wohnen. Kaum mehr als den Abschied hatte er in Erinnerung. Trotzdem wollte er sie besuchen. Neben den anderen Dingen, die ein Mann seines Handwerkes eben in der tonreichsten Lage des Imperiums tat.
In der Stadt rasteten sie drei volle Tage. Einige reguläre Mahlzeiten waren das Eine, der doch nicht mehr so gewöhnte Rücken und Hintern das Andere. Viele Miles waren sie von Tarraco geritten und viele Kliometer hatten sie noch vor sich bis sie endlich die Stadt am Rhenus erreichen würden.
Neben der Spannung machte sich auch das Gefühl der Freiheit breit. Jene hatte Herius nur bei den Truppen in höherem Rang so richtig genießen können. Damals am Limes, den Germanen Aug in Aug und jetzt? Jetzt hatte er eine neue Geschichte zu erzählen, der Junge freute sich darauf schon rießig. Derart, das er es nicht vermeiden konnte im Ungesehenen mit den Augen zu rollen...