• Während die beiden die Pferde fertig machten bezahlte Primus die Übernachtung und kaufte noch ein paar Lebensmittel beim Wirt. Als er vor die Taverne trat warteten die beiden bereits auf ihn. Vom Mare Internum blies eine leichte Briese und sie machten sich auf den letzten Teil ihrer Reise. ES war ein angenehmer Ritt,...die Temperaturen mild und sie kamen gut voran. Die Via Domitia war in einem guten Zustand, aber leider stark befahren,...immer wieder verzögerten kleinere Staus von Ochsenkarren ihre Reise bis sie am frühen Abend, zur hora decima beschlossen eine Rast einzulegen. Lucius entfachte ein kleines Feuer um einen Puls zu bereiten während Primus und Lucius die Pferde absattelten und anpflockten.
    Bald duftete der Puls, garniert mit allerlei Kräutern und Streifen Trockenfleisch und sie aßen mit einem Kanten Brot ihre erste Mahlzeit des Tages.
    In Sichtweite sahen sie die Siluohette einer Ansiedlung und Ocellus fragte,
    Wie heißt die Siedlung dort hinten, Primus?
    Die rollte seine Karte auseinander und fuhr mit dem Finger die Strecke von Arausio bis Narbo Martius und grübelte ein wenig nach,...wie lange waren sie jetzt geritten?...Er rollte die Karte zusammen,...
    Ich denke es ist Baeterrae,...eine Kolonie der VII.
    Ocellus nickte beiläufig und aß weiter.
    Die VII?...hmm,...sagt mir gar nichts.
    Primus spülte seinen Bissen mit etwas frischem Wasser herunter und meinte dann,
    Die Legio VII ist um das Jahr 59 v. Chr. oder schon früher ausgehoben und durch Octavian im Jahr 44 v. Chr. neu formiert wurde. Ihre Embleme sind Stier und Löwe. Der erste Stützpunkt der Legio VII lag in Pannonien, im Jahr 9 n. Chr. wurde sie ins dalmatische Tilurium verlegt.


    Während der Revolte des dalmatischen Statthalters Lucius Arruntius Camillus Scribonianus hielt die Legion zu Kaiser Claudius und erhielt daraufhin den Beinamen Claudia. Für ihre Treue verdiente sich die Legion die Ehrenbezeichnung pia fidelis („pflichtbewusst und treu“). Im Jahr 56/57 wurde ihr Stützpunkt nach Moesia verlegt. Im Bürgerkrieg 68/69 hielt die Legio VII zu Vespasian und wurde in ihr endgültiges Lager Viminacium verlegt.


    Von 98 bis 101 wurde die Legion zu Vorbereitungen für den Dakerkrieg Trajans herangezogen, so baute sie z. B. die Kunststraße durch die Felsenufer des Djerdap und legte einen Schifffahrtskanal an den Katarakten des Eisernen Tores an. Im Krieg gegen die Daker kämpft die Legion unter ihrem Kommandanten Lucius Minicius Natalis.
    Er sah in den Himmel und meinte,
    Demnach sind es noch 20 Meilen bis zum Tagesziel,...laßt uns packen,...damit wir möglichst viel vom Tageslicht haben.
    Nach 10 Minuten war alles gepackt, die Pferde gesattelt und außer einem kleinen schwarzen Fleck wies nichts darauf hin, daß hier jemand campiert hatte. Nach fast 2 einhalb Stunden Kurz nach Sionnenuntergang ritten sie in die Provinzhauptstadt ein,...ein reges Treiben, großartige Bauten empfingen sie und es bedurfte einiger Mühe ein halbwegs passables Quartier zu finden.
    Primus liebte diese Stadt,..war in vergangenen Zeiten des öfteren hier gewesen,...Colonia Narbo Martius war die erste Kolonie außerhalb Italiens und wer anderes als die berühmte X. Legion wäre als Kolonisten in Frage gekommen. Sie versorgten die Pferde in einem Mietstall und bereiteten sich für den letzten Abschnitt ihrer Reise vor,...sie aßen eine Kleinigkeit und gingen früh zu Bett,...jedoch war an Schlaf kaum zu denken, das pulsierende Nachtleben ließ es mit seinem Lärm kaum zu.

  • Sie verbrachte die Nacht in der Garnison von Narbo,...ein relativ unruhige Nacht, denn trotz ihrer Erschöpfung fanden sie kaum Schlaf. Sie beschlossen am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang loszureiten, was auch problemlos belang, da sie ohnehin alle früh wach waren.


    Sie packten ihre Habseligkeiten zusammen und legten ihre Rüstungen an,...dabei begegneten sich ihre Blicke.


    Ich habe überlegt ob es sinnvoller wäre wenn wir uns trennen würden,...glaube jedoch nicht, daß wir dadurch unsere Aussichten verbessern würden...wir wissen nicht wieviele noch in den weiteren Städten auf uns warten.


    Ocellus prüfte gerade seinen Bogen indem er die Sehne mehrmals nach hinten zog,...er meinte lakonisch,
    Vielleicht ist es das Beste, wenn wir sie umlegen, solange wir noch einen Vorteil haben,...wenn es tatsächlich immer mehr werden, haben wir bald ein ernstes Problem.


