cubiculum TAU | Geschenk wider Willen

  • Kareena war ihr Name, und ihr war ganz und gar nicht wohl dabei, dass sie diesen Sklaven begleitete. Aber So viel Geld! Sie würde eine Woche lang nicht arbeiten müssen, mindestens. Und dann war da noch der gute Name der Aurelier, einer mehr oder minder bekannten Familie, von der sie bisher nichts Grausames gehört hatte. Dieser Umstand und das viele Geld hatten sie schließlich dazu bewogen, die zwielichtige Gasse zu verlassen, in der sie sich sonst anbot. Sie folgte dem aurelischen Sklaven namens Brisx durch die Stadt zur villa. Er hatte ihr versichert, dass ihre Anwesenheit im Grunde nur dazu dienen sollte, jemandem den Kopf zu waschen, wem auch immer und wie auch immer das ausgehen mochte.


    "Wir sind gleich da", sagte Brix in die nur von Schritten durchdrungene Stille. In der Ferne konnte man die Gesänge der Vestalinnen hören. Kareena erwiderte nichts auf die Worte, sondern bereitete sich gedanklich auf ihre Arbeit vor. Ob es ein sehr unansehnlicher Römer war, dem man ihre Dienste zuteil werden lassen wollte?


    Nur wenig später bedeutete Brix der Frau, vor dem Zimmer des Herren zu warten, während er alles vorbereitete. Kareena tat, wie ihr gehießen, und lehnte sich neben der Tür an die Wand. EIn großes Haus. Kein Wunder, dass sie einem kleinen Licht wie ihr so viel Geld zahlten. Vermutlich mussten die Bewohner klotzen oder wussten einfach nicht, dass sie für fünfzig Sesterzen auch schon mitgegangen wäre. Aber nun hatte sie das Vierfache!


    Brix klopfte und trat ein. "dominus", grüßte er und neigte ehrerbietend den Kopf. Es war früh, aber doch nicht mehr so früh, dass der Herr noch im Bett liegen würde. "Bitte verzeihe mir meine frühe Störung, Herr. Ich habe die Aufgabe, dir ein Geschenk zu überbringen." Brix war selbst nicht ganz wohl dabei, denn er wäre wohl der erste, gegen den sich Ursus' Zorn richten würde, wenn er erfuhr, wer ihm das Mädchen geschickt hatte - und warum.

  • Ursus war sogar schon lange auf. Er hatte seine Morgenübungen wie jeden Morgen abgeleistet und sich danach gründlich gewaschen. Im Augenblick war er dabei, seine strahlend weiße toga candida anzulegen, denn es wurde Zeit, sich gen Forum aufzumachen, wo ja jeder Kandidat einige Stunden damit verbrachte, fremde Leute anzulächeln, sich in den Himmel loben zu lassen und jedem zu versichern, was für ein toller vigintivir man sein würde. Noch war es etwas früh, doch er wollte ja auch vorher noch etwas essen und sich auch auf dem Weg nicht abhetzen müssen. Ein kleiner Umweg konnte auch nichts schaden.


    Gerade überlegte er, einen Sklaven herbeizurufen, der ihm mit den Falten half, als Brix eintrat und etwas von einem Geschenk faselte. "Hilf mir doch mal mit der Toga, ja? Was für ein Geschenk und von wem?" Das fing ja früh an, daß man ihn zu bestechen versuchte. Unwillkürlich hob er die Augenbraue und blickte den Sklaven fragend an. In seinen Händen hielt er jedenfalls nichts.

  • Brix hatte seine Anweisungen bekommen, und die besagten, dass das Geschenk das wichtigste und der Wohltäter zweitrangig war. Ursus schien gerade versucht zu haben, sich selbst in Schale zu werfen - und das bei einer toga, das konnte ja nicht klappen. "Eh", machte Brix und kratzte sich nachdenklich hinter einem Ohr. "dominus, wenn ich dir raten dürfte, damit vielleicht noch eine halbe Stunde zu warten? Es ist... Nun ja, dein Geschenk hat damit zu tun. Ich werde es dr sofort holen, einen Moment bitte."


    Brix nickte kurz steif und trat sodann wieder aus dem Zimmer hinaus und zu Kareena, die neben der Tür wartete. "Du kannst jetzt hineingehen, und ich rate dir, das Geld wert zu sein, das man für dich ausgegeben hat", flüsterte er der lupa zu. Kareena, nickte, etwas eingeschüchtert, und verschwand sodann mit einer katzenhaften Bewegung im Inneren des Zimmers. Brix sah mit Zufriedenheit, wie sie die Tür leise ins Schloss zog.


    Die junge Frau blinzelte gegen die dieser Tage schwache Sonne ein, die den Raum durchflutete. Es kam nicht oft vor, dass man ihre Dienste so früh am Tage in Anspruch nehmen wollte. Flink wie ein Wiesel huschte sie zu Ursus und nahm ihm die Stoffenden seiner toga aus den Händen. Ein scheinbar verlegenes Lächeln folgte auf den flüchtigen Blick, den sie ihm zuwarf. So viele Männer hatte sie mit ihrer Grazie und diesem koketten Augenaufschlag bereits bezirzt...

  • Ursus hob eine Augenbraue, als er sah, was da herein kam. Ein hübsches Kind, ohne Frage. Trotzdem riß er umgehend die Tür wieder auf: "Brix! Sofort kommst Du wieder hier und beantwortest meine Frage!" Seine Stimme war nicht überlaut, aber dafür überscharf. Ein Sklave, der sich um eine Antwort drückte, das konnte er nicht durchgehen lassen.

