Ohne Spelz und Makel oder: Ein neuer Centurio in der Prima

  • Es war Nacht über Parthia, der Mond hatte an seiner kugeligen Form verloren und magerte von Nacht zu Nacht mehr ab um in wenigen Tagen für eine Nacht gänzlich vom Sternenhimmel zu verschwinden. Es war wieder mal eisig kalt in dieser Nacht, ein weiteres Marschlager war aufgebaut worden, Gräben gezogen, Verteidigungsmaßnahmen getroffen worden und die Wehr'mauern' mit wachsamen Männern besetzt worden. Soldaten gingen durch das Lager, an vielen Stellen brannten noch die Lagerfeuer, doch vor anderen Zelten der contubernia waren sie längst gelöscht und die Männer holten sich die Mütze Schlaf, die sie für die spätere Nachtwache noch gebrauchen konnten. In der Ferne heulte ein Schakal. Der Wind strich über die Zelte hinweg, kalt und frostig. An vielen Stellen war es ruhig im Marschlager, nur unterbrochen von den Stimmen der Wachsoldaten. Aber mitten im Lager ging noch etwas anderes von statten. Hinter dem dünnen Tuch eines Zenturiozeltes drang Lachen von Männern hervor, Stimmen, die sich zu einem verschwörerischen Raunen mischten und schließlich eine tiefere Stimme.


    „Wir losen, einverstanden? Wer ihn holen darf.“
    „Also gut...hier...Hölzchen oder Würfel.“
    „Würfel! Schließlich sind wir anständige Soldaten!“
    , was von einem Lachen mancher Männer begleitet wurde – aber nur wohl für die Männer verständlich war, die in Italia stationiert gewesen sind.
    „Mist!“
    „Na, da haben wir es doch. Also, ihr drei geht und holt ihn, wir bereiten hier alles vor.“


    Die Zeltplane wurde zur Seite geschlagen und drei Männer traten hinaus, konspirativ warfen sie sich Blicke zu und schlichen in die Dunkelheit, ganz als ob sie etwas verbotenes vor hatten. Sie trugen einen linnenen Sack mit sich und Stricke. Die Lagergaße entlang gegangen, mal dem einen oder anderen Soldaten wichen die Männer geschickt aus und kicherten leise und vergnügt – was für sich genommen wohl selber amüsant war, wenn man sich drei gestandene Männer vorstellt, zwischen 40 und 50, alte Soldatenveteranen, die wie vergnügte Mädchen vor sich hin glucksten. Vorbei an dem praetorium kamen sie und an einen Wachmann, der, ihrer Schritte gewahr werdend, aufspähte.


    „Heda, wer da?“
    centurio Hortensius, weitermachen, Soldat!“
    „Ähm...ja, centurio!“


    Verwundert runzelte der Soldat die Stirn, als er aus der Dunkelheit ein verhaltenes Gickeln vernahm. Schon waren die Drei an ihm vorbei und sie schlichen in Richtung der neunten Kohorte, vorbei an einigen Soldaten, die selig in ihren Zelten schliefen und auf ein großes centuriozelt zu.


    „Meinst Du, er schläft schon?“
    „Keine Ahnung. Aber egal. So machen wir es schließlich immer. Tradition!“
    „Seit wann denn das?“
    „Ähm, keine Ahnung. Womöglich auch noch nicht so lange. Aber zumindest auf dem Feldzug. Wer weckt ihn? Flavius? Laberius?“
    „Öh...mach Du mal, Du bist der Ältere!“
    „Pah, Feiglinge. Alle Beide.“
    „Das will ich nicht gehört haben!“
    „Ich spreche nur die Wahrheit aus, Flavius. Haha!“


    Das Lachen von Hortensius ließ seinen Bart erzittern, den er sich auf dem Feldzug hat wachsen laßen und dann schlich er zu dem Zelteingang und knüpfte die Seile hinfort.


    centurio Artorius Imperiosus! Aufwachen! Aaaaaapppeeeeeelll!“


    Hortensius warf einen strafenden Blick zu Aristides und Laberius, die wieder leise vor sich hin lachten.

  • Imperiosus hatte sich diese Nacht recht früh schlafen gelegt, da man nie wusste, wie viel schlaf man überhaupt bekommen konnte. Immer wieder rechnete er mit einem Angriff der Parther und er wollte nicht gerade bei seinem ersten Kommando so müde sein, dass er nicht mehr weiß, was er befehlen sollte oder gar falsche Befehle gab.


    Tiberius schlief ziemlich ruhig, im vergleich zu den letzten Tagen, obwohl er zum ersten Mal ganz alleine in seinem Zelt schlief, was er schon lange nicht mehr getan hatte. Immer waren Kameraden um ihm und wurden mit jedem Rang, den er höher aufstieg weniger. Er träumte von seiner Geliebten, die er damals als Discipuli kennen gelernt hatte. Sie schenkte ihm einen Sohn und gab dafür hier leben. Da sie aber damals nicht verheiratet waren, musste er seine Sohn adoptieren und zog ihn alleine groß. Doch als sein Sohn allzu viele Fragen über seine Mutter stellte, konnte er nicht mehr, den zu tief war sein schmerz. Der Artorier verließ seinen Sohn in Hispania und trat der Legio bei, seitdem hat er nur noch die Briefe, die sein Sohn manchmal ihm schreibt.


    Gerade als sein Traum am schönsten wurde, schrak Imperiosus auf und fiel vom Bett herunter.


    " Was ... ??? "


    Etwas müde rieb er sich die Augen und zog sich sofort an. Einer der Sklaven half ihm dabei. Dann rannte er nach draußen und sah die drei Centurionen vor sich stehen.


    " Was... Was ist passiert ??? Werden wir angegriffen ? "


    Imperiosus schaute sich um und konnte nichts von einem Angriff erkennen. Mit der einen Hand rieb er sich die Stelle am Kopf, auf der er gefallen war.


    Sim-Off:

    Wenn es so sein sollte, dass ich die Centurionen nicht gesehen habe, als Imperiosus, korrigiere ich dies gerne. :D

  • SimOff: Alles prima so.



    Nicht einmal volle sechzig Herzschläge lang konnten sich die zwei Männer im Rücken von Hortensius beherrschen, insbesondere als sie das Gepoltere aus dem Inneren des Zeltes vernahmen. Zuerst prustete Aristides los und dann auch sein Kollege, schließlich lachten beide herzhaft und derart, daß ein Soldat neben an verwundert den Kopf aus dem Zelt steckte. Doch unter dem Blick von Hortensius verschwand der Mann wieder im Inneren. Hortensius verschränkte die Arme vor der Brust und sah Aristides und Laberius strafend an.