    Lucius stieß seine Spatha zurück in die Scheide und sagte,


    Ocellus hat Recht, Primus,...laß uns die Kerle dezimieren,...vielleicht lassen sie uns dann in Ruhe...


    Primus sah die beiden nachdenklich an und nickte,...


    Wahrscheinlich habt ihr Recht,...wir werden sie aufhalten,...heute,...solange es nur vier sind,...ich brauche jedoch einen von ihnen lebend,...da ist irgendwas faul,...ich will wissen was hier läuft.


    Ocellus und Lucius nickten ernst und während sie ihr Quartier verließen und zu den Stallungen gingen meinte Lucius mit seinem Bogen spielend,


    Das wäre doch mal eine Gelegenheit unseren phartischen Schuß auszuprobieren...


    Ocellus grinste ihn zustimmend an und Primus meinte,


    Wir sehen erstmal, daß wir Land gewinnen,...sollte es alles nur ein schlechter Witz sein, war die Aufregung umsonst,...wenn wir tatsächlich kämpfen müssen,...lassen wir sie auf 100 passus herankommen,...auf diese Entfernung treffen wir garantiert und haben die Möglichkeit den vierten Mann zu überwältigen.


    Die beiden nickten zustimmend und Primus schloß,


    Wenn der Schuß gelingt,...wovon ich mal ausgehe, wendet ihr die Pferde und jagd hinter dem letzten Mann her, ich werde sein Pferd ausschalten und den Rest erledigen.


    Es war alles gesagt. Sie bestiegen ihre Pferde und verließen mit ihren Packpferden die Garnison in Richtung Lugdunum,...weiter auf der Via Agrippa Richtung Osten.


    Wie erwartet wurden sie beobachtet und bald schon stellte sich heraus, daß sich ein weiterer Mann zu den Verfolgern gesellt hatte. Sie ritten einen scharfen Ritt durch die Narbonensis hielten nur um die Pferde zu wechseln und erreichten gegen Mittag die Lugdunensis.


    Gegen Nachmittag war die Via wie leergefegt und die Anzahl der Verfolger auf 6 gestiegen.


    Ocellus bemerkte das,


    Primus,...es werden gerade 6,...ich schlage vor jetzt etwas zu tun,...sie befinden sich jetzt nicht in voller Aufmerksamkeit,...scheinen zu reden.


    Primus zog seinen Bogen aus der Halterung am Sattel und legte grimmig nickend einen Pfeil auf die Sehne. Die beiden anderen taten es ihm nach. Dann hielt Primus sein Pferd an, wendete es als sie eine Kuppe überquerten und warteten in der Senke auf ihre Verfolger.


    Dann kamen sie,...fast die ganze Strasse ausfüllend nebeneinander reitend.


    Lucius rechts! Ocellus links!


    Kaum ausgesprochen flogen die Pfeile von den Sehnen und trafen Sekundenbruchteile später ihre Ziele. Es entstand ein heilloses Durcheinander als die getroffenen Reiter von ihren Pferden fielen.


    Zeit genug, einen zweiten Pfeil aufzulegen und erneut auf die Verfolger zu schießen.


    Während Lucius und Ocellus mortale Treffer anstrebten und erzielten, war es Primus Absicht seinen Mann zu verwunden.


    Der ganze Kampf hatte keine 5 Sekunden gedauert und 5 Mann das Leben gekostet,...und während sich der überlebende 6. Mann bemühte wieder auf das Pferd zu steigen, von dem ihn Primus Pfeil geworfen hatte waren die drei schon heran und Ocellus zog den schwarzgewandeten Mann unsanft aus dem Sattel. Lucius untersuchte die Gefallenen und schnitt zweien noch die Kehle durch.


    Der Überlebende lag auf dem Bauch und als Ocellus ihn mit dem Fuß umdrehte erstarrten alle drei.


    Der Mann, dessen Leben nur noch an einem seidenen Faden hing, war ihnen kein Unbekannter...

  • Primus kniete neben dem Schwerverletzten nieder und sagte zu den beiden Kameraden,


    Schafft die Toten von der Strasse und bringt die Pferde weg.


    Lucius und Ocellus nickten betroffen und begannen die Toten auf die Pferde zu wuchten und in den nahen Waldrand zu bringen. Primus nahm den Verletzten auf und trug ihn in den Schatten eines Baumes. Sachte ließ er ihn ab und nachdem dieser sich stöhnend in eine für ihn angenehme Lage manöveriert hatte sagte Primus,


    Warum Agrippa? ...du warst mein Mentor,...mein Freund.


    Agrippa sah ihn an, es war viel Zuneigung in seinem Blick als er nun sprach,


    Ich bin froh, daß du mich getötet hast,...und nicht länger mir diese Sache auferlegt ist...


    Ein starker Hustenanfall unterbrach ihn und er sah daraufhin auf den Pfeilschaft, der aus der Gegend seines Herzens ragte.


