• MAGEIROS TES DIDYMOU


    Hausgemachte Souvlaki, Gyros, Lammkeulen
    Bestes Fleisch aus Um- und Ausland


    An den Xenai Agorai unweit des Kaisareions befindet sich die Metzgerei des Didymos. Allerdings gehört das Etablissement nicht dem dicken Griechen, sondern seinem Demagogen, Leonidas Philotantos. Daher muss er unglücklicherweise große Teile seines Gewinns abführen, dennoch kann er gut von den Einnahmen leben.


    Der Laden besteht aus einem Verkaufsraum, in dem die dicke Frau des Didymos das Fleisch direkt an den Kunden verkauft. Außerdem werden die Fleischteile hier für den Kunden sichtbar zu den Spezialitäten verarbeitet.
    Dahinter liegt ein kleiner Innenhof, in dem die Schweine, Lämmer und Rinder ausgenommen, zerteilt und filetiert werden. Außerdem steht hier ein riesiger Bottich mit Blut - schließlich müssen die Tiere auch ausbluten!

  • Gemeinsam mit seinem Grammateus besuchte Leonidas seine kleine Metzgerei in der Nähe des Kaisareions. Tatsächlich fanden sich bereits einige Kunden im Verkaufsraum, in dem die fette Frau des Didymos (Leonidas konnte es nicht fassen, wie eine Frau sich so gehen lassen konnte) und der kaum weniger fette Didymos (bei dem Leonidas das gleiche dachte), beschäftigt waren.


    Während die Frau gerade eine Leber für einen hageren Ägypter einpackte, schnitt Didymos gerade die Sehnen aus einem gewaltigen Schulterstück vom Rind. Als er zufällig aufsah, um zu sehen, welcher Gast gekommen war, weiteten sich seine Augen.


    "Leonidas! Welch eine Ehre!"


    Er kam hinter der Theke vor, sodass sich auch die Kunden nach dem ehemaligen Agoranomen umsahen und wollte seinen Demagogen bereits packen und küssen, als Leonidas sanft abwehrte. Die Finger des Metzgers waren recht blutig und fettig - der Tod für den Seidenchiton!


    "Vorsicht, vorsicht, lieber Didymos!"


    Er streckte sich vor und gab dem Metzger einen höflichen Begrüßungskuss auf die Wange. Als er sich darauf die Lippen leckte, fragte er sich, ob Metzern wirklich so schweißtreibend war, wie es schien.


    "Was führt Dich zu mir? Warum hast Du Dich denn nicht angemeldet? Meine Frau hätte Dir etwas zu Essen vorbereitet!"


    Beim Anblick der fetten Frau wäre Leonidas wohl ohnehin der Appetit vergangen, was er jedoch aus Höflichkeit vermied zu sagen.


    "Ach, das ist doch nicht nötig! Ich wollte nur wieder einmal nachsehen, wie die Geschäfte laufen. Ich hörte, alles liefe hervorragend?"


    "Oh ja, ich beziehe das Fleisch von einem Ägypter aus dem Delta. Man schmeckt es einfach, dass das Fleisch nicht so trocken und dürr ist wie aus der Halbwüste."


    Leonidas wusste, dass Viehhaltung im Delta eigentlich nicht die bevorzugte landwirtschaftliche Tätigkeit war. Offensichtlich war der Ägypter relativ reich, sodass er sich die Viehhaltung auf grünen Weiden leisten konnte. Aber wenn es gut für`s Geschäft war...


    "Und ist das nicht sehr teuer?"


    fragte er jedoch, woraufhin einer der Kunden aussah, als wolle er ihm sofort beipflichten.


    "Naja, es hat natürlich seinen Preis...aber dafür ist die Lammkeule seiner Schafe so saftig, dass halb Alexandreia sie will. Ich sage Dir: Das hier ist ein richtiger Feinschmecker-Laden."


    Wieder schien der Kunde etwas einwerfen zu wollen, wurde jedoch durch einen tödlichen Blick der Metzgersfrau daran gehindert. Leonidas zuckte mit den Schultern.


