• Auch Penelope bemerkte den Blick, den Urgulania Axilla zuwarf, und bemerkte die Reaktion des Mädchens. Irgendwie schien sie ein bisschen durch den Wind zu sein. Ob es daran lag, dass sie neben Timos saß? Penelope versuchte, ihren Blick nicht zwischen den beiden schweifen zu lassen und wandte sich daher wieder Urgulania zu.
    Schüchtern lächelte sie der älteren zu und wägte kurz wieder ihre Worte ab.
    “Werte Eutheniarche, du musst bestimmt nicht neidisch sein. Vielmehr blicke ich immer bewundernd auf diejenigen, die sich so gut für unsere Polis einbringen können. Die Aufgaben der Pyrtanen sind sicher bedeutender als die einer Musikerin.“
    Penelope konnte sich selbst noch nie besonders loben, Ánthimos bemängelte auch immer wieder, sie würde ihr Licht unter den Scheffel stellen. Aber so sah sie es nun mal wirklich. Da sie ihr Leben lang ncihts anderes getan hatte, als zu spielen, fiel ihr dies auch leicht, und sie konnte sich nicht vorstellen, wie schwer das für den ein oder anderen sein mochte.
    “Und ich denke nicht, dass du zu alt bist, beileibe nicht. Wenn du möchtest, wäre es mir eine Freude, dir das ein oder andere beizubringen. Natürlich, wenn deine Zeit es erlaubt, denn die Anliegen der Stadt beanspruchen sicher viel deiner Zeit.“

  • Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Meistens ist man unaufmerksam, wenn man den Gegner unterschätzt. Aber ich denke, dass es dir kein zweites Mal passieren wird. Und in einer, spätestens zwei Wochen sieht man auch nichts mehr. Ich denke, wenn man beim Kampftraining nie einen blauen Fleck hatte, dann waren die Trainingspartner einfach zu schlecht und man hat folglich nichts gelernt."


    "Da hast du völlig recht. Penelope macht sich immer Sorgen ich könnte mich beim Training verletzen. Aber was soll ich denn machen, ich kann ja nicht gegen kleine Mädchen kämpfen? Was würde denn dann bei einem richtigen Wettkampf mit mir passieren?"


    Aber er freute sich natürlich auch darüber, dass sie sich um ihn sorgte. Welcher Mann tat das nicht?
    "Jeder blaue Fleck den ich davontrage und jede Prellung die ich davontrage macht mich stärker, denn zum Einen gehört es zum Kämpfen dazu mit Schmerzen umzugehen und zum anderen ist jeder schmerzliche Treffer eine Lehre die mir niemand mehr nehmen kann."

  • "Ganz genau. Schmerzen vergisst man nicht so schnell. Ich erinnere mich noch recht gut daran, als ich Schwertkampf lernte. Mit stumpfen Bronzeschwertern. Da waren schon einige blaue Flecken dabei. Aber so habe ich recht schnell gelernt, meine Deckung aufzubauen. Ich denke auch nicht, dass man sich da Sorgen machen muss. Ich habe noch von keinem Trainingsunfall gehört, bei dem jemand einen bleibenden Schaden behalten hätte." Die letzten Worte waren zwar an Ánthimos gerichtet, aber für Penelope bestimmt, weshalb ich sie auch deutlich ausgesprochen hatte.

  • Männer! Penelope lauschte zwar nur mit halbem Ohr, was Anthi und Marcus so redeten, da sie sich auf Urgulania konzentrierte, aber dennoch konnte sie sich einen leicht vorwurfsvollen Seitenblick auf ihre bessere Hälfte nicht verkneifen. Sie mochte es ganz und gar nicht, wenn er so leichtfertig von Verletzungen sprach, als wäre es das normalste der Welt, welche zu haben und zu einem Abendessen mit einem blauen Auge zu kommen. Und auch Marcus war da nicht besser, er gab ihm auch noch recht.
    Vielleicht stimmte ja wirklich, was Inhapy sagte, und Männer waren alle wie kleine trotzige Kinder, die einfach nicht nachdachten, sondern gedankenlos erstmal losliefen, während die Mütter sich sorgen machten. Und auch Marcus Worte waren da nicht wirklich beruhigend.
    Ánthimos hatte Glück, dass sie doch nicht so nahe beieinander waren, wie er das wohl anfangs gerne gehabt hätte, sonst hätte er sich jetzt sicher sein können, dass er einmal in die Seite gezwickt worden wäre. Aber jetzt wäre das doch zu auffällig, wenn sie sich erst herüberbeugen müsste, um das zu tun. Aber sie würde es sich schon merken und es ihm bei passender Gelegenheit geben. So kurz vor dem Einschlafen oder so.
    “Kithara spielen ist zumindest ungefährlicher als Sport. Das schlimmste, was dort passieren kann, sind blutende Fingerspitzen, wenn man das Plektron vergessen hat“, verband sie also die beiden Themen miteinander. Wobei sie selbst ja meistens das Plektron wegließ, um feiner die einzelnen Noten spielen zu können. Mit den Fingern gezupft klang es weicher. Auch wenn man so eine leichte Hornhaut und raue Finger bekam.

