In den Gängen der Villa Tiberia

  • Die Villa Tiberia war eines der grössten Gebäude, nein eigentlich das grösste Gebäude, das ich kannte. Sicher, andere Villen mochten grösser sein, einige waren sich grösser, aber die kannte ich nicht. Und, wenn ich ehrlich sein mochte, dann wollte ich diese nicht einmal kennen, die Villa Tiberia war mir schon gross genug.


    Als Verwalter meines Patrons und als ein Freigelassener nannte ich zwei kleine Zimmer mein eigen, die garnicht mal schlecht gelegen waren und auch an das Heizungssystem angelschlossen waren. Allerdings lagen sie auch recht weit entfernt von der Küche und den Seiteneingang durch den ich jeden Tag die Villa verliess und wieder betrat, so dass ich jeden Tag mehrmals durch die Gänge der Villa eilte.


    So auch heute, da ich gerade von den Mercati Traniaus kam, müde, erschöpft und Hungrig. Ich wollte eigentlich nur kurz eine frische Tunika überstreifen und dann in der Küche etwas essen. Ich kannte den Weg genau, uich veränderte ihn nie, aus Angst mich in der Villa zu verlaufen, und so ging ich zügig und nicht besonders Aufmerksam meinen Weg.


    Als ich um eine Ecke bog, passierte es : Ich stiess gegen einen Tisch, von dem ich schwören könnte, er hätte am Morgen noch nicht da gestanden und stiess eine grosse Vase, für die selbiges galt, herunter. Das Krachen von Holz, das Scheppern von Keramik und das kalte Wasser , in dem die Blumen in der Vase gestanden hatten, liessen meine Aufmerksamkeit langsam wieder zurückkehren...

  • Hm.. jetzt rechts? Links? Oder doch besser geradeaus? Crista biss sich auf die Lippen, spähte in den Gang zurück, aus dem sie gerade getreten war. Mensch.. der sah auch nicht anders aus als die Gänge dieser Wegkreuzung. Sie seufzte.. also was jetzt? Links hörte sich besser an als rechts. Oder doch lieber gerade aus. Immer noch mit sich hadernd sah Crista die Wände an, um irgendeinen Hinweis zu den ihr bekannten Räumen zu finden. Vielleicht sollte man auf den Boden Pfeile anlegen. Gelb für einen Weg nach draußen. Grün für das atrium. Blau für das balneum Rot.. für.. hm.. culina? Mhm.. rot gab es auf jeden Fall und zwar in Gstalt des immer brennenden Küchenfeuers.


    Sie entschied sich doch für rechtsrum und ging weiter. Plötzlich krachte und schepperte es dermaßen, dass sie zuerst dachte das Dach über ihr würde einstürzen. Crista lief einen Tick schneller und konnte gerade so noch den Scherben ausweichen, in die sie beinahe getreten wäre. "Ei der Daus..." rief sie erschrocken aus und fing sich an der nächsten Wand abstützend ihren Schwung auf. Was war das für ein Schatten?


    "Herrjeh, hast du dir wehgetan?" Sie überquerte den umgefallenen inzwischen dreibeinigen Tisch, schob ihn ein Stückchen beiseite, damit sie vorankam. Tapste auf Zehenspitzen durch die Wasserpfützen und Scherben näher zu dem liegenden Schatten heran. Ignorierte, dass sie sich die Sohlen ihrer Sandalen schnitt und die scharfkantigen Scherben auch ihre Fußsohlen aufritzten. Crista hockte sich nieder und erkannte eine männliche Gestalt. "Alles in Ordnung? Kannst du aufstehen?" Sachte berührte sie seine Schulter. Mochte er ihr auch noch unbekannt sein. Sie wollte helfen.

  • Einen Moment glaubte ich mich schon zurück in mein früheres Leben, bevor mein Patron mir die Freiheit geschenkt hatte und noch weiter zurück in jene Zeit meiner Kindheit, in der der wir Kinder durch die Villa Rustica getobt waren. Auch damals war es immer wieder passiert, das etwas der Einrichtung zu Bruch ging und egal wer von uns dreien der Schuldige gewesen war, immer war es mein Name gewesen, welcher Laut durch die Gänge gerufen wurde.


