Auf den Strassen Augustodunums


  • Augustodunum....


    ein Provinzstädchen im Herzen Gallias, an der Via Agrippa gelegen. Fünfundneunzig Jahre zuvor vom göttlichen Augustus gegründet, war das beschauliche Städtchen zur neuen Heimat der umgesiedelten Haeduer geworden, die einst das stolze Oppidum Bibracte besiedelt hatten. Schon lange waren die gloreichen Tage vergangen, da man in Bibracte Vercingetorix, die letzte Hoffung der Gallier, zum Anführer über alle gallischen Stämme gewählt hatte. Aus den einst so stolzen Kriegern der Haeduer, waren friedliche gallo-romanische Städter geworden, Untertanen Roms, die brav ihre Steuern zahlten. Der letzte Widerstand gegen Rom war bereits vor Jahrzehnten gebrochen worden.

  • Irgendetwas Schlimmes musste passiert sein! Es kam zwar immer wieder einmal vor, dass sie länger als zwei Tage weggeblieben war, doch nun war schon eine Woche vergangenen, ohne dass sie ein Lebenszeichen hinterlassen hatte. Ich hatte so komische Gerüchte gehört, man hätte eine Diebin erwischt und sie eingesperrt. Aber niemand konnte mir sagen, ob sie es war, die man erwischt hatte.
    Die letzten Tage hatte ich mich in meinem Versteck verborgen gehalten. Nur nachts kam ich heraus, um mir etwas Essbares zu besorgen. Iustus, ein süditalischer Lebensmittelhändler, der vor einigen Jahren in die Stadt gezogen war und nun mit Spezialitäten aus seiner Heimat handelte, hatte ein Herz für die Straßenkinder gehabt. Das was er über Tage nicht verkaufen konnte und am nächsten Tag nicht mehr verkäuflich war, stellte er ihnen vor seinen Laden. Gelegentlich konnte man dort noch etwas abgreifen. Manchmal war sogar noch Brot übrig.
    Ich hatte Glück! Iustus hatte einen guten Tag gehabt. Neben etwas leicht vertrocknetem Brot fand ich sogar noch ein Stücken Käse. Ich steckte alles ein, was noch irgendwie brauchbar war.
    Später am Abend, als ich wieder ins Versteck zurück gekehrt war, war sie immer noch nicht da.
    So verging Woche um Woche und ich hatte die Hoffnung längst aufgegeben, meine Schwester jemals wieder zu sehen. Sie musste es gewesen sein, die man erwischt hatte. Aber was hatten sie mit ihr gemacht? Ich hatte mich umgehört. Niemand konnte mir wirklich sagen, was passiert war. Einige sagten, sie sei tot, andere meinten, man hätte sie aus der Stadt gebracht wiederandere behaupteten, sie sei getürmt und hätte irgendwo anders ein neues Leben begonnen. Das letztere konnte ich kaum glauben! Niemals wäre sie ohne mich gegangen. Seitdem unsere Mutter tot war, waren wir wie Pech und Schwefel gewesen. Nichts hätte uns auseinander bringen können.
    Doch nun war sie weg und ich musste mich alleine durchschlagen, so gut es eben ging. Ich war vorsichtiger geworden und vermied es, dass mich jemand sah, der mich mit meiner Schwester in Verbindung bringen konnte. Tagsüber hielt ich mich deshalb versteckt. Erst nach Einbruch der Dunkelheit kam ich heraus.