    „Schrecklich ist das. Zwei glucksende Hennen seid ihr!“
    Prustend und in der Tat glucksend, erwiderte Marcus:
    „Hennen? Also, das möchte ich mir doch stark verbitten...haha...Hennen...also wirklich!“
    „Wenn schon dann Hähne!“
    , fügte Laberius breit grinsend an.
    „Hähne? Pah, ihr macht meinen alten Schwestern Konkurrenz. Zwei alte Jungfern, die auch nur den ganzen Tag rumgackern...mit ihren ganzen Freundinnen.“


    Hortensius wandte sich um, als er die Stimme von Imperiosus hörte. Jetzt waren sie -eindeutig wegen dem Gelächter der beiden jüngeren centuriones – entdeckt. Immerhin bemühten sich die Zwei jetzt eindeutig, ihre Heiterkeit zu verbergen als sie den frisch gebackenen centurio erblickten. Dennoch zuckte mal eine Schulter oder ein Mundwinkel, aber immmerhin mußten beide nicht sprechen, das übernahm Hortensius, ein centurio um die Fünfzig und schon seit zwanzig Jahren bei den Legionen, wenn auch erst seit sechs Jahren bei der Prima. Hortensius hatte einen dichten schwarzen Bart, leicht gelockt, wo sich noch kein einziges graues Haar zeigte, nur die Lachfalten um seine Augen verrieten, daß er die fünfzig schon überschritten hatte und womöglich die Blessuren alter Kämpfe. Hortensius richtete seinen drahtig, bulligen Körper auf und sah feierlich zu Imperiosus.


    „Kein Angriff, keine Sorge!“
    Hortensius grinste dann doch, schließlich sah der Artorier aus als hätte er sich wahrlich hastig angekleidet. Doch das Grinsen wandelte sich wieder in einen bemührt würdevollen Ausdruck.
    Es gibt eine Tradition in dieser Legion...eine alte Tradition...“
    „Ja, so alt wie der Feldzug bestimmt...“
    „Ruhe aus den billigen Reihen!“
    , gab Hortensius zurück und ließ sich nicht irritieren.
    „Es gibt ein Ritual für die Aufnahme in unseren Reihen. Willst Du Dich dem stellen, centurio Tiberius Imperiosus aus dem Geschlecht der Artorier?“

  • Weiterhin seine Beule am Kopf reibend, schaute Imperiosus den altgedienten Centurio an. Dann ging sein blick zu den anderen, die irgendwie eine Krampfhafte Haltung hatten.


    " Eine Tradition sagst du... ??? "


    Tiberius wusste nichts von eienr Tradition, aber wie konnte er auch, war er doch bisher nur einfach Soldat gewesen. Selbst Avitus hatte ihm nichts davon erzählt oder durfte es nicht. Da aber der Artorier nichts gegen Traditionen hatte, sondern selber einige hatte, die er bisweilen immer mal wieder ausübte, war seine antwort eindeutig.


    " Na,... wenn es eine Tradition ist, werde ich nicht nein sagen. Doch was genau ist das für eine Tradition ? "


    Fragte Imperiosus etwas neugierig, doch ahnte er schon, dass sie ihm bestimmt nichts sagen würde.

  • "Jawohl, eine Tradition! Mehr darf ich noch nicht verraten. Oh nein!"


    Warnend sah Hortensius über seine Schulter, doch dieses Mal waren die beiden anderen centuriones ausnahmsweiße brav und bemühten sich auch darum, dem Ganzen einen wahrhaft würdevollen und erhabenen Moment zu verleihen. In einigen Zelten neben an raschelte es leise, ab und an streckten sich Mal Köpfe heraus. Auch näherte sich ein Soldat vom Ende der Lagergaß, der wohl nach dem Rechten sehen wollte. Aristides löste sich von den Soldaten und ging einige Schritte in die Dunkelheit, nur ein noch halb glühendes Lagerfeuer beschien seine Konturen, den Rücken, der von einer paenula bedeckt wurde. Leises Stimmengemurmel drang von dort her, dann kam Aristides bereits zurück, ohne einen Soldaten, der sich in die Szenerie mischte und sie störte. Zufrieden drehte sich Hortensius um und rieb sich mit der Hand über seinen Bart, strich ihn glatt.


    "Nicht jeden Tag wird schließlich ein Mann aus den Reihen der Soldaten zu einem centurio erhoben, zu einem Mann, der verantwortlich ist für viele tapfere und treu dienende Soldaten. Ein solcher feierlicher Moment will gebührlich gefeiert werden mit altem Brauch und Sitte. Sitte, die freilich nur wir centuriones kennen. Du wirst wohl kaum davon gehört haben..."
    "Wie auch? Ich schlie..."
    "Still!"


    Ärgerlich sah Hortensius zu den beiden Spaßmachern in seinem Rücken und seufzte resigniert. Wie sollte er da der Zeremonie den paßenden Anfang geben, wenn die jüngeren Männer ihm ständig dazwischen pfuschten?! Doch selbst die inzwischen etwas grimmigeren Züge des ältesten centurio in dieser Viererrunde zeugten immer mal wieder von der Fröhlichkeit, die auch manch einen anderen seiner Kollegen an diesem Abend befallen hatte. Die Hand vom Bart fiel herab, er hob die andere Hand, wo Fesseln, aus rauhen Pflanzenfasern gedreht, parat waren.


    "Dafür musst Du blind und gebunden mit uns mitkommen. Wenn Du dazu bereit bist, dann strecke die Hände aus."

  • Imperiosus folgte Hortensius und hörte ihm aufmerksam zu. Natürlich hatte er ihm nicht erzählen wollen, worum es überhaupt ging, darum stieg seine neugierde immer mehr. Sein Herz pochte schneller vor aufregung. Er merkte nicht die Soldaten, wie sie aus den Zelten schauten oder ihnen entgegenkamen, doch bemerkte er wohl, dass Centurio Aristides sich kurz der kleinen Truppe entfernte.


    Die kurze Aussage von dem vierten Centurio, die er nicht zuende bringen konnte, da Hortensius ihn schon unterbrach, konnte Imperiosus nicht sorecht zuordnen, da er ja nicht aussprechen durfte.


    Die Augen und die Hände mussten verbunden sein ?!? Jetzt wurde es immer merkwüdiger und der Artorier wusste nicht, ob er dies wirklich machen sollte. Doch glaubte er, wenn er dies nicht machen würde, dass die anderen Centurionen ihm nicht helfen würden, wenn er mal eine Frage hatte oder Hilfe brauchte. Die Antwort auf die letzte Frage fiel dem Artorier sichtlich schwer, doch er schloss seine Augen und hielt die Hände nach vorne. Nun konnte er nicht mehr zurück, egal wass nun passieren würde.


