Nach dem schönen Abendessen im Kreise der Familie, hatte ich sehr gut geschlafen. So gut, das ich am Morgen meine beiden Vettern verabschieden konnte. Silanus würde sicher schneller wieder sehen, als Varus. Aber dieser Abschied war nur vorübergehend. Daher hatte ich Zeit. Ich machte mich also auf, die nähere Umgebung meines neuen Zuhauses zu erkunden.
Als ich unseren kleinen Palast verließ, ging ich ersteinmal den Weg den ich gekommen war, als ich zum erstenmal das Wohngebiet betrat. Damals hatte ich nur flüchtig die anderen Gebäude betrachtet, jetzt nahm ich mir mehr Zeit und war begeistert von der Pracht und der teilweise überladenen Eleganz der Bauten. In Hispania gab es das nur sehr selten, wenn überhaupt. Um aber nicht als Landei aufzufallen, staunte ich diskret. Wenn es an manchen Stellen schwer fiel.
Neugier
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Wie jeden Morgen nahm ich meinen üblichen Weg zur Arbeit, plötzlich erblickte ich in der Morgensonne eine junge, schöne, Frau. Wohl eine Römerin, zumindest der Kleidung nach zu urteilen. Was sie wohl hier zu später stunde noch draußen machte?
Ich beschloss sie mir mal etwas näher anzuschauen, vielleicht hatte sie sich auch verlaufen. Aber die Gelegenheit sich eine schöne, junge Römerin aus der Nähe anzuschauen spielte natürlich auch eine Rolle.
So schritt ich langsam in ihre Richtung und rief aus einigem Abstand:
Chaire, die Dame! Wohin des Weges, hast du dich verlaufen?
Zumindest schaute sie sich um, man konnte ja nie wissen.
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Vor einem wirklich prachtvollen Bau blieb ich stehen und fragte mich, wer dort wohnte, als ich eine Stimme vernahm. Ich schaute mich um und entdecke einen würdig aussehenden Herrn.
"Salvete, mein Herr. Nein, noch habe ich mich nicht verlaufen. Seit kurzem wohne ich hier und nun versuche ich mich, etwas zu orientieren."
Sim-Off: Sollte die Zeit so schnell vergangen sein? Ich hatte das als Morgenspaziergang angedacht. (So gut, das ich am Morgen meine beiden Vettern verabschieden konnte.)
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Auch wenn ich das Salvete der Römer schon lange kannte, so fand ich noch immer es hörte sich nach einer Mahlzeit an und sofort bekam ich Hunger. Aber die junge Dame schien Humor zu haben. So lächte ich nett zurück.
Wie lange bist du denn schon hier? Hast du dir Alexandria schon angeschaut? Eine wundervolle Stadt! Du musst wissen, Alexander der Große war wohl selbst an der Planung beteiligt.
Du kommst aus römischen Hause oder? Was verschlägt eine so schöne junge Römerin so weit in den Osten?
Sim-Off: Berichtigt.
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"Ich bin erst vor kurzem hier hergezogen. Meine Familie, besser gesagt meine beiden Vetter, sind hier bei der Legion. Daher war es mir in Roma zu langweilig. Ohne Familie fühle ich mich nicht wohl. Also bin ich ebenfalls nach Alexandria gekommen. Von Alexandria hab ich somit erst recht wenig sehen können. Was ich aber sah, ist faszinierend.
Du bist aber kein Römer und auch kein Aegypter. Ich würde vermuten das Du aus Griechenland stammst. Was verschlägt Dich auf diese Seite des Mare Nostrum?". -
Ich lachte etwas.
Nun, meine Familie stammt ursprünglich wohl aus Makedonien und ist dann mit Alexander dem Großen hierher gekommen und seit dem leben wir hier. Ich würde mich also als Hellenen bezeichnen, aber nicht als Griechen, und lebe schon mein gesamtes Leben hier. Ich arbeitete sehr lange als privater Lehrer für hellenische und römische Kinder und nun bin ich in der römischen Provinzverwaltung tätig, werde aber wohl bald auch eine Lehrstelle am Museion antreten.
Welche genauere Herkunft, nämlich letztendlich von Mark Anton und Kleopatra, ich vermutete verschwieg ich lieber, dazu bedurfte es noch weiterer Erforschungen und ich war mir auch nicht so sicher ob es so klug war dies jedem Römer auf die Nase zu binden.
