[Via Tusculana] Das Familiengrab der Prudentier

  • SEPULCHRUM
    PRUDENTIUM


    [Blockierte Grafik: http://img16.imageshack.us/img16/1346/grab1i.png]


    Ein ganzes Stück von den Stadt entfernt liegt an der
    Via Tusculana das Familiengrab der Gens Prudentia.
    In der Mitte einer kleinen, mit Efeu überwucherten,
    Fläche erhebt sich ein schlichter Bau, der von einem
    Säulengang umgeben ist.
    Ein Relief über der massiven Porta des Baus zeigt eine
    Darstellung der Göttin Athene und den Namen der
    Familie in lateinischen und griechischen Zeichen.
    Links und rechts der Stufen, die zur Porta führen,
    sitzen zwei, etwa kniehohe, Eulen aus Marmor.
    Neben der Porta sind die Namen der hier
    ruhenden Toten in den Stein gemeisselt.
    Der Bau wirkt verwittert und zeigt deutliche Spuren der Zeit.


    Hinter dem Bau befindet sich, in angemessener Entfernung,
    ein von einer Mauer umfasster Hof, auf dem bei Bestattungen
    der Scheiterhaufen aufgetürmt wird.

  • Unter den Namen neben der Porta fanden
    sich auch die folgenden:



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    PRODENTOS et
    EURYDIKE

    victimae amorum
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    PRODENTOS ATTICOS
    auctor gentis
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    Xenia
    mater gentis
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    APPIUS PRUDENTIUS EVODIUS
    neptuns reich war sein verhängnis
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    ----------------------------------------------------------------------
    PRUDENTIA SABINA
    ~gemahlin des prudentius commodus~
    von schwerer krankheit lange zeit gegeisselt
    erbarmten sich die götter ihrer und beendeten
    ihre irdischen qualen
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    MARCUS PRUDENTIUS BALBUS
    ~der erste römische prudentier~
    totgeglaubt und zurückgekehrt aus
    barbarischer knechtschaft, starb er nach über
    achtzig jahren auf dieser welt
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    LUCIUS PRUDENTIUS MAXIMUS
    ~ritter roms~
    er starb durch die hand feiger banditen
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    PUBLIUS PRUDENTIUS PULCHER
    ~legionarius der legio ix hispana~
    im dienst für rom gestorben
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    PRUDENTIA MATTEA
    ~virgo vestalis~
    verstarb im dienst am heiligen herd
    der vesta
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    ----------------------------------------------------------------------
    LUCIUS PRUDENTIUS ANGELUS
    ~sohn des prudentius fabianus~
    er suchte stets nach dem ihm bestimmten weg
    doch fand er lediglich das ende seines weges
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    PRUDENTIA VALERIA
    ~tochter des prudentius commodus~
    gerade als sie die liebe gefunden hatte,
    wurde sie von pluto gefunden
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    MARCUS PRUDENTIUS FELIX
    ~probatus der legio i traiana~
    der wunsch rom zu dienen führte zu seinem
    ende
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    FLAVIUS PRUDENTIUS BALBUS
    ~tribunus angusticlavius der legio ix hispana~
    ermordet in einer dunklen gasse, der ehrenhafte
    tod eines soldaten blieb ihm verwehrt
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    SEXTUS PRUDENTIUS DACIEN
    ~sohn des prudentius maximus~
    auch er liess sein leben in germania
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    PRUDENTIA VIOLA
    ~tochter des prudentius fabianus~
    ein junges leben, viel zu früh beendet
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    GAIUS PRUDENTIUS COMMODUS
    ~consul von rom~
    ermordet auf den stufen der curia iulia
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    MANIUS PRUDENTIUS GALBA
    ~sohn des prudentius evodius~
    ein kurzes leben, viel zu früh beendet
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    TITUS PRUDENTIUS ANTONINUS
    ~sohn des prudentius solinus~
    ein leben das im dienste roms gelassen wurde
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    PRUDENTIA DRUSILLA
    ~tochter des prudentius maximus~
    sie war noch jung und hatte noch so viel zu
    geben, doch alles was sie geben musste, war ihr leben
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    ----------------------------------------------------------------------
    MANIUS PRUDENTIUS SCAURUS
    ~probatus der legio ii germanica~
    der wunsch rom zu dienen führte ihn zu seinem
    ende
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    GNAEUS PRUDENTIUS TIBULLUS
    ~sohn des prudentius angelus~
    er suchte noch den sinn seines lebens, als
    sein leben schon das ende fand
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    AULUS PRUDENTIUS NASO
    ~sohn des prudentius fabianus~
    hispania war sein ziel, hispania war sein ende
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    PRUDENTIA AQUILIA
    ~tochter des prudentius vinianus~
    geliebter schatz der familie, durch barbaren
    aus dem leben geraubt
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    PUBLIUS PRUDENTIUS SCIPIO
    ~adoptivsohn des tib prudentius balbus~
    er war zu jung zum sterben, doch der tod
    kam plötzlich und überraschend über ihn
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  • Nach einem, vor allem für die Träger des Totenbettes, recht anstrengenden Marsch durch die Stadt und über die Via Tusculana hinaus zum Familiengrab, konnte der letzte Akt der Bestattung beginnen.
    Während sich die Nacht schon über die Umgebung senkte, wurde das Familiengrab durch zahllose Fackeln, die bereits am frühen Abend von Sklaven aufgestellt worden waren, in ein fast gespenstischen Licht gehüllt.
    Auf dem hinter dem Grabbau gelegenen Verbrennungsplatz war bereits der Scheiterhaufen hergerichtet worden. Das Holz, das zum Teil aus Germania, zum Teil aus Hispania und zum Teil aus Italia stammte, war fein säuberlich aufgehäuft worden und wartete nun, durch zwei Sklaven bewacht, auf seinen Einsatz.

