[Übung] Quintus Redivivus Sabinus

  • Der heutige Tag hatte ihn körperlich nicht allzu streng gefordert. Sabinus hatte beschlossen, ein aussergrundausbildliches Training zu absolvieren. Mit Gladius und Pilum kämpfen, ja das wurde den Probati reichlich beigebracht, und nach einigen Übungsstunden konnten sich die Ergebnisse auch sehen lassen.
    Doch Sabinus griff zum Bogen. Ihn faszinierte diese Waffe irgendwie. Er holte sich 10 Pfeile, marschierte auf den Exerzierplatz. Er suchte sich einen Ort, wo er ungestört üben konnte. Das Ziel war bereits aufgestellt.
    Mit der ersten Salve schoss er sich ein. Danach begann Sabinus, sich auf seine Bewegungen zu konzentrieren. Er verschoss dutzende Pfeile. Legte den Pfeil ein, spannte, zielte und liess los.
    Nach etwa 100 verschossenen Pfeilen spürte er seinen Finger, doch seine Technik entwickelte sich langsam. Er wollte diese Waffe besser beherrschen können. Er variierte den Abstand zwischen ihm und dem Ziel, zielte je nachdem höher oder tiefer. Sabinus begann, seinen eigenen Schiessrhytmus zu finden.
    Er versank völlig in seinem Training.


    Sim-Off:

    Es kann, wer will :P

  • Primus hatte wochenlang an seinem Bogen gearbeitet. Fasziniert und stolz strich er über den Eschenbogen, und polierte immer wieder Bienenwachs auf die Biegungen.
    Für sich betrachtet unterschied er sich schon von den Bögen der Legion. Seine Form entsprach mehr einer Welle als einem „C“. Jedoch war seine Spannkraft deutlich höher,...der Pfeil flog fast doppelt so weit. Die Griffschale war anatomisch exakt für Primus linke Hand geschnitzt. Der Bogen schmiegte sich förmlich in die Hand. Er legte den Bogen zur Seite und betrachtete die Bogensehne.
    Lächelnd dachte er an die Beschaffung bei den Ställen. Es hatte eine Weile gedauert, bis er ein Pferd mit entsprechender Schweiflänge gefunden hatte. Die Schweifhaare hatte er in einer Mischung aus Knochenmehl und aufgelöstem Wachs zu einer Bogensehne vereint und sich gleich noch 3 Ersatzsehnen geformt.
    Wieder sah er auf dem Pergament nach, welches er unter Antigonos´Anleitung gefertigt hatte.
    Es war so weit... die Sehne sollte auf den Bogen.
    Dafür war ein enormer Kraftaufwand nötig und es würde sich zeigen, ob der Bogen geschmeidig genug war oder brach.
    Leises Knirschen begleitete die Aktion. Mit dem linken Arm zog er das Ende des Bogens auf sich zu, während er das andere Ende mit seinem Fuß fixierte. Mit der rechten Hand brachte er die Schlinge der Sehne langsam in die vorgesehene Kuhle. Er hatte die Aufnahme der Sehne mit angerauhtem Horn verstärkt und so gewährleistet, daß die Sehne blieb wo sie war, egal was man mit dem Bogen anstellte. Fertig...stolz betrachtete er sein Werk.
    Eine elegante Waffe. Bei Gelegenheit würde er sie noch etwas verziehren.
    Er ließ die Sehne schnellen. Die Pfeilaufnahme in der Mitte der Sehne war verstärkt und entsprechend geformt. So konnte er auch ohne zu suchen stets die Mitte der Sehne finden, was die Pfeilabschussrate und Schußpräzision erhöhte.
    Es war an der Zeit für ein paar Versuche. In eine Decke gewickelt trug er die Waffe zum Exerzierplatz ...Er meldete sich an der Porta ab und sah schon von weitem einen Mann beim Bogenschießen. Kurz ging ihm der Gedanke durch den Kopf es an einem anderen Tag zu versuchen...jedoch entschied er sich dagegen. Er würde in diesem Lager nie in Ruhe und ungestört sein. Es war Sabinus, wie er erfreut feststellte.
    Offensichtlich hatte er bereits eine Weile geübt, seine Bewegungen wirkten angespannt.
    Er trat auf den Kameraden zu und grüßte, Salve Sabinus,...darf ich mich zu dir gesellen?