    Diesmal allerdings war es nicht die harsche Stimme des alten Legatus oder des ehemaligen Centurios, der in der Villa als Verwalter fungiert hatte, die ertönte, sondern eindeutig die einer Frau. Eine Stimme die mir zwar Fremd war, aber durchaus nicht unangenehm. Und noch etwas war anders, denn statt mich, wie ich es kannte, für meine Tölpelhaftigkeit zu tadeln, war diese Stimme Hilfsbereit.


    "Danke, es geht schon," antwortete ich während aufstand und dabei das Chaos betrachtete, das meine Ungeschicklichkeit angerichtet hatte. "Ich könnte schwören, heute morgen stand dieser Tisch noch...."


    Erst jetzt blickte ich die junge Frau an und es passierte, was mir so oft passierte, wenn ich unvorbereitet einer jungen, mir unbekannten Frau gegenüber stand : Unweigerlich kostete es mich einige Mühe, meine Sätze sinnvoll zu ende zu bringen, zu sehr musste ich mich bemühen, nicht Rot anzulaufen. Das ich an meiner rechten Hand blutete, weil ich wohl in eine Scherbe gefallen war, bemerkte ich überhaupt nicht.

  • Gut, es ging ihm soweit gut. Er konnte alleine aufstehen und er war nicht verletzt. Crista erhob sich mit ihm, blickte auf den dreibeinigen Tisch, die Scherben der Vase, die Wasserpfützen. "Dieser Tisch da? Ohje... ich fürchte, ich kann dir da nicht weiterhelfen. Ich habe mich verlaufen und dann war es plötzlich so laut." plauderte sie los und sah ihn wieder an, wobei sich ihr Blick mit dem seinen kreuzte. Als nächstens revidierte sie ihren Gedanken von vorhin, dass er nicht verletzt wäre.


    "Du bist verletzt..." hauchte sie erschrocken, griff nach seiner rechten Hand, sah nach ob eine Scherbe sich innen befand war. Da war keine. Crista presste ihren Handballen auf die Blutung seiner Hand. Was tat sie da eigentlich? Wusste sie selbst was sie da tat? "Wir müssen die Blutung stillen." brachte sie, verlegen um ihre Handlung ihn erneut zu berühren, hervor. Und das ohne ihn zu fragen. "Bitte... komm ein paar Schritte von hier weg." fügte sie hinzu. Hatte sie sich ihm schon vorgestellt? "Gehts?" Eher wurde ihr schwummerig... Vom Blut oder vom Magenkribbeln?

  • Erst als sie mich darauf Ansprach, bemerkte ich das meine rechte Hand blutete und auch schon einige Tropfen auf meine Tunika und den Boden gefallen waren. Davor hatte ich einfach ihren lockerem Plaudern zugehört, welches mir die Gelegenheit gab, mich wieder etwas zu sammeln. Doch als sie meine Hand nicht nur kurz berührte, sondern richtig ergriff, war all mein bisheriges Sammeln vergeblich.


    "Cato, reiss dich zusammen," ermahnte ich mich innerlich, während ich auf ihre Aufforderung ein paar Schritte von der Stelle weg zu gehen einfach nur stumm Nicken konnte. Allerdings war ich unschlüssig in welche Richtung und es dauerte einen Moment bis ich zu dem Schluss kam, das es besser wäre, ein paar Schritte zurück zu gehen, weil wir dann nicht durch die Scherben durch mussten.


    "Danke, es geht," hatte ich eigentlich sagen wollen, es sollte ein Versuch sein, etwas von der Eloquenz von Lucius abzuschauen, doch stattdessen antwortete ich mit einen banalen "Ja".

  • Der junge Mann folgte ihrer Aufforderung. Crista ihm hinterher. Forschend sah sie ihn an, wollte sich vergewissern, dass es ihm soweit auch gut ging. Und was jetzt? Sie hatte nur eine Hand frei. "Schön, daß es geht. Äh nein.. nicht schön. Lieber wäre es mir wenn du nicht verletzt wärst. Aber nun es ist zu spät, um die Zeit wieder zurückzudrehen. Mhm, schaffst du es ein Stück Leinen von meiner Tunika abzureissen? Ein Verband vielleichst könnte besser helfen als meine Hand."


    Nunja... wenn sie ihre Hand wieder wegnahm, würde es wieder zu bluten anfangen. Und wenn der Verband dann schnell draufkam, würde ihn hoffentlich nicht zuviel vom roten Lebenssaft verlassen. So hoffte sie jedenfals würde es geschehen. Crista schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, drehte sich ihm ein Stückchen zu, damit er den Stoff erreichte. Ihre übrigen Tuniken sind alle in der Wäsche. Diese hier war die einzige, die tragbar war. Briseis hat vielleicht noch eine Tunika für sie übrig.


