Es war Nacht über Parthia, der Mond hatte an seiner kugeligen Form verloren und magerte von Nacht zu Nacht mehr ab um in wenigen Tagen für eine Nacht gänzlich vom Sternenhimmel zu verschwinden. Es war wieder mal eisig kalt in dieser Nacht, ein weiteres Marschlager war aufgebaut worden, Gräben gezogen, Verteidigungsmaßnahmen getroffen worden und die Wehr'mauern' mit wachsamen Männern besetzt worden. Soldaten gingen durch das Lager, an vielen Stellen brannten noch die Lagerfeuer, doch vor anderen Zelten der contubernia waren sie längst gelöscht und die Männer holten sich die Mütze Schlaf, die sie für die spätere Nachtwache noch gebrauchen konnten. In der Ferne heulte ein Schakal. Der Wind strich über die Zelte hinweg, kalt und frostig. An vielen Stellen war es ruhig im Marschlager, nur unterbrochen von den Stimmen der Wachsoldaten. Aber mitten im Lager ging noch etwas anderes von statten. Hinter dem dünnen Tuch eines Zenturiozeltes drang Lachen von Männern hervor, Stimmen, die sich zu einem verschwörerischen Raunen mischten und schließlich eine tiefere Stimme.
„Wir losen, einverstanden? Wer ihn holen darf.“
„Also gut...hier...Hölzchen oder Würfel.“
„Würfel! Schließlich sind wir anständige Soldaten!“
, was von einem Lachen mancher Männer begleitet wurde – aber nur wohl für die Männer verständlich war, die in Italia stationiert gewesen sind.
„Mist!“
„Na, da haben wir es doch. Also, ihr drei geht und holt ihn, wir bereiten hier alles vor.“
Die Zeltplane wurde zur Seite geschlagen und drei Männer traten hinaus, konspirativ warfen sie sich Blicke zu und schlichen in die Dunkelheit, ganz als ob sie etwas verbotenes vor hatten. Sie trugen einen linnenen Sack mit sich und Stricke. Die Lagergaße entlang gegangen, mal dem einen oder anderen Soldaten wichen die Männer geschickt aus und kicherten leise und vergnügt – was für sich genommen wohl selber amüsant war, wenn man sich drei gestandene Männer vorstellt, zwischen 40 und 50, alte Soldatenveteranen, die wie vergnügte Mädchen vor sich hin glucksten. Vorbei an dem praetorium kamen sie und an einen Wachmann, der, ihrer Schritte gewahr werdend, aufspähte.
„Heda, wer da?“
„centurio Hortensius, weitermachen, Soldat!“
„Ähm...ja, centurio!“
Verwundert runzelte der Soldat die Stirn, als er aus der Dunkelheit ein verhaltenes Gickeln vernahm. Schon waren die Drei an ihm vorbei und sie schlichen in Richtung der neunten Kohorte, vorbei an einigen Soldaten, die selig in ihren Zelten schliefen und auf ein großes centuriozelt zu.
„Meinst Du, er schläft schon?“
„Keine Ahnung. Aber egal. So machen wir es schließlich immer. Tradition!“
„Seit wann denn das?“
„Ähm, keine Ahnung. Womöglich auch noch nicht so lange. Aber zumindest auf dem Feldzug. Wer weckt ihn? Flavius? Laberius?“
„Öh...mach Du mal, Du bist der Ältere!“
„Pah, Feiglinge. Alle Beide.“
„Das will ich nicht gehört haben!“
„Ich spreche nur die Wahrheit aus, Flavius. Haha!“
Das Lachen von Hortensius ließ seinen Bart erzittern, den er sich auf dem Feldzug hat wachsen laßen und dann schlich er zu dem Zelteingang und knüpfte die Seile hinfort.
„centurio Artorius Imperiosus! Aufwachen! Aaaaaapppeeeeeelll!“
Hortensius warf einen strafenden Blick zu Aristides und Laberius, die wieder leise vor sich hin lachten.