Atrium | Furianus (Kaiser tot, alles im Lot?)

  • Die Nachricht vom Ableben des Kaisers verbreitete sich nun auch in Tarraco wie ein Lauffeuer - ein richtig großes und rasantes Feuer, wie Furianus feststellen musste.
    Er hatte schon sämtlichen Beamten angewiesen ruhig zu bleiben, dem Ritus nach alles erdenklich Traurige vorzukehren und der Trauer nachzugehen. Schließlich war Iulianus einer von denen, ein Hispanier. Die Miliz war selbstverständlich aufgestockt und in Alarmbereitschaft versetzt worden, um potenziellen Möchtegernkaisern das Handwerk zu legen.
    Eigentlich war das eine gute Zeit, um Morde zu begehen, schließlich hätte Furianus dies dann sogleich eben jene als Demagogen abstrafen können und die ein oder andere Leiche wäre sicherlich nichts Ungewöhnliches bei solch einer Nachricht, dem Tode eines Kaisers.
    So lag er im Atrium und blickte auf seine Liste. Jene Liste, die er erstellt hatte, um sich trotz des guten Erinnerungsvermögens an all die erinnern zu können, die ihm im Wege standen oder seinen Zorn auf sich beschworen hatten. Unter anderem stand Senator Germanicus Avarus auch weit oben.


    "Nimm diese Liste und bringe in Erfahrung, welcher dieser Männer sich wo aufhält."


    Vielleicht hielt sich ja einer, da war dieser jedoch selbst schuld, in Hispania auf und Furianus hätte ihn leicht von einigen "Helfern" über den Styx verhelfen können.


    Doch ein viel gewichtiger Grund war das Ableben des Kaisers selbst. Furianus hatte es sich zwar immer gewünscht, dass dieser alte Mann irgendwann zu den Göttern empor steigt, jedoch nicht allzu früh. Furianus war derzeit faktisch ohne jegliche Macht, nur Proconsul ohne Truppen. Zwar hatte er Geld, aber was brachte dies, wenn die große Gefahr bestand irgendwann einmal abgestochen zu werden, ohne Cäsaren- oder Kaisertitel? Der Kaiser starb eindeutig zu früh, das missfiel Furianus wirklich.
    Und der Neue? Ein politischer Tölpel war das, zudem bloß ein Soldat Roms. Und wen würde dieser Soldat Roms denn fördern? Sicherlich nicht ihn, den Senator ohne Erfahrung in Führungspositionen des Militärs. Also eine doppelt schlechte Lage für den Flavier, für alle Flavier.
    Den Cäsar umrbingen lassen? Ein guter Gedanke, doch viele Gründe gegen diesen. Erstens, das würde viel kosten und die Wahrscheinlichkeit, selbst ohne Kopf aufzuwachen, war auch recht groß. Zweitens, was wäre denn danach? Eine unsichere Zeit und er ohne Legionen, nein, da könnte irgend ein dahergelaufener Bauernjunge Kaiser werden - oder irgend jemand, den Furianus nicht sonderlich mochte, also jeder, der kein Patrizier war.


    "Dominus, zwei Briefe sind gekommen."


    Sprach ein Sklave, der im Hintergrund mit eben jenen Schriftstücken eingetreten war. Durch einen Wink wurden Furianus die beiden Pergamente gereicht.


    "Ein Brief von meinem baldigen Verwandten."


    Murmmelte er mit einem leichten Lächeln. Vielleicht war es gar Vitamalacus selbst, der nach dem Thron lechzte und nun finanzielle Unterstützung zu gebrauchen schien, vielleicht auch politische? Kein schlechter Gedanke, denn Furianus wäre dem nicht abgeneigt gewesen, schließlich wäre er bald mit einer Tiberia liiert und hätte auch gewisse Ansprüche zu stellen. Ja, vielleicht eine gute Statthalterschaft in einer reichen Provinz.
    Doch weit gefehlt.


    "Meine Güte, was für ein Irrsinn!"


    Rief er sogleich aus, als er die Schriftrolle gelesen hatte.


    "Von wegen treu zum Kaiser stehen! Bei den Göttern, Vitamalacus, nutze diese Gelegenheit, sie kommt nicht wieder!"


    Rief er abermals aus und warf den Brief kopfschüttelnd zu Boden. Waren diese Worte etwa eine Drohung an ihn, an ihn den Proconsul? Eine sonerbare Drohung jedenfalls, schließlich hatte Furianus keine Truppen unter sich - nocht nicht.
    Diese ganze Aufregung tat ihm nicht gut und er entrollte die andere Schriftrolle.
    Interessant, von Prudentius Balbus aus Germania. Sehr interessant sogar, denn aus Germania ließ sich hervorragend ein zweiter Thronprätendant herausfischen. Gar Prudentius Balbus selbst? Gut möglich. Dieser hätte nicht nur eine Ala, vielleicht auch die Unterstützung der schwarzen Männlein, deren Lagerpräfekt er war. Vielleicht war der Cäsar bereits tot und Furianus musste sich nicht die Hände schmutzig machen!
    Doch auch hier weit gefehlt.
    Langweilliges von alten Zeiten. Mit einem wehmütigen Lächeln auf den Lippen las er die Zeilen.


    "Ja, das ist nun wirklich amüsant. Und ja, Blabus, mein Freund, dies ist sehr dreist von dir!"


    Gab er lachend von sich und schüttelte lächelnd den Kopf. Er musste darüber nachdenken, denn Prudentius´Vater war schon damals ein guter Freund gewesen, Furianus war ihm einiges schuldig.

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