Rückkehr nach dem einsamen Spaziergang

  • "Nein... schon gut. Du hast nichts falsch gemacht.", sagte sie gleich und öffnete die Hand um ihm den Bernstein zu zeigen. "Den hab' ich grade in meiner Tasche gefunden. Es ist nicht meiner, aber ich kann mir denken, wie er da hingekommen ist...", meinte sie gleich und versuchte damit ihr Stirnrunzeln zu erklären. Doch wollte sie nochmal auf die Worte eingehen, die er zuvor gesagt hatte. "Ein Charakterzug der Germanen ist diese Güte? Ich glaube ich kenne noch nicht viele Germanen... ", entgegnete sie mit einem leichten Lächeln.


    Gleichzeitig schlossen ihre Finger sich wieder um den Stein und sie schloss kurz die Augen. Es war nett gewesen von Lando, ihr den Stein in die Tasche zu stecken. Aber sie war sich noch nicht sicher, ob sie das Geschenk behalten konnte. Immerhin... es war doch ein wertvoller kleiner Stein, das meinte Narcissa wenigstens.

  • Immer noch leicht durch den Wind betrachtete er den Bernstein und ihre hinzugefügten Worte erklärten die Situation zumindest ansatzweise. Nun, dann bin ich ja beruhigt. Ist ein wirklich schöner Stein. So einen hatte ich auch einmal; vielleicht sogar noch ein wenig größer. Zugleich kamen auch wieder die Erinnerungen auf. Doch diese verflogen relativ schnell, da er ihren Worten lauschte. Nun ja, man sollte sicher nichts verallgemeinern. Aber in meinen Augen ist Güte ein wichtiges Gut, dass es mehr als verdient gepflegt zu werden. Und eben das tue ich. Wenn man damit dann auch noch helfen kann... Er blickte ihr in die Augen, so dass denn möglich war, da sie diese für einen kurzen Moment schloss und verschwand kurz wieder in seinen Erinnerungen.

  • "Ja... wunderschön ist der Stein wirklich. Ich hatte noch nie einen so großen. Ich kenne sie nur ganz klein... eingefasst in irgendein Schmuckstück. Aber ich habe noch nie so ein richtiges Stück gehabt... es ist ganz glatt..", meinte Narcissa und besah sich das Ding noch einmal, nachdem sie die Hand wieder geöffnet hatte und die Augen dazu. Diese waren angenehm blau, selten bei Römern. Aber sie hatte ja auch recht helles Haar für eine solche. Man konnte eben doch noch merken, wo ihre Familie ihre Wurzeln hatte.


    "Auch wenn Güte für einen Germanen vielleicht selbstverständlich ist, so bin ich doch bisher vielen Menschen begegnet, denen es sicher nicht selbstverständlich ist. Und daher möchte ich dir wirklich noch einmal danken. Es hat mir sehr geholfen, mit einem weiteren Außenstehenden darüber zu sprechen...", meinte Narcissa mit leiser Stimme und senkte den Blick dann wieder auf die geöffnete Hand in der sie den Bernstein hielt. Mit dem Zeigefinger der freien Hand strich sie leicht über den hübschen Stein.

  • Naja, große Bernsteine sind auch eher selten. Und wenn man das Glück hat welche zu finden, sollte man etwas besonderes mit ihnen machen. Er wusste nicht, was sie damit vor hatte und eigentlich ging es ihn auch gar nichts an. Du brauchst dich nicht zu bedanken. Es ist schon gut. Ich mache das gerne und wenn es dir geholfen hat, bin auch ich etwas erleichtert. Er blickte von ihr über den Garten in die Ferne. Es tat ihm gut, mal wieder etwas gutes getan zu haben und so genoss er den Moment. Nicht nur in dem Wissen etwas gutes getan zu haben, sondern einer jungen Frau das geben zu können, was ihr im Moment wohl am meisten fehlte - Trost und Geborgenheit.

  • Sie nickte langsam noch einmal auf seine Worte hin und senkte dann wieder den Blick. Was sollte sie nun mit dem Bernstein tun? Eigentlich war er ein schönes Andenken. Aber sie war sich noch immer nicht im Klaren darüber, ob sie etwas so wertvolles überhaupt behalten durfte. Warum Lando es ihr wohl zugesteckt hatte? Sicher nur, weil er Mitleid gehabt hatte... vielleicht meinte er, dass ein hübscher Stein ihr etwas Trost spenden konnte. Ihr zeigen, dass es noch immer schöne Dinge in ihrem Leben gab; nette Menschen, die ihrer gedachten.


    Mit einem Male öffnete sie wieder die Augen und wunderte sich über sich selbst. Sie hatte für wenige Augenblicke tatsächlich den Gedanken an ihren Bruder fallen gelassen. Einerseits hatte das alles ihren Zustand etwas gebessert und ihre Seele erleichtert. Aber andererseits fühlte sie sich nun schrecklich schuldig. An einem Tag wie diesem sollte sie nicht locker plaudernd mit einem fremden Mann im Garten sitzen und nur darüber nachdenken, ob sie einen - im Vergleich zu ihrem Bruder - wertlosen Stein seinem Besitzer zurückgeben musste oder nicht. Der Zwiespalt war schrecklich.

  • So saßen sie da und waren beide in ihre eigenen Gedanken vertieft. Die Stille tat gut zumal er ja nicht alleine war und die Minuten vergingen, ehe er plötzlich ansalten machte aufzustehen. Nun...es ist schön mit dir hier zu sitzen und sich zu unterhalten, aber ich will dich auch nicht von etwas abhalten. Du willst sicher noch einmal alleine sein. Ich werde mich dann mal auf den Weg machen, oder kann ich noch etwas für dich tun?? Er wollte ihr und ihren Gedanken nicht im Wege stehen und bot dies deshalb an.

  • "Du.. du könntest meinen Cousin hier her schicken, wenn du ihn finden kannst. Ich weiß nicht, wo er steckt...", meinte Narcissa. Sie hatte den Kopf gehoben, als er Anstalten gemacht hatte aufzustehen. Sie war ein wenig erschrocken darüber, da es so plötzlich kam. Aber verständlich. Er wollte sie in ihren Gedanken nicht stören und ein wenig Einsamkeit tat auch wieder gut, nachdem man zuvor die Gelegenheit gehabt hatte, sich ein wenig von der Seele zu sprechen.


    "Danke nochmal für deine Hilfe... sicher sehen wir uns noch mal, wenn ich etwas besserer Laune bin... ich würde mich freuen." Sie versuchte noch ein etwas klägliches Lächeln zustande zu bringen.

  • Scheinbar hatte er die Situation richtig interpretiert und tat das Richtige. Er stand dann auf und blickte sie noch einmal in diese teifblauen Augen. Das werde ich machen, wenn ich ihn sehe. Und ich hoffe, dass wir uns noch einmal sehen. Es würe mich auch freuen. Nun..dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag, so das möglich ist. Und denke immer daran, Trauer ist wichtig und notwendig. Doch auch sie wird einmal enden und das Gute wird wieder überwiegen. Mach es also gut. Er zwinkerte ihr noch einmal zu, in dem Gewissen einem Menschen geholfen zu haben, zumindest insoweit wie das mit seinen Fähigkeiten möglich war und machte sich auf den Weg in Richtung Casa.

  • "Danke...", hauchte sie noch einmal, kurz überwältigt von der Freundlichkeit und Güte mit der man ihr begegnete. Sie sah ihm noch kurz ein wenig nach und senkte dann wieder den Blick um ihn wieder über den Boden gleiten zu lassen, auf ihren Cousin zu warten.

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