  • Zitat

    Original von Penelope
    “Werte Eutheniarche, du musst bestimmt nicht neidisch sein. Vielmehr blicke ich immer bewundernd auf diejenigen, die sich so gut für unsere Polis einbringen können. Die Aufgaben der Pyrtanen sind sicher bedeutender als die einer Musikerin.“
    “Und ich denke nicht, dass du zu alt bist, beileibe nicht. Wenn du möchtest, wäre es mir eine Freude, dir das ein oder andere beizubringen. Natürlich, wenn deine Zeit es erlaubt, denn die Anliegen der Stadt beanspruchen sicher viel deiner Zeit.“
    [...]
    “Kithara spielen ist zumindest ungefährlicher als Sport. Das schlimmste, was dort passieren kann, sind blutende Fingerspitzen, wenn man das Plektron vergessen hat“


    Du überschätzt meine Bedeutung für die Stadt. Als Eutheniarchin bin ich zwar nominell für die Getreideversorgung zuständig, aber wenn man es genau nimmt sind es andere, die die wirkliche Arbeit machen. Ich deligiere nur. Thimótheos kann dir bestätigen, dass ich ohne die fleissigen Helfer, wie ihn, sicherlich völlig aufgeschmissen wäre.
    sagte ich mit einem kleinen Lachen.
    Ich würde dein Angebot gerne annehmen, wenn du dir zutraust einer alten Frau wie mir etwas beizubringen.
    Die Sache mit der Gefährlichkeit von Sport und Musik kommentierte ich nicht weiter.



    Die Tür des Tricliniums wurde geöffnet und zur Eröffnung des Essens wurden die ova dura hereingetragen. In diesem speziellen Fall handelte es sich um die Eier von Hühnern und Straussen, die gemeinsam auf einer grossen Platte serviert wurden. Um vier Strausseneier, die halbiert worden waren, war eine Vielzahl von Hühnereiern arrangiert. In der Mitte der Platte befand sich ein Schälchen mit Garum zum Würzen der Eier.
    Die Platte wurde auf den Tisch in der Mitte des Tricliniums gestellt und die Sklaven zogen sich zurück.



    Ich beobachtete die Sklaven einen kurzen Moment lang beim Servieren und als sie wieder weg waren, sagte ich
    Bitte, meine Freunde, lasst es euch schmecken.
    Natürlich war das dargebotene bisher noch nicht sonderlich luxuriös, doch ich selbst bevorzugte in der Regel eine relativ einfache Küche, auch wenn natürlich die Präsentation trotzdem stimmen musste.

  • Hühnereier hatten eine gerade noch handhabbare Größe - für Stäbchen! Mit einem Griff in meine Kleidung holte ich aus einer verborgenen Tasche meine Essstäbchen hervor. Urgulania hatte sicher damit gerechnet, immerhin hatte sie es schon gesehen, als ich bei Nikolaos war. Auch bei mir in der Akademie hatte sie gesehen, dass ich eigentlich nur mit Stäbchen aß. Ich erinnerte mich an meinen Shifu, der mir mal sagte, dass es zwar ziemlich schwierig war, ein Ei mit Stäbchen zu greifen, aber eben nicht unmöglich. An den Versuch, ein Ei einfach mit einem Stäbchen aufzuspießen erinnerte ich mich auch noch. Mein Shifu hatte mir sofort eins mit seinem Spazierstock auf die Hände gegeben. Ich wartete erst einmal, bis sich die ersten bedienten. Schließlich wollte ich ja nicht den Eindruck erwecken, als wäre ich allzu hungrig oder gar gierig.

  • Anthi registrierte verwundert, was Marcus da auspackte. Für Zahnstocher waren die Dinger auf jeden Fall zu groß...aber was sollte man sonst damit machen? Auch der athlet zögerte und wollte eigentlich nicht als erster zugreifen. Allerdings knurrte sein Magen schon bedenklich und wenn keiner den ersten Schritt tat, würde sie wohl verhungern.


