• Matrinius und ich gingen über die Via Praetoria Richtung Pricipia. Wie immer herrschte um uns reges Treiben. Nur kein Stillstand, dachte ich. Ich musste immer noch ab und zu auflachen. Ich sprach Matrinius etwas lauter an, da der Lärmpegel etwas anstieg, je näher wir der Principia kamen.

    „Nun erzähl doch endlich!“
    forderte ich Matrinius auf. „Oder muss ich dir alles aus der Nase ziehen?“ Ich hob meine Faust und vollführte eine Geste, als ob ich seine Nase umdrehen wollte. Ich stubste ihn an und grinste. „Siehst du, davorn ist die Principia. Man kann sie praktisch gar nicht verfehlen. Aber ich werde nicht mit rein kommen. Habe mir ohnehin schon zuviel Zeit genommen. Ich hoffe nur, dass der Centurio nicht auf mich wartet. Du würdest staunen, wenn du hören würdest, wie laut der schreien kann. Wir nennen ihn deswegen alle Schreihals.“ Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke. „Aber ich meinte damit nicht den Primus Pilus. Den habe ich zwar schon einige Male von weiten gesehen. Aber sonst kenne ich ihn nicht. Ich meinte meinen Ausbilder, Centurio Artorius. Auch wenn er manchmal ziemlich hart ist, bewundere ich ihn. Aber jetzt rede ich die ganze Zeit, obwohl du mir was erzählen sollst. Also was treibt dich nach Mogonatiacum?“ Ich wusste nicht, ob ich Matrinius mit meinen Nachfragen nervte. Er hatte schließlich auch noch einen Auftrag auszuführen. Aber das war das Erbe meiner Mutter, dass ich so schrecklich neugierig war.

  • Ich war von Natur aus nicht der gesprächigste Typ gewesen und schon immer ein klein wenig verschlossen gegenüber anderen Personen, aber heute wars besonders schlimm. Ich war furchtbar im Stress wegen diesem Auftrag den ich vom Duumvir erhalten hatte. Das war jetzt nun schon die fünfte Person die ich aufsuchen musste und von der letzten wurde ich gerade erst vorkurzem unfreundlich abgewiesen. Hoffentlich war dieser Marcus Petronius Crispus ein
    umgänglicherer Typ als der letzte. Während ich so in Gedanken war, merkte ich gar nicht das Probus wie wild auf mich einredete. Doch als er mich anstubste, wachte ich aus meinen Gedanken wieder auf.
    Und ohne überhaupt wieder richtig da zu sein sagte ich:
    Ich glaube ohne uns Scribas, würde hier alles zusammenbrechen.
    Ich blieb abrupt stehen, als ich merkte was ich sagte.
    Probus blieb auch unvermittelt stehen und satrrte mich verwundert an.
    Doch dann kam mir wieder ein alter Gedanke zum Vorschein und ich lächelte unvermittelt, zog meine Kapuze noch mehr übers Gesicht, sah kurz Probus an und marschierte weiter.

  • Nachdem ich Matrinius Worte gehörte hatte, blieb ich stehen und starrte ihn ernst stirnrunzelnd an. Ich glaube, ich habe mich gerade verhört, dachte ich. Nein, bestimmt nicht, auch wenn ich täglich Centurio Artorius lauter Stimme ausgesetzt war. Ich fühlte mich durch die Worte beleidigt. Zwar war ich erst seit kurzem in der Legio. Doch der tägliche Drill mit seinen Strapazen zeigte erste Wirkungen.


    Ich schloss zu Matrinius auf und anwortete in einem süffizianten Ton. "Nun, dass mag so sein. Aber ich denke, dass die Scribae nicht in ihren warmen und gemütlichen Officia sitzen könnten, wenn es nicht uns die Legionäre gäbe." Ich sah ihn kritisch von der Seite an. Meine Leutseeligkeit war verflogen und machte Mißtrauen Platz. Im Grunde wusste ich, abgesehen von den Briefen, nichts über Matrinius. Und er wich meinen Fragen ständig aus. Er hatte zwar die richtige Antwort auf meine Frage gestellt. Aber von dem Rest wusste ich nicht, ob es stimmte. War er wirklich Scriba in Mogontiacum? Vielleicht hätte ich ihn doch nicht mit in das Castellum nehmen sollen. Probus, schalt ich mich, du bist einfach zu naiv. Doch die Wachen in der Principia würden schon aufpassen, versuchte ich mich zu beruhigen.


    So schwieg ich und ging an der Seite von Matrinius weiter zur Principia. Da der Weg nicht lang war, standen wir kurze Zeit später vor ihren Toren.


    "So", sagte ich kühl zu Matrinius. "Hier wäre also die Principia. Ich kann dich leider nicht weiter begleiten. Ich muss zurück, sonst bekomme ich noch Schwierigkeiten. Frag dich einfach durch. Viel Glück und bis bald! Vale"


    Ich drehte mich um und ging schnell in Richtung der Unterkünfte.

  • Das plötzliche Verschwinden von Probus verwirrte mich für einen kurzen Moment. Ich schien ihn mit meiner Aussage beleidigt zu haben, was allerdings nicht meine Absicht gewesen war.
    Ich glaube wir sollten mal die Plätze tauschen, sagte ich mehr zu mir selbst. Ein Tapetenwechsel könnte ganz gut tun dachte ich so bei mir.
    Ich lächelte unbeirrt weiter, ich konnte den Gedanken an früher einfach nicht verdrängen, an die Zeit wo ich noch jenseits dieser Grenzen lebte.
    Ich verstand allerdings nicht warum ich lächelte, weil es doch eine so schmerzliche Zeit gewesen war.
    Ohne groß zu wissen was ich tat, schob ich meine Kapuze zurück und rief ihm
    dankend nach. Ob er es gehört hatte wusste ich nicht.
    Dann bermekte ich, dass mir doch tatsächlich eine Träne die Wange runterlief
    und ich wischte sie schnell ab und zog mir die Kapuze wieder übers Gesicht.
    Hoffentlich auf bald, sagte ich wieder mehr zu mir.
    Dann verschwand ich um die nächste Ecke.

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