    " Ich bin bereit... "

  • Die mehr schmalen Lippen von Hortensius – an deren Unterrand sich eine dünne Narbe entlang schlang - wölbten sich zu einem erfreuten Lächeln. Auch die beiden anderen centuriones nickten beifällig als sich Imperiosus derart vertrauensvoll in ihre Hände begab. Hortensius winkte Aristides heran, der den groben Leinensack bei sich trug und ohne zu Zaudern schlang Hortensius die groben Stricke um Imperiosus Handgelenke, band sie geschickt zu, prüfte dabei den Knoten und ob sich Imperiosus einfach daraus befreien konnte. Dann nahm er Aristides den Sack aus der Hand und grinste breiter.


    „Die Dunkelheit kommt, damit das Licht umso heller wird. Keine Sorge, Bruder. Wir centuriones müssen doch zusammen halten, nicht wahr?“


    Dann stülpte er Imperiosus den Sack über den Kopf und zog ihn mit einem weiterem Strick fest um ihn. Sicherheitshalber winkte er vor dem Sack, ob Imperiosus noch etwas sah. Aristides trat an die Seite von Imperiosus, Hortensius flankierte ihn an der anderen Seite. Und auf ging es. Die drei centuriones führten Imperiosus durch das Lager. Mal begleitet von einem leisen Glucksen und ähnlichen Lauten oder einem „Obacht, eine Zeltschnur...genau...Fuß heben. So ist's Recht!“ Durch das halbe Lager wurde Imperiosus geführt, schließlich wurde er von Aristides und Hortensius angehalten, es dauerte einen Moment, dann war ein leises Flüstern zu vernehmen.


    „Ah...da ist er ja...gut!“
    „Bereit?“
    „Alles klar. Er kann rein kommen!“


    Geraschel, weiteres Getuschel, etwas unverständlich, dann wurde Imperiosus weiter geführt. Plötzlich wurde Imperiosus los gelaßen. Aristides und Hortensius lösten sich von Imperiosus, ungefähr ein Dutzend Männer, die sich hier versammelt hatten, sahen sich gegenseitig an, hoben bedeutungsvoll die Augenbrauen oder sahen fragend zu Hortensius und Bruseus, die beiden ältesten centuriones im Zelt.


    „Ein neuer centurio ist in unserer Runde. Ein neuer Bruder, den wir in unsere Reihen aufnehmen. Taugt er auch etwas?“
    „Natürlich tut er das!“
    „Bürgst Du dafür?“
    „Das tue ich!“
    „Einer ist keiner!“
    „Ich bürge auch für ihn!“
    „Gut! Sehen wir, ob er aus dem harten Kern gemacht ist, den ein centurio braucht...“


    Gerade mal ein Herzschlag – ein völlig unbedeutendes Pochen eines menschlichen Herzens lang – dauerte es und schon stürzten sich die Männer auf Imperiosus, um ihn ordentlich durchzuwalken. Kampferprobte Männer, die Imperiosus mit Fäusten und Ellbogen stießen und rauften – selbst wenn sie nicht zimperlich waren, ernsthaft und wirklich schlimm schlug keiner zu, außer vielleicht mal ein Tritt, den Imperiosus ab bekam.


    „Genug!“
    , ertönte eine kräftige Stimme.
    „Er ist genug gedroschen worden. Er ist so, wie ein centurio sein soll.“


    Schon wurde Imperiosus der Sack vom Kopf gerißen. Aristides nahm einen Dolch und schnitt Imperiosus die Fesseln ab, musterte ihn kurz, ob alles in Ordnung war und lächelte dabei gutmütig freundlich. Mitten in einem großen Zenturiozelt waren die Männer, Feldstühle und Felle standen und lagen dort und einige Kisten, die als Tische genutzt wurden und nun große Platten mit Essen und große Amphoren mit Wein enthielten. Flackernde Öllampen spendeten Licht und eine große Kohlepfanne die Wärme gegen die bitterkalte Nacht.


    „Willkommen im Kreis der centuriones, centurio Artorius!“
    So und ähnlich sprachen die vielen Männer den Glückwunsch aus.

  • Nun wurden ihm die Hände verbunden und Imperiosus hatte ein merkwürdiges Gefühl gehabt. Wenn man ihn gefragte hätte, hätte er dies nicht beschreiben können. Zwar war Tiberius aufgeregt, weil er nicht wusste was passieren würde, aber gerade das machte ihm auch angst.


    Nun musste er auch noch, mit einem Sack über den Kopf durch das Lager gehen, wobei zwei von ihnen ihn führten. Vorsichtig ging er einen schritt nach den anderen. Hob seine Füsse udn machte auch so alles, was sie ihm sagten. Doch da er nichts sehen konnte, schwankte er leicht. Sein pochte schneller und der Artorier konnte jeden Herzschlag ganz deutig spüren.


    Als sie anscheinend da waren, hörte er andere Stimmen, doch nicht alles konnte er verstehen. das wenige was er verstand war nur, dass wohl irgendwas bereit war... nur was ? Wieder kam ihm da sofort die Frage in den Sinn, doch eine Antwort würde er wohl erst später darauf bekommen. Dann hörte er, wie sich zwei Centurios für ihn bürgten, dass er was taugte. Fast schon wollte Imperiosus was sagen, doch kam er nicht dazu. Denn noch bevor er seinen Mund öffnen konnte, spührte er Fäuste und die Ellenbogen der anderen, manchmal sogar einen Fusstritt. Doch irgendwie konnte er diesaushalten, da sie wohl nicht mit voller wucht schlugen.


    Nachdem alles vorbei war, wurde ihm der Sack vom Kopf gezogen. Die Haare von Tiberius waren zersaust und er schaute sich in der Runde um, wollte sehen, wer alles dabei gewesen war. Als dann Aristides neben ihm auftauchte und die Handfesseln durchschnitten hatte. Imperiosus war ein wenig sprachlos und wusste nun wirklich nicht, was er sagen sollte. Dann bemerkte er die Kisten, die sie als Tische umfunktioniert hatten. Der Artorier sah das Essen und den Wein... Das war die Tradition ?!?
    Tiberius dachte nicht mehr lange darüber nach, freute sich, dass die Kameraden ihn Willkommen hießen und lächelte schon wieder. Wirklich böse konnte er ihnen sowieso nicht sein.


    Ein kurzes...
    " Danke... "
    ... brachte er noch raus und freute sich.


    Einer von ihnen brachte ihm einen Becher Wein und Tiberius wartete, bis jeder eines hatte. Dann erhob er es und machet einen kleinen Trinkspruch .


    " Auf Rom, unserem Imperator und die Legio I. Mögen wir bei den nächsten Schlachten ebenso Siegreich sein. "


    Zwar war sein Trinkspruch nicht gerade originell, doch mit dem Reden hatte er es noch nicht so drauf. Wie Avitus und wahrscheinlich auch Aristides. Bisher musste er ja auch noch nicht seine Männer auf eine bevorstehende Schlacht einstimmen.