  • Sabinus war so vertieft in seine übung, dass er zunächst gar nicht gemerkt hatte, dass Primus sich genähert hatte. Dann aber begrüsste er ihn freundlich.
    "Salve Primus. Natürlich darfst du..."
    Er verschoss gerade seinen letzten Pfeil. Dann entspannte er sich und lief zum Ziel, um die Pfeile wieder einzusammeln. Beim Rückweg allerdings fiel ihm Primus' Bogen auf. Es konnte keiner aus Armeebeständen sein, dachte er, nirgends im Lager hatte er Bogen mit solch einer Form gesehen.
    Sabinus war gar nie auf die Idee gekommen, dass es auch noch andere Formen für einen Bogen geben könnte, doch dafür beschäftigte er sich vermutlich zuwenig lange mit der Materie.
    Doch je länger er ihn betrachtete, umso mehr wollte Sabinus sehen, wie er zu schiessen war.
    Er bedeutete Primus mit einer Handgeste, dass er anfangen durfte. Sabinus' Hand schmerzte nämlich bereits, und er hatte absolut nichts gegen eine kleine Pause einzuwenden.
    "Bitte sehr..."
    Er war nun gespannt auf Primus' Schiessleistungen.

  • Nachdem Sabinus seine Pfeile eingesammelt hatte und ihm zu verstehen gab, daß er pausieren wolle, zog sich Primus den Unterarmschutz aus Leder über den linken Unterarm, schnallte ihn fest und prüfte ob er bei Bewegung Falten warf. Danach legte er eine Art Handschuh für Zeige- und Mittelfinger an der rechten Hand an und wandt sich das Lederband um das Handgelenk.
    Er hob den Bogen an, der fast so lang war wie er groß und legte den ersten seiner Pfeile ein.
    Er holte tief Luft und hob den Bogen leicht an und spannte gleichzeitig die Sehne. Beim Ausatmen lies er den Bogen sinken bis zu seiner idealen Schußposition bei voll gespannter Sehne. Kein Knirschen kam vom Bogen bemerkte er mit Freude. Er peilte über den Pfeilschaft entlang auf die Zielscheibe die etwa 35 passus ( 1 Passus = 1,5m) entfernt stand.
    Er ließ die Sehne los und der Pfeil jagte mit unglaublicher Geschwindigkeit ins Ziel. Primus ließ den Bogen sinken und blickte nickend zur Zielscheibe.
    Er hatte die Mitte leicht verfehlt und würde den Bogen daher beim nächsten Mal etwas höher halten müssen.
    Sabinus sah ihn und den Bogen fragend an.
    Dieser Bogen stammt von einem Volk tief im Osten, den Serern...Er nahm einen zweiten Pfeil auf und legte ihn ein.
    Ich habe ihn nach einer Vorlage eines Lakedaimonischen Freundes gebaut. Er vollzog die gleiche Prozedur wie vorhin und zielte diesmal etwas höher. Der Pfeil bohrte sich tief in die Mitte der Scheibe.
    Zu Sabinus gewandt meinte er,
    Er ist etwas größer als unserer, hat dafür mehr Zugkraft und beschleunigt der Pfeil fast doppelt so schnell und weit.
    [Blockierte Grafik: http://img246.imageshack.us/img246/1205/dsc07057xh6.th.jpg]

