Eine ungeheure Verantwortung

  • Macer konnte nicht leugnen, dass dieser Vorschlag seine guten Seiten hatte. Neu war die Idee einer einheitlichen und qualitativ wertvollen Ausbildung für Architekten ohnehin nicht. Selbst Autoren wie Vitruvius, der sicher mehr Militärtechniker als Hausbauer war, hatte sie immer wieder gefordert. Wobei es ihm wohl eher um die handwerkliche, mathematische und ästhetische Ausbildung ging, als um die Sicherheit auf den Baustellen.


    "Wer müsste denn dann jeweils so ein Zertifikat haben?", fragte Macer nun wieder den Senator. "Und wann? Nehmen wir an, ich lasse in meinem Haus ein Zimmer neu anstreichen. Benötigt dann der Maler ein Zertifikat, bevor er auf die Leiter steigt? Oder benötige ich eines, weil ich der Bauherr bin? Oder benötigt keiner eines, weil ich in meinem Haus so viele Unfälle verursachen kann wie ich will? Was ist, wenn der Maler nun auch die Außenwand streichen soll und seine Leiter dazu auf der Straße aufstellt? Benötigt jetzt jemand ein Zertifikat?"

  • "Die Frage Senator Macer läßt sich einfach und kurz beantworten: Ich spreche von Architekten, von Baumeistern und nicht von Handwerkern. Jene mögen auf einer Großbaustelle ebenfalls vor Ort sein. Sie zu führen, zu leiten ist allerdings Aufgabe des Organisators. Jener Mann, der ein Zertifikat haben soll, um die Arbeiten sicherer zu leiten und die Baustelle unfallfreier zu machen. Ein fallender Farbeimer hat wohl noch niemanden umgebracht."














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  • Macer hatte mit dieser oder einer ähnlichen Antwort gerechnet. Immerhin war die Problemstellung auch keineswegs einfach. "Nun gut, dann also keine Farbeimer. Was ist mit Steinen und Dachziegeln? Ist denn an jeder Stelle, wo ein Handwerker fünf Dachziegel austauscht, die der Sturm beschädigt hat, ein Baumeister oder Architekt zugegen? Kann man von einem Hausbesitzer verlangen, dass er selber so ein Zertifikat haben muss, um solche Arbeiten in Auftrag zu geben? Oder soll es etwas nötig sein, dass ein Architekt ein Zertifikat an der Schola erwirbt, um dann pro forma bei einer solchen Schadesnbeseitigung zugegen zu sein, ohne dass dabei jemals seine Fähigkeiten gebraucht wurden?" Von den Kosten, die einem Hausbesitzer dadurch zusätzlich entstehen würden, ganz zu schweigen. Und gerade die kleinen derartigen Baustellen, die unvermittelt auftauchten und einem an jeder Straßenecke begegen konnten, waren wohl noch gefährlicher als die Großbaustellen, die jeder kannte und die schon deshalb sorgfältiger abgesperrt wurden, damit niemand die teuren Marmorblöcke mitgehen ließ.


    Noch bevor eine Antwort gegeben werden konnte, schob Macer noch etwas nach. "Und falls auch solche Arbeiten nicht in dem von dir gewünschten Rahmen fallen, so würde ich gerne erfahren, wo dieser denn anfängt und wie du verhindern möchtest, dass ein geschickter Redner jede Arbeitsstelle so umdeklariert, dass kein Baumeister anwesend sein muss." Dass man Gesetze sehr frei interpretieren kann, war ja auch gerade Senator Avarus nicht fremd, soweit Macer wusste.

  • "Wir sollten sie genau dort ziehen, wo sie günstig für die Sicherheit verläuft. Jene Linie ist die entscheidende Gerade, welche darüber entscheidet, ob ein Bürger oder mehrere Leben können, oder ob sie aus Unachtsamkeit sterben müssen.