  • Als Durus das Familiengrab der Prudentier erblickte (das er nur erkannte, weil dahinter ein frischer Scheiterhaufen wartete), atmete er auf. Das Totenbett war mit der Zeit deutlich schwerer geworden, als er geahnt hatte und seine Schulter schmerzte von der harten Tragestange. Heute Abend würde er sich diesen Schmerz ausmassieren lassen!


    Schließlich kamen sie näher und der Tiberier musterte das eher unscheinbare Grab, das deutlich die griechische Herkunft der Familie bekundete. Sicher stammten sie aus irgendeiner Stadt, die irgendwanneinmal von einem dieser Griechen-Freaks auf dem Kaiserthron das Bürgerrecht verliehen bekommen hatte. Aber das zählte nun nicht - jetzt war es wichtig, dass der Consul Prudentius Commodus das Zeitliche gesegnet hatte und damit der römische Staat an sich in seinen Grundfesten erschüttert worden war.

  • Balbus hatte bei der Legion gelernt, was es hiess mit Lasten grosse Strecken zu marschieren, doch lagen Welten zwischen dem Marschgepäck eines Legionärs und einem schweren Totenbett mit einem nicht sehr schlanken Leichnam.
    Er war recht froh, als sie das alte Familiengrab erreichten und auf den Scheiterhaufen zusteuerten. Die nun auf ihn zukommende Aufgabe war zwar keine über die er sich besonders freute, doch befreite sie ihn für den Moment zumindest von der immer schwerer werdenden Last.
    Durch Mhorbaine und seine Gehilfen wurden die Träger eingewiesen und so wurde kurze Zeit später das Totenbett auf dem Scheiterhaufen platziert.

  • Macer war dem Trauerzug auch bis hier her gefolgt, denn wenn man begonnen hat, einen letzten Weg zu gehen, soll man ihn auch zu Ende gehen, fand er. Die Träger des Totenbettes waren sicher nicht zu beneiden, hatten sie die last doch nun schon wieder eine ganze Weile auf den Schultern.


    Bisher hatte Macer dem Familiengrab der Prudentier keine besondere Beachtung geschenkt, was er nun aber nachholte. Eigentlich baute man die Grabmäler ja extra an den Ausfallstraßen, damit alle Menschen auf dem Weg in die Stadt oder auf dem Weg aus ihr heraus an ihnen vorbei kamen und sich der Verstorbenen erinnerten. Bei der Menge an Straßen in Rom und der Menge an Gräber, die sich dort befanden, relativierte sich dieser Effekt aber etwas. Wer nahe an der Stadtgrenze bestattet sein wollte, dem blieb nur ein Grabmal in der vierten oder fünften Reihe, wenn man nicht gerade zu den ältesten Familien gehörte und eine alte Grabstätte mit benutzen konnte. In wie weit das den Geistern der dort bestatteten genehm war, musste wohl jeder mit sich selbst ausmachen.


    Der Grabbau der Prudentier lag aber ein ganzes Stück von der Stadt entfernt und hatte daher offenbar nie diese Platzprobleme gehabt. Macer fand ihn recht groß und beeindruckend, was für das Gedenken an einen Consul aber sicher nicht falsch war. Während das Totenbett hinter den Bau gebracht wurde, versuchte er die in Steing emeißelten Namen zu entziffern.

  • Mhorbaine bemühte sich nach Kräften alles korrekt zu organisieren und jeden an den vorbestimmten Platz zu lotsen. Als dann das Totenbett auf dem Scheiterhaufen platziert worden war, gab er das Zeichen dafür mit dem letzten Akt zu beginnen. Mehrere Sklaven postierten sich um den Scheiterhaufen, 'bewaffnet' mit Dingen, die der Tote auf der anderen Seite brauchen würde und einige auch mit Parfumfläschchen, die ins Feuer geworfen werden würden um den unangenehmen Geruch zu übertünchen.
    Mhorbaine selbst kümmerte sich darum, die Fackel, mit der der Scheiterhaufen in Brand gesteckt werden sollte, zu Balbus zu bringen.