  • Schon hatte er sich herumdrehen und davongehen wollen, da riss der Bewohner des Zimmers die Tür auf und zitierte ihn zurück. Brix hielt im Gehen inne, knirschte ertappt mit den Zähnen, wandte sich dann aber gehorsam um und kam zu Ursus zurück. "dominus", begann er und wägte Für und Wider ab. Jetzt zu lügen, brächte nichts ein, doch wenn er die Wahrheit sagte, wäre die junge Dame vermutlich umsonst gekommen. "Sie ist ein Geschenk des Corvinus. Er wünscht, dass du..." ...endlich erwachsen wirst, und allmählich kann ich sogar nachvollziehen, warum er sich das wünscht. "...dich etwas amüsierst", schloss Brix steif und rug dabei eine unbewegliche Miene zur Schau.


    An Ursus' Rücken fuhr eine graziöse Hand hinab - Kareena war hinter ihn getreten, strich über seine tunica und wartete darauf, dass er sich ihr zuwandte. Doch scheinbar gab es Probleme...

  • Ohne die Frau zu beachten - zumindest äußerlich - verengte er seine Augen. "Dann kannst Du jetzt gehen Brix." Er trat wieder in sein Zimmer zurück und schloß die Tür hinter sich. Prüfend betrachtete er die Frau. Sie sah wirklich nicht schlecht aus, das mußte man zugeben. Da Corvinus sich bestimmt nicht auf die Straße begeben hatte, um eine Lupa herzuholen, mußte wohl Brix Geschmack bewiesen haben. "Was hast Du dafür bekommen?", wollte erst einmal wissen und fing ihre vorwitzigen Hände ein, um sie festzuhalten.


    Sie lächelte ihn aufreizend an, ihr Augenaufschlag war zum dahinschmelzen. "Ist das so wichtig? Ich bin hier..." Sie wand sich ein wenig, um sich aus seinem Griff zu befreien und ihre Bewegungen waren fließend und anmutig. Zu lange hatte er bei keiner Frau mehr gelegen, um diesem Anblick gegenüber immun zu sein. Sein Körper reagierte darauf auf ganz natürliche Weise.


    "Ja, es ist wichtig. Also, wieviel?", fragte er abermals. Es war wirklich nicht leicht, ruhig und bestimmt zu bleiben. Er war es auch nicht, aber wenigstens wollte er so wirken.


    Sie machte einen kleinen Schmollmund - und sah damit einfach zum Niederknien aus, wie Ursus feststellen mußte. Natürlich war sie sich dieser Wirkung vollauf bewußt. "Wenn es Dir so viel bedeutet: Einhundert habe ich schon und weitere einhundert bekomme ich noch." Inzwischen hatte sie eine Hand freibekommen und ließ sie nun über seine Brust gleiten. Und dann weiter nach unten...


    Zweihundert! Für eine einfache Lupa! Hundert wären schon deutlich überbezahlt! Corvinus war ein Verschwender, soviel war klar. "Nun, ein solch edles Geschenk kann ich wirklich nicht annehmen. Bestell meinem Onkel viel Vergnügen mit Dir und herzlichen Dank für seine Fürsorge, doch ich habe leider schon etwas vor. - Jeder Sklave kann Dir den Weg zu ihm weisen." Er faßte die junge Frau entschlossen bei den Schultern und schob sie zur Tür hinaus.


    Schnell schloß er die Tür hinter sich und ging dann zur Waschschüssel. Hoffentlich war das Wasser kalt genug!

  • Die lupa stand noch eine Weile verwirrt vor der Zimmertüre herum. Hatte der sie eben hinauskomplementiert? Sie war sich nicht sicher, ob sie entrüstet oder froh sein sollte. Und noch weniger wusste sie, was sie nun am besten tat. Der Sklave, der sie hergeholt hatte, war nirgends zu sehen, der Patrizier in dem Zimmer wollte sie nicht und auch sonst schien keiner Notiz von ihr zu nehmen. Etwas veralbert kam sie sich dabei schon vor. Aber für zweihundert Sesterzen... Sie seufzte. Was tat man nicht alles?


    Einen Moment später klopfte sie am Arbeitszimmer des Hausherren an. Eine vorbeieilende Sklavin mit rotem Haar hatte ihr geflüstert, wo sie den Onkel dieses seltsamen Kauzes fand. Scheinbar war er für diese hohe Summe verantwortlich. Ein Murren aus dem Inneren ließ due lupa eintreten.


    Bereits kurze Zeit später war das vernehmliche Klirren von Münzen zu hören, die haltlos über den Boden purzelten. Etwas rumpelte, etwas scharrte. Deutlich war zu vernehmen, dass sich jemand aufregte. Dann plötzlich wurde es still. Einige Moment verflogen, in denen sich gar nichts tat. Dann war plötzlich eine Art Klopfen zu hören, dessen Rhythmus sich beständig beschleunigte. Nicht lange danach war es wieder still. Keine Viertelstunde war vergangen, als die lupa hastig das Zimmer verließ, froh darüber, für wenig Arbeit ihr Geld erhalten zu haben, und zwar die volle Summe. Sie floh beinahe aus der villa.



    ~*~



    Als sich mein Atem wieder etwas beruhigt hatte, zupfte ich die tunica zurecht und verließ mein Arbeitszimmer. Zwar war der größte Ärger über Ursus verflogen, doch hatte ich neuen: Zweihunder Sesterzen für eine Hure, deren Dienste ich nicht einmal nötig gehabt hätte! Ich leitete meine Schritte in den Garten und ließ mir verdünnten Wein bringen. Dieser Neffe machte mir noch einmal graue Harre.

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