  • Dem Herbst folgte ein langer kalter Winter. Unter der Last des Schnees, war das Dach des alten Schuppens eingebrochen. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich nach draußen retten. Jetzt war ich auch noch ohne Obdach... und das mitten im Winter! Eine neue Bleibe zu finden, war mühselig. So musste ich mich wohl oder übel tagsüber doch auf der Straße herumtreiben.
    Ich lebte mehr schlecht als recht. An manchen Tagen musste ich einfach meinen Hunger hinunter schlucken. Das Betteln war in diesen Tagen nicht sehr einträglich gewesen. Jeder dachte nur an sich selbst, wie er am besten über den Winter kam.
    Die Nächte verbrachte ich manchmal in verlassenen Innenhöfen oder vor Hauseingängen, immer darauf bedacht, nicht erwischt zu werden. Im Abfall hatte ich eine alte verschlissene Decke gefunden. Sie rettete mir in den kalten Nächten das Leben.
    Ob ich es auch einmal mit stehlen versuchen sollte? Meine Fingerfertigkeit war immer noch die gleiche gewesen, wie früher. Doch wenn ich hätte flüchten müssen, hätte mir dies mein Bein unmöglich gemacht. Seit gut zwei Jahren konnte ich nun nicht mehr richtig laufen. Damals hatte man uns beim Stehlen überrascht. Ich war dabei in die Fänge eines massigen, brutalen Kerls geraten, der ohne Unterlass mit einem Knüppel auf mich einzuschlagen begonnen hatte, bis ich mich nicht mehr gerührt hatte. Dabei hatte er es besonders auf mein Bein abgesehen. Halbtot hatte er mich zurückgelassen. Meine Schwester und einige unserer Freunde hatten mir geholfen. Da ich sehr zäh war, hatte ich überlebt. Mein Bein war gebrochen. Wir konnten uns keinen Medicus leisten. Notdürftig hatte man mein Bein geschient. Aber das half nicht viel. Mein Bein war nicht mehr richtig zusammen gewachsen. Seitdem zog ich mein Bein nach. Rennen war unmöglich für mich geworden.


    Irgendwie hatte ich es geschafft, den Winter zu überleben. Eine neue Unterkunft hatte ich auch gefunden. Mit dem Frühling, der kam, schien sich alles für mich zum besseren zu entwickeln. Aber eins war sicher, es musste etwas geschehen! Auf die Dauer konnte ich so nicht weiter leben!

  • Wie fast jeden Morgen, schlenderte ich durch die Strassen und sah mich dabei um, ob es nicht irgendwo etwas zu holen gab. Ich war mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich wieder stehlen sollte. Gab´s denn keine andere Möglichkeit, an etwas zu kommen? Betteln war auf die Dauer auch nicht sehr einträglich. Ich hätte sogar gearbeitet, wenn mir jemand Arbeit gegeben hätte. Aber mit einem wie mir, wollte niemand was zu tun haben.
    Auf einmal stand ich vor Iustus´ Laden. Er war gerade dabei, einen Teil seiner Waren vor seinem Geschäft aufzubauen. Iustus gehörte zu den wenigen Leuten, die jemanden wie mich nich gleich wegjagten. Eigentlich hatte er immer ein gutes Wort für mich und meine Schwester übrig gehabt. Deswegen hatten wir ihn auch niemals bestohlen.
    "Salve, Iustus," grüßte ich ihn freundlich und wollte schon weitergehen.
    "Salve Junge, na ist deine Schwester wieder aufgetaucht? Ich hab sie schon lange nicht mehr gesehen!" Iustus lächelte mir freundlich zu. Ich blieb stehen und seufzte. "Nee, Caelyn is weg. Wie vom Erdbod´n verschluckt." Iustus hob etwas seine Augenbrauen an und kratze sich nachdenklich sein Kinn. "Eigenartig! Sie kann doch nicht einfach..." Er verstummte, als er mich ansah. Ich musste ganz schön jämmerlich gewirkt haben. Meine Klamotten waren praktisch nur noch Fetzen und der Körper der darin steckte, war ausgemergelt. Jetzt ließ ich auch noch mutlos den Kopf hängen.
    "Hör mal, hast du Hunger? Komm rein, ich hab was für dich!" Aufmunternd zwinkerte mir Iustus zu und machte eine einladende Geste. Skeptisch sah ich auf. Er hatte das tatsächlich ernst gemeint! "Danke," sagte ich und betrat den Laden.
    Iustus griff sofort nach einem Brot und brach es in zwei Stücke, dann fischte er einige eingelgte Oliven aus einem Tonkrug und schnitt zwei große Stücke Wurst und Käse ab. Alles legte er auf einen großen Teller und stellte ihn auf einen Tisch im hinteren Teil seines Ladens. Er wies auf einen Stuhl. "Komm, setz dich doch und lass es dir schmecken!" Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Iustus setze sich zu mir und nahm sich auch etwas. "Ich hab heute noch gar kein Frühstück gehabt! Das Geschäft, weißt du! Ich hab ganz schön viel Arbeit und mein Gehilfe hat sich letztens aus dem Staub gemacht." Kauend hörte ich Iustus zu. Mir war, als wollte er mir damit was sagen und ich schaltete sofort! "Wenn du willst, kann ich dir ja helf´n! Hab eh nix zu tun!" Iusuts begann übers ganze Geischt zu grinsen. "Das würdest wirklich tun wollen? Gut! wann kannst du anfangen?" Beinahe hätte ich mich verschluckt, als ich das hörte. "Von mir aus sofort!" Er betrachtete mich erst eine Weile, bevor er antwortete. "Gut! Aber zuerst sollten wir dich mal grundreinigen, dann in frische Kleider stecken und ein Haarschnitt wäre auch nicht verkehrt," sagte er dann grinsend. Ich wusste nicht, wie mir an diesem Morgen geschah! Es musste doch so was geben, wie Glück!

