Audienz für einige 'besorgte Bürger' der Stadt...

  • Typisch, Nikolaos war mal wieder als Letzter erwähnt worden... . Er spürte einen leichten Anflug von Groll gegen den Provinzschreiber. Zusammen mit den anderen trat er in die Aula ein, die ihm schon sehr bekannt war durch seinen früheren Besuche. Er hielt sich etwas im Hintergrund und wartete darauf, dass der Archipyrtan das Wort ergriff. Er selbst hatte eigentlich keine große Lust, dem Statthalter die unangenehmen Nachrichten zu überbringen.

  • Leonidas hatte rasch seine roten Prytanen-Schuhe wechseln lassen gegen seine übliche elegante Fußverzierung in Form eines modischen Schuhs. Dann war es ihm gerade noch gelungen, im Pulk um Timokrates an der Wache des Basileia-Viertels vorbei in die alte Königsstadt zu kommen.


    Immer wieder hatten ihn diese Häuser fasziniert - schon allein, weil er sie so selten sah. Jetzt allerdings wirkte alles etwas bescheidener, denn der Eparchos schien ein ebenso bescheidener Mann zu sein.


    Dennoch - jetzt auf seinem Thron sitzend machte er einen ganz und gar unbescheidenen, ja königlichen Eindruck.


    "Chaire, Eparchos."


    grüßte Leonidas den Stellvertreter des Gottes auf Erden.

  • Leonidas sah erwartungsvoll zu Timokrates, der jedoch ein wenig abwesend wirkte. Daher nahm er es sich heraus, die Stimme zu erheben.


    "Eparchos, wir sind hier erschienen, um Dich zu warnen. In der Ekklesia ist es zu Aufruhren gekommen - keine gewalttätigen, aber offenbar verkennen einige wenige Bürger die aktuelle Lage und fühlen sich von Eurer Schutzherrschaft bedroht! Ich denke nicht, dass Euch das beunruhigen müsste, aber wir hielten es für sinnvoll, Dich davon zu unterrichten!"


    erklärte er dann mit unterwürfiger Stimme. Er fürchtete bereits, dass der Eparchos wütend werden würde. Oder die Sicherheitsbestimmungen erhöhen würde...

  • Mit ernstem Gesichtsausdruck hörte der Präfekt den Worten des Agoranomos zu.
    “Das höre ich mit Bestürzung! Einen Aufruhr in der Ekklesia? Ich finde doch, dass klingt nach einem Grund zur Besorgnis. Was genau ist geschehen?“

  • Leonidas neigte den Kopf leicht, als er zu erklären begann.


    "Nun, die Ekklesia war wegen jener neuen Regelung zu der Bürgerschaft unserer Polis einberufen worden und so legte Timokrates..."


    Er zeigte mit der Hand auf seinen Prytanen-Kollegen.


    "...den Beschluss vor. Und selbstverständlich bemerkte er auch, dass Ihr, verehrter Eparchos, diesen Beschluss befürwortet - immerhin haben die allermeisten Alexandriner eine hohe Meinung von Eurem Rat. Doch ein Redner unterstellte Euch, Ihr würdet unrechtmäßig in die Autonomie der Polis eingreifen, was selbstverständlich von anderer Seite klar widerlegt werden konnte. Dennoch gab es einen längeren Disput und das Ergebnis der Abstimmung war...nunja, klar, aber dennoch eng.


    Letztendlich wurde der Antrag allerdings angenommen."


    Er sah wieder auf und versuchte abzuschätzen, was der Eparchos davon hielt.

  • Germanicus Corvus runzelte die Stirn.