    Sicher wird es auch bei Renovierungen, bei kleinen Reperaturen immer wieder zu Unfällen kommen, aber ich denke die Gefahr ist weitaus größer, wenn es sich um komplexe Bauten handelt. Dabei denke ich vorallem an die öffentlichen Gebäude, die neu errrichtet werden, saniert oder eben an ihnen auch Katastrophen entfernt werden. Zusätzlich zähle ich Baustellen hinzu, an welchen ein neues Haus entsteht. Genauso wie Projekte des Vergnügens sprich Theater und Foren. Außerdem die guten und wichtigen Aquadukte. Sowas eben. Ein einfacher Bürger wird desswegen noch immer sich den Sturmschaden leisten können.


    Jene Zertifikate kann man so mit den Baugenehmigungen abfragen. Das bedeutet auch nicht mehr Aufwand, aber schon ein kleines Maß an mehr Verantwortungsbewußtsein dem römischen Volk gegenüber."





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  • Das erschien Macer durchaus schlüssig und zustimmungsfähig und es lag auch auf der Linie, auf der sich die Debatte zuletzt entwickelt hatte. Trotzdem wollte er sich die Idee noch weiter erklären lassen. "Soweit kann ich dir folgenden, Senator. Doch vor wenigen Augenblicken sprachen wir noch über die verschiedenen bisher abgehaltenen Kurse und erteilten Zertifikate und was man damit machen darf. Die dort angesprochene Wohnarchitektur fällt dann ja wohl erst einmal weg. Bleibe ich dann mal bei mir als Beispiel, habe ich noch einen Kurs zum Wasserbau vorzuweisen, was in meinem aktuellen Amt mehr als praktisch ist. Ich verstehe es richtig, dass ich dann als Bauleiter für alle Aquaeduktbaustellen auftreten dürfte? Was würde mich erwarten, wenn es trotzdem Unfälle gäbe?" Immerhin war im Senat ja oft genug gepredigt worden, dass ein Gesetz ohne Konsequenzen nicht vollständig ist. Also musste man diesen Punkt auch gleich ansprechen.


    "Wie sieht es mit Tempeln aus? Deren Bau dürfte ich nicht beaufsichtigen? Ist die Sicherheit auf den Baustellen nicht unabhängig von den handwerklichen und künstlerischen Anforderungen?"

  • "Hm Verantwortung kann man nicht studieren, einzigst die Praktika kann ein Kurs vermitteln und wenn es doch Unfälle gibt, ist dies wohl tragisch, aber am Ende nicht ganz vermeidbar. Immerhin aber werden sie minimiert. Geschehen sie doch, nun was würdest du vorschlagen Senator Macer? Vielleicht einen Zivilprozess... eine Rüge nur oder läßt du es auf die Position des Opfers ankommen. Sklaven zum Beispiel sterben immer wieder und es hebt uns nicht an, denn sie sind günstig erwerbbar, ein toter Bürger jedoch zieht einen Prozess nach sich...."


    Über die Tempel mußte er einen Moment nachdenken, dann aber kam er zu seinem Grundgedanken zurück.


    "Letztlich hoffe ich, das die Zeit es zuläßt und wir Kurse anbieten können, die nicht mehr so abstrakt zwischen den Themengebieten unterscheiden. Natürlich entsteht dir jetzt dabei ein kleiner Nachteil, Senator Macer, doch denke ich, das im Besonderen auch du mehr Wissen hast, als Aquadukte und ihren Verlauf zu berechnen und auch den Bau zu überwachen."




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  • Durus lächelte. Jede Bürokratisierung war ihm verhasst, obwohl er Jurist war. Abgesehen davon war es ihm völlig egal, wenn ein Bauarbeiter vom Gerüst fiel - was er zweifelsohne eher tat, weil er bereits am Frühstück unverdünnten Wein trank als daran, dass der Architekt das Baugerüst falsch aufgestellt hatte...


    Er erhob sich.


    "Also jetzt muss ich mich aber doch noch einmal einmischen: Der überwältigende Anteil an Unfällen im Baugewerbe entsteht doch, weil die einfachen Arbeiter nicht aufpassen, weil ein Gerüst schlecht steht, weil ein Seil reißt oder sonstetwas. Ich frage mich, wie daran etwas durch eine Zertifikatspflicht für Architekten oder Bauleiter geändert werden sollte. Sie sind meist ohnehin nicht auf der Baustelle. Den Kolonnenführern einen derartigen Kurs vorzuschreiben. Außerdem würde dies einen gewaltig höheren Verwaltungsaufwand bedeuten.


