balneum | Des dominus' Badevergnügen

  • Es gab für Cadhla nicht nur einen Grund, nervös zu sein, nein, es gab gleich mehrere. Zum einen waren an diesem Tag die 'Germanen' in die Villa zurückgekehrt - auch unter den Sklaven erfreute sich diese Bezeichnung der jüngst aus der provincia Germania angereisten Familienmitglieder einer gewissen Beliebtheit - zum anderen war dies nun die langersehnte - oder langgefürchtete? - gelegenheit, ihren dominus kennenzulernen, jenen Mann, in dessen Auftrag sie gekauft worden war und dessen Wort entscheiden würde, was mit ihr geschah, ob sie leben durfte, ob sie sterben sollte, weil er es wollte, ob sie bestimmte Dinge tat oder eben nicht. Der Gedanke, vollständig vom Willen eines anderen Menschen abhängig zu sein, ohne zu ahnen, in welche Richtung seine Überlegungen gingen, verursachte der Keltin nicht gerade wenig Magengrimmen, und sie wusste auch, dass sie im Zweifelsfall nur zwei wirkliche Möglichkeiten besaß: Entweder zu akzeptieren, was mit ihr geschah, oder sich dagegen zu wehren. Leise seufzend richtete sie die Dinge auf einem kleinen Tischchen an, die man ihr als notwendige Utensilien für ein angemessenes Bad benannt hatte. Die meisten der Sachen waren ihr neu, unter anderem grün gefärbter Sand, der zudem durchdringend nach Flieder roch, ein Instrument, das wie eine stumpfe Sichel aussah und noch so einiges mehr - hoffentlich würde ihr Herr wissen, wozu man diese Sachen brauchte, fürs Waschen hatte sie sich bisher eigentlich immer mit Wasser und einem Tuch zum abreiben begnügt, falls vorhanden.


    Während sie die Handtücher für nach dem Bad ordentlich faltete, ließ sie den Blick durch das prächtig ausstaffierte Bad schweifen - die farbigen Mosaiken an den Wänden fingen den Blick fast von selbst, ließen den Betrachter in eine fremdartige Wasserwelt eintauchen, in der springende Fische, Wasserpflanzen, Meeresungeheuer und Wassermenschen in einem wilden Reigen umeinander glitten, der ganze Raum erhielt durch die maritime Farbwahl eine besondere und geheimnisvolle Atmosphäre. An diesen Bildern konnte sich Cadhla nicht satt sehen, sie kannte dergleichen von zuhause nicht, und so war die fremdartige Kunst Blickfang und Faszinationsgenerator zugleich. Sie hatte wie stets eine einfache Tunika angezogen, mit der schlichten Leibwäsche darunter, die man hier den Sklaven gebot, und auch wenn sie sich noch immer nicht so recht an die rigiden Kleidungsvorschriften in der Villa Aurelia gewöhnen konnte, angesichts so manchen neugierigen Blicks männlicher Sklaven war sie froh um jeden zusätzlichen Fetzen Kleidung, den sie finden konnte. Hier hatte sie keinen Speer, kein Schild, kein Schwert, nichts, um sich zu verteidigen ausser den Fäusten, und für einen Krieger, auch wenn er noch so gut auf sein Leben achten konnte, war das fast nichts.


    Gerade, als sie sich überlegte, wie es wohl wäre, sich in dieser Unterwasserwelt vor dem nahenden Unheil, verkörpert durch ihren dominus, verstecken zu können, hörte sie schon seine Schritte nahen und schluckte. Ein schneller Handstreich beseitigte die unordentlich in ihre Stirn fallende Haarsträhne, und sie richtete sich auf, zum Eingang des Baderaums mit seiner warmen Atmosphäre blickend - was mochte dieser Abend noch bringen, der so verwirrend begonnen hatte?

  • Nach der Stärkung durch das durchaus ansprechende Mahl, hatte ich einen kleinen Rundgang durch die villa gemacht. So mancher Ort in diesem Haus weckte Erinnerungen in mir, gute wie schlechte: An der Grenze zwischen Peristyl und Garten hatte Vater mir vor langer Zeit den Hintern versohlen lassen, weil ich mit Deandra unbemerkt die Honigvorräte dezimiert hatte. Die Tür zum Arbeitszimmer meines Vaters indes berührte ich nur flüchtig, denn noch hatte ich nicht den Mut, hineinzugehen. Ins cubiculum meiner Mutter allerdings war ich eingetreten. Die Luft hatte abgestanden gerochen, doch alles sah so aus, als wäre sie nur verreist und würde bald zurückkehren. Ich hatte mir eine stola genommen, mich auf ihr Bett gesetzt und daran gerochen. Wenn ich als kleiner Junge nicht hatte schlafen können, war sie es gewesen, die mir das Einschlafen erleichtert hatte, allein mit ihrem Duft und ihren sanften Worten.


    Nach einer Weile schließlich hatte ich mich mit gemischten Gefühlen losgerissen und war zum balneum gegangen in der Hoffnung, die neue Sklavin würde bereits alles vorbereitet haben. Die azurblaue stola noch in den Händen haltend, trat ich ein und sah mich um. Cadhla wartete bereits. Sie schien mir auf den ersten Blick fügsam, was ich guthieß, denn allzu widerspenstige Sklaven kosteten meiner Meinung nach nur unnütze Energie, ehe man sie soweit erzogen hatte, bis man sie gebrauchen und ihnen insofern vertrauen konnte, dass sie ihrem Herren nicht des Nachts die Kehle durchschnitten. Ich gab mir nach diesem anstrengenden, letzten Reisetag keine große Mühe mehr, zu einer Sklavin besonders freundlich zu sein, auch wenn sie neu war. Ich selbst fühlte mich ausgelaugt und müde. Ein Bad und eine entspannende Massage waren daher ganz das Richtige. Die stola fand einen Platz auf einem bereitstehenden Hocker, und seufzend näherte ich mich der Sklavin ein wenig, deren Haut gerötet wirkte. Wortlos hob ich die Hand und berührte ihren Oberarm. Kurz verweilten die Fingerspitzen an Ort und Stelle, dann ließ ich die Hand wieder sinken. "Bekommt dir die italische Sonne nicht?" fragte ich Cadhla, denn wenn es etwas anderes war als ein Sonnenbrand, vielleicht gar eine Krankheit, würde ich ein ernstes Wort mit Leone sprechen müssen. Kranke Sklaven konnte man nicht gebrauchen oder nur, wenn man vorher in ihre Gesundheit investierte. Ich musterte Cadhlas Körper, der ansonsten recht kräftig schien. Mir kam ins Gedächtnis, dass sie bei der cena scheinbar mühelos den Weinkrug gehalten hatte.


    Ich wandte mich um, zog die tunica über den Kopf und ließ sie achtlos fallen, wo ich stand, während ich bereits wieder mit Cadhla sprach. "Du kommst also aus Britannien? Was war deine Aufgabe dort, in deinem Dorf oder deiner Stadt? Und wie lange bist du bereits Sklavin?" Ein strenger Blick traf das Mädchen, und nur ein Mundwinkel hob sich leicht, um ein Lächeln anzudeuten.

  • Erst jetzt hatte Cadhla die Gelegenheit, in aller Ruhe die Gesichtszüge ihres 'Besitzers' zu studieren, jenes Mannes, von dem in der nahen Zukunft wohl ihr Schicksal im besonderen Maß abhängen würde. er wirkte wenigstens nicht verweichlicht, nicht wie einer jener, die nur im Haus saßen und sich bedienen ließen, er hatte die Statur eines Mannes, der sich bewegen musste und deswegen wenig Fett ansetzte. Für einen Moment lang war sie erleichtert, denn sie hatte genug Geschichten gehört, dass fette alte Männer sich junge Frauen kauften, um sie zu missbrauchen - aber auf diese Beschreibung passte zumindest dieser Römer nicht.
    Und er schien zu wissen, welche Farben ihn kleideten, was sie erstaunte, war es in ihrer Heimat doch anders - Farben bedeuteten teures Färbemittel, und damit Macht und Einfluss, ob diese Farben dem Gesicht nun schmeichelten oder nicht. Er sah müde aus, erschöpft von einem langen Tag, und bedachte man die wohl zurückliegende Reise, mochte Cadhla ihm dieses Gefühl nachempfinden. Nahm er sie überhaupt als etwas anderes wahr als jemanden, der ihm eben sein Bad bereiten musste, als sei sie ein Teil der Einrichtung? Die Fragen waren müßig, doch pulsierten sie in ihrem Inneren, ohne dass sie diese hätte stellen können.