  • Nach vielen Jahren, hatte ich zum ersten Mal wieder das Gefühl, mein Leben könnte doch noch einen Sinn haben. Ich war so froh, von Iustus eine Chance bekommen zu haben. Die wollte ich natürlich nicht kopflos aufs Spiel setzen, indem ich ihn im Stich ließ oder sogar enttäuschte. Er hatte dafür gesorgt, dass ich wieder ordentliche Kleidung trug und wieder wie ein Mensch aussah. Er war es auch gewesen, der mir eine neue Perspektive gegeben hatte. Ich war nicht mehr auf die Bettelei und aufs Stehlen angewiesen. Für meine Arbeit in seinem Laden zahlte er mir einige Sesterzen und gab mir die Lebensmittel vom Tag mit, die nicht verkauft worden waren. So konnte ich einen Teil meines Lohnes sparen. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich sogar bei ihm übernachten können. Das lehnte ich jedoch ab. Ich zog es vor, in meinem Unterschlupf zu übernachten. Insgeheim hoffte ich immer noch, meine Schwester würde doch wieder zurück kommen. Mein Hoffen blieb aber unerfüllt.
    Eines Abends, ich war nach getaner Arbeit auf dem Nachhauseweg, fiel mir so ein Kerl auf, den ich nicht kannte. Ich hatte so das seltsame Gefühl, als wolle der etwas von mir. Er versuchte zwar nicht aufzufallen, aber ich wusste genau, was los war. Gerade war ich in eine enge Gasse eingebogen, die unweit meines Unterschlupfes war, kam mir ein zweiter Mann entgegen kam. Zuerst wollte ich noch flüchten. Mein Bein machte mir aber zu schaffen. Die beiden Männer packten mich. Einer hielt mich fest , indem er mir meine Arme auf dem Rücken gebogen hatte , der Andere hielt seine Hand auf meinen Mund und fuchtelte mit einem Messer in der anderen Hand vor meinen Augen herum. "Schönen Gruß von Bran! Deine Schwester, diese verlauste Göre, schuldet ihm noch was! Er hätte jetzt gerne mal sein Geld geseh´n! Wo ist sie eigentlich?"
    Jetzt war mir alles klar! Die zwei Kerle hatte Bran geschickt! Bran, war ein mieser gemeiner Dieb, der alle, die wie meine Schwester und ich auf der Straße lebten, erpresste und bedrohte. Was hatte Caelyn nur mit ihm zu schaffen gehabt?
    Der Kerl hatte seine Hand von meinem Mund genommen, damit ich antworten konnte.
    "Caelyn is nich da! Ich weiß nich, wo sie is! Seit Herbst is sie weg! Was wollt ihr schmierigen Kerle von ihr?" Der Kerl mit dem Messer sah mich auf diese unangenehme Weise an und zeigte mir erneut sein Messer. "Hör zu, ich hab keine Zeit für so ´nen Scheiß! Wenn deine Schwester nicht da ist, dann fallen ihre Schulden auf dich! Also her mit der Kohle, sonst !" Er demonstrierte mir, was er mit seinem Messer machen wollte, indem er es mir ganz dicht an meinem Hals entlang führte.
    "Sie schuldet euch Geld? Wie viel? Und wofür wollte sie das?" Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, warum sie den Kerlen Geld schuldet. Die Beiden sahen aber auch nicht so aus, als hätten sie große Lust darauf, Fragen zu beantworten!
    "Hör zu Kleiner, ich hab keine Ahnung, was sie mit dem Zaster getrieben hat. Ich weiß nur, dass du jetzt fünfhundert Sesterzen rüberwachsen lässt, sonst machst du mit meinem Messer Bekanntschaft!" Fünfhundert Sesterzen! Ich verstand nichts mehr! Wofür hatte sie soviel Geld gebraucht? So viel hatte ich überhaupt nicht! Es würde Wochen oder sogar Monate dauern, bis ich soviel beisammen hatte!
    "Fünfhundert? Wieso soviel? So viel Geld hab ich nich! Das was in meiner Tasche is, is alles, was ich hab!" Der Kerl lachte mir dreckig ins Gesicht. "Eigentlich waren´s nur zweihundert, der Rest sind die Zinsen! Verstehst du?" Er griff nach meinem Geldbeutel und nahm mir alles, was ich in den letzten Wochen verdient hatte und eigentlich sparen wollte.
    "Du arbeitest doch jetzt bei diesem Römer! Iustus heißt er. Na schön! In Zukunft wirst du für uns arbeiten! Das was du bei Iustus verdienst, kriegen wir und du wirst uns für besondere Aufträge zur Verfügung stehen, bis deine Schuld abgearbeitet ist. Sonst… du weißt ja, was dann passiert! Und du möchtest doch nicht, das dem alten Iustus was passiert, oder?"Ich war schweißgebadet und sagte zu allem nur noch ja. Diese Kerle meinten es ernst, was sie sagten.
    Bevor sie mich endlich laufen ließen, scheuerte mir der Kerl mit dem Messer noch eine. Dann waren sie weg und ich versuchte so schnell wie möglich in meinen Unterschlupf zu kommen.
    Am nächsten Tag ging ich, wie gewöhnlich zur Arbeit. Allerdings erwähnte ich gegenüber Iustus nichts. Ich wollte ihn da nicht auch noch mit hineinziehen.

