Officium | Cura Aedium Sacrarum

  • CURA AEDIUM SACRARUM


    CAIUS VOLTURNIUS LETO



    Die Cura Aedium Sacrarum ist für die Instandhaltung, Renovierung, den Bau und die Verwaltung sämtlicher Tempel innerhalb Roms zuständig. Damit untersteht sie gleichzeitig dem Collegium Pontificium und der Cura operum publicorum.


    ~ ~ ~


    Irgendwo in der Regia befindet sich das Officium, in dem ein Pontifex Minor die zweifelhafte Ehre hat, über die heiligen Gebäude zu wachen. Das Officium riecht nach dem Staub zahlreicher Akten, die in große Regale an allen Wänden gestopft sind. In der Mitte thront der Pontifex Minor an seinem Platz - wenn er nicht gerade mit einer anderen Aufgabe betraut wird.

  • Kein Sklave dabei zum Klopfen, mußte Avarus das wohl selbst erledigen. Die Düsterheit des Gewölbes ließ ihn kurz schauern. Dann zog er einen Teil der Toga zum Schutz über seine Hand und schlug dumpf an die Tür an. Immerhin war es so ausgeschlossen Holzschiefer in die anwendende Hand einzuziehen.

  • Da Volturnius Leto neben der Verwaltung der Tempelgebäude auch noch andere Aufgaben hatte, rief ein Scriba des Volturniers


    "Herein!"


    Er saß an dem kleinen Tisch und überprüfte gerade die Rechnung eines Reinigungsunternehmens, das den Trajans-Tempel saubergemacht hatte. Als er aufsah, erkannte er einen Senator.


    "Womit kann ich dienen?"


    fragte er rasch.

  • "Salve, ich komme, um zu erfahren wie es um die Auftragsvergabe im Falle des Marstempels aussieht. Als Magister der Architektur wäre es ein reizvolles Unterfangen jenen Tempel sanieren zu dürfen. Gibt es noch andere Bewerber?"


    So gruftig war es dann doch nicht in diesem Raum. Sehr spartanisch, aber ausreichend für eine kleine Schreibstube.

  • Der Scriba betrachtete den Senator kurz verwirrt, dann erhob er sich und suchte einen Stapel Papyrus, der wohl der Posteingang war. Diesen begann er durchzusehen. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er wieder aufsah.


    "Nein, bisher nicht."


    antwortete er.


    "Was wäre dein Angebot?"


    fragte er dann und nahm sich eine Tabula zur Hand, um Notizen zu machen.

  • "Um mein Angebot zu benennen, obliegt es dem Cultus Deorum auszuführen mit welchen Umfang die Sanierung angedacht ist. Wird es mehr ein Makulatur oder eine tiefgründige Erneuerung sein. Soll es neuer Marmor werden oder wird man die vorhandenen Platten ausbessern..."


    Derer Wichtigkeiten, um die Kalkulation im Kopfe durchzuplanen, gab es noch eine ganze Reihe. In dem Anschlag war demzufolge sehr wenig, bis garnichts zu erfahren.

  • "Hm... also ein ganzer Batzen Gold der dafür aufgewendet werden müßte. Gibt es denn einen Wohltäter, der die Arbeiten am Tempel finanziell unterstützt oder ist der Cultus ganz und gar auf die eigene Spendenkasse angewiesen?"


    Noch immer ließ der Architekt nicht blicken, was er für ein Angebot unterbreiten wollte, zuviele Fragen schienen ihm noch offen zu sein.

  • Das war wiederum eine Sache, die der Scriba überhaupt nicht wissen konnte. Daher fragte er mit einem leicht kritischen Gesichtsausdruck.


    "Ist das denn für den Preis entscheidend?"


    Offensichtlich lotete der Senator aus, wie viel er verlangen konnte...aber da spielte der kleine Scriba nicht mit!

  • "Durchaus kann das entscheidend sein. Nehmen wir einmal an, ein Architekt würde sich finden, der sich mit einer Gedenktafel zufrieden gibt. Dann käme er bei keinem weiteren Gönner auf ein schönes Sümmchen, um die Renovierungsarbeiten zu finanzieren. Ist jedoch ein Spender bereit einen gewissen Anteil an den Kosten zu tragen, wird sich dieser 'Beispielarchitekt' wahrscheinlich schneller dazu durchringen können."


    Anscheinend wußte der Scriba auch nicht mehr, als jener oben im Gang. Zwar fragte sich Avarus dabei, wozu man ihn hier herunter geschickt hatte, aber die Wege der Herren waren eben unergründlich. Er rechnete einen Moment den maximalen Betrag durch und kam auf ein ordentliches Aufwandsgeld.


    "Nun gut..." begann er und machte in seiner Stimme deutlich, wie unzureichend er sich informiert sah. "... mein Angebot lautet die Renovierungsarbeiten ohne geldlichen Ausgleich auszuführen. Jedoch wünsche ich, das man für diese Wohltat eine große Inscriptio am Eingang des Tempels anbringt."

