[Muri Oppidi] Die Stadtmauer



  • Die (in der SimOff-Geschichte erst in der Spätantike errichtete) Stadtmauer Mogontiacums hatte schon viele Tage ins Land ziehen sehen, und das Moos und die Algen auf den Steinen sprachen eine eindeutige Sprache. Dennoch gab die Mauer den Leuten mehr Schutz als ihnen bewusst war, denn das Bollwerk schreckte umherziehende Banditen beinahe ebenso sehr ab wie das noch fester gesicherte Castellum an der Westseite der Stadt.


    Weniger kriegerisch betrachtet bot die Mauer nicht nur Schatten auf der Innenseite, und Schutz vor dem pfeifenden Wind, sondern auch einen hervorragenden Blick über die weiten Wälder und Ebenen vor der Stadt.

  • Der Frühling hatte die alljährlich wiederkehrende Schlacht gegen die eisigen Horden des Winters in diesem Sonnenlauf früher gewonnen als erwartet, und obwohl man noch nicht wirklich von Wärme sprechen konnte, war es zumindest nichtmehr so kalt, dass man Gefahr lief binnen weniger Stunden zu erfrieren.


    Das frische Wetter reizte Loki, seine Angewohnheit sich in Sommerkleidung auf die Stadtmauer zu hocken, wieder aufzunehmen. Dicke Wollhose und eine dicht gewobene Tunika taten ihr Werk um ihn warmzuhalten, doch Menschen aus südlicheren Gefielden musste dies immernoch abartig kalt vorkommen. Was Loki relativ egal war, er hatte die südlichen Gefielde kurz kennengelernt, und hatte tagtäglich das Gefühl gehabt zu schmelzen.


    Auch an diesem Tag, es war bereits später Nachmittag und die Sonne hatte ihren Zenit überschritten, saß Loki auf der Stadtmauer. Die wachhabenden Soldaten in den Wachtürmen hatten sich schon vor längerem an Zivilisten auf der Stadtmauer gewöhnt, und hatte, entgegen aller Regel, gegen einen Plausch nichts einzuwenden, solange kein Offizier in der Nähe war.


    Er kaute auf einem Stück Olivenholz herum, und sah gedankenverloren in die Ebene vor der Stadt, während sein Geist die Erlebnisse der vergangenen Tagen abarbeitete, und sich weiter an offenen Fragen rieb...

  • Flava schlenderte innen an der Stadtmauer entlang und suchte nach einer Möglichkeit diese zu ersteigen, damit sie sich mal die Umgebung anschauen konnte. Die Temperaturen waren wieder angenehm genug, um spazieren zu gehen und Flava gedachte nicht sich dieses Vergnügens zu berauben, nur weil sie hier in der Stadt keinen ständigen Aufpasser hatte. Solange sie sich an öffentlichen Orten zur Tageszeit aufhielt sollte das doch sicher auch kein Problem darstellen, oder?


    Sie fand einen Aufgang und stieg die Stufen zur Mauer hinauf. Gespannt, was sie oben wohl sehen würde schaute sie sich auf der Strecke schon immer wieder zur Stadt um, um zu sehen, wie die Häuser mit jedem Schritt kleiner wurden. Es war ein interessantes Gefühl von oben auf die Gebäude hinabschauen zu können, so dass Flava oben an der Treppe erst mal kurz stehen blieb und die Stadt die hier beinahe zu ihren Füßen lag betrachtete.


    Hier oben wehte der Wind um einiges stärker als und im Schatten der Mauer, aber dafür hatte die Sonne hier oben mehr Kraft, so schien es ihr. Dennoch zog sie den Mantel etwas fester um sich, während sie die Mauer entlang schlenderte und nun die Landschaft außerhalb der Stadt betrachtete.

  • Loki war gerade dabei innerlich mal wieder über den Unterschied von "nachdenken" und "schlafen" zu diskutieren, und probierte deshalb diese Zustände abwechselnd und gleichzeitig aus. Just in dem Moment als er von "schlafen" zu "nachdenken" überwechselte, huschte ein Schatten hinter ihm her, und Loki, ausnahmsweise mal nicht der Zweitwachsamste auf der Stadtmauer, erschrak sich fürchterlich.