  • [Blockierte Grafik: http://img120.imageshack.us/img120/8070/4733361cabhw3.jpg]Lucius Petilius Iustus


    Wie jeden Morgen, war der Junge pünktlich zur Arbeit erschienen. Bevor Iustus den Laden öffnete, frühstückten sie erst miteinander, denn der Krämer war davon überzeugt, nur ein satter Bauch arbeitete auch gut.
    Mit dem Jungen hatte er wirklich eine gute Wahl getroffen. Er hatte zwar erst Zweifel gehabt, ob er auch tatsächlich zuverlässig war, seine Zweifel wurden aber bald zerstreut. Louan gab sich redlich Mühe und das belohnte Iustus natürlich auch.
    An diesem Morgen allerdings, schien der Junge eine gedrückte Stimmung zu haben. Er dachte wahrscheinlich wieder an seine Schwester und deren mysteriöses Verschwinden, so mutmaßte Iustus. Was aber wirklich in dem Jungen vor ging, konnte er nicht ahnen. Hätte er es gewusst, hatte er vielleicht helfen können. So tappte Iustus allerdings im dunkeln.
    "He, Junge Kopf hoch! Du wirst sehen, eines Tages kommt sie vielleicht wieder!" Er wusste genauso wie Louan, das ein Widersehen geradezu an ein Wunder grenzte. Louan sah kurz zu ihm auf und verzog das Gesicht. Er war heute nicht besonders gesprächig.
    Iustus hatte Verständnis dafür und sprach nicht weiter darüber. Stattdessen raffte er sich auf und machte sich an die Arbeit. "Komm Junge, wird Zeit den Laden zu öffnen!"
    Louan folgte ihm missmutig.


    Den Tag über hatte Iustus immer wieder ein Auge auf ihn geworfen. Irgendetwas trug der Junge mit sich herum, was ihm jegliche Freude raubte. In einer stillen Minute nahm er ihn sich kurz zur Seite. "He, ich seh´doch schon den ganzen Morgen ,dass was nicht stimmt! Jetzt red´doch mal mit mir! Was für ´ne Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, hm?"
    Louan war das mehr als unangenehm. Er wollte Iustus nicht auch noch mit in die Sache hineinziehen. Schlimm genug, dass er darin bis zu Hals steckte! Wenn Iustus Wind von der ganzen Sache bekam, dann würde er sicher die Behörden einschalten und Bran´s Leute würden sich dann Iustus vornehmen, wenn sie erfuhren, dass er geplaudert hatte. Nein, das konnte er nicht zulassen.
    "Och, nix is. Ich bin heut nur nich gut drauf, das is alles. Muss eben immer wieder an Caelyn denk´n!"
    Iustus schüttelte nur den Kopf und seufzte. So war nicht an den Jungen heran zu kommen. Er musste ihm einfach mehr Zeit geben. Dann kam er vielleicht von selbst.