    Ein sauberer Schuß Primus,...ich hatte es nicht anders erwartet.


    Primus sah seinen ehemaligen Vorgesetzten an und entgegnete,


    Warum Agrippa,...warum verfolgt ihr uns? Wer steckt dahinter?


    Agrippa hustete erneut und spuckte Blut ins Gras,...er hatte nicht mehr viel Zeit.


    Ihr habt den Kommandanten der Lugdunensis ausgeschaltet,und dessen Stellvertreter.
    Ich wurde hinter euch herbeordert um euch aufzuhalten.


    Primus schüttelte den Kopf und entgegnete,


    Sie haben uns angegriffen,...warum?
    Agrippa sah ihn zweifelnd an und brachte sich stöhnend in eine andere Position.


    Es wurde vermutet, daß Philo euch etwas gesteckt hatte,...man vermutete, daß er erfahren hat was unsere Organisation,...oder besser Thorwald plant und wollte euch aufhalten.


    Primus schüttelte nur den Kopf und entgegnete,


    Agrippa, wir sind Boten,...unterwegs im Auftrage Vinicius´...wir wissen nichts von einer Organisation,...wir wurden angegriffen und haben uns verteidigt.


    Agrippa ließ ein leises Lachen hören.
    Keine Frumentarii?...Boten?...
    Er ließ den Kopf ein wenig sinken und lächelte tiefsinnig auf den Pfeilschaft starrend.


    Keine Frumentarii,...was plant denn eure Organisation, Agrippa,...und vor allem was ist das für eine Organisation? Hat es was mit dem Tode des Imperators zu tun?


    Agrippa schüttelte nur den Kopf und sah Lucius und Ocellus an, die inzwischen mit den verstecken der toten Leibwächter fertig waren. Die beiden sahen ihn zweifelnd an und er sagte mit immer leiser werdender Stimme zu Primus,


    Es handelt sich um eine Vereinigung mächtiger Handelsherren überall im Imperium,...es geht um Märkte,...und viel Geld Primus,...im Prinzip ist das in Ordnung,...nur scheinen die Kommandeure der Schutztruppen ihr eigenes Spiel zu spielen,...wie Thorwald,...es geht um viel Geld Primus,...und ...paßt auf,...sie werden...


    Seine Stimme erstarb, er griff nach Primus´Hand, drückte sie fest und dann sank sein Kopf langsam zur Seite. Primus fühlte seinen Puls am Hals und schloß ihm schließlich die Augen.


    Na toll,...was werden sie? fragte Lucius.


    Primus erhob sich schwer und sah auf den Toten hinab. Dann brach er den Pfeilschaft ab und begann er ihm die schwarze Rüstung auszuziehen, so daß er fast schon wie ein Zivilist aussah.


    Wir nehmen ihn mit nach Lugdunum,...dort lassen wir ihn bestatten wie er es verdient hat.


    Die beiden nickte ernst zustimmend,...denn was auch immer aus ihm geworden war,...so war er doch untrennbar mit ihnen verbunden und es war ihr Pflicht ihm eine ordentliche Bestattung zukommen zu lassen.


    ...ich hoffe es ist nicht pietätlos,...aber wir haben jetzt 6 Pferde ohne sichtbare Brandzeichen mehr,...ein paar erstklassige Spathas, Dolche und einen Haufen Münzen,...teilweise Gold.


    Ließ Ocellus verlauten. Primus nickte beiläufig und entgegnete,


    Gut,...wir nehmen mit was nützlich ist,..ihr beide legt euch die Kluft von den Leibwächtern an,...zur Not können wir sagen, ich wäre euer Gefangener,...legt jetzt Agrippa auf sein Pferd...in zehn Minuten geht’s weiter.


    Die Leibwächter waren in der Tat erstklassig ausgerüstet,...zudem hatten sie an den Sätteln merkwürdige Riemen,...offensichtlich um den Füßen mehr Halt zu geben.


    Sie wickelten Agrippa in seinen Umhang und legten ihn auf sein Pferd, wo sie ihn festbanden.


    Lucius und Ocellus legten die Rüstungen der Leibwächter an und verstauten die ihren auf ihren Packpferden. So begab sich der merkwürdige Zug nach Lugdunum, wo sie spät in der Nacht eintrafen. Sie erkundigten sich beim Torwächter nach einem Bestatter und übergaben diesem Agrippas sterbliche Hülle. Sie bezahlten den Mann mit dem ganzen Geld der Leibwächter, woraufhin dieser die nächtliche Störung nicht mehr so dramatisch empfand wie am Anfang und nahmen noch einmal kurz Abschied von ihrem alten Kameraden.


    Schweigsam suchten sie sich ein Quartier und ritten am nächsten Tag weiter Richtung Divodorum mit dem Ziel Col. Aug. Treverorum nach Belgica ein,...der Ritt verlief ereignislos und sie alle hingen ihren Gedanken nach. Nach mehreren Pausen und Pferdewechseln trafen sie müde und erschöpft in der alten Residenz ein...nun war es nicht mehr weit nach Confluentes und...Mogontiacum...ihrem Ziel.

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