  • Auch Marcus ergriff einen der Becher, die ein Sklave im Hintergrund bereits im Vorfeld gefüllt hatte, damit keiner der centuriones auf dem Trockenen sitzen mußte. Verdünnt war der Wein, aber nicht zu sehr. Es war auch nicht der beste Wein, den sich ein centurio sonst leisten konnte, womöglich etwas zu lieblich, zu süß und wenig würzig, aber es war ein passabler Wein, den Marcus in seinen Händen hielt und im Lichte einer Öllampe einen Herzschlag lang betrachtete. Die ganze Feier hier erinnerte ihn selber an seine Erhebung zum centurio, es schien ihm eine halbe Ewigkeit her zu sein, lange vor dem Feldzug und der Feldzug schien wiederum Jahre von seinem Leben gefreßen zu haben. Marcus sah auf und lächelte gut gelaunt, freute er sich doch ehrlich über den neuen Kameraden in ihrer Reihe, der sich außerdem so bereit willig dem Treiben der anderen centuriones ergeben hatte. Marcus sah in die Gesichter der Männer, manch einen raubeinigen Soldaten, der es nach vielen Jahren zu dem Rang des Zenturio geschafft hatte, aber viele von den Männern hier waren mehr der Schlag der lustigen Runde, die Marcus eher als Gesellschaft bevorzugte als so manch einen seiner Kollegen in der Prima, die mit viel heißer Luft gefüllt waren, einen eisernen Arm hatten, um ihre Soldaten zu schlagen, aber wenig Humor und Courage. Sein Lächeln wurde noch etwas breiter bei dem Trinkspruch, er hob den Becher und stimmte ebenso, wie viele der Kollegen in den Spruch ein.


    „Auf Rom, auf unseren Imperator und die Prima. Mögen die Parther vor uns erzittern!“
    Daß der Kaiser nur wenig Zeit später sterben würde, das ahnte Marcus in dem Moment ganz gewiß nicht.
    „Auf unseren neuen centurio in der Prima. Möge Fortuna ihm hold sein, Mars sein Beschützer und Venus ihm stets das Leben versüßen!“
    , fügte Marcus mit einem breiten Grinsen an.
    „Typisch...woran denkt unser Flavier? Nur an die Frauen!“
    , spottete Hortensius gutmütig.
    „Gar nicht wahr!“
    , protestierte Marcus halbherzig und grinste verhalten.
    „Nicht streiten, Kinder.“
    , unterbrach Bruseus die Beiden, ehe Hortensius noch etwas erwidern konnte.
    „Auf unseren neuen Bruder! Und nun, Männer, laßt uns nicht lange warten, das Essen wird kalt!“


    Einladend deutete Bruseus, centurio der fünften centuria der ersten cohors, auf die Platten, die auf den niedrigen Tischen standen. Gebratene Ziege, anderes gebratenes Fleisch, dessen Ursprung nicht allzu sicher war, Brot, harter Käse, alles samt Speisen, die nicht zu einem wirklichen Festmahl paßten, aber es war Krieg und da mußten sich selbst die centuriones ein wenig zurück nehmen, hatten nicht mehr den Komfort wie in einem Standlager in der Heimat, wie in Mantua. Die Soldaten nahmen Platz, auf improvisierten Sitzgelegenheiten, Lager, Fellen und ähnlichem. Auch Marcus flenzte sich auf ein großes Schaffell und griff, ohne zu zögern, nach einem Stück von dem Fleisch, um es sich in den Mund zu schieben. Dabei betrachtete er Imperiosus und dachte darüber nach, was er über jenen Mann wußte. Es war herzlich wenig. Er war mit dem ehemaligen PP verwandt, war ein Artorier und ...ja, das war es eigentlich.


    „Und? Wie sind Deine Männer so, Artorius?“

  • Imperiosus nahm einen Schluck aus seinem Becher, als Aristides einen weiteren Trinkspruch aussprach. Nun musste der Artorier lachen und erhob ein weiteres mal sein Becher. Auch über den Spott von Hortensius musste er lachen. Es war erstaunlich, dass sie trotz des Krieges immer noch lachen konnte, dies war Imperiosus noch nie so aufgefallen, doch wahrscheinlich lag es daran, dass er bisher ihnen immer nur als Optio gegenüebr stand.


    Nun setzte er sich auf eines der provisorischen Stühle, griff nach einem Stück Fleisch und ließ es sich schmecken. Als der Centurio Aristides eine Frage stellte, zögerte er einen kurzen Augenblick, da er seine Männer noch nicht so gut kannte und mit ihnen noch keine Schlacht oder Kampf hinter sich hatte.


    " Tja,... Centurio Flavius Aristides. Ich kann noch nicht soviel von meinen Männer sagen. Sie scheinen noch recht jung zu sein, doch sind sie hoch motiviert und geben ihr bestens. Es sind nicht die Männer der ersten Cohorte, doch es sind meine Männer und ich denke, sie werden sich schon noch beweisen, in diesem Krieg. "


    Bisher schien es, als seien seine Männer immer nur in der Reserve gewesen, was den mangeln an Kampferfahrung wiederspiegelte. Tiberius merkte erst jetzt den unterschied zwischen der ersten Cohorte, der Elite der Legion, und seiner neunten Cohorte. Doch der Artorier war gewillt, dass beste aus seiner Einehit herauszuholen. Zu zeigen, dass man sich auch auf sie verlassen konnte, wenn es darauf ankam. Zum Glück hatte er in Priscus einen erfahrenen Optio bekommen, der die Männer schon richtig schleifen würde.

  • Ein gutes Mahl, ein süffiger Tropfen, mit dem man sich das Fleisch und die guten Essenssachen schmecken laßen konnten, dazu humorige Gesellschaft, die das Mahl noch mehr Würze gab, was wollte man schon mehr in solchen Zeiten, den Tagen von Krieg, Marschieren, Graben, Wache halten, Kämpfen, Überleben, Marschieren, etc.? Und darum wußte Marcus so einen Abend wahrlich zu würdigen und griff herzlich zu, an Appetitlosigkeit litt Marcus auch nur in wirklichen Extremsituationen. Das deftig angerichtete Fleisch, von der Ziege, zerging auf seiner Zunge, er kaute kräftig, wenn er mal ein Stück Sehne erwischte und sah dabei zu Imperiosus, dessen Worten lauschend. Auch für Marcus hatte es nicht in der ersten cohors angefangen, sein erstes Kommando als centurio hatte er auch bei einer kleineren Zenturia gehabt und mit einem Haufen, der Marcus damals sehr suspekt vorkam. Oder sagen wir besser, der Umstand des Todes von ihrem letzten centurio – Marcus Vorgänger dort – war mehr als verdächtig gewesen und der alte centurio auch als Schinder in der Prima verschrien. Aber was an den Gerüchten wahr war, hatte Marcus nicht mehr heraus finden können. Er war erneut zu einer anderen Einheit versetzt worden und letztendlich dann zu der ersten Kohorte. All die Erinnerungen huschten Marcus durch den Kopf, was man durchaus an seiner nachdenklichen Miene deuten konnte.