  • Sabinus trat etwas näher. Die Trefferleistung von Primus war beachtlich, doch er interessierte sich mehr für den Bogen selbst.
    Fasziniert begutachtete er ihn. Er bemerkte, dass er anders aufgebaut sein musste.
    ...mehr Zugkraft und beschleunigt der Pfeil fast doppelt so schnell und weit...
    Die Erfinder verstanden etwas von Technik. Auf 35 Passus dermassen treffsicher... Erstaunlich, was andere Völker für Dinge hervorbrachten.
    Diese Waffe wollte ihm etwas sagen, schrie ihn förmlich an, doch Sabinus verstand die Botschaft noch nicht. Auf jeden Fall war er fasziniert davon.
    "Du schiesst gut.", meinte er. Primus schien tatsächlich etwas davon zu verstehen. Sabinus beobachtete genau, was er für eine Atemtechnik einsetzte und wie er das Ziel anpeilte.
    "Wann hast du diesen Bogen gebaut?", fragte er interessiert.

  • Primus ließ den Bogen sinken und wandte sich Sabinus zu.
    Er betrachtete den Bogen entlang seiner Hand und entgegnete,


    Ich habe ihn heute zum ersten Mal eingesetzt...gebaut habe ich ihn fast 4 Jahre lang.
    Sein Blick glitt über die Biegungen.
    Die Serer benutzen ein anderes Material, welches es hier nicht gibt. Daher mußte ich erst einen geeigneten Eschenstamm finden, noch jung und mit der ungefähren Form des späteren Bogens.


    Er gab ihn Sabinus in die Hand zur Betrachtung. Sicher würde dieser feststellen, daß der Bogen trotz seiner relativen Größe leichter war als der deutlich kleinere Legionsbogen.


    Er fuhr fort.
    Ich habe den Bogen zunächst auf den optimalen Schwerpunkt justiert, eine individuelle Griffschale geschnitzt und ihn anschließend geformt, dazu habe ich ihn in einem Weinkeller auf eine formgebende Vorrichtung gespannt. Immer wieder wurde er mit warmen Essigtüchern bedeckt...so kam er in Form, trockenete dabei aber nicht so schnell aus und wurde nicht spröde.
    Das dauerte fast 6 Monate,...danach ließ ich ihn trocknen...rieb ihn aber währendessen mehrmals pro Tag mit Wachs und Öl ein,...so blieb er geschmeidig...Jede weitere Arbeit am Bogen, wie etwa Schnitzarbeiten, machten wieder Wachsbehandlungen notwändig.


    Primus lächelte Sabinus an und schloß,
    So etwas dauert ...und es vergehen die Jahre...
    Dabei sah er an Sabinus vorbei und sein Blick verlor sich etwas am Horizont.

  • Sabinus nahm den Bogen in die Hand. Mit den Fingern befühlte er die Struktur und Beschaffenheit, während er aufmerksam Primus' Schilderungen zuhörte. Er musste einen grossen Aufwand betrieben haben. Sabinus bemerkte den Gewichtsunterschied. Eschenstamm..., ging ihm durch den Kopf.
    "Du hast wohl keine Aufwände gescheut, wie?..." Vor Sabinus' Innerem Auge sah er, wie Primus die Jahre über jeden Tag daran gearbeitet haben musste.
    Er gab den Bogen an Primus zurück.
    "Gute Arbeit, Respekt. Was hat dich dazu bewogen, soviel Zeit dafür aufzuwenden? Rein aus Freude an der Sache? Meines Wissens nach greifen Legionäre leider nicht oft zum Bogen..."
    Sabinus ging im Moment vieles durch den Kopf. Primus schien ein interessanter Charakter zu sein, das war ihm schon in den Thermen aufgefallen. Er schien aussergewöhnlich talentiert in Sachen Kriegskunst zu sein und hatte düstere, aber vermutlich auch realistische Ansichten über den Krieg, wie Sabinus festgestellt hatte. Er nahm sich vor, ihn mal etwas besser kennenzulernen. Wer wusste, vielleicht konnte er ihm bei seinem eigenen Vorhaben behilflich sein... doch dies würde Sabinus vorerst für sich behalten.
    Nun zumindest unterhielt er sich mit ihm von Soldat zu Soldat.

  • Primus schien wie aus einem Tagtraum zu erwachen.
    Merkwürdig, solche Zustände ließ er normalerweise nicht in Gegenwart anderer zu. Er nahm den Bogen entgegen und meinte,


    Mein Status als Legionär ergibt aus der Familientradition...


