Inspektion des Limes

Ich kratzte mich am Hinterkopf und blickte auf das Gebiet, wo gebaut werden sollte. "Mal abgesehen von der Sicherheit der Soldaten auf der Türme, in wie fern ist denn eigentlich gewährleistet, dass sie, im Falle eines kleineren Angriffs vom Turm auch runterkommen? Ein Palisade würde das ja - selbst mit einem Tor erschweren. Oder ist die römische Taktik, dass sie eh die ganze Zeit oben bleiben, und nur mit Bogen und Pilum kämpfen, das Schwert nur zum Notfall da ist, und sie ansonsten immer Nachrichten weiter geben bis die nächste Einheit kommt?" Eine Wissenslücke, die wie ich fand, auf einer Limesreise angebracht war zu füllen.

Ich verstand den ersten Teil der Frage nicht ganz....

"Tribun, was meinst du, wie sie runterkommen.... ich würde meinen, genauso, wie sie rauf kommen....."

Und was den rest betraf

"Wie ihr ja alle wisst, gibt es hier nicht nur einen Turm, sonderen derer viele und sie befinden sich in Sichtweite zueinander. So sollten sich die Besatzungen gegenseitig Schutz bieten. Abgesehen davon sollte das Meldesystem funktionieren und, sollte es ein grösserer Angruiff sein, schnellstens Verstärkung anfordern, sei es von den zahlreichen Patroullien oder direkt im nächsten Stützpunkt."

"Ich stimme dir zu.... lass uns zurückkehren ins Cstellum und dort den Rest besprechen!"

Und das taten sie auch, ohne Zwischenfälle doer bedonere Vorkommnnisse.
Am nächsten Morgen nahm man dann das letzte Stück nach Mogontiacum in Angriff, wo man auch bald anlangte und ich den Stab gleich nach der Ankunft zu einer STABSBESPRECHUNG zusammen kommen liess.

Zwar war es interessant den Wachmannschaften zuzuhören, die Wachsamen zu loben, die anderen zu Schimpfen, aber großartig Neuigkeiten gab es ja nicht. Auch wenn ich die Theorie vertrat, dass sich die Legionäre untereinander die Nachricht weiter gaben, dass die Chefs kommen. Wir trafen außerdem noch auf die ein oder andere Patrullie, aber auch nichts neues war aus diesen heraus zu bekommen. Dann taten wir das einzig gescheite und kehrten in unser Lager zurück, und selbst wenn mit Nachtlager. Ich fand ja das Lagerbauen eines der Interessantesten Sachen der Legionäre, aber da wir ja eh so gut wie Reiter waren, waren wir ja vielleicht auch schnell genug.

Es dauerte nicht lange, bis sie die ersten Wachtürme erreichten, die in regelmäßigen Abständen jeweils auf Sichtweite den Limes bildeten, die Grenze zwischen dem römischen Reich und dem wilden Germanien, das sich so vehement dagegen zur Wehr gesetzt hatte, Zivilisation, Bildung und Technik anzunehmen, so daß die Römer es mittlerweile aufgegeben hatten, ihnen die zahlreichen Vorteile des römischen Reiches aufzwingen zu wollen.

Während sie die Wachtürme nach und nach abritten und sich einen Überblick über das Gelände verschafften, in dem sie Gräben und Palisaden errichten wollten, wurden die Wachmannschaften ausgetauscht. Ursus wandte sich nach einer Weile an Alienus: "Was meinst Du, wieviele Männer werden wir zur Verfügung haben? Je mehr wir gleichzeitig arbeiten lassen können, umso schneller werden wir mit der Arbeit fertig werden." Doch wieviele konnten aus Mogontiacum entbehrt werden? Dafür fehlte Ursus der Überblick und der Legat hatte ihm ja verdeutlicht, daß es bei Alienus lag, diese Entscheidung zu fällen.

Alienus überblickte die Abschnitte des Limes an denen er vorbei ritt und machte sich ein Bild von der Gesamtlage.

Ich denke, wir können mit mehreren Centurias hier arbeiten. Die Brücke in Mogontiacum hat zurzeit zwar Priorität, aber wenn das fertig ist haben wir die ganze Macht der Legion zur Verfügung. Abzüglich der üblichen Stammbesetzung natürlich...

Ursus nickte. Wäre die Brücke nicht, hätte er mehr Männer zur Verfügung, das war klar. Und je mehr Männer er hatte, umso schneller würden die Arbeiten fertig werden. Es waren schließlich eine Menge Meilen, über die diese neue Befestigung laufen sollte. "Ich denke, wir beginnen am entferntesten Ende des Limes. Denn dann wird es immer leichter, Materialien und Männer heranzuschaffen und auch den Bereich, der noch nicht befestigt ist, zu schützen."