    Folglich halte ich diese Sache für schwerlich durchführbar, beziehungsweise nicht sinnvoll."

  • "Dann sind es schlechte Architekten. Natürlich wird kein Mann von gehobener Bildung den ganzen Tag selbst auf einer Baustelle verweilen, um am Abend dreckig genug in den Thermen darauf weisen zu können, er habe schwer geschuftet. Aber er wird Männer vor Ort einsetzen, die ihm nicht nur Bericht geben, sondern seine Weisungen und Aufgaben verteilen. Dabei haben sie ein wachsames Auge, denn sie dienen ihren Herren und sind sich bewußt, wer ihr Versäumnis in Sachen Aufmerksamkeit bezahlen wird."


    Avarus blickt zu Durus. Jener machte es sich deutlich zu einfach für seinen Geschmack.


    "Oh es ist also zuviel Aufwand einen Kurs zu besuchen, welcher der Sicherheit dienlich ist. Ist es im Vergleich genauso ratsam auch andere Themengebiete abzuschaffen, weil es den Bürgern zuviel Mühe machen würde nach Rom zu kommen? Schaffen wir den Cursus Iuris ab, weil wir für ein paar Jahre am Gericht als Praetor nun wirklich nicht mehr brauchen als Zuckerbrot und Peitsche? Lassen wir an der Militärakademie alle Weiterbildungen für Offiziere sausen, weil jene soweit zu reiten hätten und setzten dafür mehr darauf, das die Götter immer ein wachsames Auge auf unsere Soldaten haben und jene Männer aus freien Stücken heraus ihre Formation auf dem Schlachtfeld finden?... Was ist mit dem einfachsten angebotenen Cursus... lassen wir ihn auch, weil wir einfach nicht genug Scholastikos* sein können? Nein Senator du machst es dir wahrlich leicht, was die römische Bildung anbelangt."



    *Erz-Dummkopf




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  • Macer hatte keine Lust, die Debatte in eine allgemeine Bildungsdiskussion abrutschen zu lassen, denn dann würden sie sicher nie zum Ende kommen. Nun war er aber kein Consul, der einfach zurück zur Sache hätte rufen können, aber immerhin hatte Senator Avarus ihm eben eine konkrete Frage gestellt, auf die er eingehen konnte. "Du fragst mich, welche Konsequenzen ich nach einem Unfall vorschlagen würde? Nun, ich sehe zwei Möglichkeiten. Möglichkeit eins ist es, hohe Strafen festzulegen, die den säumigen Bauleiter hart treffen. Möglichkeit zwei ist es, geringe Strafen festzusetzen." Soweit war das wohl mehr als offensichtlich.


    "Was sind nun die Konsequenzen? Bei der ersten Möglichkeit wäre für mich persönlich ganz klar die Konsequenz, trotz Zertifikat niemals als Bauleiter aufzutreten. Wie Senator Tiberius Durus schon ausführte, passieren Unfälle ständig und aus den nichtigsten Gründen, die ich nicht einmal kontrollieren könnte, wenn ich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf der Baustelle wäre. Ich könnte mir vorstellen, dass gerade die besonders qualifizierten Architekten es vorziehen werden, sich nicht durch die Unachtsamkeit eines Lehrjungen ihr Vermögen ruinieren zu lassen und daher nicht als Bauleiter zur Verfügung zu stehen. Der Qualität der Bauten kann dies nur abträglich sein.


    Bei der zweiten Möglichkeit stellt sich die Frage nach dem Sinn. Es passiert ein Unfall, es wird nach dem Mann mit dem Zertifikat gefragt, vielleicht haben dann sogar der Architekt und der Bauherr eines, teilen sich die geringe Strafe und machen weiter wie bisher. Geschäftstüchtige Männer könnten hingehen und sich für minimale Kosten für zahlreiche Baustellen als zertifizierter Leiter zur Verfügung zu stellen, ohne diese jemals gründlich in Augenschein zu nehmen. Passiert ein Unfall, hätten sie die entsprehenden Kosten durch die Einnahmen von den zahlreichen anderen Baustellen problemlos gedeckt."