  • Die Provinz Germania hatten die beiden nach mehreren Tagesritten hinter sich gelassen. Auch wenn dies kein außergewöhnlicher Auftrag gewesen war, die Spannung stieg von Tag zu Tag. Was erwartet die beiden in Augustodunum. Wird eine lange Suche vonnöten sein, um den Gesuchten zu finden und wird er ohne weiteres sich den beiden anschließen, um die Rückreise mit Matrinius und Maecenas nach Mogontiacum mit anzutreten. Auf all diese Fragen versuchten die beiden in den kommenden Tagen eine Antwort zu finden.
    "Hey Matrinius, warst du schon mal in Gallia?" Rief ich Matrinius zu. "Ich nämlich noch nicht."

  • Ich schüttelte den Kopf.
    Nein, ich hatte noch nie, dass mehr oder weniger, große Vergnügen außerhalb von Germania unterwegs zu sein.
    Ich wusste nicht was uns erwarten würde und hielt es deshalb für angebracht,
    während unserer restlichen Reise, vorsichtshalber die Augen offen zu lassen.
    Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, sagte ich und grinste Maecenas an, wir sind ja gut vorbereitet.

  • "Was hat dir der Tribunus noch alles erzählt, als ich schon wieder weg war? Hast du das Mädchen noch gesehen Matrinius, wegen ihrem Bruder wir hier sind?"
    Sehr weit konnte es eigentlich nicht mehr sein. Eine kleine Art Landkarte hatte ich bei einem Händler in Mogontiacum preiswert erstanden und ich muss zugeben, am Anfang dachte ich, er hätte sie in seinem Stand noch schnell selbst gezeichnet. Doch erstaunlicherweise, ging bis jetzt alles auf. Auch erkundigten wir uns in den Tavernen, wo wir ab und zu nächtigten, bezüglich des Weges nach Augustodunum.
    "Einen gewissen Iustus sollen wir als erstes aufsuchen, meinte das Mädchen. Iustus...., hast du davon auch gehört Matrinius?"


    Unsere Ankunft in Augustodunum bewegte sich innerhalb des angebrochenen Tages, so nah waren wir unserem Ziel schon.

  • Ich weiß nicht mehr oder weniger als du, Maecenas.
    Während wir so miteinander sprachen, merkten wir, dass wir unserem Ziel schon ziemlich nahe sein mussten.
    Zumindest behauptete Maecenas das immer wieder, wenn er einen Blick auf die Karte warf.
    Ich hoffte nur, dass er auch recht behielt, denn in Gallia herumirren zu müssen, war keine einladene Vorstellung.

  • Als die beiden so durch das Stadttor von Augustodunum ritten, machten sich Matrinius und Maecenas schon die ersten Gedanken über die Vorgehensweise ihrer Suche.
    "Einen Krämerladen sollen wir zuerst suchen, meinte das Mädchen damals zu mir , dieser Laden gehört dem besagten Iustus. Er wiederum kann uns mehr über Louan sagen." Fasste Maecenas nochmals kurz zusammen.
    "Also Matrinius, die Augen nach einem Krämerladen offen halten." Ich war derweil seit dem Stadttor von dem Pferd abgestiegen und führte dies an der Leine. Es war eine echte Wohltat, nach mehreren Tagen des Im Sattel sitzens, zu laufen.

  • Ich lief neben Maecenas her und hielt nach dem besagten Laden ausschau, was aufgrund der Menge an Menschen nicht gerade einfach war.
    Ich glaube, wir sollten uns erstmal eine Bleibe suchen, solange wir hier sind.
    Sagte ich, während ich den Blick schweifen ließ.

  • Eigentlich hatte Matrinius recht aber jetzt einmal so richtig in Fahrt, wollte Maecenas den besagten Iustus sofort suchen.
    Wir liefen an allerlei Marktständen vorbei und irgendwie versuchte ich an den Gesichtern der Händler Iustus auszumachen. Was natürlich totaler Blödsinn war.
    "Was hältst du davon Matrinius, wenn du dich nach einer Bleibe umsiehst und ich frage mich mal hier durch?"


    So wäre die Arbeit geteilt und wer weiß, vielleicht war der Stand des besagten Iustus gleich um die Ecke.