    „Die jungen Männer Deiner Einheit haben einen großen Vorteil, den so manch ein anderer römischer Soldat nicht hat...“
    , gab Marcus zur Antwort, wobei er einen Moment sich selber unterbrach, als er sich ein Stück Fleisch in den Mund schob und erst kaute.
    „...das ist nämlich der Krieg.“
    Erneut wanderte ein Stück Fleisch in Marcus Mund.
    „Die anderen cohortes sind genauso gut wie die Erste!“
    „Ausgeschloßen!“
    , fügte ein anderer centurio an. Er war gut zwei Köpfe kleiner als Aristides, dafür ein bulliger und sehr gedrungener Mann. Plinius war sein Name. Selbst wenn jener Zenturio nicht den geringsten Hang zur Historie hatte, mehr selber Geschichte zu schaffen.
    „Besser, Flavius, besser sind wir!“
    Marcus warf ihn einem gespielt wütenden Blick zu, grinste darauf hin und zuckte mit der Schulter.
    „Ach was.“
    , gab er lasch als Antwort und wandte sich wieder an Imperiosus.
    „Ich weiß, es heißt hier in der Legio Prima immer, wir wären die Besten. Ich will nicht bestreiten, die Legio Prima ist exzellent. Aber das ist die Neunte auch. Oder die Secunda ebenso. Und von der Legion in Ägypten hört man auch viel Gutes...wie war die noch mal...?“
    „Die Zweiundzwanzigste!“
    , half ihm Plinius aus.
    „Genau.“
    Marcus nickte zustimmend.
    „Dein Verwandter, Avitus, der praefectus, wurde auch in der Neunten geformt. Er war wohl der beste primus pilus, den die Prima seit langem gesehen hatte...mal von Plautius abgesehen. Ich bin froh, nicht in derartige Fußstapfen treten zu müßen, sie wären wohl eine Nummer zu groß für mich. Bruseus, reich mir mal das Fleisch da drüben...danke schön! “


    Interessiert betrachtete Marcus das Fleisch, was ihm Bruseus gegeben hatte. Er konnte es nicht ganz definieren, aber ohne zu zögern – schließlich roch es sehr gut – nahm Marcus davon und steckte es sich in den Mund. Zart, lecker, würzig. Aber etwas seltsam fand er die amüsierten Mienen von ein paar der anderen centuriones, als er das Fleisch zu sich nahm. Mißtrauisch spähte er hinunter, konnte jedoch nichts Falsches an dem Mahl entdecken. So zuckte er mit der Schulter, stellte das Fleisch auf einer der Kisten und nahm sich ab und an davon. Auch an anderer Stelle wurden Gespräche geführt. Wie der Krieg wohl verlaufen würde, was der Kaiser womöglich vor hatte und natürlich über die Belange der Soldaten.


    „Und, Artorius, gibt es jemanden, der zu Hause auf Dich wartet oder sind alle Artorier bei den Legionen?“

  • Imperiosus steckte sich ein Stück Fleisch ins seinem Mund und zerkaute es genüßlich. Der Koch, der dies zubereitet hatte, kochte wirklich serh gut, wobei er jetzt nicht wusste, ob es einer der anderen Centurios gemacht hatte, aber dass glaubte er nicht wirklich.


    Dann nahm er einen Schluck Wein und hörte dabei den aufmunteren Worten von Aristides zu. Anscheinend bewunderte er seinen Vetter, der solange schon Primus Pilus war und meinte sogar, dass er wahrscheinlich nicht in dessen Fussstapfen treten würde können.


    " Ich glaube, das irrst du dich. Avitus war vielleicht gut, dass möchte ich nicht bestreiten, doch deine Leistungen sind auch nicht zu verrachten. Ausserdem wächst man mit jedem neuen Rang. Im moemnt bin ich froh, dass Priscus mein Optio ist, da er meine Arbeit dadurch sehr erleichtert. "


    Als der Flavier ein Stück Fleisch von Bruseus bekommen hatte, schaute ihn viele der Centurionen an. Imperiosus wusste nicht warum und wollte dies eigentlich auch garnicht wissen. Vielelciht lag es an dem Fleisch... ?? Ach egal, es schmeckte und darauf kam es an. Als Marcus fragte, ob einer auf ihn warten würde, wusste er nicht, was er darauf antworten sollte.


    " In Rom wartete gerade keiner auf mich. Mein Vetter Avitus ist hier. Einer von meinen Brüdern dient in der Legio II, ich glaube er wurde vor kurzem Centurio, zumidnestens hatte er dies in seinem letzten Brief mir geschrieben. Der andere Bruder ist verschwunden. Vor dem Krieg hatte ich ihn gesehen, bei der Hochzeit von Tante Medeia und Plautius, aber seitdem ist er wieder untergetaucht. Von meiner Schwester kann ich nur sagen. Zuletzt kümmerte sie sich um meinem Bruder, doch vor der Mission in Cirresium bekam ich einen Brief aus Rom. Darin stand, dass sie Tod sei. "


    Dann machte Imperiosus eine Pause, dachte an seine geliebte Titiana, die er damals Heiraten wollte. Er zog sogar nach Hispanis für sie, doch leider ist sie gestorben.


    " Tja, dann habe ich noch einen Sohn. Er lebt in Hispania. Ich musste ihn adoptieren, da ich mit seiner Mutetr noch nicht leiert war. Wir wollten Heiraten, nachdem er auf der Welt war, doch dazu kam es nicht mehr... sie ist bei der Geburt gestorben. Doch vor kurzen bekam ich einen Brief von ihm, er wolle zwei Betriebe eröffnen und bat mich um erlaubnis. Bei ihm hoffe ich, dass er nicht zum Millitär geht, sondern etwas anständiges macht. "


    Was nicht heißen sollte, dass die Soldaten in der Legion nichts taugten, doch wollte der Artorier nicht seinen Sohn auch noch verlieren, da er glaubte, dass sein Sohn bei der ersten Schlacht sofort zu Boden gehen würde. Nero, sein Sohn, hatte andere Talente, die er besser nutzen sollte.

  • Ein brummendes Lachen mischte sich mit dem helleren einer der centuriones, etwas weiter hinten im Zelt wurden launige Witze ausgetauscht, Anekdoten erzählt. Kraftausdruck vermengte sich mit Gelächter, Prahlereien wie >Bei Mars, ich hab dies getan<, oder >der hat das getan<, sprich, die Stimmung war ausgelaßen, aber den meisten der Männer mundete es, bis auf einem der centuriones, einem Mann, der um die Vierzig wirkte, mit Ratsecken, einen dichten Bart, der von einem Ohr bis zum Anderen reichte und der hellblaue Augen hatte, zudem eine kantige Nase und der langsam, aber methodisch einen Becher nach dem Anderen leerte, dabei Ernsthaftigkeit und Verschloßenheit ausstrahlend. Er saß wie ein Stein inmitten eines Wellenmeers von Heiterkeit und schien davon genauso wenig berührt zu sein. Marcus hingegen warf ab und an einen Blick zu den Lachenden und konnte nicht leugnen, daß die Fröhlichkeit der Männer ihn auch anstecken würde, wenn er nicht sowieso schon guter Stimmung an jenem Abend war. Zudem fühlte sich Marcus durchaus an seiner Soldatenehre balsamiert nach den Worten von Imperiosus – ja, auch Marcus war nicht frei davon, sich über ein Lob zu freuen! - er nickte jedoch zustimmend bei Imperiosus Worten.