  • Der Scriba horchte überrascht auf. Wenigstens wollte er kein Geld - denn Geld war immer etwas rares. Andererseits war eine große Inschrift über dem Eingang des Tempels eine wirklich ziemlich große Sache...andererseits war es auch wieder eine teure Sache...oder?


    Schließlich beschloss der Scriba, doch einmal nachzusehen. Ein Hinweis über eingegangene Spenden zum Unterhalt von Tempeln ging ja bei ihm irgendwo ein...vielleicht fand sich ja etwas!


    "Einen Moment bitte."


    Ächzend erhob er sich und ging auf ein Regal zu, aus dem er einen Codex zog. Nachdem er diesen kurz studiert hatte, legte er ihn mit zufriedenem Gesicht zurück und bückte sich zum unteren Brett. Dort lagen mehrere Stapel Papyrus, von denen der findige Scriba scheinbar wahllos einen herausgriff und durchsah.


    "Das haben wir gleich..."


    murmelte er, bis er plötzlich einen Bogen herauszog. Mars-Tempel...er hatte doch gewusst, dass da irgendwas war! Langsam nahm er wieder Platz.


    "Also..."


    begann er und schien das Schriftstück eingehend zu studieren.


    "...also da gibt es tatsächlich schon einige Spender..."


    Er las weiter und ihm entfuhr ein


    "Hohoo!"


    ehe er merkte, dass er ja nicht der einzige im Raum war, und das Papyrus rasch sinken ließ und seine Geschäftsmiene aufsetzte.


    "Also tatsächlich gibt es bereits mehrere zweckgebundene Spenden seitens verschiedener Privatmänner. Abgesehen davon..."


    Er machte wieder eine theatralische Pause, die jedoch etwas zu lang geriet.


    "...kann ich so einen Preis nicht aushandeln. Dafür brauchen wir schon den Senat."


    Er legte den Kopf schief um zu sehen, was passieren würde.

  • Durchaus ein komischer Anblick, den dieser geistliche Schreiber da bot.


    Einige private Spender also. Natürlich würde man keine Namen hören. Immerhin war so der Materialbedarf etwas, mit viel Glück auch ganz abgedeckt.


    "Dem ist so ja..." Avarus hatte aber keine Lust sich darum zu kümmern. Immerhin war es auch vielmehr eine Aufgabe der sich der Cultus Deorum zu stellen hatte. "... vielleicht ist es das Beste man unterrichtet mich bei einer Zu- oder Absage zum Tatbestand der Auftragsvergabe. Ich nehme an bis zur völligen Schließung der Auftragsvergabe hat das Collegium Zeit sich der Prämisse durch den Senat zu versichern oder eben diese Fiktion zu begraben." Waren also seine Worte.

  • Der Wert einer Inschrift war beträchtlich. Zwar würde der Senator dem Cultus auch gern etwas von den Kosten erlassen, sah es jetzt aber als notwendig an, die wahre Größe dieser Steintafel nicht herabzuspielen.


    "Es dürfte mit zwei- bis viertausend Sesterzen zu rechnen sein. Aber wie gesagt, favorisiere ich ein anderes Salär."


    Was sollte ein Mann wie er mit noch mehr Geld, wo das Familienvermögen derart opulent war. Man möge glauben was man wollte, aber Avarus war nicht der Mensch, der gern in Geld badete. Zwar beruhigte es ungemein, trotzdem hiel er sich vermehrt an den Leitspruch: Über Geld spricht man nicht, entweder man hat es oder man hat es nicht.

  • Das Abbrechen des Griffels hätte der Senator wohl durch ein lautes Kracken bemerkt. Doch dem war nicht so geschehen. Stattdessen ließ sich der Schreiber anderweilig Zeit. Jene die Avarus an diesem Tag nicht hatte. Er rausperte sich kurz, um sich dann zu erheben.


    "Man wird mich benachrichtigen, wenn sich etwas Neues in dieser Sache getan hat?"

  • Hui! Das war für den Scriba ein stolzer Preis, auch wenn es wohl im Baugewerbe kein hoher war...naja, er würde es wohl weiterleiten.


    "Natürlich. Du wirst dann benachrichtigt. Man wird über das Angebot verhandeln."


    Damit schien der Senator sein Anliegen vorgebracht zu haben, wie dem Scriba schien...

  • Als Menecrates endlich vor dem Pontifex Minor stand, zögerte er nicht lange mit seinem Anliegen. Er machte sich auch nicht die Mühe, die Anfrage umzuformulieren. Er leierte sie hinunter - bemüht, es nicht flapsig, sondern ernsthaft wirken zu lassen. Inzwischen hatte er den Text an verschiedenen Stellen aufgesagt und kannte ihn auswendig.


    "Salve Pontifex, ich suche dich in meiner Funktion als Aedil auf und möchte den augenblicklichen Stand der Sicherheit und den Zustand der Tempel in der Stadt erfahren. Es wäre müsig, von Tempel zu Tempel zu gehen. Ich möchte daher nur diejenigen aufsuchen, bei denen möglicherweise Handlungsbedarf besteht. Wie sieht es aus?"

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