    Im Gang ist es unheimlich still. Ein wenig zu still. Hat denn sonst keiner den Lärm gehört? Soll sie weiterreden? "Mhm... in welche Richtung müssen wir gehen um wieder unter Leute zu gelangen? Du musst weiter versorgt werden. Und jemand muss Bescheid wissen, was hier rumliegt. Nicht, dass noch jemand sich verletzt." Ihre Füße begannen derweil zu schmerzen, weil sie nicht bemerkt hat, dass sie sich diese trotz der Sandalen an den schwaren Kanten der zerstörten Vase aufgeschnitten hat. Crista versuchte den Schmerz zu ignorieren.

  • Publius kam den Gang hinunter, scheinbar verwirrt wandelter er durch den Irrgarten der Villa. Dann bemerkte er die beiden.
    "Guten Tag ... " Er sah die blutende Hand und unterbrach seine Begrüssung.

  • Vielleicht wäre es ja sinnvoller gewesen, ich hätte ein Stück von meiner Tunika abgerissen, schliesslich war diese schon mit einigen Tropfen Blut verschmutzt und damit eigentlich schon hinüber. Unvd vielleicht hätte ich auchz einfach das meine freie Hand auf die Blutung legen sollen, denn hatte ja auch nur eine Hand frei.


    Doch in meiner doch recht starken Unsicherheit, tat ich genau das, was sie mir sagte und riss, ziemlich umständlich und ungeschickt ein Stück des Stoffes ab, berührte sie dabei versehentlich. Unweigerlich erröttete ich, stammelte ein Entschuldigung und senkte wieder meinen Blick. Während ich nun probierte, mit dem Stückstoff die Wunde abzudecken, verfluchte ich innerlich meine Schüchternheit und wünschte mir wieder einmal etwas von dem Selbstvertrauen meines Patrons oder von Lucius. Denn zum einen hatte ich, als ich sie berührte eigentlich nichts schlimmes getan, zum hatte es mir doch gefallen. Eine Empfindung, für die ich mich vielleicht entschuldigen sollte, doch solange niemand etwas davon wusste...


    Vorsichtig hob ich den Kopf wieder, blickte in ihr Gesicht und versuchte mit aller Kraft nicht zu erröten, was mir auch gelang. Ich schaffte es sogar ihr Lächeln zaghaft zu erwiedern.


    "Ich danke dir für deine Hilfe. Es geht schon wieder, die Blutung wird sicher gleich aufhören," sagte ich und war innerlich fast stolz auf meine Leistung, hatte ich es doch geschafft mehrere Sätze hintereinander weg zu sagen, ohne zu stammeln. "Wichtig ist wirklich nur, das dieser Scherbenhaufen möglichst schnell verschwindet, bevor die Herrschaften hineintreten."


    In der Villa Tiberia gab es eine Unzahl von Sklaven und es viel mehr nicht schwer den Mann, der in diesem Moment auf uns zutrat, als einen solchen zu erkennen, auch wenn ich ihn nicht kannte. Kurz wandte ich mich zu ihm.


    "Hallo, könntest du bitte dafür sorgen, das diese Scherben weg kommen, bitte ? Ich würde es selbst tun, aber,... " Ich deutete auf meine Hand, bevor ich mich wieder der jungen Frau an meiner Seite zu wandte. "Du musst verzeihen, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt : Ich bin Cato."

  • Publius begann die Scherben einzusammeln.
    " Ich bin auf der Suche nach dem Maiordomus. könnt ihr mir sagen wo ich ihn finde."
    Er drehte den zerstörten Tisch um so dass er die Scherben darauf legen konnte und brach die ohnehin zerstörten Beine nun ganz ab um sie auch auf die fast unversehrte Tischplatte zulegen.

  • Der junge Unbekannte tat was sie ihm geraten hatte. Crista machte sich nichts aus seiner Berührung, fand sie ganz angenehm und winkte ab, als er sich entschuldigte. "Schon gut.." flüsterte sie. Vorsichtig löste sie ihre blutige Hand von seiner Wunde, half ihm das Stück Stoff drum herum zulegen und zuletzt zu zuknoten. Die Blutspuren wischte sie an ihrer Tunika ab, machte sich momentan nichts draus wie sie in diesen und nächsten Momenten aussah. Crista erwiderte sein Lächeln, versicherte sich, dass der notdürftige Verband fest genug saß.