    "WOAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!!!!!!!!", mit einem Satz stand er aufrecht und mehrere Zentimeter in der Luft. Einen Moment nachdem Loki realisierte dass es nur eine Frau war, die ihm so einen Schrecken eingejagt hatte, realisierte er dass er quasi in der Luft stand, und als seine Füße realitätsgezwungen wieder auf der Zinne landeten, hatte Loki bitterlich um sein Gleichgewicht zu kämpfen, was ihm nicht ganz gelingen wollte, denn er kippte strauchend immer weiter nach hinten.

  • Flava schlenderte in Gedanken versunken die Mauer entlang, genoss die Sonne auf dem Gesicht und den Wind, der ihr durch die Haare fuhr und ein Teil ihrer Frisur löste. Es war einfach herrlich und Flava fühlte sich hier oben mehr als wohl, da ertönte knapp neben ihr plötzlich ein fürchterlich lauter und wohl erschrockener Schrei, der Flava zusammen fahren ließ. Erschrocken keuchte sie und presste sich eine Hand auf das wie wild schlagende Herz.


    Ohne es selbst wirklich bewusste zu realisieren erkannte sie da plötzlich, dass der Mann herunter zu fallen drohte und ohne weiter darüber nachzudanken packte sie ihn vorne an der Tunika und riss ihn mit aller Kraft zu sich, so dass er mehr Übergewicht in Richtung des nicht ganz so entfernten Bodens bekam.


    Erst als das getan sackte sie selbst zusammen und landete recht unelegant auf ihrem Hintern, während ihr Kopf den Schock erst mal zu verkraften versuchte und ihr Herz schlug als hätte sie grade die Strecke zwischen Rom und Mogontiacum zu Fuß innerhalb weniger Sekunden zurückgelegt. Sie fuhr sich mit leicht zitternder Hand über die Stirn und sah den Mann der sich und sie so erschreckt hatte beinahe ängstlich an, brachte jedoch noch keinen Ton heraus. Das war eben einfach zu heftig gewesen!

  • Als Loki wieder festen Boden unter den Füßen hatte atmete er erst einmal kräftig aus.


    "Meine Fresse, bei Wodans Eiern, was zum... oh...", stoppte Loki seine germanischen Flüche als er erkannte dass die Frau zitterte. Er raffte sich zusammen und sah sie stirnrunzelnd an, "Entschuldige, habe ICH DICH erschreckt, oder DU MICH?"


    Auf die Idee dass es ihr nicht gut ging kam er erst garnicht, noch war zuviel Adrenalin in seiner Blutbahn unterwegs, um nach diesem Beinahe-Tod wieder klare Gedanken fassen zu können. So stand Loki auf einer Zinne der Stadtmauer, hinter sich die weite Ebene Moguntiacums und der blaue Frühlingshimmel, und unter ihm eine Römerin die ihn verdattert anschaute. Ein perfekter Tag.

  • Der Mann fluchte Unverständliches, ehe er sich wohl besann, dass Flava auch hier war. Und das scheinbar nur um ihr Vorwürfe zumachen. Was fiel diesem unverschämten Buschen ein ihr hier Schuld zu geben?! Wut machte sich in Flava breit und sie stand auf, klopfte sich die Kleidung ab und funkelte die ganze Zeit den Mann zornig an. Ihre Finger zitterten noch immer ein bisschen und Flava ballte die Fäuste um das zu verbergen.


    „Entschuldige!“, äffte sie ihn nach. „Bin ich so unvorsichtig gewesen auf den Zinnen zu sitzen oder du? Wäre dir ganz recht geschehen, wenn ich dich fallen gelassen hätte!“


    Sie hätte ihm gern noch mehr entgegengeworfen doch sie biss die Zähne zusammen und reckte den Unterkiefer nach vorne. Das verlieh ihrem zornigen Aussehen noch etwas trotziges und sie funkelte den Mann weiterhin wütend an.

  • "HAH!", stieß Loki kampfeslustig hervor, "UNVORSICHTIG? Ich bitte dich, wie soll ich auch riechen können dass sich jemand an mich ANSCHLEICHT um mir den SCHRECK meines Lebens zu verpassen! Jetzt weiß ich auch wie ihr Römer eure Städte verteidigt wenn eure Frauen mit derartiger Leichtigkeit Leute von den Stadtmauern jagen!"