    Seine Berührung ließ sie zusammenzucken, die Haut schmerzte, und sie nickte eilig, hoffend, er würde es nicht nocheinmal tun - es war einfach zu lange her, dass sie einfach so jemand berührt hatte, und die Überraschung war mit einem vagen Stich gepaart gewesen, von dem sie nicht sagen konnte, ob es nun ein angenehmes oder unangenehmes Gefühl war.
    "In Heimat weniger Sonne, Haut nicht gewöhnt soviel heiss," erklärte sie in ihrem lateinischen Kauderwelsch, dann hob sie schnell seine zu Boden gefallene tunica auf, damit der Stoff nicht schmutzig werden würde - waschen wollte sie das Kleidungsstück nicht unbedingt, sicher war sicher. Dass er sich einfach so vor ihr auskleidete, ohne Scham, ohne Zurückhaltung, ließ ihr das Blut ins Gesicht steigen, so etwas gab es in der Heimat nicht, dort waren die unverheirateten Frauen stets von den Männern getrennt gewesen, wenn es das Baden anging - und mit einer Mischung aus Erleichterung und Bedauern zugleich bemerkte sie, dass er ein Lendentuch trug, das intimste Stellen zu verbergen wusste. "Ich gewesen Schildmaid, Kriegerin für Dorf," sagte sie schnell, fast zu leise, denn inzwischen wusste sie, dass die wenigsten Römer damit etwas anfangen konnten.


    "Ich gefangen wurden vor drei Monden, fünf Tagen," fügte sie noch an, damit die letzte Frage auch beantwortet wurde, und mit einem Mal kehrte der Schmerz zurück. Es war so irreal, in diesem luxuriösen Bad zu stehen, die teuren Essenzen zu riechen, mit einem sicherlich anziehend zu nennenden Mann, und sich dennoch zu wünschen, weit fort zu sein, an einem Ort, den sie kannte, bei dem sie wusste, wie er funktionierte, und bei dem nicht die dauernde Gefahr bestand, etwas falsch zu machen und mit einer Peitsche bestraft zu werden.

  • Ich hatte in meinem Leben schon so viele Sklaven gesehen und teilweise auch kennengelernt, dass ein solcher "Erstkontakt" nichts Neues oder gar Nervositätschürendes mehr für mich war. Beinahe unbekleidet, wie ich vor ihr stand, nahm ich sie darüber hinaus in jedem Falle als mehr war. Mein Vater hatte stets betont, dass die besten Sklaven jene waren, welche keine Angst vor ihrem Herren verspürten und ihren festen Platz in der Hierarchie eines Haushaltes besaßen. Ich selbst hatte diese Grundsätze für mich übernommen und achtete darauf, dass jeder aurelische Sklave wusste, wo er stand, was er für Aufgaben hatte und wann er Lob, Tadel oder gar Bestrafung zu erwarten hatte. Des weiteren hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es die meisten Sklaven einem in ihrem Verhalten und Wesen dankten, wenn man sich eine Weile mit ihnen beschäftigte.


    Dass Cadhla zusammenzuckte, bemerkte ich, ging jedoch darüber hinweg. Entweder, der Sonnenbrand war wirklich schmerzhafter als ich annahm, oder aber, die Berührung eines Mannes - noch dazu ihres dominus - verunsicherte sie zu sehr. Der Forscher in mir nahm sich vor, mit der Zeit herauszufinden, welche der beiden Annahmen hier zutraf. Ich folgte ihr interessiert mit Blicken, als sie sich nach der tunica bückte und sie hastig faltete. Schienen ihre Wangen nicht plötzlich in einem dunkleren Rotton zu glühen? Verstohlen schmunzelte ich, während sie die vermeintlich Erklärung für ihr Zucken lieferte: Es schien also wirklich die Sonne zu sein.


    "Eine Schildmaid", wiederholte ich für mich selbst und runzelte verwundert die Stirn. Es gab doch tatsächlich Völker, in denen die Frauen für die Sicherheit verantwortlich waren. Ohne mein bewusstes Steuern glitt mein Blick erneut über Cadhlas Statur. Diesmal achtete ich verstärkt auf die Muskulatur, die nicht nur vorhanden, sondern auch kräftig war, zumindest soweit ich das nur mit Blicken beurteilen konnte. Der erste verdorbene Gedanke schlich sich in meinen Kopf, und ich lenkte mich selbst recht erfolgreich damit ab, dass ich ich über ihre zweite Äußerung nachdachte. Sie schien durchaus noch schmerzhafte Erinnerungen zu hegen, da sie den Tag ihrer Gefangennahme so genau und so schnell nennen konnte. Diesmal musterte ich nur ihr Gesicht, dafür hielt sich mein Blick aber etwas länger dort auf. Das rote Haar erschien mir außerordentlich passend zu sein.


    "Du wirst dich hier schon noch einleben, Katla", sagte ich in grundlos versöhnlichem Tonfall. Dann räusperte ich mich und deutete nickend auf das Bassin. "Ist das Bad denn schon fertig? Ich bin des Schmutzes überdrüssig und würde mich gern etwas entspannen." Erneut wandte ich mich meiner neuen Sklavin zu. "Und vielleicht erzählst du mir, welche Waffen du als Schildmaid führen kannst?" Während ich redete, entknotete eine Hand bereits umständlich den Schurz, sodass er nicht lange nachdem ich geendet hatte zu Boden fiel. Ich näherte mich dem Becken. Ob die Sklavin den Mut haben würde, meine Aussprache bezüglich ihres Namens zu berichtigen? Wobei ich nicht einmal wusste, dass man ihn anders aussprach.

  • Betrachtete er sie so eingehend wie sie es tat? Sicher, Cadhla ging dabei versteckter zu Werke, ihr neuer dominus sollte nicht auf die Idee kommen, sie würde ihn wie ein zweiköpfiges Kalb anstarren, das als große Kuriosität den Nachbarn gezeigt und dann eilends geschlachtet wurde, damit das Abnorme nicht auf die anderen Tiere übergriff. Wobei Aurelius Corvinus ganz sicher nicht auf makabere Weise attraktiv war, sondern ... eifrig glättete sie die tunica mit den Fingern, bevor sie ihm den Blick auf seine Worte hin wieder zuwandte. Natürlich, er sprach ihren Namen falsch aus, wie konnte es anders sein. Diesen Römern schien jeglicher Sinn für weiche, warme Laute abzugehen, ihre harte, abgehackte Sprache war wie ihre Brutalität, mit der sie sich Länder unterwarfen. Ihn zu korrigieren würde sicherlich Ärger geben, aber vielleicht gab es einen anderen Weg. Er war immerhin kein Kind, das damit Schwierigkeiten haben musste, sich in fremde Sprachen hineinzudenken.
    "Cadhla sein Kriegerin mit Schwert und Schild gewesen, mit Speer und können töten Mann auch mit Händen und Haaren - wenn wieder länger sind."


    Ein klein wenig deutlicher hatte sie ihren Namen ausgespochen, langsamer, gut verständlich - vielleicht würde eine Wiederholung des Klangs die gewünschte Wirkung haben, und mit etwas Glück würde er dies ihren fehlenden Sprachkenntnissen zurechnen, was sie gesagt hatte - gleichzeitig bemühte sie sich um ein freundliches Lächeln. Die einfachste Art, einem Feind die Zähne zu zeigen, war das Lächeln, hatte ihr Vater früher gesagt, und lachend war er auch in der Schlacht gestorben.
    Sie machte eine einladende Bewegung zum Becken hin und nickte. "Es alles fertig sein für dominus, Du können baden sofort." Und auch so konnte man gut erkennen, dass das Becken seinen Badegast einladend erwartete - einige frisch gezupfte Blüten trieben auf der Wasseroberfläche, die zudem einen duftigen Geruch verströmte, eine sicherlich unendlich teure Blütenessenz hatte sie hineingießen müssen, ein Kelch Milch stand auch bereit, um zuletzt Eingang in das Wasser zu finden.


    "Ich dich waschen soll, dominus?" Auch wenn ein Teil von ihr gar nicht daran denken mochte, wie sie es wohl zu Werke bringen sollte, ihn zu säubern, denn wäre er erstmal in dieses Becken gestiegen, würde ein sehr großer Teil seines Körpers unter Wasser liegen und somit nahezu unerreichbar werden - ein anderer Teil ihres Selbst war unverkennbar aufgeregt und nervös geworden, hatte sie doch von anderen Sklaven gehört, dass man allgemein erwartete, dass Sklavinnen ihre Herren mit ins Bad begleiteten - und noch mehr. Was würde passieren?

