[Habitatio] Centurio Marcus Iulius Licinus

  • Eine Geschichte aus dem Munde Licis? Diese liess sich Marei keineswegs entgehen und hörte aufmerksam zu, zudem seine Handbewegungen beobachtend. "Kennt Esquilina die Aenaeis auch? Sie kennt viele Geschichten über die Götter. Warum erzählst du die Geschichte nicht auch den tratschenden Soldaten? Damit die merken, was sie anstellen mit dem fabulieren? Das ist doch dumm, wenn von dem was man hört, nur wenig wahres dran ist. Stell dir vor, du erfährst etwas wichtiges und kriegst hinterher heraus, dass das gar nicht gestimmt hat. Stell dir vor, die Soldaten kriegen einen Befehl der gar nicht von dir heraus gegeben worden ist. Ich bin gespannt, was Papa Baldemar macht, wenn er erfährt, wer derjenige war, der Zucker und Salz verwechselt hat und dass der Neffe der Köchin eigentlich hätte den Stubenarrest bekommen sollen." Verwechselte sie soeben das Geschichten spinnen mit dem Lügen erfinden?


    "Ich hoffe, meinem Brief passiert nichts.. und auch dem Boden.. äh Boten nicht." wünschte sie sich und legte den Griffel neben die Tafel. Dass Licinus ihre Worte mitlesen konnte störte sie nicht. "Ja, Cimon erklärt gut. Der Lehrer meiner Schule in Rom wird staunen. Sind keine Fehler drin? Stimmt die Anschrift?" Marei spürte seine Hände auf ihren Schultern und lauschte in sich hinein.. es war in Ordnung, sie hatte keine Angst. "Ja, ich vermisse sie schrecklich. Es ist nicht schön, wenn der Tag fast rum ist und die Bank leer ist. Wann darf sie zurück kommen?" flüsterte sie leise und ergriff den Griffel noch einmal, um ihre Absendeadresse unter ihren Namen zu schreiben.



    Marei
    Servus Tiberia Septima
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua - Italia

  • „Ein centurio erzählt tratschenden Soldaten keine Geschichte, Marei“, antwortete Licinus unter schallendem Lachen. „Er befiehlt ihnen, dass sie sich gefälligst zusammenreißen und die Klappe halten sollen. Allerdings tratschen sie dann immer noch, wenn sie meinen, dass der centurio es nicht mitbekommt. Aber Esquilina kennt sie bestimmt, die Geschichte meine ich. Die Aenaeis ist schließlich die Vorgeschichte der Gründung Roms.“
    Und es wäre für Licinus mehr als eine Überraschung, wenn der Cremoner aedituus ihr ausgerechnet diese Geschichte noch nicht beigebracht hatte.
    „Das kann alles passieren Marei. Gerade bei der legio. Ein Beispiel:
    Nehmen wir mal an, dass du mal wieder auf der Mauer stehst“
    , Licinus zwinkerte ihr hierbei verschwörerisch zu.
    „Und du siehst Esquilina, auf der anderen Seite auf der Straße zwischen cremona und mantua. Und dass willst du mir erzählen. Was sagst du mir?“


    Dann wurde er ernst, denn das was nun kam war ihm persönlich sehr wichtig.
    „Zucker und Salz, das ist eine andere Sache. Wenn man einen Fehler macht und ein anderer bekommt die Strafe, dann ist das kein unabsichtliches Übertreiben oder einfach nur unachtsam. Das ist einfach nur feige und absolut nicht in Ordnung.
    Ein Soldat, der so was macht würde ziemlich verprügelt werden. Da ist das Militär sehr streng mit.“


    „Nein, dass hast du alles sehr gut gemacht“, lobte er und wappnete sich dann.
    „Erst, wenn ich sicher bin, dass es wieder ganz sicher ist, Marei, erst dann. Tut mir Leid.“
    Besonders letzteres meinte er sehr ernst, denn er sah wie das Mädchen vor ihm unter der Trennung von ihrer Freundin litt und nahm an, dass es Esquilina nicht anders ging. Dennoch blieb er hart, denn er wollte sein Goldstück in Sicherheit wissen. Er drückte sie sanft an sich und meinte:
    „Vielleicht, mit etwas Glück, ist es schon bald soweit.“

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