    Es war weniger Bosheit als reiner Instinkt, den sich Loki in den Jahren mit seiner Schwester angeeignet hatte, einen Streit immer dann zu provozieren wenn sich die Gelegenheit dazu bot. In solchen Momenten schaltete er einfach auf Autopilot, und so stemmte er die Hände in die Hüfte und schmunzelte sie schräg an.

  • Doch auch Flava war alles andere als unerprobt was das Streiten anging. Sie hatte zwar keine Geschwister gehabt, die mit ihr bei ihrer Tante lebten, aber Meinungsverschiedenheiten gab es nur zu häufig. Und auch ihre Antwort bahnte sich einen Weg, ehe sie bewusst darüber nachgedacht hatte.


    „Es muss um euch ja schlecht bestellt sein, wenn dein Volk sich schon von der schlichten Anwesenheit einer Frau erschrecken lässt! Sei froh dass ich es nicht darauf angelegt habe, ansonsten wärst du am Ende noch vor Schreck gestorben!“


    Ihre Hände gestikulierten nun wild und waren nicht mehr zu Fäusten geballt. Jetzt zeigte Flava resolut mit dem rechten Zeigefinger auf den Boden direkt vor sich.


    „Und komm endlich von der Zinne runter, ich getrau mich ja gar nicht richtig mit dir zu streiten, aus Angst du könntest dich vor einer vorbeiflatternden Vogelfeder erschrecken!“

  • Mit einem Satz war Loki vor dieser Furie, baute sich vor ihr auf und blickte wortwörtlich auf sie hinab. Er war um gut zwei Kopf größer als die Römerin, wie man nun sehen konnte nachdem der abstrakte Unterschied der Zinne nichtmehr zwischen ihnen war.


    "Wie witzig.", meinte Loki mit einem süffisanten Schmunzeln, "muss mir das gerade eine Frau vom Volk jener sagen, die ihre Frauen am liebsten überhaupt nicht aus dem Haus ließen? Geh lieber nach hause, mit deinen Püppchen spielen, bevor du dich mit echten Frauen vergleichst, Mädchen."

  • Der Mann war doch tatsächlich so groß wie er schon auf den Zinnen gewirkt hatte und Flava musste den Kopf in den Nacken legen um ihm weiter wütend anfunkeln zu können. Der nahm sich vielleicht was heraus!, ärgerte sie sich, doch ihre Augen funkelten triumphierend. Jetzt hatte er sich selbst widerprochen, und das brachte Flava große Genugtuung.


    „Und doch hast du dich vor mir erschreckt! Was sagt das nun bitteschön über dich aus?“


    Sie lächelte ihn überlegen an.

  • Er konnte quasi riechen wie sie sich immer sicherer fühlte, und es machte ihm zunehmend Spaß. Als sie dann aber auch noch falsche Überlegenheit zur Schau stellte, und ihn mit so einer billigen Falle kriegen wollte, war er fast enttäuscht. So einfach wollte sie es sich machen?


    "Dass meine Träume etwas sind dem es sich eher lohnt hinterher zu schauen als einem aufgetakelten römischen Schönchen."

  • Na da blieb ihr ja glatt die Luft weg! Flava schaute den Mann kurz fassungslos an, eine Frechheit war das! Dann legte sie den Kopf leicht schief, weil ihr der Nacken wehtat vom ständigen hochguckten und seufzte:


    „Ein Träumer, also, und ein großer noch dazu! Dann bist du so und so keinen logischen Argumenten zugänglich.“


    Sie zuckte mit den Schultern und wandte den Blick ab und trat ein bisschen zurück, um Abstand zwischen sich und den Mann zu bringen. Das entspannte ihren Nacken und hoffentlich auch etwas die Situation. Sie überlegte ob sie noch etwas sagen sollte oder einfach gehen und zögerte deshalb.

  • "Logik ist eine Erfindung der Griechen. Es reicht vollkommen dass sie meine Bücher beherrscht, dann muss sie nicht auch noch Einzug in meine Träume halten.", grollte Loki mit finsterer Miene. Wer war diese Frau dass sie sich so einen Ton mit ihm erlaubte.