  • "C-a-d-h-l-a", wiederholte ich langsam mit belustigt spöttischem Unterton und entsprechendem Blick. Da ich gut gelaunt war, übersah ich die leichte Verbesserung und filterte lediglich die Information heraus. Eine Kriegerin hatte Leone also gekauft? Sicherlich, ihre Oberarme verrieten Kraft, doch ob es zum Schleudern eines Speeres reichte, wagte ich zu bezweifeln. Dass sie aber betonte, mit den Haaren töten zu können, glaubte ich ihr aufs Worte. Solch eine behelfsmäßige Tötungsart war Frauen zu eigen. "Dann sollte ich mich wohl besser vorsehen", erwiderte ich. "Oder dafür sorgen, dass du eine hübsche Kurzhaarfrisur bekommst und auch behältst." Ein Schmunzeln huschte über meine Züge. Ich genoss diese Art von Sticheleien, das wurde mir in jenem Moment bewusst.


    Grinsend stieg ich ins Bad, nachdem Cadhla mir versichert hatte, dass alles bereit sei. Wieder einmal bewies das Ambiente, dass hier eine Frau am Werk gewesen war. Überflüssiger Schnickschnack im Form von Blüten und Blütenblättern trieb auf dem Wasser und ein Krug Milch wartete auf seinen Einsatz. Ich ließ mich bis zum hals ins Wasser gleiten und seufzte entspannt. Ihre Frage vernahm ich zwar, doch reagierte ich erst mit Verzögerung auf sie, indem ich einen Arm hob und ins Becken deutete. "Deswegen bist du hier, Cadhla", gab ich ihr zu bedenken und schloss die Augen, um die Sinne zu erweitern und den angenehmen Duft des mit Ölen und Essenzen versetzten Wassers besser aufnehmen zu können. Mit nur einem geöffneten Auge verfolgte ich sodann die Bewegungen der Sklavin, die gewiss meiner Aufforderung nachkommen würde. Nach Wochen des Reisens, der unbequemen Nächte und der tristen Tage entspannte ich mich zum ersten Mal wieder richtig. Träge legte ich den Kopf an den Rand des Beckens, an welchem ein Kissen bereit lag. "Erzähl mir etwas von deinem Dorf", wies ich Cadhla an. "Warum müssen Frauen dort kämpfen? Habt ihr nicht genügend Männer?" Leichter Spott schwang mit, als ich sie das fragte.

  • "Ich töten, um zu schützen dominus," erklärte Cadhla schnell, nicht dass er noch auf dumme Gedanken kam. Auch Cedric/Cotta hatte diese Befürchtung schon einmal geäußert, anscheinend waren sich die scheinbaren Herren dann doch nicht immer so sicher, was sie an ihren Sklaven hatten. Oder war es ein Scherz gewesen? Ein bisschen zweifelnd sah sie ihn an, unsicher, wie sie darauf reagieren sollte, dann entschied sie sich für ein Lächeln. Lächeln war immer gut, es täuschte zur Not über die wahren Absichten hinweg. "Außerdem Haare nicht lang genug, um zu töten jetzt. Vielleicht töten Tier, aber nicht Mensch." Auch wenn sie sich gerade nicht so recht vorstellen konnte, welches Tier es sein sollte, das man mit Haaren erwürgen konnte, es klang zumindest gefährlich. Er sollte sie nicht für eine schwache Frau halten, nur weil er sie gekauft hatte. Wenigstens konnte sie ihn jetzt, wie er da im Wasser saß, nicht mehr so gut sehen und sie wurde der Verpflichtung enthoben, ihn nicht anzustarren - es machte vieles leichter und sie spürte die Hitze aus ihrem Gesicht etwas weichen.


    Doch dieser Moment des Aufatmens endete viel zu schnell, er deutete tatsächlich in das Becken, sie sollte mit hineinkommen - mit oder ohne die tunica? Hoffentlich mit, sagte eine zaghafte Stimme in ihrem Inneren, die realistischere Stimme dort antwortete allerdings: Höchstwahrscheinlich ohne. Immerhin war er auch nackt ins Wasser gestiegen und jetzt das Kleidungsstück anzulassen könnte er falsch interpretieren, dass sie sich schämte - ja, eigentlich schämte sie sich durchaus! - und sich nicht wagte, nackt in seiner Gegenwart zu sein. Das ist doch albern, runter mit dem Fetzen und dann ab ins Wasser, dann sieht er Dich nicht, entschied sich schließlich ihr Inneres dann doch für eine bestimmte Handlung. Eilig schlüpfte sie aus der tunica, legte sie ordentlich beiseite, schnürte ihre Sandalen auf und ließ das Lendentuch in atemberaubender Schnelligkeit folgen, nur um ebenso eilig in das Becken zu gleiten, wo ihr unwillkürlich ein leises Seufzen entglitt. Das war so angenehm, so weich, warm, so ... luxuriös! Diese Römer verstehen es wirklich, zu leben, dachte die Keltin trocken und glitt an den Rand des Beckens, um ein kleines Töpfchen mit Seifenlösung darin in die Hand zu nehmen.


    "Zu sein Schildmaid ist Ehre für Familie und Frau," erklärte sie im Plauderton und nahm etwas der weichen, duftenden Masse in die Hand. "Du heben Arm an, dominus?" Schon griff sie behutsam seine Hand und tat es selbst, um dann damit zu beginnen, den Arm einzuseifen, den Blick vorsichtshalber auf den Arm gesenkt, nicht in sein Gesicht. "Es ist zu Ehre von Göttern und um zu erreichen größte Kampfkraft gegen Feind, wir kämpfen wie Frau nicht nur für Land und Ehre, sondern für alles, für Familie, für Kinder, für Götter." Ihre Finger glitten zwischen die seinen, rieben dort eventuell vorhandenen Schmutz weg, und sie konzentrierte sich auf diese Aufgabe, um sich nicht durch die falschen Gedanken abzulenken. "Wenn Du wollen, dominus, ich zeigen Dir wie ich kämpfe."

  • "Ah", entgegnete ich grinsend, als sie versicherte, dass sie nur zu meinem Schutz töten würde. "Na dann kann ich ja beruhigt sein." Mit zurückgelegtem Kopf musterte ich Cadhla aus halb geschlossenen Augen. Kurz schien sie irritiert auf etwas zu warten oder über etwas nachzudenken, dann zog sie sich die tunica über den Kopf, bückte sich beinahe hastig nach den Sandalen und pfriemelte mit fliegenden Fingern an ihrem subligaculum herum. Ich bestritt nicht, dass sie ansehnlich war. Von zwar kleiner, aber kräftiger Statur, wie es wohl einer Kriegerin auch gebührte, hatte sie wohlgestaltete Rundungen, die allzu schnell im Wasser verschwanden. Neuerlich drehten sich die Gedanken an die während des letzten Jahres so arg gepflegte Enthaltsamkeit, und ich ärgerte mich etwas, dass mich ein Weibsbild so hatte narren können. Fort schickte ich die Gedanken, denn ich wollte mich entspannen und nicht ärgern, und so konzentrierte ich mich auf Cadhla. Die Keltin mit den roten Haaren und der rötlichen Haut tat, vermutlich unbewusst, kund, wie sehr sie das warme Wasser genoss. Ohne mein Zutun antwortete mein Körper auf den leisen Seufzer, und neuerlich ärgerte ich mich über mich selbst, da ich mich nicht unter Kontrolle hatte.


    Ehre für die Familie, Schildmaid, kämpfen, Krieg... Ob dieser Gedanken legte sich die aufkeimende innere Aufruhr etwas und es war mir wieder möglich, mich anderen Dingen als den wohlgeformten Rundungen der kleinen Roten mit dem schlanken Körper zuzuwenden. Bereitwillig ließ ich den Arm heben und schloss, bequem zurückgelehnt, die Augen. Ich fragte mich, was das wohl für barbarische Götter waren, die es guthießen, wenn Frauen in den Krieg zogen. Hinfortgeswischt wurden aber die Gedanken, gleichsam des Schmutzes, den Cadhla gekonnt fortwusch. Eine Frage drängte sich hinter meine Stirn. "Und hast du Familie, Cadhla?" fragte ich sogleich und öffnete ein Auge, um ihre Reaktion zu erforschen, während ich gleichsam die angenehmen Berührungen genoss. Vermutlich war es eine Dummheit, das Thema des Gesprächs hierhin zu lenken, doch hatte ich nicht weiter nachgedacht. Ein stummer Beobachter musste sich angesichts der wiederkehrenden Patzer in meiner Anwesenheit bei Frauen sicher denken, dass Aurelius Corvinus und Frauen einfach nicht zueinander passten, was den Verstand und die Gefühle anbelangte, so denn welche vorhanden waren. Doch ich machte mir keinerlei Gedanken darüber.