    “Weil ich dem Vorschlag der Prytanen meine Zustimmung gab fürchten einige um die Eigenständigkeit der Stadt? Ich versichere euch, dass ich Alexandrias Selbstverwaltungsrecht achte und beschütze. Diejenigen, die mir zu große Einflussnahme vorwerfen, vergessen vielleicht welche Rechte mir von der Stadt verliehen wurden. Wie jeder Bürger der Stadt darf auch ich meine Meinung zu den Gesetzesvorlagen der Prytanen äußern. Ich hätte davor sogar vor der Ekklesia sprechen können, wenn ich das für richtig gefunden hätte.“


    Forschend blickte er in die Gesichter der vor ihm erschienenen Männer.


    “Wie steht es mit euch? Ihr gehört zu den vornehmsten und edelsten Männern der Stadt Alexandria. Ist einer unter euch, der diese Kritik an mir und euren Kollegen teilt? Denkt auch einer von euch, dass ich den Alexandrinern ihre Rechte als freie Bürger ihrer Stadt streitig machen will?“

  • Leonidas hatte im Geiste bereits eine flapsige Bemerkung wie 'Wir wären wohl kaum so dumm, das zu sagen!', unterließ es jedoch, da ihm sowohl sein Kopf, als auch seine Zunge lieb waren und er sie nicht vorzeitig verlieren wollte. Stattdessen meinte er sofort


    "Nein, natürlich nicht! Wir halten es vielmehr für völlig abwegig!"

  • “Ich weiß eure Freundschaft zu mir und Rom sehr zu schätzen und werde sie euch nicht vergessen.
    Aber auch ich muss euch leider von bestürzenden Entdeckungen informieren, wenn es der ehrenwerte Strategos Alexandrinos noch nicht getan hat.“

    Germanicus Corvus blickte zu dem besagten Strategos, ob der das Wort ergreifen wollte.

  • Timokrates, der sich bisher in der Audienz für seine Art untypisch ruhig verhalten hatte, muss Aufgrund der Frage des Praefectus ein wenig schmunzeln. Ein Prytane, der sich gegen den Praefectus gestellt hätte, würde wohl kaum ein paar Stunden später dessen Palast aufsuchen, um ihn vor eventuellen Unruhen zu warnen.


    Die Andeutung des Praefectus bezüglich der "Entdeckung" lässt ihn aber wieder ernster werden. Dass irgendwas in der Stadt passiert, von dem er, Timokrates, nicht informiert ist, gefällt Timokrates weniger. Gespannt schaut er zu Nikolaos, wie dieser sich verhalten wird...

  • Sim-Off:

    Oh, da bin ich mit der Zeitebene durcheinander gekommen... .


    Nikolaos, der sich zuvor im Hintergrund gehalten hatte, trat nun zum Eparchos. Es war ihm peinlich, dass er es bisher versäumt hatte, seine Kollegen von den neuen Erkenntnissen zu berichten. Doch er ließ sich nichts anmerken. Mit einem passenden, ernsthaften Gesichtsausdruck meinte er:
    "In der Tat gibt es eine wichtige Neuigkeit, doch ich kam bisher nicht dazu, sie meinen verehrten Kollegen mitzuteilen, außerdem wusste ich nicht, ob es im Sinne des ehrenwerten Eparchos wäre, darüber schon Bericht im Koinon zu erstatten." Dass vor einigen Stunden bereits damit begonnen worden war, öffentlich zu fahnden, verschwieg der Strategos. "Das rhomäische Stratos, Beschützer unserer Stadt, sowie die Stadtwache sind auf die Spur einer Verschwörung gekommen. Es gab ein kleines Gefecht mit Aufständischen, die sich in einem Haus verbarrikadiert hatten. Die Ordnung konnte jedoch schnell wieder hergestellt werden, außerdem wurden einige der Männer festgenommen. Über einen Zusammenhang mit dem Frevel im Museion ist noch nichts bekannt."

