Atrium | MTD et Aelius Callidus

  • Der Ianitor führte Callidus ins Atrium, wo er ihn bat, zu warten. Stesichoros selbst eilte zuerst ins Tablinium, tauchte von dort wieder auf, ging weiter zu einer anderen Tür, sah dort nach. Mit ratlosem Gesicht erschien er auch diesmal. Sich noch einmal schneuzend eilte er dann in den hinteren Bereich der Villa. Nach kurzer Zeit erschien er wieder.


    "Der Herr wird gleich hier sein. Er ist ein wenig...unvorbereitet."


    Tatsächlich dauerte es eine ganze Zeit, ehe der Senator mit feuchtem Haar und einer nicht gerade perfekt sitzenden Tunika erschien. Dennoch lächelte er freundlich und ging auf seinen ehemaligen Vorgesetzten zu.


    "Salve, Aelius Callidus! Was für eine Überraschung!"


    Tatsächlich war Durus überrascht. Er hatte sein Bad rasch unterbrochen, um den wichtigen Mann zu empfangen. So sehr hatte er sich beeilt, dass es dem Ankleidesklaven nicht gelungen war, seine Tunika ordentlich zu richten. Nun wurde Durus sich dieses Fehlers gewahr und richtete seine Kleidung.


    "Verzeih...wie gesagt: Eine Überraschung!"


    Nun lächelte er entschuldigend.

  • Callidus ließ sich in das Atrium geleiten und wartete dort, wie es der Sklave ihm "auftrug" auf den Senator, der einige Zeit später erschien.


    > Tiberius Durus! Ich grüße dich und freue mich, dich einmal wiederzusehen. Ich hoffe, wenn auch mein Erscheinen überraschend kommt, dass es nicht allzu störend für dich ist. Doch ich komme im Namen unseres princeps und imperator in Parthia.
    Wie mir nicht entgangen ist, bist du ins Collegium der Auguren aufgenommen worden. Eine Ehre! Mich erfreut deine Laufbahn im Senat. <


    Callidus wollte nicht sofort auf seine Fragen zusprechen kommen, dies wäre gegenüber einem alten Bekannten auch äußerst unangemessen gewesen. Desweiteren wusste der Aelier, dass er in Durus einen kompetenten und weiterhin aufstrebenden Senator vor sich hatte, der allein durch seine Familie zu den Kaisergetreuen gehörte.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Nein, nein, ich freue mich über Deinen Besuch. Darf ich Dir etwas zu trinken anbieten? Oder einen Happen zu Essen?"


    Er winkte einen Sklaven herbei, während ihm in den Kopf kam, dass Callidus ihn tatsächlich noch nie einfach so besucht hatte. Genaugenommen war ihre Bekanntschaft furchtbar gepflegt, weshalb der Tiberier beschloss, dies bei Gelegenheit zu ändern.


    "Und ich muss Dir zustimmen. Diese Karriere hat mich selbst am meisten überrascht. Wobei ich Dir gleich eine neue Neuigkeit überbringen darf: Der Rex Sacrorum hat meine Bereitschaft zur Ernennung zum Pontifex erfragt! Ich glaube, selbst der göttliche Iulius Caesar* wäre bei meiner Glückssträhne vor Neid erblasst!"


    Ein wahrhaft komischer Vergleich zwischen dem vergöttlichten Glückspilz, den Fortuna so plötzlich an den Iden des März verlassen hatte, aber er kam dem Tiberier gerade so in den Kopf.


    "Aber sicher ist Deine Zeit an solch einem Tag knapp bemessen. Was möchte der Kaiser denn von mir?"

  • Callidus bedankte sich für das Angebot, lehnte aber ab, da er gar nicht wusste, ob er hier so viel Zeit verbringen würde, falls der Tiberier ihm bei seinem Anliegen nicht weiterhelfen konnte.


    > Welch große Ehre! Dass du in das Collegium der Auguren gewählt wurdest, ist das eine, aber dass du bereits zum pontifex ernannt werden sollst, zeigt dein eigenes wie auch das Ansehen deiner Familie in Rom. <


    Auch wenn Callidus nichts mit der Politik im praktischen Sinne zu tun hatte, verfolgte er dennoch gewissenhaft die Machtverteilung im Senat und wie die einzelnen Familien aufgestellt waren. Hier war auch ihm aufgefallen, dass die Tiberier stets Senatoren stellten, die ein gewisses Ansehen genossen und nicht zu den Hinterbänklern gehörten. Die Aelier selbst hatten in dieser Beziehung durchaus Nachholbedarf.