    Der Gedanke, dass sie mir zeigen konnte, wie eine keltische Frau kämpfte, ließ mich grinsen und mich aufrichten. Was konnte die kleine Sklavin schon, das einen waschechten Römer zurückdrängen oder unterwerfen würde? Dennoch war der Gedanke recht amüsant. "So? Das kannst du gern mal machen", sagte ich und fügte schmunzelnd hinzu: "Jetzt gleich?" Und da hatte ich ihre Handgelenke schon gepackt und zwang sie mit nur halber Kraft unter die Wasseroberfläche. Herausfordernd sah ich sie an, um gut fünf Schritte messenden, engelassenen Becken war noch genug Platz für ein kleines Eingeständnis Cadhlas, was ihre Kampftechnik einem Römer gegenüber anbelangte. "Na?" spöttelte ich und grinste die kleinere Person mir gegenüber an.

  • Was es alles an Dreck zwischen Fingern wegzuwischen gab! Natürlich nicht, aber Cadhla beschäftigte sich so intensiv mit den Fingern ihres dominus, als hätte er dort eine halbe Schutthalde mit sich herum geschleppt, die es jetzt abzutragen galt. Denn den Rest seines Körpers anzufassen, hatte sie noch ziemliche Hemmungen, nicht zuletzt, weil der letzte Mann, den sie berührt hatte, ihr Vater gewesen war, von den anderen Sklaven ungewollt im Transportkäfig einmal abgesehen - und das ganz sicher nicht im nackten Zustand. Es klang ein wenig spöttisch, als er sagte, er könnte beruhigt sein, und Cadhla kam nicht umhin, sich ein bisschen veralbert zu fühlen. Was glaubte er denn, was sie sagte? Es mochte vielleicht bei den Römern Sitte sein, mit Dingen anzugeben, die man nicht konnte, aber in ihrer Heimat stand man zu seinem Wort. Noch immer war sie sich nicht im Klaren darüber, ob sie dieses Volk jemals verstehen - oder mögen - würde. Bisher waren die Römer vor allem eines: Sehr kompliziert.


    Dass er nach ihrer Familie fragte, ließ sie kurz zusammenzucken. Warum tat er das? Konnte er sich nicht denken, dass sie nicht freiwillig hier war, und was dann mit den anderen geschehen sein musste? Liebte er es vielleicht sogar, in offenen Wunden zu bohren, um zu sehen, was sie tat? Ihre Miene wurde verschlossener, und sie sagte, so neutral wie möglich: "Ich denken, alle tot, als kämpfen gegen Römer. Ich hoffen, sie leben, aber nicht glauben, dass sein so." Er sollte ruhig wissen, dass andere seines Volkes ihre Familie ausgelöscht haben mussten, Hoffnung gab es bei solchen Überfällen nicht. Wenn die Römer kamen, kamen sie in Überzahl und kämpften entschlossen und hart. Wer so etwas überlebte, musste viel Glück haben - oder außergewöhnlich genug aussehen, um die Gier nach einem reichen Einkommen zu wecken. Ruhig rieb sie das schaumige Wasser über seine Unterarme, der kräftige Griff ihrer Finger kam jedenfalls nicht von ungefähr und sollte massierend wie entspannend wirken. Gedanken darüber, dass er womöglich noch die Schenkel und andere Teile seines Körpers gewaschen haben wollte, schob sie schnell beiseite und beschloss, sich erst dann damit zu befassen, wenn es wirklich dringend nötig war. Vielleicht kam sie ja darum herum.


    Wiede überraschte er sie, als er ihre Handgelenke packte und unter Wasser drückte, sie gleichsam herausforderte, ihm ihre Kampfkunst zu zeigen. Sollte sie ihn jetzt wirklich fachgerecht verprügeln? Nein, lieber nicht, am Ende war er noch wütend und verkaufte sie gleich weiter. Vorerst lebte es sich nicht allzu schlecht in diesem reichen Haus, und wer wusste schon, was ihr danach passieren würde. Aber eine Lektion musste sie ihm schon erteilen, sonst würde er sie niemals als das ernstnehmen, was sie war. Dass er dann auch noch spottete, gab den Ausschlag. Sie biss die Zähne aufeinander, spannte die Beinmuskeln unter Wasser an, was er schlecht sehen konnte, und schnellte mit einem Ruck empor, ihre Schulter hart gegen seine rammend. Den Moment ausnutzend, in dem der Schmerz durch seinen Körper zuckte, befreite sie mit einem Ruck das rechte Handgelenk, wand sich mit dem linken in seinem Arm, eine Drehung vollführend, die sie an seine Seite gleiten ließ, mit der freien rechten Hand packte sie sofort seinen Hals und hielt inne - sie hätte den Kampf weiterführen können, aber sie tat es nicht. Es war nur eine Demonstration, nicht der Weg, einen Mann zu demütigen - was sicherlich in der Zukunft wirkliche Probleme bedeutet hätte.
    "Du machen Fehler von jedem Mann: Nicht glauben, dass Frau können kämpfen," sagte Cadhla schlicht und ohne jede Hähme.

  • Ihre Reaktion auf meine Frage nach ihrer Familie machte mir deutlich, dass ich soeben ein grober Klotz gewesen war. Ich verzog einen Mundwinkel. Mir wäre sogar beinahe eine Entschuldigung herausgerutscht. Doch ich schwieg und sah Cadhla nur betreten an. Obwohl sie hier von ihrer Familie sprach, ihren Eltern und vielleicht ihren Geschwistern und ihrer weiteren Sippe, so wirkte sie dennoch gefasst. Ich musterte sie deutlicher - war es nur Schein? Natürlich war ich mir dessen bewusst, dass römische Soldaten für ihre Gefangennahme und womöglich auch für den Tod ihrer Familie verantwortlich waren, doch taten auch die Soldaten nur ihre Pflicht. Zudem profitierten die Überlebenden, die kooperierten, in den meisten Fällen von uns zivilisierten Römern. Denn dass die barbarischen Völker kaum Kultur und nur Bruchstücke des Wissens von dem hatten, was wir besaßen, lag auf der Hand. Wie sonst würde man auf die einfältige Idee kommen, Frauen an die Waffen zu lassen? Sie gehörten hinter den Herd, wenn überhaupt, und ansonsten hatten sie schön auszusehen und ab und an etwas Sinnvolles zu sagen.


    Dass Cadhla sich plötzlich zur Gänze unter Wasser befand, hatte ich nicht beabsichtigt. Vermutlich war mein Griff um ihre Handgelenke doch eine Spur zu fest gewesen und hatte sie in die Knie gezwungen. Schon wollte ich sie hastig wieder an die Luft befördern, als sie einer Fontäne gleich emporschoss und meine Schulter plötzlich schmerzte, als hätte sie Feuer gefangen. Verdattert hatte ich Cadhla bereits losgelassen und griff mir mit der unbefangenen Hand an die Schulter, ein erschrockenes wie gleichsam schmerzerfülltes Keuchen ausstoßend. Nur allmählich verebbte der Schmerz und ließ ein dumpfes Gefühl zurück, um bei jeder Bewegung der Schulter erneut seine glühenden Zähnchen in meine Muskeln zu schlagen. Cadhla stand nun neben mir, ich spürte ihre Finger auf meiner Haut. Es war weder angenehm noch sonderlich ehrenvoll, wie sie mich im Griff hatte, und zugegebenermaßen war ich froh, dass dieses Fiasko niemand mitbekam. Ölige Schlieren formten kleine Strudel auf der allmählich wieder zur Ruhe kommenden Wasseroberfläche. Ich drehte den Kopf zur Seite und sah auf Cadhla hinunter. Das Wasser ging uns bis knapp unter den Bauchnabel. Was sie sagte, stimmte. Ich erwägte in diesem Moment allerdings ernsthaft, Trautwini durch sie ersetzen zu lassen. Dem Germanen sah man an, dass er sich - und nötigenfalls auch mich - zu verteidigen wusste. Aber Cadhla hätte den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Später, Marcus.