    „Wahrlich, neue Herausforderungen prägen. Das ging mir auch am Anfang so, als ich gerade centurio geworden bin. War das schrecklich...“
    Marcus grinste, konnte das nun auch, schließlich hatte er – insbesondere auch durch den Krieg – selber an Erfahrungen gesammelt und war dadurch ein wenig in seine Position gewachsen.
    „...aber am Anfang hatte ich das Gefühl, ich kann nur alles falsch machen.“
    Marcus lachte leise und nickte nochmalig, dabei hob er etwas den Becher an.
    „Die gute Seele Priscus, ja, er war mir am Anfang auch eine große Hilfe.“


    Immer mal wieder wanderte Marcus' Hand zu den Eßensplatten und er ließ sich von all den Speisen munden, kaute, lauschte, trank einen Schluck Wein und merkte gar nicht, daß er hin und wieder den Ärmel seiner Tunika in die Soße des Bratens tunkte, aber wahrscheinlich hätte es ihn auch nicht gestört. Der amüsierte und launige Ausdruck minderte sich etwas auf Marcus Gesicht als er von all den Familienwidrigkeiten und Schlägen hörte, die auch der Artorier erlebt hatte. Ein Schatten huschte über Marcus Gesicht, denn in der Familie der Flavier war es nicht anders, manche verschwanden, zudem schien Pluto schien in den letzten Monaten ein Freudenfest unter den Flaviern zu veranstalten. Aber ehe die Saat, die Marcus Seele schon seit Monaten vergiftete, wieder aufkeimen konnte und er womöglich seinen Selbstbetrug – gerade, was seine Tochter anging – in Zweifel zog – gleichwohl er immer noch glaubte, seine Tochter wäre am Leben und die Nachricht nur ein Irrtum gewesen - drängte er all die Materie lieber zur Seite, besonders was die flavischen Schicksalsschläge anging.


    „Das tut mir Leid!“
    , meinte Marcus ernst. Er wollte noch etwas anfügen, aber wirklich die paßenden Worte hatte er noch nie bei solchen Angelegenheiten gefunden. So kam er lieber zu einem freudvolleren Thema, das Imperiosus angeschnitten hatte.
    „Hah, ein Sohn! Wie vortrefflich. Der ganze Stolz eines Mannes, nicht wahr? Wobei...Töchter sind genauso prächtig!“
    Marcus lächelte breit. Er liebte seine beiden Kinder abgöttisch und würde sich über jedes weitere Kind in Zukunft freuen. Was ihn natürlicherweise an Epicharis erinnerte. Marcus Lächeln wurde noch etwas breiter.
    „Militär ist also nicht anständig...? Soso!“
    Marcus Lächeln wurde zu einem ergötzten Grinsen. Seine Schultern zuckten, weil sich ein Lachen aus ihm lösen wollte.
    „Was soll er denn anständiges machen? Die Politik oder der Handel? Wie heißt denn Dein Sohn und wie alt ist der Bursche?“

  • Imperiosus lachte, denn die Stimmugn war wirklich sehr gut gewesen. Auch seine Worte waren vielleicht nicht ganz richtig gewählt gewesen.


    " Mein heißt Marcus Artorius Didianus Nero, ist 17 Jahre alt, also gerade erst ein Mann geworden. Nur vielleicht waren meine Worte nicht gut gewählt. In meiner Familie dienen alle bisher den Imperator in irgendwelchen Legionen. Jeder von ihnen hat auch das Zeug dafür, nur bei meinem Sohn... tja, da fehlt das gewisse etwas, was man braucht um zum Milliär zu gehen. Doch hat er ein hervorragenden Geschäftssinn. "


    Nun nahm Tiberius einen Schluck Wein, bevor er weitersprach.


    " Ich habe ihm vor kurzem, die Erlaubniss gegeben zwei Betriebe zu eröffnen. Welche er machen wollte, kann ich nicht sagen, doch sicherlich hat er sich schon konkrete Vorstellungen gehabt, die er sofort nach erhalt meines Briefes* umsetzen würde. "


    Wieder ging eine Hand von Imperiosus zu einem Stück Fleisch udn biss hinein. Nachdem er alles zerkaut und runtergeschluckt hatte, sprach er weiter und gign auf das Thema Töchter ein.


    " Töchter können aber auch komplizierter und teuer sein, wenn ich da an meine Schwester damals denke. "


    *Den Brief, mit der Erlaubniss, habe ich nicht ausgesimmt.

  • Nur eine Armeslänge von Marcus entfernt diskutierten zwei der centuriones eifrig über das Für und Wider verschiedener Belagerungsarten, die lange Belagerung oder das entschloßene Kämpfen mit Türmen, Geschützen und Sturmleitern. Marcus lauschte einen Herzschlag lang, aber widmete sich dann doch gleich wieder der Unterhaltung mit Imperiosus. Verstehend nickte Marcus, als er den Namen von dem jungen Mann und Sproß des Artoriers vernahm. Didianus, also adoptiert, so glaubte zumindest Marcus als er den Namen in seinem Ohren klingen hörte, aber ein wenig jung kam ihm der artorische centurio durchaus vor, als daß dieser schon einen siebzehn Jahre alten Sohn haben könnte. Natürlich kam Marcus nicht in den Sinn, daß seine Tochter ähnlichen Alters war und er sich selber nicht sonderlich alt empfand - wenn auch deutlich verändert durch die Zeit des Feldzuges und beim Militär in den letzten Jahren. Erneut gab Marcus mit einem Kopfnicken zu verstehen, daß ihm Imperiosus Worte einleuchteten, bezüglich Talent und Befähigungen.


