Bei der Müllabfuhr...

  • geht es hoch her. Stinkende Karren wurden die Straße entlang geschoben und ein Mann, der erste Müllmann Roms, ging nebenher. Ein wenig Müll fiel vom Wagen auf die neuen Sandalen des Octaviers und er brummte leicht. Die Sklaven schoben die Karren mühsam auf einen der Hügel Roms. Das Ziel war klar, es war ein Wald am Rande der Stadt, dort würde man den Müll entsorgen, so dass er die Bürger in Rom nicht mehr schaden konnte, dort könnte er in Ruhe vermodern und den größten Teil von ihm würden sich die Tiere holen.
    Langsam kämpfte sich das stinkige Gespann durch die Straßen und die Bürger machten hektisch Platz, denn keiner wollte mit dem Müll in Berührung kommen, man wusste doch nur zu gut, dass von diesem Ding Krankheit und Pest ausgingen. Marsus trieb seine Leute noch etwas an, schließlich wollte er den Müll heute noch entsorgt wissen, denn morgen hätte er eine Straßenkontrolle durchzuführen, diese war weit aus wichtiger als dieser Berg, den er durch Rom karrte. Plötzlich kam eine Bürgern auf den Wagen zugerannt und beschwerte sich über den Gestank, nicht das es in Rom nicht tag-täglich stinken würde, besonders in der Subura aber dieser Gestank war sogar ihr zuviel, langsam musste sich auch Marsus fragen, wie er diesen Gestank aushielt. Dennoch diese Arbeit musste gemacht werden, sonst würde sich bald der Tod über die Stadt ausbreiten und dies wollte Marsus bei allen Göttern nicht. Einige Sklaven der Familien warfen weitere Eimer mit Müll auf die Karren, die Marsus befehligte. Heute war der Tag der Tage, es war Mülltag.

  • Gut gelaunt stromerte Ursus durch die Straßen. Er hatte gerade die letzten notwendigen Briefe aufgegeben und gönnte sich nun einen ausgedehnten Spaziergang. Immer wieder blieb er stehen, um mit einigen Leuten zu plaudern, erfuhr so von mancherlei Nöten und Sorgen, hörte aber auch Lustiges und Erstaunliches. Der Tag war kühl, aber sonnig und der Wind nicht zu stark, so daß es sich gut aushalten ließ.


    Doch was ihm dann entgegen kam, ließ ihn schnell unter einigen Säulengängen Schutz suchen. Einige Karren, hoch mit Abfällen und Unrat beladen, wurden durch die Straße geschoben. Hatte sich wirklich derartig viel Müll auf den Straßen befunden? Da waren wohl einige Verwarnungen fällig, wenn sich so viele Bürger nicht an die Vorschriften hielten. Aber das fiel nicht in seinen Zuständigkeitsbereich, sondern in den von Marsus.


    Und kaum hatte Ursus das gedacht, sah er den Kollegen auch schon in der Nachhut der Karren. Sorgfältig darauf bedacht, nicht in die Reichweite herabfallenden Mülls zu geraten, ging Ursus auf Marsus zu und grüßte ihn fröhlich. "Salve, Marsus. Na, in Amtsgeschäften unterwegs?" Er deutete auf den Karren und grinste dabei breit. Ja, trotz der vielen Arbeit, die sein Amt mit sich brachte, war es anscheinend doch angenehmer, sich um die Erbschaftsverwaltung zu kümmern, als sich um die Straßen und die Kanäle zu kümmern. Vor allem war dies mit weniger Gestank verbunden.

  • Marsus drehte sich zu seinem alten Freund Ursus um und wischte sich erstmal ein wenig Dreck von Händen, das Tuch mit dem er sich reinigte warf er wenig später auf den Müllberg.


    "Urse, schön dich zu sehen. Ja ich bin in Amtsgeschäften unterwegs, einer muss ja diese im wahrsten Sinne des Wortes, Drecksarbeit machen."