    > Es steht deiner Familie gut zu Gesicht, dass sie sich derart um die Pflege der Traditionen und der Götter bemüht Tiberius Durus. Ich hoffe, dass du auch das Amt des pontifex so gut schultern wirst, wie du es bisher mit deinen anderen Geschäften getan hast.
    Nun, der Augustus möchte nicht speziell von dir etwas, doch ist er geneigt, einen Mann in den ordo senatorius zu erheben, weshalb ich dich nun in der Hoffnung aufsuchte Informationen über ihn zu erhalten. Ist dir der Name Kaeso Annaeus Modestus bekannt? <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Kaeso Annaeus Modestus? Durus kam der Name tatsächlich irgendwie bekannt vor, aber er konnte ihn nicht zuordnen.


    "Hm, ich habe das Gefühl, ihn schon einmal irgendwo gehört zu haben. Kannst Du mir vielleicht einen Tip geben, wo ich ihn einordnen kann?"


    Vielleicht ein Mandant bei einer Gerichtsverhandlung? Oder auf dem politischen Parkett? Aber er kannte spontan überhaupt keinen Annaeer im Senat...

  • > Nun, das kann ich tun. Ich durchforstete die Archive der Verwaltung nach seinem Namen. Kaeso Annaeus Modestus durchlief eine städtische Laufbahn. Er war Magistrat von Mantua, ist wiederholt Duumvir in eben jener Stadt. Er wurde in die Curia Italica gewählt und vertrat dort Mantua. In seiner Stadt selbst zählt er zu den Dekurionen.
    Vielleicht hilft dir das, dich zu erinnern? <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Fieberhaft dachte der Tiberier weiter nach. Ihm kam spontan jedoch immernoch kein Gesicht. Naja, vielleicht hatte er den Namen irgendwo in den Acta Diurna oder sonstwo gelesen...


    "Hm, ich fürchte nein. Du möchtest eine Einschätzung seiner Würdigkeit für diesen Stand?"


    Duumvir in Mantua...da kam ihm eigentlich nur einer in den Sinn...der Decemvir litibus iudicandis! Der Tiberier hatte ihn damals bei der Cena der Aurelier getroffen...oder waren es die Claudier gewesen? Naja, die Claudier hatten schon ein wenig verquere Ansichten...


    "Wenn es darum geht, dann möchte ich Dich an Aurelius Corvinus, den Vigintivir verweisen. Er war ebenfalls Duumvir in Mantua und hat sicherlich gute Verbindungen nach dorthin.


    Meine unmaßgebliche Meinung wäre allerdings, dass er in jedem Falle seine Amtszeit zuende bringen sollte, ehe er versucht, in Rom Karriere zu machen."

  • Callidus nickte auf die Worte des Tiberiers. Er wusste jedoch nicht, ob er den Worten folgen würde, der Augustus verlangte schließlich nach der Meinung der Senatsaristokratie und mit Aureliern hatte Callidus sich nie besonders verstanden, weshalb er derartige Besuche eher mied.


    > Ich danke dir für diesen Ratschlag, Tiberius Durus. Doch auch deine Meinung bezüglich der Beendingung seines jetzigen Amtes ist wertvoll. Der princeps berücksichtigt auch solche Kleinigkeiten bei seinen Abwägungen. <


    Callidus machte eine kurze Pause, um zu einem ganz anderen Thema überzugehen.


    > Jetzt, da ich persönlich in deinem Haus Gast bin, will ich die Gelegenheit nutzen dir mitzuteilen, dass in meinem Hause ein großes Gastmahl stattfinden soll. Ich würde mich feruen und es wäre mir eine Ehre, würdest du zu dieser cena mein Gast sein. Den genauen Termin wirst du dann selbstverständlich noch per Schreiben erhalten. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Durus war recht überrascht, als er von der Einladung hörte - also könnte der Aelier Gedanken lesen (:D).


    "Auch ich würde mich freuen, Dein Gast sein zu dürfen. Vielleicht wirst Du auch bald einen Gegenbesuch machen können...gibt es denn einen speziellen Anlass?"


    Wenn er Aelius besuchen konnte, konnte er sein Wahlkampf-Gastmahl vielleicht auf eine reine Senatoren-Runde beschränken...obwohl, Callidus kannte sicher einige Senatoren...

  • > Einen speziellen Anlass? Nun, die gens Aelia lädt lediglich zu einem Mahl. Es soll der schönen Muße und dem Gedankenaustausch dienen, der Pflege einiger Freudschaften. <


    Mit einem Lächeln gab Callidus diese verschnörkelte Erklärung dem Tiberier zurück, die nichts anderes bedeutete als die Erweiterung der Klientelverhältnisse und möglicher politischer Einflussnahme, wie sie in Rom an der Tagesordnung war, wie sie die Aelier in letzter Zeit jedoch weniger betrieben hatten.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • > Das freut zu hören, Senator. <


    Mit einem Lächeln und dankbaren Nicken machte sich Callidus bereit zum Gehen.


    > Auch wenn dir nur Weniges zu Annaeus Modestus bekannt war, danke ich dir für deine Hilfe, Tiberius Durus. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

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