    Er legte einen Pfeil auf die Sehne und vollzog wieder den Schußritus.
    Der Pfeil traf auch diesmal das Zentrum der Zielscheibe.


    Meine Ansichten zum Kampf habe ich mir erworben als in vor diesen Traditionen davon laufen wollte.


    Er sah Sabinus an als er fortfuhr.


    Ich habe für mich festgestellt, daß wir in einer Welt mit einem permanenten Kampf leben...und ich will möglichst lange darin überleben.
    Daher habe ich gelernt zu kämpfen, die Möglichkeiten die unsere Welt uns bietet zu nutzen.


    Er legte einen neuen Pfeil auf.


    Fas est et ab hoste doceri...

    Sim-Off:

    Es ist recht vom Feind zu lernen


    ...und der Pfeil schnellte von der Sehne um fast zeitgleich ins Ziel zu stoßen.

  • Die Spannarbeit und die Beschleunigung des Bogens waren bemerkenswert, fand Sabinus. Gleichzeitig dachte er aber auch über Primus' Worte nach.
    "Aber nicht alle Kämpfe sind solche des Schwertes...
    Aber ich verstehe, was du meinst... Ich denke ähnlich..." Die Wahrheit war, dass Sabinus tief in seinem Unterbewusst sein der Meinung war, dass gewisse Ereignisse sich nicht wiederholen sollten. Hätte er damals gekonnt, was er heute konnte, seine Lebensgeschichte wäre anders verlaufen.
    Doch heute war er nun mal der er war. Und er würde tun, zu was zu tun er imstande war.
    Sabinus sah, wie Primus wieder einen bemerkenswerten Schuss bot.

  • Primus senkte den Bogen wieder ab. Er war zufrieden,...mit dem Legionsbogen war es ungleich schwieriger das Ziel zu treffen.
    Zu Sabinus gewandt meinte er,


    Die größten Kämpfe finden in deinem Inneren statt,...der Kampf mit Waffen ist eine Sache der Kampf um deinen Spiritus eine ganz Andere.


    Er dachte an diejenigen in seinem Leben die nun nicht mehr bei ihm waren...er dachte an diejenigen welche er im Laufe seines Lebens getötet hatte.
    Irgendwann löste sich die Schuld und wurde von einem Mantel des Selbstverständnisses überdeckt.
    Seine Zeit war noch nicht gekommen,doch war er sich sicher, wenn sie kam, dann durch das Schwert.
    Die Götter haben wohl noch etwas mt mir vor...ich will sie nicht enttäuschen... sagte er lächelnd zu Sabinus.
    Er spürte, daß der Kamerad eine schwere Bürde mit sich herumtrug...vielleicht gelang es ihm, Sabinus diese Bürde zu nehmen.


    Er betrachtete dessen linke Hand. Sie war fast so groß wie seine...


    Möchtest du es versuchen? ...und bot ihm die Waffe an.

  • Primus hatte etwas angesprochen, an das er zuerst gar nicht gedacht hatte, doch er erkannte sofort, dass er Recht hatte wie kein zweiter.
    Bedächtig nickte er. "Da hast du völlig recht..." Er sagte es nachdenklich, ein wenig leiser als auch schon.
    Es war wahr, man konnte Kämpfe auf verschiedenen Ebenen austragen. Sabinus wusste, was das hiess.


