officium AAC | Die Ankunft der Mutter

  • Sim-Off:

    Reiner Überleitungsthread - bitte nicht mehr reinposten! :)


    Eigentlich hatte ich mich wieder einmal in mein officium zurückgezogen, um zu lernen, Schriftrollen anzuschauen und mir endlich ein genaueres Bild von dem zu machen, was mich im Dienste des imperiums eines Tages womöglich erwarten würde. Immer noch hatte ich das Gefühl, dass ich eigentlich so wenig wusste. Ich blickte aus dem Fenster; um draußen zu sitzen, war es nun schon zu kalt, und vor allem war es viel zu windig für die Schriftrollen. Aber die verfärbten Blätter der Bäume, mit denen der Wind seinen Mutwillen trieb, gefielen mir in diesem Augenblick mehr als Pergament und Papyrus, und meine Gedanken schweiften ab zu all den Menschen, deren Bekanntschaft ich im Laufe der Monate seit meiner Ankunft in der villa Aurelia in Roma hatte machen dürfen. Ich war in der Stadt kein ganz Fremder mehr.


    Wieder ließ ein kräftiger Windstoß die bunten Blätter tanzen, und unwillkürlich breitete sich auf meinem Gesicht ein Lächeln aus, mit dem ich auch zur Tür blickte, als Maron nach einem Klopfen und meinem Eintrittsruf hereintrat. Was er mir zu sagen hatte, ließ mich erstarren.


    Seit meiner Abreise aus Mantua hatte ich peinlich wo immer es nur ging jede Gelegenheit vermieden, den Namen einer gewissen Person auszusprechen. Doch natürlich war mir selbst nur viel zu klar, dass kein Tag vergangen war, an dem ich nicht an diesen Menschen gedacht hatte. Sie war weit weg gewesen; solange ich noch in Athen war, sehr weit; nachdem ich nach Roma gekommen war, ein bisschen näher, aber immer noch weit genug. Jetzt saß sie im adedis, jene Frau, in deren Gegenwart ich mich immer verachtet und dominiert gefühlt hatte, ungeliebt und belächelt - meine Mutter.


    Es mochte eine ganze Weile vergangen sein, in der alle möglichen Erinnerungsfetzen vor meinem geistigen Auge erschienen, oberflächlich betrachtet, von verschiedenster Art, und doch immer auf dasselbe hinauslaufend. Erst Marons behutsam-mahnende Worte brachten mich wieder zu mir selbst. Äußerst langsam erhob ich mich, schob dann penibel den Stuhl an den Schreibtisch heran, ging um diesen herum und dann zur Tür. Als ich merkte, dass Maron zurückbleiben wollte, wandte ich mich um und sah ihn an. Mein Blick bat ihn, mir ins adedis zu folgen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!