  • Dieser Consul! Hatte wahrscheinlich schon genug mit seinem eigenen Gewicht zu kämpfen, aber musste ja unbedingt hier Träger spielen, obwohl er eher eine Belastung als eine Hilfe war. Nach einigen Schweißperlen und etwas außer Atem erreichte Crassus mit dem übrigen langen Zug das Familiengrab der Prudentier. Nachdem das Totenbett auf dem Scheiterhaufen abgestellt war, entfernte sich Crassus etwas von dem Scheiterhaufen und wartete in der Nähe einer Fackel auf die baldige Ansteckung des Bettes.

  • Als er das Totenbett endlich abstellen konnte, atmete Durus noch einmal auf. Anschließend stellte er sich in eine der vorderen Reihen, wo er mit Sicherheit die Hitze des Feuers spüren würde. Noch einmal richtete er seine Toga, dann wartete er auf den finalen Akt - die Verbrennung jenes Staatsmannes, der im Amte verstorben war.

  • Balbus übernahm die Fackel aus Mhorbaines Händen und wartete einen Moment, bis alle Anwesenden aussreichend Abstand zum Scheiterhaufen hatten. In Gedanken sprach er ein letztes Gebet bevor er den Blick von seinem toten Vater abwandte und die Fackel an den Scheiterhaufen hielt.


    Es dauerte einige Sekunden bis das Holz Feuer fing und sich dieses langsam begann sich auszubreiten. Es dauerte eine Weile, bis sich das Feuer soweit ausgebreitet hatte, dass man den toten Körper nur noch wage durch die Flammen erkennen konnte. Die Kleidung des Toten hatte sicherlich schon Feuer gefangen. Auch die Gegenstände, die vor dem Entfachen auf den Haufen gelegt worden waren, brannten bereits.
    Dann ergriff das Feuer den Körper. Dieser Moment war klar zu bemerken, denn der Geruch von brennendem Fleisch stieg recht rasch auf und erfüllte die Luft.
    Just in diesem Moment warfen die bereitstehenden Sklaven die Parfumfläschen auf den brennenden Scheiterhaufen. Es würde einige Momente dauern, bis sie ihren Geruch verströmen würden, doch war die zu erwartende Wirkung sicherlich wert auf sie zu warten.

  • Es dauerte recht lange, bis der Scheiterhaufen komplett nieder gebrannt war. Mhorbaine beobachtete die Flammen fasziniert und konte beim besten Willen seinen Blick nicht von dem Feuer lösen. Auch der Geruch des brennenden Leichnams störte ihn nicht, was allerdings daran lag, dass er ihn vor Faszination gar nicht wahrnahm.


    Als der Haufen weitestgehend runtergebrannt war und es abzusehen war, dass das Feuer bald erlischen würde, musste Mhorbaine sich dann jedoch wieder auf seine Aufgaben kümmern. Diskret kümmerte er sich darum, dass der Wein für das Löschen der Asche bereitgestellt wurde und auch das Wasser, mit denen der Reinigungsakt an den Zuschauern durchgeführt werden sollte, wurde vorbereitet.

  • Durus spührte die Hitze auf seinem Gesicht und an den Armen, als das Feuer Besitz von dem Scheiterhaufen ergriff. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück, dann starrte er weiter in die Flammen, die nun langsam den Körper des alten Consuls zerstörten. Man konnte ihn allerdings nur als Schatten zwischen dem Feuer ausmachen, was sicherlich auch gar nicht schlecht war - das Aussehen von verbrannten Leichen war dem Tiberier noch aus Anwalts-Zeiten bekannt.


    Langsam brannte das Feuer herunter und Durus konnte das Totenbett nicht mehr ausmachen, als die Flammen die Überreste des Scheiterhaufens freigaben. Nun würde es nicht mehr lange dauern...

  • Als dann das Feuer niedergebrannt war und nur noch wenige Stellen vor sich hinglühten, begannen zwei Sklaven damit, die Anwesenden mit Hilfe von Olivenzweigen, mit dem Reinigungswasser zu besprengen.
    Eines der Klageweiber machte sich dann daran, die Anwesenden mit dem traditionellen "Ilicit." zu entlassen.


    Während sich so die Reihen langsam lichteten, begann Balbus, gemeinsam mit Drusilla und Antonius, die Asche mit dem Wein zu löschen. Ein Sklave reichte ihm im Anschluss daran die Urne, in der die Asche später bestattet werden sollte. Vorsichtig wurde die nasse Asche in die Urne gefüllt.
    Die marmorne Urne wurde dann von einem Sklaven übernommen und dieser trug sie in das Innere des Grabes, wo sie am kommenden Tag neben den Urnen von Commodus' Brüdern eingemauert werden.



    Einige Zeit später brachen dann auch die Angehörigen, sowie die Sklaven und sonstigen Beteiligten auf um in die Stadt zurückzukehren.

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