• Ursus legte seinen Kopf schief. "Sicher strebe ich nach Macht. Und sicherlich auch nach Vermögen. Daran allein finde ich, ist noch nichts verwerfliches und wer behauptet, nichts für sich selbst zu wollen, ist ein Heuchler. Es kommt meiner Meinung nach darauf an, daß man beides erringt, indem man Rom dient. Man darf nicht auf den Fehler verfallen, Rom auszuzehren." Was natürlich ein Gratwanderung war. "Marsus, ich bin Patrizier. Ich kann nur in die Politik, den Göttern dienen - oder Landwirtschaft betreiben. Oder alles drei zusammen. Ich bin von Anfang an auf den Weg in die Politik vorbereitet worden und ich sehe darin auch meine Bestimmung. - - Aber was ist mit Dir? Gab es einen akuten Anlaß dafür, daß Du etwas ändern möchtest? Gab es Senatsbeschlüsse, die Dir zu denken gegeben haben?" Ursus war einfach überrascht darüber, daß Marsus auf einmal diese erstaunliche Leidenschaft zeigte. Bei ihrem ersten Gespräch war davon nichts zu merken gewesen. Seit dem mußte irgendetwas geschehen sein.

  • "In Rom hat sich viel verändert, Urse."


    Marsus schwieg kurz und tauchte seinen Kopf wie ein Fisch unter Wasser, um eine Idee zu fangen.


    "Ich selbst veränderte mich auch, mir blieben nämlich die Lehrjahre in der cura annonae verwehrt. Ebenso sah ich viel Leid auf den Straßen, als ich denn Nachts durch die Straßen wanderte. Auch gefallen mir einige korrupte Senatoren nicht oder Senatoren, die denken die göttlichen Gesetze zum umgehen, sich für unantastbar halten, sagt dir der Name Germanicus Avarus etwas? Natürlich möchte ich auch versuchen ein Gesetz einzubringen, was den Adel und die Senatoren wieder näher an das Volk rückt, ich möchte das Werk der Gracchen fortsetzen. Rom dem Volk zurückzugeben."

  • Der Name sagte Ursus durchaus etwas. Er hatte in der letzten Zeit bei den Senatssitzungen zugehört, wenn sie öffentlich waren. Trotzdem wollte er sich einer Meinung über den Senator noch enthalten, solange er keine Gelegenheit hatte, ihn persönlich kennenzulernen. So nickte er nur, als Marsus fragte.


    "Ja, das sind alles gute Gründe, Marsus. Hast Du eigentlich schon ein bestimmtes Amt im Auge oder ist Dir völlig egal, wo Du eingesetzt wirst?" Sie paddelten nun schon eine Weile im Kaltwasserbecken herum und Ursus schwamm nun langsam mal an den Beckenrand zurück.

  • "Da hast Du natürlich vollkommen recht", nickte Ursus, denn er war keinem der Ämter gegenüber wirklich abgeneigt. Gemütlich entstieg er dem Wasser. "Aber einen Favoriten habe ich dennoch: Am liebsten würde ich als decemvir litibus iucandis eingesetzt werden." Er griff nach seinem Handtuch und begann, sich abzutrocknen.

  • Marsus erhielt bereits sein Handtuch und trocknete sich sein nasses Gesicht ab.


    "Wenn ich es mir nun recht überlege. Ich hätte gerne einen Posten nahe bei den Menschen auf der Straße. Ein Platz offen für Roms kleine Probleme. Die Straßenverwaltung wäre da des Wünschens wert."


    Er legte das Handtuch über den Nacken und ließ es leicht über die Schultern fallen.

  • Ursus lächelte, während sie den Weg zur Umkleide antraten. "Na, dann kommen wir uns ja schon mal nicht in die Quere. Straßenverwaltung finde ich auch nicht uninteressant. Da erlebt man sicher so allerhand merkwürdiges. Ich hoffe, wir haben genug miteinander zu tun, daß wir uns ab und an über unsere Erfahrungen austauschen können. - Falls man uns wählt, heißt das." Was er natürlich sehr hoffte.

  • Folgte Ursus, indem er neben ihm herging.


    " Das sollten wir unbedingt machen, sofern wir gewählt werden. Falls wir nicht gewählt werden, kann es passieren, dass ich meinen Militärdienst erfüllen muss, dann ende ich im bitter-kalten Germania."


    Er grinste leicht und trat durch den Bogen in die Umkleide ein. Marsus ging gezielten Schrittes zu seiner Niesche und zog seine Kleidung, ebenso seine Sandalen hervor.


    "Wie geht es eigentlich deiner Familie? Du hast mir sehr wenig über sie erzählt."

  • "Klingt, als wärest Du von der Idee, zum Militär zu gehen, nicht sehr begeistert? Und warum ausgerechnet Germanien?" Ursus blickte den Octavier ein wenig erstaut an. "Ich werde mich garantiert um ein Tribunat bemühen, nach der Zeit als vigintivir. Obwohl ich als Patrizier nicht dazu verpflichtet bin." Er tat es zwar nur, weil er es für seine Pflicht hielt, ohne wirkliche Begeisterung für die Sache. Doch eine Abneigung hegte er auch nicht dagegen.


    "Meiner Familie geht es gut, danke der Nachfrage. Meine Cousine Helena war ja vor einiger Zeit krank, doch sie ist wieder vollständig genesen, den Göttern sei Dank. Und wie geht es Deiner Familie? Insbesondere Gaius Octavius Victor?"

  • "Natürlich werde ich meinen Militärdienst erfüllen. Ich denke, dass es sich als Römer gehört aber dennoch möchte ich nicht ins kalte Germania und die Chance ist groß dort zu landen, wenn du verstehst."


    Marsus setzte sich auf die Bank und zog seine Unterwäsche an, dabei grinste er zu Ursus, den Humor hatte Marsus noch nicht verloren.


    "Meinem Vater geht es gut auch Victor ist fast genesen. Den Octaviern könnte es nicht besser gehen."

  • "Das freut mich, daß es Deiner Familie und besonders Octavius Victor gut geht. Und was das Tribunat angeht: Es ist nur ein Jahr, Marse, das geht schnell herum. Ob nun Germanien oder eine der anderen Provinzen, ist doch im Grunde gleichgültig. Gegen Kälte hilft warme Kleidung." Er sah das nicht so tragisch und grinste Marsus daher relativ frech an, während er ankleidete. "Wollen wir noch etwas zusammen unternehmen oder hast Du noch Termine?"

  • Ursus lachte. "Ich dachte ja eigentlich, Du kommst mich dann mal richtig besuchen. Aber Du kannst gerne schon heute mitkommen und Dir die Villa Aurelia ansehen. Und Forum klingt auch gut. Mal hören, was es so für Neuigkeiten gibt. Außerdem könnte ich einen kleinen Imbiß vertragen." Nach einem Besuch in den Thermen hatte er eigentlich immer Hunger.

  • Auch Ursus band sich noch die Sandalen zu und nickte dann. "Ich bin fertig. Dann laß uns mal gehen."


    Das hämische Grinsen fand er wirklich merkwürdig. Das mußte Marsus sich ganz klar noch abgewöhnen, denn das sah wirklich unfreundlich aus. Und Augenschein war in der Politik ein wichtiger Punkt.


    Gemeinsam verließen sie die thermae agrippae und lenkten ihre Schritte gen Forum.

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