  • Corvus nickte zustimmend.
    “Ja, so ist es. Sie wurden in einem Haus in Rhakotis aufgespürt, etwa 30 Männer insgesamt. Sie weigerten sich die Waffen zu strecken und beschossen meine Männer aus dem Haus heraus. Daraufhin kam es zum Kampf, den nur zwei von ihnen überlebt haben. Mit der Zustimmung des Strategos habe ich angewiesen, diese Beiden nach Nikopolis zu bringen. Ich habe den Befehl gegeben sie eingehend zu befragen, damit wir erfahren, was es mit diesen Widerständlern auf sich hat und wer ihre Sympathisanten sind.“


    Er blickte sich durchdringend um, so als ob er Freunde dieser Verschwörer vielleicht sogar in diesem Saal vermutete und mit bloßem Auge er kennen könnte.


    “Wir müssen abwarten was sie uns noch offenbaren werden. Aber ihr Versteck wurde gründlich durchsucht und dabei sind uns einige Schriftstücke in die Hände gefallen die ihre Schuld in klarem, hellem Licht zeigen.


    Meine Herren, wie es aussieht galt diese Verschwörung zwar Rom, aber sie zielte vor allem auf die Alexandriner, die mit Rom in Freundschaft und Zusammenarbeit leben wollten, auf euch, meine Herren!
    Wir haben Beweise dafür in Händen, dass diese närrischem‚Verbrecher ausgesuchte und ehrenwerte Vertreter der Stadt entführen und töten wollten.“

  • Timokrates lässt sich zwar nichts anmerken, aber in der Tat findet er diese Entwicklung aus mehreren Gründen höchst besorgniserregend und beunruhigend. Fragend schaut er den Eparchen an: "Kannst du, O Eparchos, oder kann der ehrenwerte Strategos-" ein kühler Unterton liegt in Timokrates Stimme, als er den Strategos erwähnt "- noch genaueres berichten?"

  • Unter seiner Schminke erblasste Leonidas, als er die Neuigkeiten hörte. Bisher hatte er sich immer relativ sicher gefühlt. Niemals hatte er daran gedacht, sich eine Leibwache zuzulegen, noch, dass man versuchen könnte, ihn anzugreifen. Seine Sicherheit hatte er einzig dadurch geschützt, dass er Rhakotis mied. Aber vielleicht war es doch geschickt, sich mehr Sorgen zu machen...


    Gespannt wartete er, was es für weitere Informationen gab...

  • Der Präfekt machte eine schwer zu deutende Geste.
    “Es scheinen Leute aus Rhakotis zu sein, aus der untersten Schicht der Stadtbevölkerung. Ob sie wohlhabende und einflussreiche Hintermänner hatten… das kann ich im Augenblick noch nicht sagen.
    Ich werde mehr wissen, wenn die Überlebenden vernommen worden sind und mir die Berichte dazu vorliegen. Dann werde ich den ehrenwerten Strategos über diese Ergebnisse informieren.“

    Er nickte Nikolaos zu.


    “Sie werden dann vor ein Gericht gestellt. Durch die Katastasis Alexandres hat die Stadt mir die Gerichtsbarkeit in Alexandria übertragen. Auch wenn es sich bei diesen Narren um verderbten Abschaum handelt sollen sie ein gerechtes und öffentliches Verfahren bekommen. Ich werde deshalb ein dreiköpfiges Gericht berufen, mit mir selbst an der Spitze und mit zwei Archonten der Stadt als weiteren Richtern.
    Ich würde mich freuen, wenn der Eutheniarchos und der Agoranomos sich dafür zur Verfügung stellen würden.“

    Er blickte die beiden Männer erwartungsvoll an.
    “Und den ehrenwerten Strategos möchte ich bitten, die Anklage gegen diese Männer zu führen.“
    Sein Blick fiel erneut auf Nikolaos.


    “Das ich aus freien Stücken die Vertreter der Stadt zu einem solchen Gericht einlade wird jedermann zeigen, wie sehr ich die Freiheit und Selbstbestimmung der Stadt achte.“


    …oder die Spitzen der einheimischen Gesellschaft zu den Komplizen meines Urteils mache, dachte er sich insgeheim. Aber das sagte er natürlich nicht. :D

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