Es war bereits dunkel geworden, der Mond schien hell herab und es war eine kühle und sternenklare Nacht. Statt zur Sklavenunterkunft zu gehen, wie sie es eigentlich hätte sollen, schlich sich Fiona hinaus in den Garten. Damit sie nicht frohr, hatte sie sich eine Decke umgewickelt. Der Mond schien so hell in dieser Nacht. So war ein Lämpchen, welches sie sicherlich verraten hätte, nicht von Nöten.
Sie versteckte sich hinter einem Busch, so daß sie auf gar keinen Fall vom Haus aus gesehen werden konnte. Das, was es in dieser Nacht zu besprechen gab, war zu brisant, als daß man auf leichtfertige Weise entdeckt werden wollte. Nicht auszudenken, was dann passieren würde!
Still verharrte sie hinter dem Busch und hoffte, Minna und Aintzane würden auch bald eintreffen. Es gab noch einiges zu besprechen!
hortus | Ein geheimes Treffen in der Nacht
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"This is the night
that either makes me or fordoes me quite"
Shakespeare, OthelloAintzane hatte schon den ganzen Tag immer wieder zur Sonne hingeschaut, und sich den Sonnenuntergang herbeigesehnt.
Jetzt, endlich, war es soweit. Der Mond stand am Himmel. Es war die vereinbarte Zeit.
Also ging sie hinaus in den Garten. Sie sah Fiona im Busch versteckt nicht, also nahm sie an, dass sie die erste hier wäre. Sie setzte sich also auf den Boden und begann, in den Himmel hinaufzuschauen. Es war eine schöne, klare Nacht, doch Aintzane konnte den Anblick gar nicht richtig geniessen. In ihr rumorte die Einsicht, dass dies die Nacht der Entscheidung war.
Sie blickte kurz um sich und hustete. Ihre Kehle brannte noch immer von Fionas festem Würgegriff, aber sie versuchte den Gedanken daran abzuschütteln. Wo die beiden wohl blieben?
Da sah sie auf einmal etwas in einem Busch. "Pssst! He! Fiona?", machte sie leise zu jener Erscheinung hin. -
Es dauerte eine Weile bis es auch Minna endlich geschafft hatte sich unbemerkt in den Garten zu stehlen. Möglichst leise schlich sie umher und versuchte die beiden Mitsklavinnen im hellen Mondlicht zu erspähen. Wo waren die denn nur? Angestrengt schaute sie umher. Sie hatte das mit dem geheimen Treffen doch nicht etwa falsch verstanden?
Doch da! Plötzlich vernahm sie ein Flüstern. Die Stimme klang nach Aintzane. Minna schritt vorsichtig in die Richtung, aus der das Flüstern kam und tatsächlich fand sie die Baskin vor, die es bereits auf dem Boden gemütlich gemacht hatte. "He Aintzane, ich hoffe, du wartest noch nicht lange." flüsterte Minna und setzte sich zu ihr. "Wo bleibt Fiona?" -
Fiona hielt sich immer noch hinter dem Busch versteckt. Als sie plötzlich hörte, wie sich jemand näherte, blieb sie regungslos sitzen. Kurze Zeit später, hörte sie Aintzane, wie sie ihren Namen flüsterte. Nicht lange darauf hörte sie dann auch Minnas Stimme. Vorsichtig trat sie hinter dem Busch hervor.
"Guten Abend, die Damen!" sagte sie scherzhaft und mußte dabei grinsen. "Ich sitze schon die ganze Zeit hinter dem Busch. Da kann mich vom Haus aus keiner sehen. Kommt auch hier herüber. Da sind wir sicherer. Ist euch auch ja keiner gefolgt?"
Fiona sah sich noch einmal um, ob sie jemanden erkennen konnte, der nicht zu ihrem geheimen Treffen geladen war. Dann setzte sie sich wieder und wartete, bis auch Minna und Aintzane Platz genommen hatten. -
Kaum hatte Aintzane sich hingesetzt, hörte sie Minna, die sich neben sie hinsetzte. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, nein, keine Sorge. Ich bin gerade erst gekommen. Und ich frage mich, wo..."
In diesem Moment sah sie Fiona, die aus den Büschen hervorkroch und sie begrüßte. Fast hatte sie für einen Moment geglaubt, es wäre Callista, die römische Hexe, die sie mit sich in die Unterwelt ziehen wollte. Oder ein böser Nachtgott. Doch die Britannierin sah ganz harmlos aus. "Fiona! Du bist es!", stieß sie erleichtert aus. "Nein, niemand hat uns gesehen!", sie blickte sich nochmals im Hort herum. Keine Menschenseele.
Langsam krauchte sie zu Fiona in den Strauch hinein. Ihre Haare, die schon von Natur aus nicht leicht zu bändigen waren, verfingen sich in ein paar Ästen. Somit war ihre Frisur ruiniert, aber das bekümmerte sie momentan nicht. Mit zu Berge stehenden Haaren setzte sie auf den Grund und schaute erwartungsvoll zu Fiona hinüber.
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