    Ruhig nickte sie zu seinen Worten. "Keine Ursache. Das wird schon wieder, ganz bestimmt. Ja.. die Herrschaften. Ich frage mich, ob.." Crista verstummte. Kam da jemand? Anscheinend hatte man den Lärm doch gehört, denn plötzlich tauchte ein anderer Mann auf und begrüßte sie mit einer Begrüßung. Sah er nicht was hier im Gang passiert war? Der Verletzte sprach schon mit ihm und wies ihm zudem eine Aufgabe zu. Eine Aufgabe, die sie auch erledigen könnte... musste, weil sie Sklavin war. "Den Majordormus? Wer ist das denn?" fragte sie und biss sich errötend auf die Lippen.


    "Hej Cato, nett dich kennenzulernen. Ich bin Crista." stellte sie sich ihm vor und stützte sich mit einem Arm an der Wand ab. Die Schmerzen an den Füßen waren nun zu groß geworden, um länger ignoriert zu werden. "Uhum.. das war wohl ein bisschen viel Aufregung. Ich habe es nicht so mit Blut, aber es geht schon." versuchte sie von sich abzulenken und tat zwei Schritte, die recht schmerzhft waren. "Autsch..." Falls Cato eine Herrschaft war musste sie sich zusammenreissen. Falls nicht.. hatte sie ihrerseits mögliche Hilfe an ihrer Seite. "Komm, gehen wir." brachte sie hervor.

  • Nun erkannte Publius die Frau.
    " Du bist doch die Sklavin, die mit meiner neuen 'Herrin' auf dem Sklavenmarkt war? Meine 'Herrin' hat mich zu diesem Maiordomus geschickt, damit er mir eine Unterkunft zuweißt."

  • Ich wandte mich wieder dem Sklaven zu, der schon dabei war, die Scherben beiseite zuräumen. "Denn Maior Domus,... den findest du überall und irgends, meist findet er eher dich, auch wenn du es nicht willst. Aber Probier es mal im Wirtschaftshof,... Und wenn du ihn nicht findest,.. hau dich in eine Kammer, in der noch Platz ist."


    Etwas in seinem Tonfall missfiel mir und ich kam schnell zu dem Schluss, das es die Art war, wie er von seiner Domina sprach. Er schien noch nicht lange Sklave zu sein und liess so den nötigen Respekt fehlen. Entweder würde er das schnell lernen, oder die Bleiminen Nordafrikas hätten einen neuen Arbeiter. Wenn ich daran dachte, was mein Patron wohl mit Verres gemacht hatte...


    Doch eigentlich war es mir auch egal, es war nicht mein Problem, höchstens wenn er dem Mündel meines Patrons ärger machen würde. Ich wandte mich lieber wieder der jungen Frau zu, die sich mir als Crista vorstellte.

    "Der Maiordomus ist der höchste aller Skalvren in diesem Haushalt, er führt das Alltagsgeschäfft, teilt die Sklaven zur Arbeit ein. Und er macht es schon so lange, das er glaubt, selbst zur Herrschaft zu gehören. Und er hat fast recht,.. töten kann er einen Sklaven nicht, aber mit seiner Peitsche,..."


    Ich plapperte so vor mich hin, lächelte dabei, es war der Versuch meine Unsicherheit zu überspielen. Und fast wäre mir bei meinem Plappern entgegangen, das sie irgendwie schmerzen haben musste. Doch spätestens ihr `Autsch`brachte mich darauf.

    "Crista,... fehlt dir was ?"
    fragte ich recht banal , musste ich doch wissen, das niemand einfach so autsch sagte und sich mit Zeichen des Schmerzes im Gesicht an der Wand abstützte. Und auch was ihr fehlte, wurde mir schnell klar, als ich auf den Boden sah und einen blutigen Fussabdruck sah.

    "Komm, ich denke du brauchst einen Platz an dem du dich setzen kannst und ich nach deinem Fuss schaue,... Ich wede dich stützen, Crista."


    Ungefragt legte ich meinen Arm um sie, so das sie den Verletzen Fuss nicht zu belasten brauchte. Und wenn es so nicht ginge, würde ich sie sie tragen,....

  • Publius nahm den zerbrochenen Tisch hoch.