    Stille breitete sich aus, weil ich nichts erwiderte. Ich wartete nur, allmählich wieder gefasst, dass sie ihre Hand zurückzog und mich aus ihrem Griff entließ. Mein Blick sprach Bände: Sie würde Anerkennung, Überraschung und auch ein wenig Missfallen daraus ablesen können, sofern sie genau hinsah. Das Wasser schwappte träge hin und her, und ich ließ mich langsam wieder ins Wasser sinken. Kleine Tropfen lösten sich aus dem roten, nassen Haar der keltischen Sklavin, welches nurmehr einem fuchsigen Braun glich. Kristallenen Globuli gleich perlten sie in der Halsbeuge, fügten sich zu Tränen zusammen und zogen in feuchter Bahn über feuchte Haut tiefer. Mein Atem ging nun wieder ruhiger, auch wenn die Schulter noch schmerzte. "Erstaunlich", sagte ich und ließ offen, was genau ich damit meinte. Der Keim der Lust war auf fruchtbaren Boden gefallen. Ich ließ mich tiefer ins Wasser sinken, bettete den Kopf wieder auf das am Rand liegende Kissen und schloss die Augen halb. Mein Blick ruhte auf Cadhla, und träge streckte ich einen Arm aus, um sie erneut zu berühren, auch wenn der Sonnenbrand ihre Haut empfindlich machte. Ob sie in ihrer Heimat wohl jemandem versprochen gewesen war? Oder gar verheiratet?


    Was kümmerte es mich. Ich hatte sie gekauft. Und trotzdem war ich keiner von jenen, denen das Wort Rücksicht gänzlich fremd war. Doch als Realist, der ich war, sagte ich mir, dass sie ihren Geliebten ohnehin niemals wiedersehen würde. Meine Fingerspitzen fuhren über die zarte Haut an ihrer Seite. Stumm wartete ich darauf, dass sie mich weiter wusch. Ich ließ es drauf ankommen. Was würde sie tun?

  • Langsam lockerte sie ihren Griff, ihn noch immer im Blick haltend, denn um zu wissen, ob er sich nun rächen würde, kannte sie ihn nicht gut genug. Nicht wenige Männer griffen aus der Unterlegenheit heraus noch einmal an, weil ihr Stolz verletzt war und hofften, sie unvorbereitet zu treffen, die ein oder andere leidvolle Erfahrung im Training hatte sie schnell eines Besseren belehrt und zur Vorsicht gemahnt. Er mochte ihr Herr sein, ihr Besitzer, aber vor allem war er ein Mann, ein Römer, den sie nicht einzuschätzen wusste und bei dem allergrößte Vorsicht geboten war. Bei aller Liebe zu ihrer Familie, zu sen Göttern, zu dem, was sie bis vor kurzem noch ausgemacht hatte, war sie nicht töricht genug, ihr Glück zu sehr auf die Probe zu stellen - die Erfahrung, was die Sklavenhändler mit Sklaven machten, die nicht weiter gehen konnten, war zu einschneidend gewesen und hatte ihre Vorsicht noch etwas weiter geprägt. Noch wollte sie nicht sterben, und bei den Römern starb man schnell. Kein anderes Volk hatte diese Gleichgültigkeit dem Leben anderer gegenüber so gezeigt wie die Römer, selbst verfeindete Stämme hatten den Toten ihres Dorfes immer Ehre erwiesen.


    Als sie sich relativ sicher war, dass von ihm kein weiterer Angriff zu erwarten war - dafür war seine gesamte Körperhaltung zu locker, sicher, er war nicht mehr so entspannt wie zuvor, aber doch entspannter als ein zum Kampf bereiter Mann - glitt sie etwas von ihm fort, immernoch auf der Hut, aber nun auch innerlich wieder etwas weniger angespannt. Dass ihm diese Überraschung nicht unbedingt vollständig gefallen haben musste, war klar, aber sie hatte eigentlich mit mehr Gegenwind gerechnet. Wieso blickte er sie so an, was wollte er denn jetzt? Dass sie weiter wusch? Aber nein ... seine Hand berührte ihre Haut, ließ sie ein weiteres Mal zusammenzucken, unwillkürlich, denn gleichzeitig war sie überrascht wie erschrocken. Er wollte doch nicht etwa?! Sie wollte ihn nicht töten, denn das musste sie, wenn er ihr nehmen würde, was ihr einziges, letztes Gut auf dieser Welt war, diese einzige, letzte Verbindung zu dem, was sie zuvor gewesen war, wie sie sich immernoch fühlte ... würde sie ihn töten, wäre das auch ihr Todesurteil, sie würde sich aus Rom herauskämpfen müssen, und sie konnte kein gutes Latein!


    Die aufkommende Panik in ihrem Blick mochte kaum übersehbar sein, auch nicht, dass sich ihr Körper anspannte. Noch wischte sie seine Hand nicht weg, denn vielleicht war es nur Neugierde, kein wirklicher Vorsatz, der ihn agieren ließ - noch würde sie nicht ihren letzten Besitz verteidigen, der ihr geblieben war. Noch nicht. Aber sie musste. Einen dicken Kloß herunterschluckend, nahm sie die Waschbewegungen wieder auf, seinen Unterarm entlang, mit so viel Seife wie möglich, um sich nur darauf zu konzentrieren, die Hand auf ihrem Körper irgendwie zu vergessen. Auch dieses vage Prickeln, das die Berührung auslöste, die so neu, so außergewöhnlich war, denn es hatten nie viele Männer gewagt, Hand an sie zu legen, und er tat es so beiläufig, als sei sie ein Haustier, eine Katze, die man eben streichelte, weil sie da war.
    Die Lippen aufeinander pressend, rieb sie das schaumige, duftende warme Wasser langsam weiter über seinen ausgestreckten Arm hinauf und hinunter, und hoffte einfach, es würde sich nicht zu einer Katastrophe auswachsen.

  • Ein leicht süffisantes Grinsen zeigte sich um meine Mundwinkel, als ich Cadhlas Skepsis gewahrte. Sie hatte eben negative Erfahrung mit Römern gemacht, rief ich mir ins Gedächtnis. Welchem Sklaven ging es nicht so? Aus meiner Warteposition im angenehm warmen Wasser heraus verfolgte ich ihre Reaktionen und studierte ihr Verhalten genau, selbst wenn ich mich unbeteiligt gab. Bei meiner Berührung schien sie panisch zu werden, was mir vermutlich eine Antwort auf die vorangegangene Frage gewährte. Entweder, sie hatte wirklich noch nie bei einem Mann gelegen, oder aber, sie fürchtete sich nur vor dem Römer, der sie gekauft hatte. Prüfender Art taxierte ich die hellhäutige Rothaarige mit den schönen Augen. Feurig, dachte ich.


    "Wie alt bist du, Cadhla?" zerschnitt meine Stimme schließlich die dunstige Stille, die sich im Raum ausgebreitet hatte. Ungeachtet ihrer panisch anmutenden Versuche, den Hautkontakt mit mir mittels eines Übermaßes an Seife zu vermeiden, nahm ich meine Hand nicht fort, sondern strich, im Gegenteil, über den Arm bis hinauf zum Schlüsselbein, wo ich verhielt und nur die Fingerkuppen leicht kosend kreisen ließ. Die Ader an meiner Schläfe trat etwas weiter hervor und pochte im schnelleren Rhythmus meines Herzens, des Herzen eines Jägers auf der Jagd. Für einen kurzen Moment musste ich an mich halten, um nicht über Cadhla herzufallen wie ein ausgehungerter Wolf über ein Rehkitz, doch mit geschlossenen Augen, gepressten Kiefern und der vagen Vorstellung einer wahllosen, schier unendlichen Zahlenkolonne konnte ich das Verlangen vorerst niederkampfen. Als ich die Augen neuerlich öffnete jedoch, konnte ich mich eines Blickes auf die zarten Rundungen der Keltin nicht erwehren, und sogleich glitt die Hand in sanftem Streicheln an den Brustansatz.


    Die Augen richtete ich nun wieder auf Cadhlas Gesicht und bemerkte aufs Neue ihre große Angst in den grünen Augen. Es kostete mich zwar einiges an Willensanstrengung, doch ich zog meine Hand wieder zurück, richtete mich etwas auf und räusperte mich leise. Trotz aller mich durchströmender, rhythmisch pulsierender Leidenschaft war ich dennoch kein Mann, der sich, brandschatzenden, mordenden und hurenden Soldaten gleich, einfach nahm, wonach es ihm gelüstete. Meine Gedanken kreisten sich kurz um Camryn, doch dann manifestierte sich die jetzige Situation wieder. "Du brauchst dich nicht zu fürchten, Cadhla. Ich werde dich zu nichts zwingen. Dazu gibt es keinen Grund", sagte ich, und doch gab gewiss nicht nur mein Blick bereitwillig Auskunft darüber, wonach es mich gelüstete. Dennoch. Ich hatte nicht vor, die für jeden in diesem Haushalt geltenden Grundsätze selbst zu übergehen. Sie zog mich an und ich begehrte sie, besonders in jenem Moment. Ich hatte sie gekauft, sie befand sich in meinem Besitz, hatte mir zu gehorchen... Erneut glitt mein Blick über den verführerischen Körper. Ich bedauerte, dass die spiegelnde Wasseroberfläche allzuviel von dem verzerrte, was sich im Wasser verbarg, nicht einmal eine Armeslänge von mir entfernt...