  • Ich nickte zum Zeichen, dass ich zustimmte und wir trennten uns auf dem Marktplatz.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge an Menschen, bis mir eine Tarverne auffiel.
    Sie war zwar bei weitem nicht so gut, wie die in Mogontiacum, aber was besseres war hier wohl nicht zu finden.
    Also betrat ich die Tarverne und mietete uns zwei Zimmer.
    Nachdem ich meine Sachen, die ich nicht unbedingt brauchte, in dem Zimmer verstaut hatte und die Pferde im nahegelgenen Stall verstaut hatte, ging ich wieder zurück auf die Straße und beschloss, mir noch den Rest der Stadt anzusehen. Wer weiß, wann man wieder mal aus Mogontiacum rauskommen würde?! Maecenas würde auch eine Weile ohne mich zurechtkommen. Also zog ich mir meine Kapuze zurecht und verschwand wieder in der Menge.

  • Nachdem ich Matrinius den Strick meines Pferdes in die Hand gedrückt hatte, machte er sich gleich auf den Weg um eine angemessene Unterkunft ausfindig zu machen. Ich aber nahm mir erst einmal den Markt vor. Hmmm,..... der Stand von Iustus. Dies dürfte ein heilloses Unterfangen werden. An jedem einzelnen Stand nachzufragen. Murmelte ich vor mich hin.
    Moment, was hat nochmal das Mädchen erzählt. Oliven, Wein und Kapern glaube ich mich erinnern zu können verkauft der besagte Iustus.
    Mal sehen.
    Und so verlagerte ich meine Bemühungen auf das Angebot der Stände.

  • [Blockierte Grafik: http://img120.imageshack.us/img120/8070/4733361cabhw3.jpg]Lucius Petilius Iustus


    Iustus trat vor seinen Laden und hiel nach dem Jungen Ausschau. Auch heute war er nicht gekommen. Leise seufzt er und schüttelte leicht den Kopft.
    Er hatte sich hanz einfach in Louan getäuscht! Zuerst hatte der Junge ja einen zuverlässigen Eindruck gemacht. Er war anfangs immer pünktlich zur Arbeit erschienen und war fleißig. Aber dann begann er sich zu verändern. Oft wirkte er so unkonzentriert, so als beschäftigte ihn etwas . Dann kam er zu spät oder vergaß einfach Dinge zu erledigen, die er ihm aufgetragen hatte. Iustus hatte mehrmals versucht, an ihn heran zu kommen. Aber Louan schwieg. Nun war er bereits den dritten Tag nicht zur Arbeit erschienen. An den ersten beiden Tagen war Iustus sehr darüber verärgert gewesen. Den schmeiß ich raus, wenn er sich hier noch mal blicken läßt, hatte er aus Wut zu sich selbst gesagt. Heute, am dritten Tag seines Fehlens, machte er sich jedoch Sorgen. Er kannte Louan nun schon einige Jahre. Auch wenn er auf der Straße lebte und seine Geschäfte nicht immer ganz koscher waren, hatte er ihm dennoch vertraut. Denn in den ganzen Jahren zuvor, hatte er und seine Schwester ihn nie bestohlen.
    Dem Jungen wird doch nichts zugestoßen sein, ging es schon den ganzen Morgen in seinem Kopf herum. Allerdings konnte er sich auch nicht einfach auf die Suche nach ihm machen. Wer sollte sich denn so lange um den Laden kümmern? Ich werd´ mir doch noch ´nen Sklaven zulegen, murmelte er zu sich selbst und schaute immer wieder hinaus auf die Straße, ob Louan nicht doch noch um die Ecke gebogen kam. Louan aber kam nicht.
    Ihm war aber etwas anderes aufgefallen. Ein Mann, ein Reisender, seiner Kleidung nach zu urteilen, der von Stand zu Stand ging und sich durchfragte. Iustus beobachtete ihn stirnrunzelnd. Was der nur wollte? Bald würde er es wissen. Nur wenige Schritte trennten ihn noch von Iustus Laden.