    Er wusste nicht, wieviel das dranwar, dass die Götter mit ihm etwas vorhätten. Wer wusste das schon...? Vielleicht war es ja wirklich so...
    Wie auch immer, als er Sabinus anbot, auch mal schiessen zu können, nahm er dankbar an. "Danke, gerne..." Er nahm den Bogen in die Hand. Er bemerkte gleich, dass er viel griffiger war, er lag viel besser in der Hand. Langsam hob er ihn. Er war wirklich leichter als der Legionsbogen, obwohl dieser kleiner war. Der Bogen war gross, doch die Grösse störte ihn nicht.
    Er konzentrierte sich auf jede seiner Bewegungen. Er legte den Pfeil korrekt ein und spannte anschliessend die Sehne. Einen Moment später liess er den Pfeil fliegen. Mit unglaublicher Geschwindigkeit schoss er dahin, bohrte sich zwar noch in die Scheibe, aber etwas zu hoch.
    "Ich habe wohl zu hoch gezielt..." Dieser Bogen hatte eine höhere Reichweite, es war also nicht nötig, ihn wie den Legionsbogen noch etwas in die Höhe zu neigen. Genial..., dachte er.

  • Primus nickte anerkennend um reichte Sabinus den nächsten Pfeil.
    Aufmunternd nickte er ihm zu.
    Nur zu,...du mußt nur noch deinen Schießrytmus und deine Mitte finden...du mußt versuchen Eins zu werden mit dem Bogen...du mußt das Ziel in dir aufsaugen, ...es inhalieren.
    Primus sprach die selben Worte die ihm einst sein eigener Menthor sagte.
    Es gab daran nichts zu verbessern.
    Wenn du dich konzentrierst, alles andere außen vor läßt und dich nur auf das Ziel fixierst, wirst du Tief in deinem Inneren wissen, wann du den Pfeil abschießt. Dann trat er ein Stück zur Seite um Sabinus mit dem Ziel alleine zu lassen.

  • "Weise Worte...", bemerkte Sabinus nebenbei. In Gedanken hatte er beim Schiessen ebenso gedacht, doch noch nie jemanden aussprechen hören. Doch bis man mit einer einem unbekannten Waffe Eins werden konnte, musste man die nötigen Instinkte mit der Zeit aufbauen. Er würde einige Schüsse abgeben müssen, bis er ihn beherrschen könnte.
    Er legte einen weiteren Pfeil ein, legte an.
    Seine Augen richteten sich auf die Scheibe, er sah den letzten Pfeil zu hoch oben stecken.
    Er atmete tief ein und einen Teil wieder aus.
    Seine Finger umgriffen fest die Sehne und den Pfeilschaft, zogen sie gleichmässig nach hinten, bis Sabinus spürte, dass die Sehne ausreichend gespannt war.
    Seine linke Hand überliess er völlig seinem Instinkt für Pfeilbogen. Er liess sie ein klein wenig nach unten senken.
    Er konzentrierte sich völlig auf die Mitte des Ziels. Doch tief innen wusste er, dass er den Bogen noch nicht wirklich beherrschte. Er würde ihn mit der Zeit bändigen müssen. Aber es war ja auch nicht sein eigener. ;)


    Er liess los. Beinahe lautlos entspannte sich die Sehne blitzschnell und katapultierte den Pfeil nach vorne.
    Sabinus hatte in den unteren linken Quadranten der Scheibe getroffen, doch schon viel näher als vorhin. Das gefiel Sabinus natürlich. Am meisten allerdings gefiel ihm der Bogen.
    Insgeheim wollte er auch so einen. Primus würde ihn allerdings bestimmt nicht hergeben, und einen zu bauen würde viel Aufwand bedeuten. Würde er auf diesen Aufwand eingehen? Ein Gedanke, den er auf später verschob.
    "Tolles Teil..." entfuhr es Sabinus.

  • Primus bemerkte die Freude, mit der Sabinus den Bogen handhabte.
    Jeder Schuß wurde besser. Er schien das Prinzip verstanden zu haben.
    Bald waren alle Pfeile verschossen.
    Das Kompliment von Sabinus erwiderte er,


    Behalte ihn...es ist deiner.


    Er würde sich einen neuen bauen, es gab vielleicht noch das ein oder andere zu experimentieren,...zum Beispiel das Holz,...vielleicht gelang es ihm ja einmal dieses Bambuseae aufzutreiben.
    Es war eine gute Idee Sabinus den Bogen zu schenken, er fühlte sich gut und hoffte daß Sabinus das Geschenk annahm.