    Andererseits, flüsterte die Stimme in meinem Kopf, konnte ich ihr genauso gut verbieten, jemals mit jemandem darüber zu reden, wenn ich sie zwang, sich mir hinzugeben. Doch - und das war das Manko daran - wie konnte ich mir dann sicher sein, eines Tages nicht erdolcht auf meinem Lager zu liegen? Nein, sagte ich mir. Das war es nicht wert. Und dennoch war die Waschung nicht das einzige, was mir den Hauch einer Gänsehaut bescherte. Unter Wasser berührte mein Knie ihren Oberschenkel. Unbeabsichtigt, aber dennoch nicht ohne Folgen. Wohlig schloss ich die Augen und vergrößerte den Hautkontakt etwas. Sonst lag ich recht entspannt im warmen Wasser, sah man von einer Verspannung ab, die vorhanden war, seitdem Cadhla zu mir ins Becken gestiegen war.

  • Warum grinste er so? Dieses süffisante Lächeln machte den Augenblick für Cadhla nicht gerade leichter, denn es half ihr nicht im Geringsten, den Mann einzuschätzen, mit dem sie hier in angenehm warmem Wasser saß und dem sie den Arm wusch. Hätte man ihr vor einigen Monaten gesagt, dass sie einmal so etwas tun würde, sie hätte gelacht und dann den Lügner links liegen gelassen - und doch war sie nun hier, gehörte diesem Römer mit diesem spöttisch-amüsierten Lächeln und saß nackt in einem Baderaum, den sich niemand aus ihrem Stamm jemals hätte leisten können. Sie blieb wachsam, den Blick immer wieder kurz zu ihm hasten lassend, um dann wieder zu seinem Arm zurückzukehren, an dem sie noch immer, viel zu langsam, herumrieb, begleitet von einer guten Menge des duftenden Schaums. Natürlich versuchte sie, ihre Reaktionen so gut es ging im Griff zu behalten, aber ohne Zweifel war es eben nicht immer vollständig möglich. Die Stelle unter Wasser, wo sein Bein das ihre berührte, brannte eigenartig, prickelte so unaufhörlich, dass sie eigentlich ihr Bein wegbewegen wollte, aber sie konnte nicht. Es würde enden, das Prickeln, ausserdem würde er vielleicht wütend werden ...


    "Ich .. haben gesehen zwanzig Sommer," quälte sie die Worte hervor und blickte ihn dabei nicht an. Innerlich schalt sie sich selbst dafür, dass sie überhaupt noch hier war. Dass sie es zuließ, dass er sie einfach berührte. Dass es gleichzeitig so .. so ... es gab kein Wort dafür. Das alles war neu, und es war verwirrend, und sie wusste nicht, ob sie es gut finden sollte, oder schlecht. Denn immerhin war sie eine Schildmaid, eine Jungfrau, die ihre Jungfräulichkeit den Göttern geweiht hatte, um ihnen zu dienen, um zu sein, was sie war, um zu bleiben, was sie war. Er würde sie wollen. Alles verriet ihn, der Blick, der Tonus seiner Haut, gesehen hatte sie das schon bei Männern, wenn das Fest Beltaine bevorstand und man sich darauf freute, mit anderen zu feiern, vielleicht mehr als nur scheue Blicke zu tauschen. Aber für Cadhla hatte es dieses Fest nie bis zum Ende gegeben. Eine Schildmaid lag nicht bei den Feuern. Ihre Lippen teilten sich kaum merklich, einen zittrigen Atemzug entlassend, als seine Finger über ihre Schulter strichen. Die Berührung der Finger konnte sie so deutlich nachfühlen, wie eine helle Farbspur auf ihrer Haut, folgend der Kontur ihrer Schulter bis hin zum Schlüsselbein.


    Aber was meinte er damit? Sie musste ihm gehorchen, sonst würde sie bestraft werden, wie konnte er da nur wagen, davon zu sprechen, dass er sie zu nichts zwingen würde? Für einen Moment war der Funke des Zorns in ihren Augen überdeutlich zu sehen, aber sie sagte nichts, er würde es wohl ohnehin nicht verstehen, so vollständig vom Willen eines Fremden abhängig zu sein. "Ich ... " hob sie langsam an, um dann hilflos mit den Schultern zu zucken. "Als Schildmaid keinen Mann haben," fügte sie dann leiser werdend an. "Niemals mit Mann sein, weil sonst ... Zorn! Donner! von Göttern!" Mit einer hastigen Geste, die einen großen Schaumfleck über das Becken schleuderte, untermalte sie die Vorstellung. Dass sie dabei auch ungewollt den Blick für sich frei gemacht hatte, fiel ihr erst nach einigen Augenblicken auf - der Schaum vor seiner Körpermitte driftete jetzt in einiger Entfernung weiter und sie sah dort etwas, was ihre Augen groß werden ließ. Seit sie Aurelius Cotta nackt gesehen hatte, war ab und an ein Gedanke an diesen Anblick zurückgekehrt, aber das .. das war dann doch ... eigenartig. Und faszinierend. Vor allem hatte sie dieses spezielle Körperteil irgendwie kleiner in Erinnerung, und auch in anderem Winkel.


    Langsam würgte sie den dicken Kloß in ihrem Hals mit einer Schluckbewegung herunter und rieb weiter seinen Arm entlang, um an etwas anderes zu denken. Schätzungsweise war das nun der sauberste Arm in ganz Rom, aber nun war sie im Zwiespalt gefangen, dass sie einerseits neugierig war, andererseits aus dieser ganzen Sache, dem Berühren, nichts gutes erwachsen konnte. "Ich dich nicht wollen töten müssen für nehmen letztes Stück Heiligkeit," flüsterte sie leise und atmete abermals tief durch. Ablenken, irgendwie ablenken. Und warum konnte nicht jetzt einfach ein bisschen mehr Schaum wieder zurücktreiben und das da bedecken? War es überhaupt richtig, dass es so aussah? Immerhin hatte sie sich jetzt zu seiner Schulter vorgewaschen und musste jetzt mit dem zweiten, etwas unpraktischen Punkt dieser Tätigkeit klarkommen - um ihn dort richtig zu säubern, musste sie ihm näher kommen. Ihr Haar rutschte etwas nach vorn, und gnädigerweise wurde nun ihr Gesicht ein wenig von den roten Strähnen verdeckt. Einige Momente des Aufatmens.

  • Bedachte man die Zeit, die Cadhla nun schon dort saß und meinen Arm wusch, so musste dies nun der sauberste Arm in ganz Rom sein. Durch vermeintlich geschlossene Augenlider hindurch bemerkte ich Cadhlas regelmäßige Blicke, konnte sie jedoch nicht recht deuten. Wollte sie sich nur vergewissern, dass ich noch wach war, wollte sie sichergehen, dass ich sie nicht packen und mir nehmen würde, wonach es mir gelüstete, oder war es einfach Neugier, die sie zu diesen flüchtigen Blicken veranlasste? Eines kleinen Schmunzelns konnte ich mich nicht erwehren, erst recht nicht, als ich sah, wo manche ihrer Blicke hinführten.


    Zwanzig Jahre alt war sie also. Sie wirkte auf mich reifer, zumindest vom Körperbau her, wenn man das überhaupt so banal behaupten konnte. Ihre Art zu reden hatte indes eine sowohl amüsante als auch infantile Art, doch womöglich spiegelte dies nicht ihr Wesen wieder, sondern resultierte einzig und allein aus dem Grund, dass sie meine Sprache noch nicht entsprechend gut beherrschte. Alles in mir dürstete nach einer kurzen Episode der Dominanz, und ich vergrößerte den Hautkontakt ein weiteres Mal, bis Schaum durch mein Gesichtsfeld flog und sich watteweich anderenorts außerhalb des Beckens niederließ. Dieich sah Cadhla an und verstand meinen Denkfehler bei ihren Worten. Eine Schildmaid war also nicht einfach eine Kriegerin, sondern vielmehr eine Art, hm, barbarische Vestalin. Diese Umschreibung an sich war schon ein Paradoxon, doch die gezogenen Verbindungen halfen mir, zu verstehen, was Cadhla war. Nachdenklich ruhte mein Blick auf ihrem sonnengeröteten Gesicht. Sie mochte alle Römer für Menschen halten, die ihnen Fremdes nicht achteten und mit Füßen traten, wenn sie es nicht unterdrücken können, doch ich war nicht gewillt, ihr diese vermeintliche Annahme zu bestätigen. Als Römer wusste ich selbstverständlich um die Vestalinnen und ihr Gelübte, und auch wenn die römischen Götter jedwede barbarische Gottheit unterdrücken konnten, so respektierte ich doch den (Irr-)Glauben anderer Kulturen. Mein Vater hatte es bereits so gehandhabt, und ich führte dieses Denken für mich fort, weil ich es für sinnig hielt.