    „Na, nicht jeder Vogel fällt nicht weit vom Baum!“
    Natürlich meinte Marcus, daß der Apfel nicht weit vom Stamm fiel, aber er hatte es noch nie sonderlich mit Sprichwörtern.
    „Mein Sohn kommt, den Göttern sei Dank, auch nicht nach mir!“
    Marcus grinste gutmütig.
    „Er hat mehr von dem Geist seiner Onkel, besonders von seinem Onkel Gracchus. Ich bin mir sicher, mein Sohn wird auch kein Soldat. Womöglich auch ein Mann der Götter!“


    Daß Serenus Pläne weit darüber hinaus gingen, das ahnte Marcus freilich nicht, in dieser Hinsicht kannte er seinen Jungen schlecht. Und selbst wenn er das schon vernommen hatte, hielt er das immer für ein Kinderspiel von Serenus. Aber daß er Priester werden wollte - oder sollte? - meinte Marcus zu wissen. Betriebe...für derartige Geschäfte hatte Marcus nicht im Mindesten einen Sinn, noch das Gespür für Handel. Er konnte noch nicht mal mit seinem Geld gut umgehen, neigte dazu, alles für unnötige Anschaffungen aus dem Fenster zu werfen, wenn er nicht seinen Sklaven hätte oder früher seine Mutter, die sich um solche Dinge gekümmert hatte. Somit hatte Marcus keine Ahnung, was man bei Betrieben und dem Handel achten mußte. Er nickte nur marginal und genoß von dem zarten Fleisch. Als es zu den Töchtern ging, war das wieder ein vertrauteres Terrain.


    „Oh ja, das sind sie. Ungemein kompliziert. Aber sind das nicht alle Frauen?“
    Marcus gluckse und lachte leise, verschluckte sich dabei und hustete drei Mal. Ihm schoß das Blut ins Gesicht und er klopfte sich gegen das Brustbein.
    „Herrje!!...Puh...Ich werde Frauen wohl nie verstehen, Artorius! Aber doch können wir nicht von ihnen laßen, selbst mit all ihren Anforderungen und Ansprüchen, die sie an uns stellen, hm?“

  • Imperiosus lauschte Aristdies Worten und aß weiter an seinem Fleisch, welches er immer noch in den Händen hielt. Hier und da nahm er einen Schluck Wein und ließ seine Blicke ein wenig wandern. Selten hat er damals soviele Centurionen zusammen sitzen sehen.


    Als er dann hörte, dass der Sohn vom Flavier Priester werden wollte, musste er ein wenig lächeln.


    " Vor meiner Zeit bei der Legio I war ich auch im Cultus Deorum tätig, als Discipulus Neptunis. Doch als ich in Hispina war, meine Frau tot und mein Sohn schon etwas älter war, hatte ich da diese... "
    Tiberius wusste nicht, wie er dies erklären sollte, darum waren seine Worte vielleicht nicht wohl überlegt.
    "... erleuchtung gehabt. Ich folgte immer meinen Schicksal, dem mir die Götter vorgaben. Aus irgendeinem Grund schien es mir so, als haben sie damals gewollt, dass ich zur Legion gehe. Darum entschloss ich mich für die Prima, dass ich dann per zufall in die Centurie meines Vetters kam, schien für mich ein weiteres Zeichen der Götter zu sein. Da ich nur wusste, dass er bei der Legio IX Hispana diente. "


    Auch was der Falvier über die Frauen sagte, konnte er sehr gut verstehen.


    " Frauen haben etwas magischen, was uns Männer immer wieder ansieht. "


    Nun musste der Artorier lachen.

  • Abergläubisch, das war Marcus durchaus, er glaubte an Wahrsagungen von selbst den Jahrmarktorakeln, die ihre Visionen aus dem Blute von Ziegen zogen, die leise vor sich her brabbelten – was Marcus dann besonders beeindruckte – und mit Talismanen klimperte, ja, Marcus würde selbst auf die dreistesten Betrüger herein fallen, wenn es dann jedoch die Erleuchtung und die Vision eines Mannes war, der im Dienste der Götter stand, dann nahm Marcus das natürlich besonders ernst, darum nickte er mit einem ernsten Ausdruck auf dem Gesicht als er die Worte von Imperiosus vernahm. Wenn man schon so einen leuchtenden Pfad in die Zukunft gezeigt bekommt, dann mußte man diesen auch begehen. Marcus hätte sich gewiß in seiner Vergangenheit ähnliche Impulse und Wegweisungen gewünscht, aber letztendlich hatte er dafür seine Mutter, die immer am Besten wußte, was gut für Marcus war und sich letztendlich nicht geirrt hatte, selbst wenn der Weg, den Marcus in der Legion gewählt hatte, nicht mehr der Zeit entsprach, so hatte es ihn aus seinem unnützen Leben, den Jahren der Faulheit und Völlerei heraus gerißen, hatte ihm feste Strukturen und Pflichten gegeben und Marcus in eine gänzlich andere Richtung im Leben gebracht. Mütter und Götter, sie waren wohl beide für Männer ein Segen...oder eine Plage, je nachdem.


    „Wenn es ein Zeichen der Götter war, verwundert es mich nicht. Schließlich bist Du nun ein gemachter Mann in der Legion, als centurio!“


    Marcus hob noch mal den Becher, was wohl die anderen centuriones um ihn herum auch als Zeichen nahmen. Erneut wurde angestoßen, erneut auf die Prima getrunken, auf den Kaiser, das römische Volk, den Sieg und den neuen centurio in ihren Reihen. Es wurde weiter gespeist, während Marcus ein erneutes Grinsen nicht unterdrückte konnte.


    „Wahrlich, wahrlich, die Frauen! Fluch und Segen zugleich. Aber es gibt keinen Tag, an dem ich nicht den Göttern dafür danken würde! Insbesondere dem Titanen, der die Menschen geschaffen hat!“


    Ein Schluck Wein darauf genommen, Marcus dachte einige Herzschläge lang über die Frauen nach, die ihm doch viel bedeuteten und die darauf warteten, daß er aus dem Krieg zurück kehrte. Er lächelte verhalten bei dem Gedanken, riß sich jedoch gleich davon los. Wem nützte es, wenn er jetzt auch noch melancholisch wurde?


    „In die Legion und gleich in den Krieg? Das scheint wohl auch ein Wink der Götter gewesen zu sein, hm?“


    Marcus griff nach dem letzten Bißen auf der Platte neben sich und wußte nicht so recht, ob man das als gut oder schlecht sehen sollte. Aber im Krieg konnte sich wengisten ein Mann besser profilieren als während der Zeit in einem Lager, mitten in Italia.

  • Imperiosus lauschte den Worten,... 'ein gemachter Mann'... naja, wenn ma es so sehen wollte, stimmte dies natürlich schon. War es dass, was die Götter damals von ihm wollten. Tiberius weiß es nicht. Er dachte an die Schlacht in Edessa, wo er den Adler verteidigte, mit seinen Kameraden. Dann an Circesium, wo er mit seinen Kameraden es wagte, auf feindliches Gebiet zu gehen, um einen Sieg für die Römer zu holen. War es wirklich seine bestimmung ? Wäre alles anderes Verlaufen, wenn er nicht dabei gewesen wäre ? Er wusste es nicht ! Doch auch hier, auf diesen Feldzug, spührte er immer die Anwesenheit der Götter, die sie bisher immer beschützten und sie sicherlich zu einem Sieg führen würden.