  • Maecenas lief derweil von Stand zu Stand und prüfte die Auslagen. An den meisten Ständen lief er gleich weiter, denn nach einkaufen war ihm im Moment nicht zumute. Eher musste und wollte er Iustus ausfindig machen.
    An einem Stand, der Lebensmittel vertrieb, blieb Maecenas stehen und schaute zuerst auf die dargebotenen Waren und danach dem Händler in die Augen.
    "Iustus?.... Ähhhh...., entschuldige, ich suche einen Iustus." Sprach Maecenas den Händler an. Der wiederum schaute Maecenas argwöhnisch an. >Wer will das wissen?< Fuhr dieser Maecenas gleich an. Maecenas der so garnicht mit so einer unfreundlichen Begrüßung gerechnet hatte, wusste nicht so recht, was er von der Aussage halten sollte. "Oh entschuldige, mein Name ist Purgitius Maecenas, ich suche einen Händler Namens Iustus. Kennst du ihn?" Der Händler zeigte mit einem Kopfnicken auf den übernächsten Stand und schlichtete weiter seine Waren ein.
    Maecenas wandte seinen Blick auf den ihm gezeigten Stand. "Ich danke dir." Mit der kurzen Verabschiedung entfernte sich Maecenas von dem Stand und machte sich gleich auf den Weg zum Stand von Iustus.


    Vor dem Stand angekommen, blieb Maecenas stehen und musterte den Händler. "Iustus....?" Brachte Maecenas kurz und trocken heraus.

  • [Blockierte Grafik: http://img120.imageshack.us/img120/8070/4733361cabhw3.jpg]Lucius Petilius Iustus


    Iustus war dabei, seine Auslagen wieder neu aufzufüllen, eine Arbeit, die sonst immer sein Gehilfe übernommen hatte. Immer wenn er an Louan denken musste, machte er ein sorgenvolles Gesicht. Er erwischte sich auch immer wieder dabei, wenn er sich nach ihm umschaute.
    Als ihn aber der Fremde ansprach, den er schon eine Weile beobachtet hatte, sah er gar nicht überrascht auf. "Ja, der bin ich! Wie kann ich dir behilflich sein? Ich hab heute wieder in Kräuter eingelegte Oliven bekommen. Sind ganz frisch! Oder hier Kapern aus Kampanien, auch ganz frisch!" Womöglich war es Iustus geübter Blick, den er sich im Laufe der Jahre als Geschäftsmann angeeignet hatte, der ihm verriet, dass dieser Mann nicht auf Oliven oder Kapern aus war. Er war wegen etwas ganz anderem da. Oliven, Wein oder eigelegte Früchte hätte er auch sonstwo kaufen können. Der Fremde hatte speziell nach ihm gesucht. Warum, konnte er sich nicht vorstellen. Er ließ seine Arbeit ruhen, um sich ganz dem fremden Mann widmen zu können. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Er war ernsthafter geworden. "Es geht nicht um meine Waren, nicht wahr?! Du musst leider entschuldigen, mein Gehilfe ist heute nicht zur Arbeit erschienen, sonst hätte ich dich gerne in den hinteren Teil meines Ladens gebeten, wo wir ungerstört wären. Leider muss ich aber hier bleiben. Also, was kann ich für dich tun."

  • Iustus hatte irgendwie mitbekommen, das mir im Moment nicht nach Kapern oder Oliven war. Entweder hatte er mich schon eine ganze zeit beobachtet, wie ich durch die Stände lief oder er hat doch einen sehr ausgeprägten Kennerblick.
    "Wenn ich mich vorstellen darf..., mein Name ist Purgitius Maecenas. Ich komme direkt aus Germanien. Ich suche einen gewissen Louan. Sagt dir der Name etwas?" Bei meiner Aussage lächelte ich leicht, um nicht zu streng zu wirken, schließlich hatte der von mir zu suchende in meinen Augen nichts ausgefressen.

  • Als ich mich durch den Marktplatz gekämpft hatte, entdeckte ich einen kleinen Gewürzladen und den dazu gehörigen Händler, der lautstark seine Ware anpreiste.
    Mich interessierte eigentlich nicht das Angebot was er zur Verfügung hatte, allerdings bemerkte ich, dass seine Regale durchs ganze Haus und einschließlich aufs Dach liefen, was mich auf die Idee brachte, mal aufs Dach zu steigen und mir so einen besseren Überblick zu verschaffen.
    Also tat ich beim Händler so, als ob ich mich für seine Waren interessierte und ging in das Haus.
    Schnellen Schrittes betrat ich dann das Dach, wo schon einige Leute die herumliegenden Gewürze begutachteten und trat an das Geländer.
    Dort ließ ich den Blick etwas schweifen bis ich an dem schräg gegenüberliegenden Stand Maecenas ausmachte, der sich mit dem zuständigen Händler unterhielt.
    Hatte Maecenas etwa schon den besagten Händler namens Iustus gefunden?
    Zumindest schienen beide ein intensives Gespräch zu führen, was meine Annahme zu bestätigen schien.

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