    "Na dann ist ja gut. Ich habe übrigens gleich eine Bestellung: Ich brauche Dörrfleisch. Für eine Reise den Nil hinab."


    Didymos setzte ein freundlich-interessiertes Lächeln auf.


    "Wohin soll's denn geh'n? Nach Thebais? Verwandte besuchen?"


    "Nein, ich möchte neue Handelsbeziehungen aufnehmen."


    Natürlich wusste Leonidas, dass das wissende Nicken des Didymos, das nun folgte, reine Show war. Der dicke Metzger hatte keine Ahnung vom Großhandel, wie auch Leonidas keine Ahnung vom Zerlegen von Schweinen hatte. Und das war auch gut so!


    "Nunja, ich fragte mich bei den Vorbereitungen, ob dein Sohn nicht Lust hätte, mich zu begleiten."


    Das wissende Lächeln gefror und Didymos sandte seiner Frau einen eher erschrockenen Blick vor, ehe er eine nervös-entschuldigende Miene aufsetzte und sich wieder an Leonidas wandte.


    "Oh...ähm...eine große Ehre. Aber...ich weiß nicht, ob...naja...ob er nicht seekrank wird auf dem Nil..."


    Leonidas hatte sich natürlich vorher informiert. Kallimachos, der Sohn des Didymos, war ein junger Mann von etwa 20 Jahren. Er trieb sich mit Vorliebe im Gymnasion herum, wenn er nicht gerade durch Gelegenheitsarbeiten am Hafen oder Mithilfe im elterlichen Betrieb die Familie unterstützte. Leonidas hatte ihn neulich beim Entladen eines Handelsschiffs gesehen und er schien keine Probleme mit Wasser zu haben.


    Weiter freundlich lächelnd legte Leonidas eine Hand auf die Schulter des Metzgers.


    "Didymos, du wirst mir doch diese kleine Bitte nicht abschlagen! Ich habe mich doch immer so für dich eingesetzt. Dieser schöne Laden, die Morgengabe für deine Frau,..."


    ...die damals allerdings noch in der Blüte ihrer Jahre und gertenschlank gewesen war...


    "..., damals, als du Probleme mit dem Agoranomos hattest, die Schulausbildung für deinen Sohn - und dann möchtest du mir nicht einmal deinen Sohn anvertrauen?"


    Didymos wirkte ziemlich verdutzt und kleinlaut und blickte unglücklich in die Augen der Kunden und zuletzt seiner Frau. Sie sandte ihm einen Blick, der sagte: 'Wehe, du lässt ihn mitgehen!'. Er sah verlegen zu Boden.


    "Aber...aber ich brauche doch jemand, der mir hilft...die Rinder abholt..."


    "Aber es gibt doch so viele arbeitslose Ägypter, Didymos! Gleich nebenan am Kaisareion sitzen sie scharenweise! Die machen das doch für einen Obolos!"


    Didymos sah Leonidas nicht an. Auch der Blick zu seiner Frau fiel sehr kurz aus, als er feststellte, dass sie noch unerbittlich schien. Plötzlich schienen ihn seine Hände zu interessieren und er versuchte, das Blut von den Fingern zu reiben.


    "Naja..."


    Leonidas packte die Schulter einen Augenblick etwas fester.


    "Komm schon, Didymos! Gib dir einen Ruck!"


    Peinlich darauf bedacht, seine Frau nicht anzusehen, hob der Metzger den Kopf und sah Leonidas in die Augen. Er fühlte sich mehr als unwohl.


    "Na gut..."


    Leonidas ließ sofort los und gab seinem Gegenüber die Hand. Breit grinsend schüttelte er sie mit beiden Händen.


    "Na siehst du, war doch gar nicht so schwer! Ich danke dir von ganzem Herzen. Dein Sohn wird unsere Expedition sehr bereichern! - Aber ich muss weiter: Chaire Didymos! Chairete miteinander!"


    Damit sah er sich kurz um, ignorierte den wütenden Blick der Frau des Metzgers und verließ den Laden wieder, einen hilflosen Didymos zurücklassend...

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