Möchtest du denn Alexandria etwas näher kennen lernen? Wenn es dir und deiner Familie recht ist würde ich dir die Stadt zeigen, ein anderer römischer Neuankömmling ist ebenfalls daran interessiert. Was hälst du davon?
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Etwas beschämt, weil ich auf der einen Seite nicht unbedingt falsch lag, aber auf der anderen mich dann doch etwas in der Zeit vergriffen hatte, lächelte ich verlegen.
"Einen kundigen und weisen Führer durch diese fazinierende Stadt, würde mir sehr helfen. Vor allem, weil ich dann nicht nur die Bauten bestaune, sondern auch etwas über deren Geschichte erfahren werde. Wenn Du also eine Schülerin, neben deinem Schüler haben möchtetst, ich würde sehr gerne dein Angebot annehmen."
Das würde nicht zu kurzweilig, sondern ebenso interessant und informativ werden. Ich hatte scheinbar Glück auf diesen weisen Hellenen getroffen zu sein. Grieche würde ich nie wieder sagen, das hatte ich schon gelernt.
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Natürlich zeige ich auch gerne einer Frau die Stadt. Wir sind schließlich nicht mehr in den alten Zeiten.* Die Gruppe würde sich heute Nachmittag in meinem Sedes in der Regia treffen. Das ist nicht weit weg von hier. Ist dir das recht?
Ich hatte wirklich nichts gegen eine Frau in der Gruppe, besonders nicht gegen eine junge Dame mit solchem Charme. Auch wenn ich mir bewusst war das ich eigentlich viel zu alt für so etwas war.
Sim-Off: * Im Antiken Griechenland waren die Rechte der Frauen sehr eingeschränkt. Im Zeitalter des Hellenismus erhielten Frauen dann immer mehr Rechte. Vereinzelt gab es sogar Philosophinnen und Politikerinnen, z.B. Hypatia. Diese Besonderheit verschwand dann wieder in der zusehend Spätantike bis sie dann im Mittelalter verschwand.
Wenn es klar geht kannst du ja gleich da klopfen. Die andere Person meldet sich bestimmt auch bald dort.
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Das war mir natürlich sehr recht. So alleine und ohne sachkundige Kommentare, war das Ganze nur halb so interessant. Ich beschloss meine Erkundung auf eigene Faust zu beenden und mich der Gruppe von Fremden anzuschliessen, die sich hinter einem Fremdenführer aufreihend, die Sehenwürdigkeiten der Stadt zeigen lassen.
"Ich werde da sein. Das werde ich nicht versäumen wollen. Also dann, ...? Oh ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Ich bin Iunia Varilia und wie ist dein werter Name?"
Sim-Off: Sicher nicht Baedekeros oder Marco Polos.
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Oh ja...
Ich kratze mich etwas verlegen am Kopf, es war schon wichtig wie wir hießen.
Mein Name ist Kassandros... Da hätten wir doch beinahe das wichtigste vergessen...
Ich wurde wirklich alt. Besorgt strich ich über meinen langen Bart.
Dann bis später Iunia Varilia, ich mache mich nun auf meinen Weg.
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Meinen kleinen Ausflug setzte ich trotzdem fort. Schliesslich will ich doch wissen, wo ich wohne und wie ich zurückfinde. Ausserdem ist es in diesem abgesperrten Bereich sicherer als in der Stadt. Für den Anfang also nicht schlecht sich in einem neuen Land zurech zu finden. Vor allem suchte ich Handwerker und Läden in denen man Dinge für die weitere Ausstattung meines neuen Heims fand. Die Hoffnung sie hier zu finden war allerdings gering. Irgendwann musste ich die schützenden Mauern verlassen.
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Das prächtigste Gebäude war wohl der Palast des Statthalters. Ich war beeindruckt von der Größe und der Pracht. Vielleicht war alles einen kleinen Tick zu groß und zu prachtvoll. Irgendwie passte es aber zu dieser Provinz. An allen Ecken wurde man an die vergange Größe dieses Landes erinnert. Dekadenter Charme des Untergangs. Hoffentlich wird Rom nicht so enden.
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