cubiculum TAU | Je später der Abend ...

  • Still lächelte sie, als sie seine Worte hörte, und sie konnte sich nicht eines Gedankens erwehren, der sich in den letzten Augenblicken still und heimlich zu ihr geschlichen hatte, auf leisen Sohlen, die so geschickt und wissend waren, dass sie unweigerlich jenem Trugbild aufsitzen musste. Wie wäre es wohl, wäre er der Mann, der für sie alles weggeworfen hätte, was er besaß, um mit ihr in einem einfachen Haus bescheiden zu leben, eine Familie gründend, vielleicht nicht reich, dafür aber glücklich? Ein Kind mit seinem Lächeln, seinen dunklen, seelenvollen Augen, vielleicht auch seinem dunklen Haar, sein Lächeln jeden Tag, seine Arme jede Nacht eine Zuflucht vor der Welt. Sie hätte einen eigenen kleinen Hausstand, vielleicht einige Tiere, einen Acker, und sie würden am Abend beisammen sitzen und über die Ereignisse des Tages sprechen, sich darüber abstimmen, was auszusäen und welches Tier zu schlachten war ... nein.


    Cadhla blinzelte. Wenn Ursus eines nicht war und wohl nie werden würde, dann ein Bauer. Genausowenig wie sie sich selbst in der Rolle einer Frau am heimischen Herd vorstellen konnte. Ein Kind konnte sie sich ja noch irgendwie vorstellen, aber eine Hütte und ein Acker? Es passte weder zu ihm noch zu ihr. Ursus gehörte einfach in eine schöne Umgebung, ein edles aus, umhüllt von feinsten Stoffen, anders konne sie ihn nicht sehen als den Mann, der er war - ein Römer aus einer edlen Familie, mit altem Blut und dem Reichtum, der damit einher ging.


    Die Keltin blickte in Richtung des Fensters, und draußen war der erste Tagesschimmer schon zu erahnen. Hatten sie so lange beieinander gelegen? Es war kaum zu glauben, und doch schien es später bereits als sie dachte. Vielleicht ... kurz umspielte ein schelmisches Lächeln ihre Lippen und sie drängte sich wieder an ihn, um zu vergessen, dass es bald Tag sein würde, dass sie einander dann nicht mehr gehören würden, und vor allem wollte sie ihn das Nahen des Tages vergessen machen. Wenn dies Liebe war, einmal alles beiseite schieben zu können und zu wollen, um sich nur auf einen einzigen Menschen einzustimmen, dann liebte sie ihn ohne Zweifel, ohne Hemmungen, ohne Furcht. Und als sie fühlte, dass er ihre Umarmung zu erwiedern begann und sein Körper neuerlich zu Leben erwachte, hätte sie sich nichts besseres vorstellen können und wollen - und während der Morgen graute, gab es zumindest zwei Menschen in Rom, denen das ganz und gar egal war.

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