• Als erstes nach meiner Ankunft wollte ich mich auf die Suche nach Florus machen.


    Doch vorher gab ich Vennala schnell den Auftrag, das Gepäck aus dem Wagen zu holen und ins Atrium zu bringen.


    Wo wäre Florus wohl am ehesten zu finden? Ich würde erst Vennalas Rückkehr abwarten, dann weitersehen.

  • In Begleitung von Decimus Fabullus Scaeto kam Modestus in das Atrium. Der junge Scaeto, der einmal Discipulus im Cultus Deorum gewesen
    war, lief rechts von Modestus und erklärte diesem gerade einige Dinge zu dem Opfer für die Einweihung des Merkurtempels. Zwar würden bis
    dahin noch einige Monate vergehen, doch Modestus hatte sich jetzt schon mit dem Thema auseinandergesetzt. Zwar war es vermutlich eine
    Aufgabe mit der sich seine Nachfolger beschäftigen mussten, doch das störte ihn nicht. Als Modestus plötzlich die Frau im Atrium sah, musste
    er doch einige Augenblicke überlegen, wer sie war. Während Scaeto, der nicht bemerkte, dass Modestus längst nicht mehr auf ihn achtete,
    weitersprach, erinnerte sich Modestus wieder. Es war seine große Schwester ! Er hatte sie wohl schon einge Jahre nicht mehr gesehen, doch
    schalt er sich, weil er sie nicht gleich erkannt hatte. Modestus ließ Scaeto, der immernoch über die Opferung von Stieren sprach, einfach stehen
    und ging zu Minervina herüber. Während Scaeto nun verstummte begrüßte Modestus seine Schwester herzlich.


    >Salve Minervina ! Es freut mich dich endlich wiederzusehen !<


    sagte er etwas überschwenglich, hielt sich aber noch ein wenig zurück.

  • Ich sah den jungen stolzen Mann an; wie sich Modestus doch verändert hatte! Er war eine richtig selbstsichere Erscheinung geworden. (Wir schienen in dieser Beziehung irgendwie nicht die selbe Abstammung zu haben ;) ).


    Modestus, mein Bruder! Ach ich freue mich so sehr!


    Ich konnte mich nicht mehr halten! Ein Wiedersehen nach all den Jahren!
    Über das ganze Gesicht lächelnd, fiel ich ihm freundschaftlich um den Hals.


    Sag, geht es dir gut? Was ist in dieser langen Zeit aus dir geworden?


    In meinen Augenwinkeln sah ich Scaeto, er schaute etwas verlegen aus der Wäsche und schien ziemlich überrumpelt von dem, was sich da gerade vor ihm abspielte. Ich werde ihm nachher wohl eine Erklärung schulden, dachte ich kurz, doch dann war ich gedanklich wieder ganz bei Modestus.

  • Modestus umarmte seine Schwester ebenfalls mit ieinem breiten Lächeln.


    >Natürlich geht es mir gut. Ich bin mittlerweilie sogar Duumvir und Decurion dieser Stadt geworden.<


    sagte er und lächelte noch immer. Eigentlich war es nicht seine Art, aber er hatte seine Schwester sehr lange nicht
    mehr gesehen. Sie nun so unerwartet wiederzusehen freute ihn natürlich ungemein. Nun musterte Modestus seine
    Schwester einige kurze Momente lang. Ja, sie war unverkennbar seine Schwester Minervina.


    >Und wie ist es dir ergangen ? Wo kommst du her ?<


    fragte Modestus ungehalten.

  • Ich staunte nicht schlecht, als mir Modestus von seinen Ämtern erzählte. Aber ich wusste, dass er es sich mit seinem Fleiss bestimmt mehr als verdient hatte.


    Ich war lange Zeit Discipula der Iuno, doch dann gab ich die Ausbildung zur Priesterin auf und begab mich auf Reisen nach Germanien. Vennala, meine treue Dienerin, begleitete mich dabei auf meinem Weg. Es war eine tolle Erfahrung, der Norden ist so ganz anders als meine gewohnte Umgebung. Zudem war es nicht immer leicht. Am Wegrand lauerten Räuber, aber nein, ich will unsere Freude nun nicht mit meinen Geschichtchen trüben...


    Doch schliesslich zog es mich zurück in die elterliche Casa, wo ich aufgewachsen war. Ich vermisste die Wärme des italischen Klimas und die Nähe der Verwandten und Freunde.

  • Ich huschte im Hintergrund mit einem Gepäckbündel an den Geschwistern vorbei. Unachtsam, wie ich war, stiess ich aber mit einem Mann zusammen, der etwas abseits stand.


    Oh, verzeihung!


    Sagte ich eilig und verschwand schnellst möglich im nächsten Korridor.

  • Scaeto murmelte etwas verwirrt ein leises >Ist schon gut.< und schaute dabei aber immernoch zu seinem Patron und dessen Schwester herüber.


    Modestus beachtete Scaeto und die Sklavin garnicht sondern widmete sich ganz und gar seiner Schwester. Sie war eine Discipula gewesen ? Das
    war in der Tat sehr interessant. Er selbst interessierte zwar nicht genug für die Religion um selbst Sacerdos zu werden, doch ansonsten zählte er
    sich zu den religiöseren Menschen. Immerhin stifteten er und einige andere Decurionen Mantua einen Tempel.


    >Discipula der Iuno sagst du ? Möchtest du immernoch Priesterin der Iuno werden ?<


    fragte Modestus interessiert und grübelte ein wenig. Er wusste nicht warum aber er musste irgendwie an die Feier bei den Aureliern in Rom denken.
    Vieleicht wollte seine Schwester ja auch mitkommen, sodass er als Jungeselle dort nicht allein auftauchen musste.


    >Minervina, ich bin zu einer Feier in die Villa Aurelia eingeladen. Es würde mich sehr freuen wenn du mich begleiten würdest.<

  • Ich freute mich sehr, dass auch mein Bruder Interesse an Religion zeigte. Ich hielt es für einen Römer oder eine Römerin für eine erstrebenswerte Tugend, sich den Göttern zu widmen und sie zu pflegen.


    Nun war ich meinem Bruder aber noch eine Antwort zu meiner abgebrochenen Laufbahn in der Iuno Priesterschaft schuldig.


    Ja, ich war Schülerin bei Didius Falco. Doch die Götter holten ihn schon früh zu sich. Dannach ging meine Ausbildung noch einige Zeit lang weiter, aber ich musste mir selber eingestehen, dass ich für eine Priesterin einfach zu schüchtern bin. Ich kann nicht vor so viele Leute treten und etwas sprechen. Du kennst mach ja schon lange und weisst, wie ich da bin.... :)


    Als Modestus von einem Fest sprach, horchte ich auf. Das wäre ja eine tolle Gelegenheit, unserem Wiedersehen einen Hauch von Feierlichkeit zu verleihen.


    Aber natürlich, ich würde dich sehr gerne begleiten!

  • >Didius Falco ? Der Senator und ehemalige Präfekt der Vigilen ?<


    fragte Modestus und schmunzelte wieder. Ja er wusste wie schüchtern seine Schwester war. Er hatte es damals schon des öfteren erlebt und war schon daran gewöhnt.


    >Das freut mich. Wir müssten Morgen schon abreisen. Hättest du etwas passendes anzuziehen, oder möchtest du vorher noch auf den Markt in Mantua ?<

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