    Dass Macer mit beiden Möglichkeiten nicht recht glücklich wurde, war an seiner Gestik während der Rede offensichtlich.

  • "Ich meine nicht den Aufwand des Besuches, sondern den der Überprüfung, ob die zum Kurs verpflichteten diesen besucht haben. Und natürlich dann auch noch diesen einhalten. Der Cursus Iuris und die Examen an der Militärakademie sind meiner Meinung nach auch nicht zwingend notwendig, wenn die führenden Familien, die diese Kurse für die Wahrnehmung ihrer Pflichten benötigen, sich ein wenig mehr auf die würdige Ausbildung eines jungen Römers besinnen würden. Aber das ist eine andere Geschichte.


    Zurück zu den Architekten oder Bauleitern oder was auch immer. Was genau hat Sicherheit mit dem Architektur-Kurs zu tun? Soweit ich mich erinnere, wurde dort eben das vermittelt, was ein Architekt für die Konstruktion von Bauwerken benötigt, nicht, wie ein Baugerüst aufzustellen ist.
    Daher hat es keinen Sinn, dabei von Bausicherheit zu sprechen. Dieses Wissen haben die leitenden Arbeiter durch Erfahrung, sie bekommen keine Anweisung vom Architekten, wie sie ihr Gerüst zu befestigen haben. Dieses Wissen haben viele Architekten auch gar nicht, nehme ich an, denn es ist nicht ihre Aufgabe. Folglich reden sie den Arbeitern da auch nicht rein. Es wäre genauso, wie wenn der Statthalter einem Aquarius erklärt, wie er ein Aquädukt zu inspizieren hat.


    Folglich müsste es eine Sicherheitseinweisung für die Arbeiter geben, was aber einen gewaltigen Aufwand bedeutet."


    erwiderte Durus und wurde immer ärgerlicher. Er würde sich ein wenig mehr in Ruhe üben müssen, wenn er Zeit dazu hatte...

  • "Oh natürlich sie können sich auch aus der Verantwortung drücken und so weiter machen wie bisher. Nur so frage ich euch Senatoren wollen wir das wirklich? Ist es nicht ein römisches Interesse den Bürgern mehr Sicherheit auf ihren Wegen zu geben, sie zu schützen und zu wahren. Kein Baumeister wird belangt werden, wenn Arbeitskräfte sklavischer Herkunft betroffen sind. Das war auch nie der Inhalt meiner Rede. Nein aber er darf dafür in der Lage sein das Umfeld so abzusperren, das dem Bürger kein Leid geschied. Alles Andere führt zu wenig Einigung und ist auch nicht notwendig, solange frische Arbeiter nach Rom verkauft werden. Ein Architekt, der seinen Stamm an guten Fachkräften auch in Form von Sklaven halten will, wird immer Wege finden dies zu realisieren. Doch würde ich daran keine Verordnung fest machen wollen."



    Edit: Ist auf Macers Beitrag gemünzt, hab jetzt keine Lust auch den Tiberier noch zu bedenken. War wohl gleichzeitig am Tippen.










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  • "Dann möchte ich dich direkt fragen: Sind Absperrungen Inhalt deines Kurses?
    Ist das nicht vielmehr eine Frage von Bauverordnungen? Wäre es nicht sinnvoller, in diesem Fall eine Verordnung über Absperrungen zu erlassen? Wobei ich mich frage, ob unsere Bürger nicht intelligent genug sind, nicht unter einem Kran herumzuspazieren..."

  • "Es ist durchaus zu verstehen, was einem Römer darauf seine Worte sind, aber so sage ich dir... es sind nicht die Absperrungen..." welch Worte doch ein Patrizier heuer fand "... sondern jene Dinge, die Rom zu schützen wissen. Heute mögen wir mit einigen Fragen zur Sicherheit römischer Bürger beginnen, Morgen fragt man sich, warum wir darüber debattierten. Und wir sollten in der Lage sein ihren Fragen Antwort zu stehen, denn es ist eine zentrale Befindung, die mich treibt. Nicht Sicherheit allein wird Gemäuer empor richten, aber sie wird immer ein zentraler Punkt in allen Gebieten bleiben. Sie dient dazu Römer am Leben zu halten, sie wird sich durch jede Künette bewegen, sie entscheidet über Fortgang und Untergang und sie dient uns schlicht um Rom vor dem Untergang zu bewahren, denn was ist eine römische Hauptstadt ohne ein ruhiges, sicheres Volk?"