    Dass es sie einiges an Überwindung kostete, diese versteckte Drohung zu äußern - wenn du mir die Unschuld nimmst, nehme ich dir das Leben - bemerkte ich. An sich war es ungeheuerlich, diese Worte von einer Sklavin zu hören. Ich ließ einige Sekunden verstreichen und ließ die Linke dann hinter den Strähnen vorbei an ihre Wange gleiten. So zog ich sie nur eine Winzigkeit näher an mich heran und fuhr dann mit dem Daumen über ihren Wangenknochen. "Ich respektiere deinen Glauben, Cadhla, und ich werde nichts tun, was den Zorn deiner Götter heraufbeschworen mag. Darauf hast du mein Wort. Im Gegenzug möchte ich dafür etwas von dir", sagte ich und fuhr langsam und beständig mit dem Daumen weiter hin und her. "Sei da, wenn ich dich brauche. Das ist alles, was ich wünsche." Ein schlichter Wunsch, und mir schwebte sogar schon etwas im Kopf herum, wenngleich ich in der heutigen Nacht besser allein war. Angesichts dieser ganzen aufgestauten Anspannung hätte ich sonst nicht garantieren können, dass mir germanische Götter plötzlich doch ganz schnurzpiepegal waren, und Cadhla hatte vorhin ja recht eindrucksvoll gezeigt, dass sie sich mit Gewalt etwas auskannte.


    Ich ließ den Arm wieder ins Wasser sinken und lehnte mich zurück, meine kleine Rothaarige musternd. Ob sie mich wirklich umbringen würde? Ein riskantes Spiel, an dem ich, wenn ich genauer darüber nachdachte, Gefallen finden würde. Vielleicht war es ganz amüsant, es darauf ankommen zu lassen? Schief grinsend ließ ich mich weiter säubern und genoss sichtlich jedweden Handgriff.

  • Wieder berührten sich die Köper der beiden Menschen, als er ihr näher kam, und diesmal atmete Cadhla nicht mehr sichtbar, sondern sehr gedämpft aus, wollte sie doch nicht, dass er mitbekam, dass ihr Atem schneller geworden war, nicht vor Angst, sondern vor ... was auch immer es war, das ihr Blut schneller pulsieren ließ, das Herz schneller schlagen. Ob er wusste, was er bei ihr verursachte? Ob er dies alles bewusst tat, um sie zu verunsichern, weil er nun wusste, dass sie mit alledem keine Erfahrung hatte? Beobachtet hatte sie schon, aber eben nie wirklich selbst etwas getan, das sie nicht hätte tun dürfen. Und beobachten würde sie weiterhin müssen ... oder nicht? War sie denn überhaupt noch eine Schildmaid, sie war im Kampf nicht gefallen, wie es eigentlich hätte sein müssen, und nun war sie Sklavin der verhassten Römer, ließ sich von ihnen sogar anfassen, ohne die Hand abzuschlagen, die sie berührte. Durfte sie sich so überhaupt noch nennen, sie, die hier nackt in einem zugegeben warmen, duftenden Wasserbecken war und einen Römer wusch?


    Sie presste die Lippen aufeinander, bis das Blut aus jenen gewichen war und sie für den Moment des Loslassens fast weiss wirkten - und wieder glitt ihr Blick zu Corvinus, ihn beobachtend, einschätzend, und gleichzeitig konnte sie den Blick auch kaum von ihm lösen. Winzige Wassertröpfchen, wohl aus dem Hitzedampf des Wassers gewichen, glitzerten auf seiner Haut, die Wangen waren mit kaum sichtbaren Bartstoppeln bedeckt, die Kinnlinie wies auf einen energischen Charakter, die geschwungenen Lippen auf einen sinnlichen Menschen hin - was wollte er wirklich? Wollte er sie um ihretwillen besitzen oder einfach nur, um sich die Zeit zu vertreiben? Und doch, seine Haut war warm, sie konnte einen vagen Hauch seines Atems fühlen, und ein gewisser Teil in ihr hoffte, er würde einfach ... nein, das durfte nicht sein, sie durfte es nicht einmal denken.
    Und seine Bitte - eine dehnbarere Bitte hätte er wohl kaum äußern können. Das Versprechen, sie nicht anzurühren für etwas, dessen Ausmaße sie kaum erkennen konnte. Es stimmte, die Römer nutzten selbst einen Nachteil wohl noch zum Vorteil für sich selbst.


    "Was Du meinen mit 'da sein wenn Du mich brauchen'? Das können bedeuten alles, dominus, und zu jeder Zeit. Du mir einfach können geben Wort, dass ich sein muss da, Du mich nicht bitten musst. Warum Du mir lässt Wahl?" Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn so eingehend, als könnte sie seinem Gesicht alleine schon die Antwort ablesen, versuchte sich auf das Gespräch zu konzentrieren, nicht diesen Finger, der ihre Wange streichelte, als empfände er wirklich, was er tat. "Ich kennen nicht Rom, kennen nicht, wie richtig leben, und Du wollen mich versprechen, da sein immer für Dich? Ich nicht wissen, was Du Dir vorstellen für da sein." Wieder einmal schmerzte es sie, dass ihre Worte nicht ausreichten, um das zu sagen, was sie eigentlich sagen wollte - und es wahrscheinlich nie würden, diese Sprache war einfach zu kompliziert. Seine Hand sank herab, und die Berührung, diese nachlässige Zärtlichkeit, hatte geendet, und sie war sich nicht sicher, ob sie froh darüber war oder ob sie wollte dass er ... nein. Nein, sie würde nicht wollen, dass er es noch einmal tat, basta.


    Langsam sog sie den Atem ein und meinte dann leise: "Ich haben nicht wirklich Wahl, und Du das wissen, dominus. Also werden tun ich was Du wollen und sein da." Und damit rutschte der Schwamm über seine Schulter und sie blieb nahe bei ihm im Wasser, nun die Schulter säubernd, als müsste sie ebenso sauber und rein werden wie der Arm, an dem sie die ganze letzte Zeit geschrubbt hatte - innerlich im Zwiespalt gefangen, sich mehr Nähe nicht wünschen zu dürfen und doch zu wissen, dass sich etwas verändert hatte mit ihr, das sie nicht würde rückgängig machen können. War sie überhaupt noch Cadhla, die Schildmaid?

  • Träge umschwappte mich das Wasser, angestoßen durch die Bewegungen der Sklavin, während ich selbst gänzlich ruhig verharrte und schlichtweg genoss. Bedauerlicherweise würde selbst der dreckigste Körper einmal blitzblank sein. Äußerlich ruhig musterte ich Cadhla. Die zusammengepressten Lippen, die verstohlenen Blicke und das feuchte Haar Cadhlas regten die Gedanken an, während die Atmosphäre, die im Bad herrschte, zum Dösen verführte.


    "Du hast recht, es kann alles zu jeder Zeit bedeuten", bestätigte ich leise und sah Cadhla aus nur halb geöffneten Augen an. "Ich weiß, dass viele uns Römer für Tyrannen halten, die sich ohne Nachfrage nehmen, wonach es ihnen gelüstet. Das mag in vielen Fällen sogar stimmen oder zumindest so erscheinen. Unser Reich ist nicht zuletzt deswegen zu solcher Größe gelangt. Der Ruf eilt uns voraus." Ich legte nun meinerseits ebenfalls den Kopf schief. "Ich befehle es dir nicht und ich werde dir auch das Versprechen nicht abnehmen, Cadhla. Ich habe dich um etwas gebeten und es liegt ganz allein in deinem Ermessen, ob du dieser Bitte entsprichst." Vermutlich kam ihr diese Freistellung seltsam vor, weil sie zuvor nur andersartige Römer kennengelernt hatte? "Ich werde dir nicht immer die Wahl lassen, meinen Worten Folge zu leisten, Cadhla", fuhr ich fort. "Und ich wäre enttäuscht, würdest du meinem Wunsch nur aus Angst vor Strafen entsprechen. Lass uns nicht weiter darüber reden, aber denke über meine Worte nach. - Und das ist ein Befehl." fügte ich schließlich an und schloss die Augen wieder zur Hälfte.