    Ich möchte dir noch etwas zu diesem Bogen sagen...


    Der serenische Kyudo-Bogen (Yumi) ist asymmetrisch. Im Unterschied zu allen anderen Bogen wird hier der Pfeil zum Schuss auf der dem Schützen abgewandten Seite des Bogens geführt.


    Es wurde verschiedentlich diskutiert, dass der Kyudo-Bogen als Reiterwaffe entwickelt wurde. Als Argument wird der kürzere (aber auch stärkere) untere Wurfarm angeführt, der beim Schuss vom Pferd aus den geringen Platz bis zum Pferderücken optimal ausnutzen kann. Zusätzlich ist zu bemerken, dass die Serener die Pfeile eine spezielle Behandlung erfahren: Um die Leitfedern zu stärken, wird der Pfeil (bzw. der Teil von der Nock bis zum Ende der Federn) einige Zeit über Wasserdampf erhitzt. Manchmal haben Pfeile auch vier Federn, wobei zwei davon oft verkürzt sind.



    Entscheidend für die Position des Pfeils ist die Frage, wie der Bogen gespannt wird, römisch mit drei Fingern, oder serenisch mit dem Daumen.


    Davon ist abhängig, in welche Richtung die Sehne von den Fingern bzw. Daumen gleitet. Der Pfeil liegt immer auf der Seite dieser Richtung, bei drei Fingern links, beim Daumen somit rechts.
    Dies ist erforderlich, um zu vermeiden, dass der Pfeil beim Abschuss am Bogen anschlägt. Wird der Schuss gelöst, krümmt sich der Pfeil zuerst in die Bogenmitte, dann durch die eigene Elastizität in die entgegengesetzte Richtung.
    Genau zu diesem Zeitpunkt passiert der Pfeil den Bogen und wird somit nicht abgelenkt. Der Pfeil gleitet nicht die ganze Zeit bis zum Verlassen der Sehne entlang des Bogens.


    Das war jetzt etwas viel, aber Primus hoffte Sabinus hatte ihn verstanden.

  • Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus
    Behalte ihn...es ist deiner.


    Sabinus hatte den Bogen gesenkt, er spürte seine Finger, als Primus das sagte. Zuerst glaubte Sabinus, sich verhört zu haben, dann merkte er, dass er richtig verstanden hatte. Scherzte Primus? Doch Primus machte auf ihn nicht den Eindruck, als ob er viel scherzte...
    Sabinus wusste zunächst gar nicht, was er sagen wollte. Nach all diesem Aufwand... Doch er kam gar nicht zu Wort, Primus schien ihm etwas erläutern zu wollen, und Sabinus verschob seine Gedanken auf nachher.


    Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus
    Ich möchte dir noch etwas zu diesem Bogen sagen...


    Sabinus hörte aufmerksam und interessiert zu. Klar, anderer Bogen, andere Technik. Er merkte sich die wichtigen Details. Er beschloss, bei der nächsten Gelegenheit die verschiedenen Abschusstechniken durchzuprobieren.
    Als Primus geendet hatte, dämmerte ihm, dass er wohl wirklich nicht gescherzt hatte, so wie er ihm all diese Sachen erläuterte.
    "Primus, ich kann das doch nicht annehmen... Du hast... was hast du gesagt, 4 Jahre daran gearbeitet?
    Er ist wirklich gelungen und ich beneide dich, dass du diesen Aufwand nicht gescheut hast, aber..." Er wusste nicht, was er sagen sollte. Natürlich würde Sabinus ihn am liebsten besitzen, aber mit der damit verbunden Arbeit sollte er doch einiges an Wert besitzen, auch wenn nur bedingt materiell... Jetzt war die Frage, ob er für Primus ebenfalls so wertvoll war, aber Sabinus fand, dass er damit tief in Primus' Schuld stand. Ob das gut oder schlecht sein würde, wusste er nicht. Auf alle Fälle fand er einmal mehr, dass Primus' Charakterzug recht interessant war...

