Die Banditen von Borbetomagus, die sich selbst jedoch als gerechte 'Umverteiler' sahen, unterhielten tief in den dunklen Wäldern ein Banditenlager von beachtlicher Größe. Das Lager konnte man keineswegs mit den militärischen Lagern vergleichen, die von den römischen Soldaten aufgebaut wurden. Die gestohlenen und unsorgsam aufgebauten Zelte und Hütten im Lager, in denen die Räuber des Nachts schliefen, wurden umgeben von einer ungleichmäßig, eher unfest aufgebauten Palisade, die an stellenweise höher und oder etwas niedriger war. Nur selten kamen im Sommer Sonnenstrahlen hier durch, so tief war das Lager in den Wäldern versteckt.
Etwa hunderfünfzig Banditen kehrten eben hier, in diesem Lager, mit ihrer Beute ein, verließen es für ihre ausgedehnten Plünderzüge, stritten sich um die Beute, kämpften untereinander... und feierten ihr lukratives Geschäft. Allgemein herrschte hier also ein sehr geschäftiges Treiben.
In einer Nacht, wie eigentlich fast Jede, hielt sich auch Richwin, der Anführer der Banditen im Lager auf und plauschte am Lagerfeuer mit seinen Freunden und Untergebenen über neuere Vorkommnisse:
"Heh, Richwin!", sprach Alarich grimmig seinem Anführer entgegen, "Schon gehört? Angeblich haben die schon Soldat'n losgesendet. Was meinst'n? Die machen wa' doch alle!"
"Unterschätz' die Legionäre mal nicht. Die sind gut ausgebildet, das weiß ich. Hab schon ein paar von denen auf dem Gewissen.", raunte Richwin nicht ohne Stolz zurück und blickte Alarich dann zweifelnd entgegen. "Wenn wir den' über dem Weg laufen, müssen wir uns auf harte Kämpfe einstellen."
Alarich jedoch wollte sich nicht beeindrucken lassen, blieb aber trotzdem still. Während des kurzen Schweigens rauften sich einige Räuber an den Plaudernden vorbei, denen Richwin - rein aus Spaß - ein Bein stellte. Die Männer flogen zu Boden und machten sich schnell davon.
"Uns kann doch nix aufhalt'n!", meinte Merowech und brüstete sich mit seinen Taten, "Wir können weiter plündern, die findn´ uns doch eh nich'.".
"Ihr seid wahnsinnig. Wenn die uns finden, bleibt wohl kaum einer von uns übrig.", wandte dann Ortwin ein und machte einen besorgten Gesichtsausdruck.
"Dazu kommt's nicht. Außerdem würden wir die sowieso alle niederschlagen.", meinte Richwin. Wieder herrschte Stille.
So kam es dazu, dass die Räuber ihr Selbstvertrauen weiter behielten und es gar noch steigerten. Von der Frau und dem Sohn des ehemaligen Soldatenveteranen, dessen Landgut abgebrannt wurde, gab es noch keine Spur. Vielleicht hatten die Banditen sie als Sklaven verkauft, vielleicht wurden sie irgendwo als Geiseln versteckt? Nur Richwin wusste wohl, wo sie steckten...