  • „Und wie so vieles von den Griechen ist die Logik eine gute Erfindung. Aber du magst recht haben in Träumen hat sie nichts zu suchen. Genauso wenig wie der Träumer auf den Zinnen.“


    Flava lächelte Loki fröhlich an und strich sich die Haare, welche der Wind ihr ins Gesicht blies hinter das Ohr.


    „Da du jedoch keinen ernsthaften Schaden durch meine Schuld genommen zu haben scheinst, kann ich ja beruhigt meinen Spaziergang fortsetzen!“


    Sie neigte sachte den Kopf, um sich von dem seltsamen Mann zu verabschieden, schlag sich den Mantel etwas fester um den Körper und schlenderte weiter in die Richtung, in die sie vor dem Zwischenfall hatte gehen wollen. Sie konnte jedoch nicht anders, als sich nach dem wunderlichen Mann umzudrehen.

  • Loki verschränkte die Arme und blickte die junge Frau noch finsterer an. Er HASSTE diese Haar-hinters-Ohr-streichen-Masche. Weil sie so stumpf wie altbacken war, und doch JEDES VERDAMMTE MAL funktionierte. Nun wollte sie ihm tatsächlich klarmachen dass er nicht auf diese Zinnen gehörte. ER!


    "Achja. Und du bist sicherlich nur hier oben um deinen großartig bestickten (und sicherlich aus der Manufaktur meines Konsortiums stammenden) Mantel vor Publikum schau zu tragen.", gekünstelt blickte er sich nach rechts um, wo niemand stand, und nach links, wo eine Krähe die beiden misstrauisch beäugte.

  • Sie drehte sich nach dem Mann um, als dieser nun meinte sie sei nur wegen der zur Schaustellung ihres Mantels hier oben. Sie lief noch ein paar Schritte rückwärts, ehe sie wieder stehen blieb. Sie konnte einfach nicht widerstehen, sie war schrecklich!, dachte sie sich und musste lachen.


    „Natürlich, weil mich hier oben ja so viele Menschen sehen können!“

  • "Oh, jetzt wo du es erwähnst.", Loki sah sich gespielt erschrocken um, "Verdammt, hier ist WIRKLICH niemand!"
    Er schnippte mit dem Finger und verzog eine Miene: "Und dabei dachte ich die Träumernummer hier oben wäre die perfekte Masche um schöne und anmutige Frauen aufzureißen. Und jetzt DAS. Verdammt... hier ist echt niemand...", Verzweiflung tat sich in seinem Blick auf, "Zeitverschwendung!"


    Er blickte sich einen Moment lang hilflos um, und dank jahrelanger Schauspielerei und großem Echtlebenstheater schaffte er es nicht in brüllendem Gelächter auszubrechen, oder auch nur ansatzweise zu grinsen. Dann warf er einen Blick auf die unbekannte Frau: "Hey, aber weißt du was? Wir tun jetzt einfach mal so, als wärst du schön und anmutig, und dann ist der Tag gerettet! Keine Sorge, als professioneller Träumer bin ich nicht nur gut darin von Zinnen zu fallen, sondern auch darin mir kleine rotzfreche Gören schönzudenken! Hah! Was sagst du nun?", mit einem gewinnenden Haifischgrinsen sah er sie an.

  • Auch Flava musste an sich halten um nicht zu lachen. Das war so übertrieben, dass es urkomisch war. Auch wie die letzten Worte über ihre angeblich nicht vorhandene Schönheit etwas verletzend waren, sie hatte genug Selbstbewusstsein, um einfach darüber hinweg zu gehen.


    „Ich sage nun, dass normale Männer dafür zwei, drei Krüge Wein benötigen und du eine sehr geldsparende Begabung hast.“


    Sie grinste ihn an.

  • "Bei 2 bis 3 Krügen Wein läuft Mann Gefahr, dich in eine Kaulquappe zurück zu verwandeln, Wicht.", legte Loki nun noch einmal nach. Dann lockerte er seine Haltung und sah sie gespielt kritisch an.


    "Ich bin Lando."

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