    Die Antwort wußte wohl jeder Senator, der schon einige Jahre dem römischen Imperium gedient hatte. Das diese jugendlichen Spunde immer öfter ihre Stimmen ohne die Obhut ihrer Patrone erhoben war ein Zeichen. Jenes zu deuten oblag den Priestern, aber es schien nicht den alten Traditionen zu entsprechen, soweit war sich Avarus im Klaren. Nur wie verhielt man sich dabei? Es war eben etwas neues....




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  • Macer kratze sich am Kopf. Gut sichtbar und durchaus heftig. Mit zusammengekniffenen Augen vergewisserte er sich, dass immernoch Senator Avarus dort als Redner stand und nicht plötzlich wieder der angetrunkene ehemalige Proconsul von Hispania. Dann ging ein Schütteln durch seinen Körper. "Ich bitte vielmals um Verzeihung, Herr Kollege, aber ich habe kein Wort verstanden." Sein Blick wanderte zum vorsitzenden Consul. "Könnte vielleicht bitte der Senatsschreiber so freundlich sein, die Ausführungen noch einmal Satz für Satz zu wiederholen..." Sein Blick wanderte wieder zurück. "Oder Senator Avarus, möchtest du vielleicht selber..." Den Rest des Satzes ließ Macer unvollendet.

  • Durus bemühte sich sehr, zu verstehen, was Germanicus nun von ihm wollte, aber seine Worte waren schwer durchschaubar, zumal er vergeblich nach Grammatik suchte. Er kam zu dem Schluss, dass Avarus eigentlich nichts gesagt, aber viel geredet hatte. Naja, vielleicht war es am besten, es einfach Meridius nachzumachen und zu gehen...


    Sicherheitshalber sah er jedoch ebenfalls zum Senatsschreiber.

  • Avarus dachte nocheinmal über sein gesprochenes Wort nach, fand aber nicht, das es für den Stand der Senatoren unangemessen formuliert war. Nun gut... gebetsmühlenartig ratterte er seine Gedanken nocheinmal leicht verständlich herunter.


    "Wenn du befindest, Senator Macer...."


    Er strich sich über die Stirn.


    "Sicherheit ist im Bezug auf eine Baustelle das wichtigste Instrument, um Leben zu schonen und Stadtteile friedfertig zu halten. Wie geht es denn, wenn wir heute des Metzgers Frau erschlagen, weil ein Steinheber nicht aufpasste. Morgen ist dann der örtliche Weinhändler dran, weil er den kurzen Weg unter den Gerüstbrücken wählte. Wenn wir den Handwerkern dieses Instrument der Absicherung nicht gebührend auferlegen, wird er immer Wege finden Schuld zu bestreiten - im Nachhinein- und von Vornherein Pflichten vernachlässigen. Sie sind so und glaubt mir ich habe schon mit vielen dieser Baumeister zusammen gewirkt. Wenn nicht jene ein wachsames Auge haben, die im Geist gebildet sind, steht es schnell schlecht um unsere Bürger.


    Was ich damit sagen will, ist das zentrale Thema der Sicherheit in den Kursen mit aufzufassen. Richtig ist, das es derzeit zwei ältere Abschriften gibt, derer Worte sich eher mit dem Errichten, denn mit dem Sichern befassen. Doch sind sie in dieser heutigen Zeit auch nicht mehr ganz so aktuell. Wesswegen wohl auch schon sehr lange keiner dieser Kurse mehr abgehalten wurde.


    Ist es aber auch nicht so, das wenn wir hier debattieren von etwas Neuem sprechen? Ich habe kein altes Gesetz aufgegriffen, sondern mir eigene Gedanken zu diesem Thema gemacht und sie euch vorgestellt. Nun ihr scheint das völlig anders zu sehen, dann ist das euer Recht und eure Stimme."


    Leicht entnervt setzte sich Avarus wieder hin. Seine Miemik verriet dabei nicht, was er dachte. Die Arme verschränkte er vor der Brust und blickte starrend -überlegend- vor sich hin.