    "Vielen Dank für die Auskunft. Ich werde diesen Haufen Müll sicherlich irgendwo los."


    Er ging los ohne zu wissen wo dieser Wirtschaftshof sein sollte aber er wollte die beiden Turteltäubchen auch nicht weiter stören.

  • "Der Maiordomus..." Crista räusperte sich, "...ist quasi der nächste Mensch dem ich gehorchen muss, wenn ich keine Aufgabe von meinem Herrn habe? Er tut die Peitsche schwingen? Na, ich hoffe, dass es nicht so weit kommt..." Sie schüttelte den Kopf, humpelte versuchsweise noch einen Schritt weiter, was erneut recht schmerzhaft war.


    "Ja, die bin ich. Tiberia Albina hat dich gekauft und ich war zufällig dabei, weil ich sie beim Einkaufen begleiten sollte." Der andere 'hilfreiche' Sklave erwiderte etwas auf Catos Worte und ging mit den zerbrochenen Scherben und Stücken von dannen. Er musste wohl einen inneren Orientierungssinn haben, so kraftvoll und entschlossen wie er davon ging. Crista beneidete ihn darum und vergaß den Neid-Gedanken wieder.


    Jetzt sah sie zu Cato auf, der seinen Arm, um sie legte und konnte sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen. "Öhm... fehlen tut mir nichts... aber ich muss.. irgendwie in die Scherben geraten sein..." brachte sie hervor und zog den verletzten Fuß etwas höher an. Für einen Moment wurde ihr schwindelig. Crista schloß die Augen, atmete tief durch. Dann war es wieder vorbei und sie schlug die Augen wieder auf. Ihr Arm legte sich um Catos Taille und die Faust ballte sie um ein Stück seiner Tunika. "Ich kann es aushalten..." Mit dem anderen Arm stützte sie sich immer noch an der Wand ab. "..es tut ganz schön weh, ..und du musst auch versorgt werden." erinnerte sie Cato mit besorgter Stimme. "Wohin? Zu wem? Ich kenne nur domina Albina, meinen Herrn dominus Decimus Tiberius Lupus... und die junge Brideis."

  • Der andere Sklave war also ein Sklave von Albina ? So ganz konnte mir das nicht schmecken, würde es doch auch mich betreffen, wenn diese Neuerwerbung ihr Ärger bereiten würde und irgendetwas in mir sagte, das es durchaus soweit kommen könnte.


    Aber das war etwas, das die Zukunft betraf, jetzt hatte ich andere Sorgen, denn ganz offensichtlich waren ihre Schmerzen durchaus stärker als sie zunächst zugeben wollte. "Meine Hand geht schon, es ist doch ein Kratzer," wiegelte ich ab, in der Hoffnung das es Stimmte. Schmerzen hatte ich zumindest nicht. "Ich bring dich in meine Kammer, dort habe ich alles was nötig ist um deinen Fuss zuversorgen. Da kannst du dich auch hinsetzen oder auch hinlegen. Die Herrschaften sollten wir jetzt nicht damit behelligen."


    Kurz musterte ich sie und es schien so, als ob selbst das Humpeln ihr Schmerzen bereiten würde. Und bis zu meiner Kammer war es ein gutes Stück, daher entschied ich, das es das beste wäre, ich würde sie einfach tragen. Auch wenn ich nicht gross war, hatte der unfreilwillige Aufenthalt auf dem Landgut bei Misenium zumindest meine Muskeln gestärkt. Und so zweifelte ich daran, das ich es schaffen würde. "Ich werde dich tragen," sagte ich so bestimmt, wie ich bisher noch nichts zu ihr gesagt hatte und liess meinen Worten gleich taten folgen, hob sie so sanft es ging hoch und trug sie in meinen Armen in Richtung meiner Kammer.

  • Sie sah zu ihm auf und wusste nichts zu sagen. Er wollte sie tragen? Eine Lösung, um den Schmerzen zu entgehen. "Hoffentlich ist es nur ein Kratzer.. und ich... ehm.. sag Bescheid, wenn du Schmerzen kriegst." Sie wollte ihm wirklich keine Umstände machen aber was blieb ihr anderes übrig?


    Crista löste ihren Arm von seiner Taille und legte dann Arm dann bald um seinen Nacken herum. Somit konnte sie sich an ihm festhalten... und versuchen sich leicht zu machen. Cato war keiner der Herrschaften.. dieses Wissen machte es ihr etwas leichter. Zaghaft lächelte sie ihn an, während er sie durch den Gang und weg von dem Scherben trug. "Danke... ich weiss nicht, wie ich bei dir mich bedanken soll."