    Er ging einige Schritte vom stinkenden Wagen weg und nahm Ursus einige Schritte mit sich, er wollte seinem Freund nicht diesem Gestank aussetzen.


    "Ich hätte dich besser unter besseren Umständen getroffen aber nun treffen wir uns so, was die Götter für einen bereit halten..."


    Marsus blickte kurz seinen Sklaven und ebenso seinen Untergebenen, die die Karren weiterschoben.


    "Wie geht es in deinen Amtsgeschäften voran, Urse?"

  • Ursus grinste breit. "Ja, die Umstände sind in der Tat ein wenig.... anrüchig, möchte ich fast sagen." Und er war ganz und gar nicht unglüklich darüber, daß Marsus mit ihm ein paar Schritte zur Seite ging, fort von dem Gestank der Karren.


    "Meine Amtsgeschäfte laufen mittlerweile sehr gut. Ich habe am Anfang etwas Einarbeitungszeit benötigt, doch es ist mittlerweile alles auf dem Laufenden. Wenn jetzt noch die Erben alle antworten, kann ich einen Haufen Fälle abschließen. Doch die Antworten kommen nur sehr zögerlich herein. Naja, man kann eben niemanden zu seinem Glück zwingen." Er zuckte die Schultern. In vielen Fällen war sicher die Trauer zu groß, um sich gleich zu einer Antwort durchzuringen. Doch es nicht gleich zu machen, barg natürlich die Gefahr, daß man den Termin verpaßte.


    "Sag mal, diese unglaublichen Mengen Unrat können doch unmöglich nur von den Straßen stammen, oder? Meine Güte, da bin ich doch froh, als decemvir litibus iucandis gewählt worden zu sein. Mußt Du auch selbst in den Kanälen herumkriechen?" Marsus war um seine Aufgabe wirklich nicht zu beneiden.

  • "Es ist eine dreckige Arbeit, einer muss sie jedoch tun. Sie ist nicht minder interessant, wie deine Ursus. Sie hat auch ihre Reize, abgesehen vom Geruch," stellte Marsus grinsend fest.


    "Deine Aufgabe könnte ich nie erfüllen, da ich nicht der große Schreibtischhengst bin. Ebenso würden mich schnell alle Geister verlassen, wenn ich mich mit zickigen Erben herumschlagen müsste."


    Marsus blickte wieder zu den Karren und schließlich wieder zu Ursus.


    "Natürlich, muss ich in Kanälen herumkriechen, das ist doch gerade der besondere Reiz!" Sagte er mit einer gewissen Ironie in der Stimme.

  • Ursus schmunzelte. Es mochte durchaus spannend sein, in den Kanälen herumzukrabbeln, doch wenn man es nicht unbedingt mußte, hielt sich der Reiz wohl wirklich in Grenzen. Nach Marsus' ironischem Tonfall zu urteilen, sah er das nicht anders.


    "Hauptsache, Dir gefällt Deine Arbeit", stellte er grinsend fest.


    "Bisher waren nur wenige Erben aufsässig. Es ist nur sehr traurig, daß die Rückmeldungen so spärlich sind. Dabei geht es zum Teil nicht mal um unerhebliche Summen. Naja, muß ein jeder selbst wissen. Vielleicht sind es ja auch zum Teil sogar bewußte Spenden an den Staat. Der kann es ja immer brauchen." Er zuckte die Schultern. Ihm konnte es im Grunde egal sein, wer es bekam, auch wenn er glaubte, daß die Verstorbenen es sicher lieber sehen würden, wenn ihre Lebenswerke in der Familie bleiben würden.


    "Dann will ich Dich mal nicht länger von Deiner Arbeit abhalten. War schön, Dich mal wieder zu treffen, Marsus." Mit einem vieldeutigen Blick auf die bedenklich hoch beladenen, stinkenden Karren lächelte Ursus den Octavier an.

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