    Also nahm Anthi ein halbes Straußenei, und zwei Hühnereier und würzte alle mit Garum. "Wunderbar, ich liebe Eier. Aber so große habe ich noch nicht gegessen. Sind das Straußeneier?"

  • Von den Stäbchen bemerkte Penelope nichts, dafür saßen sie und Marcus zu weit auseinander, und ihre Aufmerksamkeit war ohnehin noch auf Urgulania gerichtet. Gleich zwei Pyrtanen als Schüler zu haben, das war eine Ehre, die Penelope sich vor vier Monaten noch nicht hätte träumen lassen. Aber dann hatte sie Ánthimos kennen gelernt, und seitdem verlief ihr Leben beinahe wie in einem Traum. Manchmal konnte sie ihr Glück noch gar nicht ganz glauben.
    “Es wäre mir eine große Freude, werte Urgulania. Soweit ich gehört habe, bist du Schülerin am Museion. Du kannst gerne, wenn deine Zeit es dir erlaubt, an meinen Räumlichkeiten vorbeikommen. Sie liegen in dem Gebäude neben der bibliotheke, fast am Rosengarten.“
    Bestimmt würde die Eutheniarche das finden, der Gymnasiarchos hatte es auch leicht gefunden.
    Penelope aber wandte sich dann auch den Eiern zu, von denen Ánthimos sich sogleich ein gewaltiges schnappte. Sie selbst nahm sich erst einmal nur ein kleines Hühnerei mit ein wenig Garum. Sie traute ihrem Magen gerade nicht so ganz und wollte allen Anwesenden und vor allem sich selbst die Peinlichkeit ersparen, sich übergeben zu müssen, oder mit Sodbrennen nur noch schmerzlich herumzusitzen. Da aß sie lieber noch etwas zurückhaltender als ohnehin schon. Sie hoffte, das würde ihr nicht als Unhöflichkeit ausgelegt, aber sie konnte sich schlecht erklären. Sie und Anthi waren immerhin noch nicht verheiratet, und da war eine Schwangerschaft nichts, was man an die große Glocke hängte.

  • Ich nickte leicht und lächelte.
    Dann werde ich dich in den nächsten Tagen einmal dort aufsuchen. Vielleicht habe ich ja Glück und du entdeckst doch den kleinsten Funken von Talent in mir.
    sagte ich scherzend und wandte mich dann kurz an ihren Verlobten.
    Ja, es handelt sich tatsächlich um Strausseneier. Allerdings muss ich gestehen, dass ich sie selbst noch nie gegessen habe, aber unser Koch versicherte mir, dass sie vorzüglich sein sollen.

  • Die Griechen waren unter sich und die Römer waren langweilig. Silanus bereute es bereits etwas, Urgulania sein kommen zugesagt zu haben. Es wäre natürlich ein leichtes gewesen abzusagen und als Hinderungsgrund den Dienst im Castellum vorzuschieben, allerdings hatte er das Gefühl, dass seiner Verwandten durchaus sehr daran gelegen war, dass auch der Hausherr bei diesem Essen anwesend war. Seine Platzwahl war allerdings nicht die beste gewesen. Zu weit weg um von den Griechen etwas mitzubekommen und zu nah an den Römern um sie zu ignorieren. Er nickte daher immer wieder zustimmend, um einen aufmerksamen Eindruck auf die römischen Gäste zu machen. In Wahrheit war er weitaus mehr daran interessiert wer diese Griechen waren, in welcher Verbindung sie zur Urgulania standen und warum Axilla sie sie gut zu kennen schien. Und natürlich dieser merkwürdig gekleidete Mann, der, soweit Silanus es durch das ganze Getratsch um ihn herum verstehen konnte, mit einem der Griechen über ein Kampftraining und Schwerter sprach. Wenn Perigrini über Kampftraining und Waffen sprachen, war es wohl immer vorteilhaft ein offenes Ohr dafür zu haben. Eine wahrlich eigenwillige Gesellschaft hatte Urgulania da zusammengetrommelt. Doch sie schien sich mit allen prächtig zu verstehen.

  • Zitat

    Original von Iuniua Urgulania
    Du überschätzt meine Bedeutung für die Stadt. Als Eutheniarchin bin ich zwar nominell für die Getreideversorgung zuständig, aber wenn man es genau nimmt sind es andere, die die wirkliche Arbeit machen. Ich deligiere nur. Thimótheos kann dir bestätigen, dass ich ohne die fleissigen Helfer, wie ihn, sicherlich völlig aufgeschmissen wäre.