    Seine Haut war so angenehm weich. Warum mussten sich ihre Wangen sich vor Verlegenheit röten? Crista konnte Cato nur zulächeln, um dies zu überspielen. "Ich wüsste nicht.. in welche Richtung ich gehen soll.. so wie der andere es getan hat. Ich bin nicht gut im Wege finden..." meinte sie bedrückt. Ja, was wäre geschehen, wenn Cato sich noch schimmer verletzt, gar bewusstlos gewesen wäre? Sie wollte nicht mal dran denken... wenigstens hatte sie ihm helfen können. "Ich hab dich noch nie gesehen.. und ich bewohne mit Brideis zusammen eine Kammer."

  • Irgendwie war ich, seit ich das Heft des Handels in die Hand genommen hatte, wesentlich sicherer und selbst bewusster. Aber vielleicht hatte ich auch einfach genaug damit zu tun, sie zu tragen und den langen Weg zu meinen Kammern durch die Gänge der Villa zu finden. Wäre mir wirklich klar gewessen, wie ich sie in meinem Armen hielt, wie dicht sie so an mir hing, wäre ich sicher rot angelaufen und hätte nur so gerstammelt. Stattdessen konnte ich etwas Erzählen, teilweise auch über mich.

    "Ich habe dir zu danken und dich um verzeihung zu bitten, schliesslich bist du durch mein Missgeschick in diese Lage gekommen."


    Ich bog um eine Ecke, steuerte direkt auf eine Treppenflucht zu.

    "Domina Albina ist übrigens das Mündel meines Patrons, dessen Verwalter ich bin, seit er mich freigelassen hat. Er dient bei den Legionen, irgendwo im Osten im Krieg. Ich hab viel zu tun, die Besitzungen meines Patrons zu besuchen und die Geschäfte zu führen.... Ich kenne kaum noch die Sklaven in der Villa, das war früher anders...."


    Wir hatten das obere Ende der Treppenflucht erreicht und ich bog ein einen weiteren Gang, an dessen Ende meine beiden Kammern lagen.

    "Wir sind gleich da..."


    Es war meh an mich gerichtet, denn an Crista, der Weg war doch recht weit gewesen. Ich dies die Tür mit der Schulter auf, trat in meine erste Kammer und trat auf die Lege zu, die an der Wand unter dem Fenster stand, von dem man einen recht guten Blick über die Stadt hatte.

    "Ich werd dich nun auf der Liege absetzen,"
    sagte ich, genau das Ankündigen, was ich im nächsten Moment tat.

  • "Hmja.. da hast du recht, wenn ich nicht gekommen wär, würdest du immer noch mitten drin liegen." Da seine Arme unter ihrem Körper verschwanden, konnte sie keinen Blick auf seine Verletzung fallen lassen. Hoffentlich hielt der Verband! Ihr wurde hin und wieder schwummerig. Seltsamerweise dann, wenn er um Ecken bog. Crista schob die Gedanken an den Schwindel weg und bemühte sich ihm zuzuhören, so gut es eben ihr möglich war. "Ah.. noch ein Verwalter? Dann müsstest du der Verwalter von diesem Riesenhaus sein? Oder liege ich eher damit richtig, dass du Albina verwaltest?" Wie konnte man einen Mensch verwalten?


    "Also... dieser ominöse patron weilt im Osten also kann ich ihn noch nicht kennen. patron ist gleich Hausherr." stellte sie für sich selbst fest. Und ihr Kopf würde sicher gleich wie eine Libelle auf und davon schwirren. Dieses Beziehungs-Geflecht ähnelte schon fast einer verwachsenen Efeuranke! Sie merkte gar nicht, dass er sie eine Treppe hochtrug. Dann waren sie da. Oder eher sie befand sich in seinen Räumen.


    "Danke.." bedankte sie sich noch einmal bei ihm fürs Tragen und liess ihn widerwillig los. Es war in seinen starken Armen ganz gemütlich. Langsam beugte Crista sich tief durchatmend vor, zog den Tunikasaum bis über ihre Knie, um auch einen richtig guten Blick auf ihre Sandalen zu haben. "Ohjeh!!" hauchte sie erschrocken bei dem Anblick, wagte es kaum mehr die Füße unnötig zu bewegen. "Das ist aber ganz schön... rot.." Ihre Nasenspitze wurde einen Hauch blasser. Crista sah Cato erschrocken an, dann auf die Stadt und die Dächer hinaus. Wirklich gut, dass sie nicht selbst gelaufen war.

