Am Vormittag der Meditrinalia konnte man Zeuge einer Prozession werden, die weder angekündigt noch alltäglich war. Ein Karren, begleitet von einigen Stadtwachen und gezogen von zwei Ochsen, fuhr zur Mitte des forum romanum und kam dort zu einem Halt. Während ein schmächtiger Jüngling auf dem Bock saß und gelangweilt die Leute betrachtete, erhob sich Crassus Pinguis, der mit seiner mächtigen Leibesfülle auf dem Karren selbst Platz genommen hatte. Worauf er saß, konnte man Dank eines weißen Leinentuches noch nicht erkennen.
"Ihr Bürger Roms, Römer! Hört mich an!"
“Bürger! Der ehrenwerte Magistrat, Marcus Aurelius Corvinus, lädt euch – euch alle – ein, an diesem heiligen Tage der Meditrina symbolisch mit ihm zu speisen! Ihr Bürger Roms, tretet näher, kommt und schaut, was ich euch im Namen des Aurelius Corvinus bringe!“
Mit einem Ruck zog Crassus Pinguis das Laken von der schmackhaften Ladung des Karrens. Goldgelbe, braune, mit Körnern bestreute oder mit Oliven gespickte Brote lagen dicht an dicht und verströmten augenblicklich einen appetitanregenden Duft. Einigen Frauen, welche stehen geblieben waren, ließen Laute der Entzückung hören, als sie dieser Fülle an Brot ansichtig wurden.
“Zu Ehren der Göttin Meditrina, welche uns Gesundheit beschert und guten Wein gewährt und zu Ehren des allmächtigen Göttervaters Iuppiter, der in seiner Weisheit über uns wacht, wird euch dieses erlesene Brot durch das Wohlwollen des Magistrats geschenkt! Kommt nur heran, Bürger, labt euch an der Güte des Aurelius, labt euch an seinem Geschenken an euch, an das Volk, an Rom!“
Und damit ließ Crassus Pinguis seine massigen Arme wieder sinken. Die ersten Menschen strömten bereits heran, im Nu hatte sich eine dichte Traube um den Karren gebildet und die Soldaten der cohortes urbanae bekamen etwas zu tun, weil sie den Karren vor einer Stürmung bewahren mussten. Unablässig schaufelten die emsigen Hände des übergewichtigen Crassus Brotlaibe in die schier unersättliche Menschenmenge. Große, kleine, flache, runde, lange, dreieckige, harte, weiche, besonders gewürzte – es waren einige hundert Laibe, die dort unter den Menschen verteilt wurden. Manche ließen Worte des Dankes verlauten, andere priesen die Götter an, dem Magistrat und seiner Familie wohlgesonnen zu sein, wieder andere standen abseits und verzogen missbilligend das Gesicht oder schwätzten abfällig über diese Aktion. Doch der Karren leerte sich schnell, und viele Bürger schienen angetan von dieser Art der Aufmerksamkeit dem Volke gegenüber.
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