    Timos konnte dem nur zustimmen. Er grinste leicht und meinte verhalten: "So ist es."
    Dass Penelope nun einen weiteren Schüler bekommen würde, freute ihn sehr. Einen Kommentar dazu konnte er dann jedoch nicht mehr abgeben, da bereits Sklaven hereinkamen und Köstlichkeiten auftischten. Das waren Hühnereier und...Straußeneier? Natürlich war sein Bruder mal wieder der erste, der sich bediente. Ein kurzer grinsender Seitenblick, dann nahm er sich ebenfalls ein Hühnerei und mampfte es genüsslich - mit den Fingern! Denn Marcus' merkwürdige Holzstiele waren Timos auch ins Auge gesprungen. Als sein Mund leer war, fragte er Marcus einfach direkt.
    "Sag Marcus, welchen Zweck erfüllen diese Stielchen dort?"

  • Ich nahm ein Hühnerei mit den Stäbchen. Das war gar nicht so einfach, weil man es nicht wirklich packen konnte, sondern vielmehr auf den Stäbchen liegend bzw. stehend zum Mund transporteieren musste. Ich biss die Hälfte davon ab, wobei ich die Stäbchen nach unten zog, damit das nun verkleinerte Ei immer noch gut zu halten bzw. balancieren war. Nachdem ich den ersten Bissen heruntergeschluckt hatte, kam auch der Rest in den Mund. Nachdem ich das auch gut zerkaut und heruntergeschluckt hatte, wendete ich mich grisend an Thimotheos.


    "Dafür sind die."

  • Axilla hatte überhaupt gar keinen Hunger. Immer, wenn sie aufgeregt war, war ihr Appetit wie weggeblasen und sie bekam keinen Bissen herunter. Wenn es so war wie bei ihr in den letzten Wochen, wo sie deprimiert in ihrem Zimmer gesessen hatte, musste sie schon aufpassen, dass sie überhaupt etwas aß. Zum Glück hatte sie Leander, der sie dann immer wieder drängte, hier und da einen Happen zu sich zu nehmen, sonst hätte sie bestimmt einiges an Gewicht verloren. Und dabei war sie schon schlank. Aber heute war sie so aufgeregt, wegen den Bantotakis-Brüdern, wegen Silanus und auch wegen Marcus, dem sie noch immer eine Antwort schuldete wegen seiner Lehre, dass sie einfach absolut gar keinen Hunger hatte. Also nahm sie sich auch nichts von den Eiern, in der Hoffnung, dass es nicht weiter auffallen würde, und wandte sich statt dessen lieber an Marcus Achilleos, der ja neben ihr saß.
    “Und warum benutzt du die? Deine Finger sind doch sauber, und wir haben doch auch Waschschälchen am Tisch?“
    Die Frage war in keiner Weise vorwurfsvoll, sondern zeugte nur von aufrechter Verwunderung und kindlicher Neugier. Sie hatte noch nie gesehen, dass jemand etwas zwischen zwei Stäbchen klemmte, um es zu essen. Sie erkannte auch den Sinn dahinter nicht ganz, schließlich hatte der Mensch doch Finger. Warum also sollte er die nicht auch einfach nehmen, um etwas zu essen? Die Eier waren ja nicht so heiß, dass man sie nicht anfassen könnte, und auch nicht irgendwie schleimig oder ölig, dass man sich davor ekeln könnte.

  • "Äh... Ich sah Axilla einen Moment lang verwundert an. Mit der Frage hatte ich echt nicht gerechnet. Was hatte mir noch gleich mein Shifu damals gesagt, als ich ihn das gleiche fragte?


    "Wenn man keine Waschschälchen hätte, würden die Hände nicht fettig oder klebrig vom Essen. Gut, hier haben wir welche. Aber ich benutze die Stäbchen jetzt seit fast 15 Jahren, da ist es schon Gewohnheit. Ich grinste. "Außerdem schult es die Geschicklichkeit ganz erheblich." Ich hätte noch hinzufügen können, dass ich es für zivilisierter hielt, aber das sagte ich jetzt lieber nicht.

  • Da staunte Timos nicht schlecht, als Marcus sich mit seinem Holzgedöns dort ernsthaft ein Ei zum Mund führte.
    "Öh..."
    Auf Axillas Frage hin ergänzte er nur ein verunsichertes "Genau!"