    Dann stießen die erneut an und der Artorier nahm seinen Becher in die Hand, hob es hoch und trank dann einige Schlücke.


    " Hast du eigentlich eine Familie, die auf dich wartet ? "


    Nun wurde Imperiosus ein wenig neugieriger, schließlich sprach er mit einem Patrizier, was man schnell vergessen konnte, bei seinem Rang und Karriereweg. Es war beindruckend, dass er als einfach Miles mal begonnen hatte, wo er doch sofort einen höheren Rang hätte haben können.

  • Spät war die Stunde in der Nacht, die Sonne hatte sich schon vor langer Zeit hinter den Horizont begeben, schon lange war es ruhiger im Feldlager geworden, in dem sich so viele Männer versammelt hatten, unter dem Kommando des Kaisers, um den Parthern zu zeigen, daß das römische Imperium immer noch auf der Höhe seiner Macht war und sogar noch danach strebte, die Finger weiter in die Welt zu strecken und unter die Oberhoheit des Imperiums zu bringen. An jenem Abend hatte sich ein Teil des Rückrats dieser Legion in dem Zelt versammelt, wenn es doch immer noch nur eine kleine Auswahl aller centuriones der Prima war – zudem hatte sich ein centurio der Zwölften zu den Männern hier gesellt – aber die centuriones machten trotzdem genug Lärm wie die gesamte Zenturioschaft dieser Legion. Lachen drang aus dem Zelt heraus, mal einer der Männer, der etwas lauter eine Anekdote von sich gab, dann ein sich gegenseitiges Zuprosten. Aus den umliegenden Zelten streckte sich ab und an mal ein Kopf hervor, um in Richtung des Zeltes zu spähen, auch einer der Wachen, die in der Lagergaße entlang ging, blieb stehen, musterte das Zelt von Außen. Aber die Männer in dem Kreis, die Imperiosus in ihre Runde aufnahmen, blieben dennoch noch ungestört. Mittlerweile waren die Platten und tönernen Teller abgegrast, hier und da lagen noch vereinzelt mal ein Fleischstück, etwas Brot oder Oliven, die man noch vor den vielen hungrigen Mäulern hatte retten können und die aus privaten Beständen der Offiziere stammten. Dafür kreiste um so mehr von dem Wein, den man aus der Gegend erworben hatte, ein schwerer süßlicher Wein mit intensivem Arom, den sich Marcus durchaus munden ließ.Hast Du eigentlich Familie...? Das hatte Marcus gewiß, aber der Nebensatz: die auf Dich wartet schränkte das Ganze natürlich wieder etwas ein. Marcus nickte zustimmend, schließlich hatte sonst kein Flavier das Verlangen, sich der Legion anzuschließen, die ihn in die Fremde führte wie Marcus.


    „Ja, in Rom sind einige meiner Vettern und Verwandte, davon – glaub ich – vermißt mich der ein oder andere ab und an mal, wenn er nicht von Götterdienst oder Politik aufgehalten wird. Ansonsten habe ich noch einen Sohn, in der ersten Dekade seines Lebens, und eine...“
    Marcus zögerte einen Herzschlag lang, aber er wollte keinen Zweifel – bei sich selber! - zulaßen.
    „...eine junge Tochter. Sie ist gerade fünfzehn Jahre alt geworden. Mein ganzer Sonnenschein!“
    Marcus lächelte versonnen. Natürlich bedeutete ihm sein Sohn auch alles, aber seine Tochter war bisher immer die Verhätschelte gewesen, der Marcus gar nichts abschlagen konnte.
    „Außerdem wartet noch meine Verlobte auf mich, Claudia Epicharis!“
    Mit einem Lächeln auf dem Gesicht zuckte Marcus mit der Schulter.
    „Vor ein paar Jahren wäre ich wohl noch vor einer Ehe davon gelaufen...aber mittlerweile...außerdem ist Epicharis eine wirklich reizende und liebenswürdige junge Frau. Ich hab ziemliches Glück mit ihr...glaube ich...wobei...ich sag Dir, Artorius, eine Frau lernt man erst wirklich kennen, wenn man mit ihr verheiratet ist...ich meine auch all die Schattenseiten und nicht nur das wonnevolle Gemüt.“
    Marcus spähte zu den anderen centuriones und beugte sich dann verschwörerisch zu Imperiosus vor.
    „Meine Verlobte, sie hat mir ein ganz göttliches Geschenk gemacht. Eine...“
    Marcus Grinsen wurde etwas breiter.
    „Opiumpfeife! Und bestes ägyptisches Opium...ich glaube jedenfalls, daß es Ägyptisches ist, es schmeckt jedenfalls danach...ich könnte sie noch hervor holen, wenn es ein wenig leerer geworden ist hier...“
    Marcus hob bedeutungsvoll und auch ein wenig fragend den Blick. Aber wenn man Wein mochte, dann konnte man doch ein wenig der heiteren Lustbarkeit durch Opium nicht ausschlagen. Hedonist der Marcus nun mal war, konnte er sich anderes nicht vorstellen.

  • Imperiosus bemerkte erst jetzt, dass es doch recht laut geworden war und normalerweise hätte er, als er noch Optio war, bei seinen Milites schon längst eingegriffen. Doch hier... hier wagte keiner der Soldaten auch nur, mal um Ruhe zu bitten.


    Dann lauschte er den Worten des Flaviers, bemerkte auch das kurze zögern, als er von seiner Tochter sprach. Aristides war also verlobt ! Warum ist sie ihm nicht nachgereiste, sowie Iulia Helena ? Fragte sich Imperiosus kurz, doch sicherlich wollte er oder gar sie nicht, denn schließlich musste man jeden Tag damit rechnen, nicht mehr von Schlachtfeld zurück zu kommen. Ausserdem würde man sicherlich auch sehr viele Sorgen machen, ob der Tross, der einem nachreist, auch wirklich unbeschadet bleibt. Darum war es bestimmt besser so, dass sie in Rom auf ihn wartet.


    " Mag sein, dass du recht hattest. Mein Sohn ist leider unehelich geboren und meine geliebte gab ihr Leben dafür. Ich konnte sie also nie besser kennenlernen. "


    Tiberius nahm eine kurzen Schluck, bevor er weiter sprach.


    " Einen Sohn und eine Tochter also... Sicherlich werden sie sich freuen, wenn sie dich wieder sehen. "


    Als Marcus aber von einer Opiumpfeife sprach, war der Artorier begeistert davon. Bisher kannte er nur das Opium, was man in Hispania nahm, aber noch kein Aegyptisches.


    " Ich habe dies bisher zwar noch nicht so oft gemacht, doch kenne ich nur das Opium, welches aus Hispania kommt. "


    Den Vorschlag, dass er es hervor holen könnte, wenn es etwas leerer geworden war, erfreute Tiberius, was mna an seinem Gesichtsausdruck erkennen konnte.

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