  • Primus hörte zu, was Sabinus ihm zu sagen hatte...
    Als dieser geendet hatte entgegnete er,


    Alles im Leben hat seine Zeit,...hat seinen Sinn. Ich habe in der Zeit in welcher ich diesen Bogen baute viel gelernt, viel über mich selbst heraus gefunden.
    Er sah auf die Zielscheibe, betrachtete die Pfeile die in ihr steckten.


    Es ist gut so,...ich möchte daß du ihn bekommst,...
    Er betrachtete noch einmal das polierte Holz, die perfekte Symetrie.


    Er ist für mich vollendet,...du mußt ihn erst zähmen und auf dich anpassen...


    Primus hoffte, daß Sabinus auf diese Weise etwas von diesem unheiligen Zorn und Groll der in ihm wohnte kanalisiert bekam.
    Ein Mann braucht etwas an dem er sich ablenken konnte,...wenn auch nur für eine gewisse Zeit.
    Für Primus war es an der Zeit etwas Neues zu beginnen.

  • Sabinus schwieg eine kurze Zeit lang. "Ich danke dir...", waren seine einzigen Worte, doch weniger war oft mehr...
    Primus hatte ihm damit ein tolles Geschenk gemacht, und Sabinus wusste es zu schätzen.
    Primus schien wohl seine eigene Art der Selbsterkennung zu haben, er respektierte das. Er wusste nicht, was in Primus vorging, oder vorgegangen war, aber jeder musste seinen eigenen Weg gehen...
    "Ich werde ihn zähmen...", entgegnete er. Eigentlich war es falsch, nicht der Bogen war es, der gezähmt werden musste... Doch er gab Sabinus damit die Möglichkeit, Teil seines Ichs zu werden und es helfen, zu bändigen.

  • Primus nickte und war erfreut, daß Sabinus seine Gabe annahm.
    Er an seiner Stelle hätte auch gezögert,...


    Den Griffmulde solltest du vielleicht noch ein wenig auf deine Hand anpassen. Wenn du die Schnitzarbeiten vollendet und ihn geschliffen hast, sage mir Bescheid, dann gebe ich dir einen Teil Öl und einen Teil Wachs um es zu versiegeln.
    Primus sah den Bogen an und meinte,
    Gewährst du mir einen letzten Schuß?

  • "Gut, werde ich...", sagte er und nahm den Ratschlag von Primus zu Herzen. Er würde sicherlich in Zukunft noch etwas daran herumbasteln, ihn für sich anpassen und perfektionieren. Wer wusste schon, wohin ihn sein späterer Weg noch führen würde...


    "Derer zehn wenn du möchtest...", antwortete er lächelnd. Irgendwie mutete die Szene doch etwas seltsam an, Primus hatte jahrelang an einem Bogen gearbeitet und bat nun nach einigen wenigen Testschüssen nach einem letzten Schuss mit seinem eigenen Bogen. Doch mindestens diesen würde er ihm sicher gewähren.

  • Primus nahm den Bogen aus den Händen des Sabinus entgegen.
    Der Bogen schmeichelte sich in seine Hand, als gehöre er dort hin, als wäre er ein Teil seiner Selbst.
    Primus nahm einen Pfeil auf und legte ihn ein...atmete ein und hob gleichzeitig den Bogen an. Um ihn herum reduzierte sich seine Wahrnehmung auf die vor ihm liegende Zielscheibe. Die Distanz betrug etwa 150 pes ( 1Pes = 30cm)
    Langsam atmete er aus und ließ den Bogen sinken,bis er die Schußhaltung inne hatte. Die Atmung setzte aus, das Ziel zoomte sich an sein Auge heran.
    Er ließ den Pfeil los...
    Der Bogen sank weiter ab, während der Pfeil seinen Bogen zog.
    Primus nickte zufrieden.
    Der Pfeil hatte die Scheibe getroffen,...im blutrotem Zentrum.
    Er wandte sich an Sabinus und übergab ihm den Bogen.
    Danke,...und legte seine rechte Hand auf dessen Schulter.
    Dann verließ er den Exerzierplatz.

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