    Unter dem Aspekt ihrer Familie konnte ich ihr nicht einmal verdenken, skeptisch zu sein. Vielleicht hielt sie meine Worte für einen äußerst klugen Schachzug? Eine Erpressung, die offiziell keine war? Ich nahm mir vor, auf das Spiel einzugehen. Ihre unwillkürlichen Reaktionen auf mich waren mir schließlich nicht entgangen. Zudem war es besser, wenn sie von selbst kommen würde, weitenstgehend zwanglos. Besser und vor allem einfacher. Das weitere Waschen nahm ich nicht wirklich zur Kenntnis, sondern ließ die Schmeicheleien und Säuberung meiner Haut einfach über mich entgehen, halb anwesend, halb abwesend. Das Wasser kühlte allmählich ab, und zudem war mir die Lust am Bad bald vergangen. Ich war müde und wollte mich ruhen und schlafen, bis der Mittag des nächsten Tages anbrach. Schließlich erhob ich mich und entstieg dem Becken. Ohne auf Cadhla zu warten, schritt ich tropfend und triefend auf ein Tuch zu, nahm es auf und rubbelte fahrig über das Haar, ehe ich es mir locker um die Hüfte schlang. Für Cadhla lag ebenfalls ein Tuch bereits. Mit Blick fiel auf ihre tunica. "Hat man dir bereits etwas Anständiges zum Anziehen verschafft?" fragte ich sie.

  • Immernoch war sich die Keltin nicht sicher, was sie vom Verhalten ihres dominus halten sollte. Letztendlich war sie sein Besitz, und auch wenn er ihr großzügigerweise gestattete, diese eine Entscheidung selbst zu treffen, konnte ihr doch niemand sagen, wann er auf eine andere Idee kommen und seine Worte widerrufen würde. Letztlich war sie von seinen Entscheidungen abhängig, egal, wieviel Freiheit ihr seine Worte jetzt zugestehen würden. Was würde er tun, würde sie sich gegen seine Bitte entscheiden? Würde er sie irgendwohin verkaufen? Seine Worte über die Römer, die keine Tyrannen waren, klangen wie bitterer Hohn. Hatte man nicht ihrem Stamm, ihrer Sippe, alles genommen, ohne zu fragen? Wenn das nicht Tyrannei war, was war es dann noch? Einen Moment lang blitzte die Wut in ihren Augen auf, aber sie senkte den Blick schnell wieder, denn sie wollte nicht, dass er es sah. Er sollte nicht ahnen, wie es ihr wirklich erging, und was sie dachte. Nicht, bevor sie sich nicht sicher war, was ihn anbelangte. Nicht, bevor sie nicht sicher war, was für einen Menschen sie in ihm vor sich hatte.


    "Ich denken nach darüber," sagte sie schließlich schlicht, und damit war die Sache einstweilen für sie erledigt. Es würde noch viele Gedanken brauchen, bis sie sich für etwas entschieden haben würde, die meisten Entscheidungen fielen ihr nicht leicht. Nicht aufgrund mangelnder Entschlossenheit, sondern weil sie so vieles lieber gründlich bedachte. Nur im Kampf, da kamen die Entscheidungen schnell, da entschied der Instinkt schneller als ihr Kopf. So führte sie ihr Werk fort, ihn zu waschen, so gründlich es geben ging, ohne ihm zu nahe zu kommen, schon allein wegen ihrem noch immer viel zu schnell schlagenden Herzen. Es war ihr unangenehm, dass sie auf ihn so reagierte, ohne es bewusst zu wollen, immerhin war er ein Römer, ein Feind, ihr Besitzer. Sie durfte so nicht an einen Mann denken, der aus seinem Volk stammte, gegen das sie erst jüngst noch Krieg geführt hatte. Aber doch, sein Duft, die Hitze seines Körpers in ihrer Nähe, es verwirrte sie, und neben der ausstehenden Antwort auf seine Bitte war dieses Wissen um ihre zwiegespaltene Aufmerksamkeit die reinste Qual. Als das Wasser kühler wurde und sie ihr Werk einigermaßen vollendet hatte - sein rechter Arm war nach wie vor sehr viel sauberer als sein restlicher Körper, aber im rechten Arm hätte man sich wohl auch spiegeln können - atmete sie leise innerlich auf, als er sich aus dem Bad bewegte.


    Cadhla gab sich Mühe, ihn nicht anzustarren, weder von hinten noch von der Seite, und erst, als er sie wieder ansprach und sich in sein Tuch gehüllt hatte, wagte sie es überhaupt, ihn anzublicken. "Mir gegeben Kleidung, ja," sagte sie eilig und glitt geschmeidig durch das Wasser zu der eingelassenen Treppe, um das Becken ebenso zu verlassen - natürlich in einer Haltung, bei der sie ihren Körper nicht so sehr würde zeigen müssen, ihm halb abgewandt, und noch schneller bückte sie sich nach dem Tuch, das wohl für sie bestimmt war, und hüllte sich ein. Langsam röteten sich ihre Wangen wieder, enthüllend, dass ihr das Ganze jetzt doch unangenehm war, das Wasser hatte wenigstens Schaum gehabt, um sie zu verbergen, hier waren es nur sehr dünne Tücher, die, wie sie fand, nicht wirklich viel verhüllten. "Du brauchen mich noch, dominus?" fragte sie in einem hastigen, fast etwas atemlosen Ton, den sein Blick ließ ihr auch jetzt noch nicht wirklich Ruhe.

  • Mit ihrer ebenso schlichten wie ausweichenden Antwort gab ich mich zufrieden. Nicht immer war ich so einfach zufriedenzustellen, doch sie war neu, ich war endlich wieder daheim, nun sauber und schrecklich müde. Was mich allerdings nicht daran hinderte, Cadhla dabei zu beobachten, wie sie regelrecht aus dem Becken hastete und nach ihrem Tuch angelte. Ein breites Grinsen zierte für ein paar Herzschläge mein Gesicht. Wenn ich berechnend war, würde ich ihr nun auftragen, mich einzusalben und anschließend anzukleiden. Kurz spielte ich auch mit Gedanken, sie dahingehend zu martern, doch der Ausdruck auf ihrem sonnenverbrannten Gesicht stimmte mich gnädig.


    "Gut. Du kannst gehen. Cadhla. Aber schicke mir noch Saba oder Dina. Wen immer du zuerst findest", trug ich ihr abschließend auf. Mir drängte sich die Frage ins Gedächtnis, wie viele Sklaven Cotta wohl während meiner Abwesenheit gekauft haben mochte und welche Fertigkeiten jene wohl besaßen. Das würde ich später herausfinden. Es blieb zu hoffen, dass sich unter ihnen einer befand, der einen grünen Daumen besaß. Gemächlich ließ ich mich auf dem Schemel nieder und lehnte Rücken und Kopf an die mit einer naumachia und Untieren des Neptun bemalte Wand. Ein schadenfrohes Grinsen umspielte mein Gesicht. Mit Cadhla würde ich noch Spaß haben, dachte ich mir.


    Wie lange ich letztendlich gewartet hatte, war mir nicht bewusst. Ich hob ruckartig den Kopf, als die Tür sich erneut öffnete. Musste eingenickt sein. Dementsprechend zügig wollte ich endlich mit dem Kopf auf weiche Kissen sinken und mich in Morpheus' Reich begeben, und dementsprechend wies ich auch die Sklavin an, sich möglichst zu beeilen. Eine gute halbe Stunde nach Cadhla verließ auch ich das balneum, sauber, erschöpft, wohlriechend und mit glänzendem rechten Arm. :]

  • Cadhla nickte und angelte sich ihre tunica von dem Platz, auf dem sie diese deponiert hatte. "Ich holen, wen finden," antwortete sie in ihrem üblichen gebrochenen Latein und zog sich dann, Schritt für Schritt, aus dem (bösen) Baderaum zurück, um sich bloß nicht noch weiter zu exponieren. Warum er jetzt nach Saba und Dina geschickt hatte? Wollte er etwa ... nein, so weit dachte sie nicht und würde sie nicht denken. Im Vorraum des balneums schlüpfte sie wieder in ihr Kleidungsstück und nahm dann das Badetuch mit, um es zur Wäsche zu bringen - aber gleich darauf machte sie sich auch auf die Suche nach der gewünschten Sklavin - sie fand Saba zuerst, und setzte sie davon in Kenntnis, dass der dominus sie im balneum sehen wollte, um dann selbst eilends in Richtung ihrer Schlafkammer zu gehen und sich dort unter der Decke zusammenzurollen. Wenigstens für diese Nacht ließen sie ihre Gedanken in Ruhe, ließen sie schlafen und die große Verwirrung vergessen, die dies alles hervorgerufen hatte. Es hatte sich einiges verändert, aber noch war Cadhla unfähig, es zu bennennen und zu verstehen.


    ~~ * FINIS * ~~

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