    Marcus' Antwort hingegen verwirrte ihn nur noch mehr. Seit fünfzehn Jahren benutzte er schon diese Teile? Was für ein Komischer Vogel! -.^
    "Hast du das da gelernt, wo du so lange hingereist bist? Und trägt man da auch solch...äh...anderen Kleidungsstücke?" fragte er dann vorsichtig.

  • Zitat

    Original von Iunia Urgulania

    Ja, es handelt sich tatsächlich um Strausseneier. Allerdings muss ich gestehen, dass ich sie selbst noch nie gegessen habe, aber unser Koch versicherte mir, dass sie vorzüglich sein sollen.


    Anthi probierte das Straußenei und nickte dann zustimmend. "Da hat dein Koch wahr gesprochen. Sie schmecken wirklich vorzüglich. Es ist ein etwas stärkerer Geschmack als bei den Hühnereiern-vorzüglich."


    Dann blickte er aufmerksam zu Marcus Achilleos. Auch er verstand den Sinn der Stäbchen nicht und zuckte mit den Schultern. Er verfolgte weiter das Gespräch und freute sich dann über das Lob von Marcus.


    "Da lobst du mich aber zu viel. Ich hab dir doch nur ein paar Fragen gestellt. Das macht mich ja nicht gleich zu einem zweiten Sokrates.", wehrte er das Lob lachend ab.


    Dessen Fragetechniken hatte Anthi schon immer bewundert. Allerdings resultierten seine Fragen eher aus purer Neugierde, als aus philosophischem Kalkül und das wusste er auch. Aber hier schien er Marcus wirklich mit seinen Fragen zu einer Erkenntnis geführt zu haben. Darüber freute sich Anthi schon, und ein klein bisschen stolz war er darauf ebenfalls.

  • "Nein? Ist es nicht eine Begabung, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen?" fragte ich in typisch konfuzianischer Manier. "Ich habe mir selbst diese Fragen nie gestellt, deshalb habe ich auch die Lehren nicht vollständig verstanden. Vor allem einen sehr wichtigen Punkt hatte ich falsch gedeutet. Wenn man jemanden dazu bringt, etwas zu sehen, das er vorher übersehen hatte, ist man dann nicht auch ein Lehrer?"

  • Zu gerne hätte Axilla gefragt, ob sie es auch mal mit den Stäbchen probieren durfte. Aber einerseits wusste sie nicht, ob Marcus die Stäbchen hergeben würde. Wenn er schon nicht mit den Fingern essen wollte, was würde er dann sagen, wenn jemand anderes seine Stäbchen benutzte? Und auf der anderen Seite hatte sie ja so wirklich absolut gar keinen Appetit heute, und dann hätte sie ja wohl oder übel etwas essen müssen. Aber das wollte sie nicht.
    Also lauschte sie stattdessen lieber dem Gespräch zwischen Ánthimos und Achilleos und konnte nur zustimmend leicht nicken. Ja, der Grieche hatte wirklich eine Begabung dafür, Fragen zu stellen, so dass man darüber nachdenken musste. Aber ob das reichte, damit man Lehrer war?
    So wirklich beigebracht hatte er ihr nichts. Zumindest wüsste Axilla nicht, was. Nungut, sie wusste nun, wie man so ein zuschwellendes Auge kurierte, aber das hatte sie ja auch nur gesehen und nicht selber gemacht. Und seine fragen hatten sie auch mehr geärgert, und taten es auch irgendwie noch. Denn sie wollte darüber ja auch gar nicht nachdenken.
    “Wenn man die richtigen Fragen stellt, ist man dann also Philosoph? Und wenn man nicht die richtigen Fragen stellt?“
    Axilla dachte gar nicht lange über ihre eigene Frage nach. So hatte sie es früher im Unterricht mit Iason immer gehalten, dass sie den Lehrer einfach mit allem, was ihr durch ihren chaotischen kleinen Kopf schoss, löcherte. Und eigentlich hatte sie dabei wohl mehr gelernt, als sie es mit sturem büffeln wohl je gekonnt hätte. Ja, sie vermisste ihren alten Lehrer. Diese Diskussionen fehlten ihr schon ein wenig. Aber vielleicht war das Essen ihrer Cousine nicht der richtige Zeitpunkt, so etwas wieder aufleben zu lassen. Also lächelte sie gleich entschuldigend und winkte auch leicht ab. Es war ja auch nicht so wichtig.

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