  • Ich musste lächeln, als sie fragte, ob ich Albina verwalten würde. Ich hatte keinen blassen schimmer, wie ich es denn anstellen solte. Aufpassen konnte ich vielleicht auf sie, Sklaven konnte ich verwalten aber eine der Herrschaften ? Doch gerade wie siie von der über sie hereinbrechenden Flut an Informationen mehr verwirrt, denn erhellt war, machte sie mir unheimlich symphatisch.


    "Nein," ich stellte richtig, als sie sich aus meinen Armen löste. "ich verwalte Albina nicht, ich hab höchstens nur mal Auge auf sie, damit ich da bin, wenn sie Hilfe braucht. Verwaltungen tue ich die Besizungen meines Patrons hier in Rom und in der Umgebung."


    Während ich sprach, sah ich ihren Fuss an, ein auf den ersten Blick erschreckender Anblick. Doch meine Mutter hatte mir immer gesagt, das schon kleine Mengen Blut bedrohlich aussahen, und das aus wirklich gefährlichen Wunden das Blut herrausspritzte. Und das war hier sicher nicht gefahr.


    "Es wird nicht so schlimm sein, aber schau lieber nicht so genau hin," sagte ich ihr mit einen Lächeln auf den Lippen, ging dann zu einer Kiste an der Wand und holte aus einer Kiste ein Päckchen mit Kräutern und einige Stoffstreifen heraus, das ich neben Cristas Fuss legte. Whrend ich das tat und auch während ich eine Schale Wasser von einem Tisch holte, erzählte ich weiter, einfach um sie abzulenken.

    "Mein Patron ist Tiberius Vitamalacus, er ist der Legatus der Legion des Imperators. Früher war er mein Dominus, dann hat er mich freigelassen und ich wurde sein Klient und Verwalter seiner Güter, hier in Iatalia, weil er sich ja nicht um sie kümmern kann, wenn er so weit ist."


    Ich kniete mich vor ihr hin, umfasste den verletzen Fuss vorsichtig, um ihr die Sandale auszuziehen.

    " Du kannst aus dem Fenster die Dächer des Kaiserpalastes sehen und auch den Tiber,..."

  • Er warf ein Auge auf sie, die Herrin? "Oh.. dann habe ich dich wohl falsch verstanden. Du beschützt sie, hilfst ihr und achtest darauf, dass ihr kein Leid geschieht. Tut mir leid, dass ich es nicht gleich begriffen habe." schämte Crista sich. "Und dazu auch noch die Gebäude, Grundstücke und Besitztümer des Hausherns? Mhm, du musst ganz schön klug und vielwissend sein, wenn du das alles auf eine Linie bringst.. äh.. eine Reihe bringst."


    Sie gehorchte, versuchte den Anblick des Blutes zu ignorieren und verfolgte seine Wege durch sein Zimmer. "Ein schönes Zimmer hast du, es gefällt mir." kommentierte sie und wurde wieder still, als Cato weitersprach. "Tiberius Vitamalacus ist bei der Armee beschäftigt und arbeitet beim.. äh nein, für den Kaiser?" staunte sie. "Tiber? Achso.. der Fluss... Du bist frei?" staunte sie abermals. Na, bei ihr würde das sicher noch viele Jahre dauern, bis sie es erleben durfte frei zu sein.


    Jetzt kam die Sandale dran. Crista verzog das Gesicht und stöhnte leise auf, aber nicht sehr laut, war versucht den verletzten Fuß Catos Händen zu entziehen. "Autsch.." Sie umklammerte ein Teil ihrer Tunika, ballte eine Faust drumherum, um irgendwas zum Festhalten zu haben. Das Kleidungsstück gab ihre Knie frei und rutschte drüber hinweg. "Der Fluss heisst ja fast genauso wie der Name dieser Gens." presste sie hervor. Sie lehnte sich zurück, sah zum Fenster hinaus. "Der Kaiserpalast ist bestimmt noch größer als dieses Haus hier. Warst du schon mal dort, Cato?" Sie bemühte sich tapfer zu sein, suchte Catos Blick. War es schlimm oder sah es nur so aus?

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