Alienus stimmte den Worten des Aureliers innerlich zu, betrachtete aber noch eine Weile die Gegend, bevor er ihm antwortete.

Ja, das dürfte das Beste sein. Traust du dir zu, eine solche Aktion selber zu organisieren?

Ursus antwortete auf diese Frage nicht sofort, sondern dachte einen Moment darüber nach, ob er sich eine derart verantwortungsvolle Aufgabe wirklich schon zutrauen konnte. Auch sein Blick schweifte über die Gegend, während er seine Antwort sorgfältig abwog. Doch dann nickte er bedächtig. "Ja, ich traue mir das zu. Immerhin kann ich auf die Erfahrungen der Offiziere zurückgreifen in den Bereichen, in denen mir selbst die Erfahrung fehlt. Außerdem werde ich nicht die ganze Zeit am Limes sein, sondern immer wieder zum Castellum zurückkommen. Dann kann ich fragen, wenn ich mir mit etwas unsicher bin. Außerdem habe ich ja noch weitere Aufgaben außer dem Ausbau des Limes." Er hatte sich darüber schon einige Gedanken gemacht und war sicher, daß er es schaffen konnte. Allerdings konnte er sich dessen nur so sicher sein, weil die Reiterei in solch gutem Zustand war und seine ständige Anwesenheit nicht erforderte. "Mir macht diese Aufgabe richtig Spaß. Vielleicht, weil ich das Examen secundum zum Thema Lagerbau absolviert habe und deshalb durchaus einiges über Befestigungsarbeiten weiß. Ich hätte nie gedacht, daß dieses Wissen mir einmal nützlich ist. Und nun habe ich sogar sehr ausgiebig Gelegenheit, dieses Wissen anzuwenden."

Die Antwort befriedigte Alienus, immerhin wollte Ursus nicht alles sofort alleine machen und war bereit, die Hilfe der erfahrenen Offiziere anzunehmen. Die Götter wussten, dass dies bei weitem nicht alle Tribuni fertig brachten.

Sehr gut, bei Fragen kannst du auch jederzeit einen Boten zu mir ins Castellum senden, wenn es wirklich dringend ist.

Ursus lächelte dankbar. Daß Alienus ihm die Gelegenheit gab, sich zu bewähren, freute ihn ungemein. Er hielt sich keineswegs für perfekt, doch er wünschte sich eine Chance, zu beweisen, was in ihm steckte. Nun schien er sie zu erhalten. Er hatte keineswegs vor, dies durch Leichtsinn zu verderben. "Das werde ich tun. Bevor ich gravierende Entscheidungen treffe, bei denen ich mir unsicher bin, werde ich gewiß einen Boten zu Dir schicken." Natürlich hoffte er, ohne das auszukommen. Doch zu stolz dafür würde er auch nicht sein. Lieber einmal zuviel fragen als einmal zuwenig und damit eine Katastrophe auslösen.

Sehr gut.

Eine sehr interessante Idee formte sich in Alienus Kopf, die er auch sofort verkündete.

Warst du schon einmal auf der anderen Seite des Limes?

"Nein, noch nicht." Ursus schüttelte den Kopf und blickte Alienus erstaunt an. Was hatte der Tribun vor?

"Leben nicht direkt auf der anderen Seite des Limes Stämme, mit denen wir verbündet sind?" Er meinte, so etwas gehört oder gelesen zu haben. Ganz sicher war er sich allerdings nicht. Gespannt blickte Ursus Alienus weiterhin an.

Ja, dort leben Stämme, die mit uns verbündet sind. Ich finde, du solltest auch mal die andere Seite der Grenze sehen, um einen besseren Überblick über das Gebiet zu bekommen.

Die Idee war zwar eher spontan, aber die Gefahr für die beiden war doch eher gering und Alienus war sich sicher, dass der Aurelier nicht nach Germanien gekommen war um in seiner Stube zu stricken.

Ursus nickte und sein breites Grinsen und die vor Freude leuchtenden Augen sprachen von seiner Begeisterung für diese Idee. Wenn er schon hier war, sollte er auch ein bißchen was von dem Land sehen, fand er.

"Sehr gerne. Ich vertraue mich Dir gerne an." Daß Alienus ihn nicht in wirklich gefährliche Gegenden führen würde, dessen war er sich gewiß. Dafür war der Mann viel zu verantwortungsbewußt.