Die letzten Tage mit Regen waren Vergangenheit. Denn schon seit einiger Zeit strahlte die Sonne wieder über Rom. Hektische Betriebsamkeit brach in der Casa Artoria aus. Denn in wenigen Tagen war es soweit. Endlich kehrte wieder Leben in die Casa und ein Weinfest sollte gefeiert werden. Dafür musste jedoch zuerst die Casa auf Hochglanz gebracht werden. Medeia hatte dafür und auch für das Fest bei einem befreundeten Griechen einige Dutzend Sklaven und Sklavinnen ausgeliehen. Diese wuselten schon den ganzen Tag durch das Haus.
Am Eingang waren zwei junge Sklavinnen dabei, die Bodenmosaike von dem Schuhdreck und dem Staub zu befreien. Unter der leicht blassen Schicht, die im Laufe der Zeit, trotz des Putzens entstanden waren, kamen wieder leuchtende Mosaike zum Vorschein. Die Sklavinnen saßen auf dem Boden und schrubbten mit groben Bürsten. Neben ihnen standen Pumilus, der grinsend und von der Höhe seiner Augen nicht weit weg, auf den sich bewegenden Hinterteil einer blonden Sklavin starrte. Immer wieder zuckte seine Hand in die Richtung, doch konnte er sich gerade noch bremsen. „Oha....was für ein Mädchen!“ flüsterte Pumilus leise.
Auch an anderer Stelle wurde fleißig geputzt. Die Casa sollte sich an dem Tag der Vinalia Rustica doch vom besten Licht zeigen. Medeia war im cavum aedium und beaufsichtigte einige Sklaven, die gerade das Dachsims und den Verzierungen von alten Blättern und einer toten Taube befreite, die vor einigen Tagen dort herunter gestürzt war. In ihrer Hand hielt sie eine Wachstafel. Mit einem Griffel schlug sie immer wieder auf den Rand der Tafel und sah ungeduldig den Männern bei der Arbeit zu. Als das Gröbste getan war, ging sie weiter und sah überall nach dem Rechten.
“Du kleiner hässlicher Wicht! Nimm Deine Drecksfinger von mir!“ Schrill schrie eine Sklavin vom Atrium durch das Haus. Medeia blieb verwundert stehen und ging dann schnellen Schrittes zum Atrium. Die blonde Sklavin stand auf dem Mosaik eines Wolfes, der zwei Zwillinge säugte und starrte von oben auf Pumilus wütend funkelnd herunter. Pumilus hielt sich seine schmerzende Wange und funkelte ebenso wütend. Gerade wollte er etwas erwidern, als er Medeia herein kommen sah. Medeia sah von der Sklavin zu Pumilus. „Olympia, geh und hilf in der Küche mit! Pumilus, komm mit!“ Forsch nickte sie Pumilus zu, der der Sklavin noch mal zuzwinkerte und ihr beim vorbeigehen in den Hintern kniff. Mit einem wütenden Aufschrei wollte Olympia Pumilus noch eine verpassen, doch Medeias strafender Blick, der Beiden galt, hinderte sie daran. Grummelnd verließ die Sklavin das Atrium.
„Also, wir müssen noch die Gästeliste durchgehen. Schließlich sollen auch alle Gäste hinein kommen, aber die Unerwünschten draußen bleiben. Hast Du schon das Kostüm probiert?“ Medeias Augen waren bei den Worten auf die Tafel gerichtet. Dadurch sah sie nicht, wie Pumilus die Augen verdrehte und sie bei jedem Schritt ein wenig nachäffte. „Aber sicher doch, Domina. Das haben wir! Passt uns ganz wunderbar....“ Grummelnd und fast unhörbar führte er an. „...wenn wir ein Idiot wären...warum müssen wir so was immer machen? Bei den Göttern, eines Tages bereut ihr das alle noch.“