Mit der Besucherin im Schlepptau trat Leone ins atrium und wies ihr einen Platz. Als er Tilla gewahr wurde, sah er sie wütend an und machte eine Geste, die bedeutete, dass sie sich entweder nützlich machen oder verschwinden sollte. "Gedulde dich einen Moment, domina", sagte Leone und ließ die virgo vestalis allein.
atrium | Agrippina et Corvinus
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Ich setzte mich auf einen der Korbstühle, die weich mit Kissen gepolstert waren. Nachdem ich mich etwas hatte entspannen können, ging es mir wieder besser und ich fühlte mich bereit, in den kommenden Momenten den Pater Familias zu empfangen.
Ich schaute das Atrium genauer an. Ein wunderbares Impluvium, mit klarem Wasser füllte den Raum unter der Dachöffnung, der in der Mitte durch eine Statue in eleganter Pose geschmückt wurde. An den Wänden waren wertvolle Fresken angebracht, die verscheidenste Szenen aus dem Leben reicher Patrizier zeigten. Der Künstler musste seines Faches sehr kundig gewesen sein. Die Farben waren mit geradezu perfekten Strichen aufgetragen worden. Der edle Marmor am Boden schien frisch gewicht und erstrahlte in herrlichem Glanz.
Ein prächtiger Raum, um Besucher zu empfangen, sagte ich mir ganz in Gedanken versunken.
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Es dauerte nicht lange, bis ich das atrium betrat. Ein recht mürrischer Leone hatte mir mitgeteilt, dass eine vestalische Jungfrau mich zu sprechen wünschte, und so hatte ich das Schreibzeug beiseite gelegt und hatte mich erhoben, um die Dame zu empfangen. Die Vestalin musste wegen der Erbschaften hergekommen sein, sagte ich mir, denn ein anderer Grund wollte mir partout nicht einfallen. Ein Sklave war indes an die Vestalin herangetreten und hatte ihr das gewünschte Wasser kredenzt.
Ich kam gemäßigten Schrittes heran und bedeutete der kränklich wirkenden Flavierin, dass sie nicht aufstehen musste, um mich zu begrüßen. Stattdessen neigte ich ihr mein Haupt und lächelte. "Salve, virgo vestalis Flavia, es ist mir eine Ehre, dich in diesem haus begrüßen zu dürfen." Und das war es in der Tat, denn wann hatte man sonst die Ehre, das Oberhaupt der Vestalinnen eine Besucherin nennen zu dürfen? Ganz bestimmt wusste sie um meine momentane Tätigkeit als Magistrat Roms und den damit einhergehenden Besuchen im atrium vestae, aus dem ich einige Testamente geborgen hatte. Ich setzte mich ebenfalls. "Ich nehme an, die Erbschaften führen dich hierher?" fragte ich sie.
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Ich war dankbar, nicht mehr aufstehen zu müssen, schliesslich wollte ich wenn möglich einen weiteren Schwächeanfall vermeiden.
Höflich begrüsste ich den Pater Familias der Aurelier aber auch im Sitzen. Slave, Aurelius Corvinus!
Ich wartete einen Moment, trank etwas Wasser und fuhr fort.
Nein, ich muss euch leider enttäuschen, ich bin nicht wegen den Erbschaften hier. Viel mehr suche ich euch in eigener Angelegenheit auf. Ich möchte fragen, ob ihr interessiert wärt, Aurelia Sisenna in den Dienst der Vesta eintreten und somit Rom und der Göttin dienen zu lassen.
Gespannt wartete ich auf die Reaktion des Pater Familias. Wie würde er wohl auf diese direkte Frage antworten? -
Ihr eigentliches Anliegen überraschte mich. Das sah man meinem Gesicht deutlich an. Hatte sich herumgesprochen, dass ich Sisennas tutor war, oder warum wollte sie mit mir über die Zukunft des Mädchens sprechen?
"Du kommst wegen des Mädchens? Nun, in diesem Falle muss ich leider dich enttäuschen. Sisenna ist bereits jemandem versprochen und wird daher nicht in den Kult der Vesta eintreten können." Im Grunde stimmte das nur halb, denn ich hatte mich noch nicht mit Aristides über die Pläne seinen Sohn Serenus betreffend unterhalten. Aber der Vestakult war auch so nichts für das kleine Mädchen. Ich wollte sie unter gar keinen Umständen von der Familie fortschicken, nachdem ihr bisheriges Leben schon so lieblos verlaufen war. "Ich bedaure, aber ich muss daher leider ablehnen." Es blieb zu hoffen, dass keine captio durchgeführt werden würde.Sim-Off: Dieses Posting spiegelt Sisennas Entscheidung wider.
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Sim-Off: Tut mir Leid, dass ich nicht früher antwortete. Musste meinen PC neu aufsetzen
Ich blickte zu Corvinus, nicht enttäuscht, aber doch etwas traurig, dass sich seine Tochter nicht für den Dienst im Tempel der Vesta entschieden hatte, war es doch eine grosse Ehre für ein römisches Mädchen. Doch ich vestand auch, dass die Pflichten, die mit dem Amt verbunden waren durchaus kene einfachen und leich erfüllbaren waren.
Ich verstehe, dass die Ehe der Priesterschaft vorzieht. Und wenn sich Sisenna schon mit dem Gedanken trägt, einmal Matrona zu werden, wo möchte ich sie dessen auch auf keinen Fall berauben.
Ich erhob mich vom Stuhl und machte eine Geste, dass ich also die Villa Aurelia wieder verlassen würde.
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Schmunzelnd erwiderte ich: "Nun, um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass meine Cousine mit ihren fünf Jahren schon weiß, was sie in einer Ehe erwartet. Aber da sie eine Waise ist und es nun mir obliegt, für sie zu sorgen, habe ich bereits gewisse Vorkehrungen für ihre Zukunft getroffen", erwiderte ich und erhob mich ebenfalls. Ein sehr kurzer Besuch. Und die virgo vestalis fand ich irgendwie seltsam, ohne dass ich genau hätte sagen können, was an ihr es war, das mich stutzen ließ. "Vale, virgo vestalis. Möge Vestas heiliges Feuer niemals erlischen", verabschiedete ich mich. Leone würde sie schon hinausbegleiten.
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Nachdem ich aufgestanden war, sagte ich zu Corvinus:
Nun, ich finde es sehr ehrenvoll von Euch, dass Ihr so gewissenhaft für Sisennas Zukunft sorgt.
Ich wünsche Euch alles Gute, und auch Sisenna, dass sie ein Leben in Erfüllung führen kann.
Vale, Aurelius Corvinus!
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