Der Morgen hatte sich schon eine Weile hingezogen, und nachdem Cadhla wie an jedem Tag der letzten Woche das cubiculum ihres Herrn sorgsam aufgeräumt hatte - viel gab es da ohnehin nicht zu tun, er war einigermaßen ordentlich und hielt sich selten für mehr als zum schlafen darin auf - hatte sie einiges an freier Zeit gehabt. Seit sie den Sprung von der einfachen Haussklavin zur Leibsklavin geschafft hatte, waren ihre Pflichten weniger geworden. Sie musste nicht mehr so viele schwere Dingen schleppen, sie hatte neue Kleidung bekommen, und vor allem, sie hatte das Training am Morgen mit Aurelius Ursus aufnehmen dürfen - am heutigen Tag allerdings hatte er anderes zu tun gehabt, und so verfügte sie über den Luxus freier Zeit. Nachdem sie in den letzten Monaten gewöhnt gewesen war, viel tun zu müssen, waren diese Stunden der beschäftigungslosen Kontemplation eigenartig.
Cadhla fühlte sich nutzlos und ärgerte sich selbst darüber, denn im Grunde war auch freie Zeit als Sklavin verlorene Zeit. Lieber wäre sie durch den Wald um das heimatliche Dorf gestrichen, hätte gejagt, gekämpft ...die Sehnsucht nach der Heimat hatte ihr die Kehle zugeschnürt und sie schließlich in den Garten geführt, wo sie auf den maiordomus getroffen war. Der hatte noch einige andere Sklavinnen und Sklaven im Schlepptau, unter anderem erkannte sie Siv und lächelte ihr kurz verstohlen zu. "He, Du! Cadhla! Hilfst Du uns beim Gartenaufräumen oder bist Du Dir da neuerdings auch zu fein dazu?" Er hatte anscheinend die Sklaven schon zu Zweiergruppen eingeteilt und Siv stand ohne Partner da - was wohl ein Grund für Mathos Unmut war, denn alleine wollte er sie nicht schicken, dafür war sie noch zu neu im Haushalt. "Ich helfen," sagte Cadhla kurzentschlossen und stellte sich neben die blondhaarige Germanin.
"Dann jetzt los, sammelt an den besprochenen Ecken des Gartens Blätter und Unkräuter!" kommendierte der maiordomus und wandte sich grummelnd um. So viel gab es noch zu tun und diese Sklavinnen waren auch nicht mehr das, was sie mal gewesen waren. Cadhla verdrehte nur die Augen, nahm sich einen der für das Unkraut gedachten Körbe und bedeutete Siv, mit ihr zu kommen. "Das wenigstens Arbeit ist die können machen gemütlich," sagte sie schmunzelnd, denn wenn sie im hintersten Eck des Gartens sein würden, sah sie dort kein Mensch.