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  • Jetzt blickte Macer schon wieder sehr viel weniger verwirrt drein, fast schon zufrieden. Denn immerhin konnte er aus dieser zweiten Antwort eine klare Aussage zu der zuvor gestellten Frage ablesen.


    "Das heißt also, dass wir bei allen was wir hier überlegen, ohnehin nur für die Zukunft planen können und an keiner Stelle vorhandenes aufgreifen", fasste er die Erkenntnisse für sich noch einmal zusammen. "Dass die Sicherheit auf den Baustellen ein wichtiges Anliegen ist, möchte ich nicht bestreiten. Wir haben Vorschriften zum Schutz vor Stadtbränden, wir haben Vorschriften zur Absenkung des Verkehrs auf den Straßen, wir haben Vorschriften für Wasserleitungen, da wären sinnvolle Vorschriften zur Sicherung von Baustellen nur ein Mosaiksteinchen mehr. Allerdings schlage ich eine völlig andere Herangehensweise vor, als du zunächste vorgetragen hattest."


    Macer holte einmal Luft, bevor er beide Ansätze knapp zusammenfasste. "Sofern ich dich richtig verstanden habe, sah dein erster Vorschlag vor, die Teilnahme an einem Kurs so schnell wie möglich verpflichtend zu machen, wobei dieser Kurs dann zukünftig auch Themen der Sicherheit anbieten soll.


    Mein Vorschlag ist es, dass wir durch Bauvorschriften so schnell wie möglich Sicherheitsmaßnahmen verpflichtend machen, wobei deine Kurse zukünftig ein Angebot sein können, sich das nötige Wissen anzueignen.


    Ich vertausche also quasi Pflicht und Angebot. Die Einhaltung der Sicherheit ist Pflicht, woher der Leiter der Baustelle das nötige Wissen erlangt, ist seine Sache."

  • Dies war durchaus eine völlig neue Richtung, die Macer da vorschlug. Aber Avarus hatte 'seinen' Weg bereits begraben. Zuviele Missstimmen hatten sich darauf gesammelt und doch wußte er nicht, ob es klug war darauf einzugehen. Immerhin würde er sich dabei selbst das Wasser abgraben Durchsetzungsvermögen angerechnet zu bekommen. Auf der zweiten Seite allerdings hatte ihn diese lange Debatte auch mürbe gemacht und ihn in Gedanken die Bedeutung seiner Worte auferlegt.


    Er wäre dazu verpflichtet gewesen in aller kürzester Zeit die Kurse neu aufzuarbeiten und dieses durchaus wichtige Thema Sicherheit einzufügen. Jetzt war dem nicht mehr so, das Gesicht allerdings konnte gewahrt werden, weil eine neue Verordnung auch sein innerstes Anliegen auffasste, nämlich das Baustellen in und neben den Städten sicherer wurden. Damit weniger Menschen zu Tode kamen und auch das Risiko gesenkt werden konnte.


    "Es wäre ein anderer Weg, Senator Macer. Vielleicht hören wir vom Senat, was deine Worte für einen Eindruck machen würden. Mir persönlich ist es zwar ein wenig zu lasch gehandhabt, aber wenn es der Wille des Senats ist, wer will sich da schon sträuben."




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  • Durus wunderte sich immer mehr, dass ausgerechnet Avarus sich um die Sicherheit auf Baustellen sorgte, dann kam jedoch ein neuer Vorschlag von Macer. Diesem konnte er schon mehr abgewinnen - zumal er nicht von Avarus gestellt wurde :D


    "Grundsätzlich würde ich eine Bauvorschrift unterstützen, jedoch bin ich der Meinung, alles möglichst knapp zu halten um einer Verordnungsflut vorzubeugen."

  • "Ich denke auch, wir sollten uns auf das nötigste beschränken", stimmte Macer zu, denn unnötige Regelungen waren nicht nach seinem Geschmack. "Einige Punkte haben wir ja schon hier in der Debatte genannt gehabt, vielleicht kann man daraus ja etwas machen." Sein Blick wanderte wieder zu Senator Avarus, von dem die Initiative ausgegangen war und der die meisten Problemfelder benannt hatte.

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