Der kleine Ort irgendwo mitten im Niemandsland ist auf keiner Landkarte verzeichnet. Er besteht aus ungefähr 5 kleinen Lehmhäuschen, ein paar Feldern, Schafen und Ziegen. Kein Provinzbeamter hat sich jemals hierher verirrt, die paar Familien leben glücklich und zufrieden und unwissend, welche Wunder sich hinter dem endlosen Braun von Sand und Steinen befindet. Sie wissen nichts von Meeren, Flüssen, Gebirgen und grünen Ebenen. Sie wissen nichts von Geld, Straßen, Königen und Kaisern oder Städten mit mehren tausend Einwohnern und wohin die Leute gehen, die hier alle paar Jahrhunderte mal vorbeischauen und woher sie kommen, ist ihnen völlig egal. Ab und an kommt eine Gruppe von Nomaden vorbei, tränkt die Kamele und tauscht Datteln, Milch und Fleisch gegen allen möglichen Tand, der irgendwo dort, wo viele Menschen leben, hergestellt wird, ab und zu wandern ein paar der Einwohner in das nächste Dorf um Dinge zu erledigen oder nach jungen Männern für ihre heiratsfähigen Töchter zu schauen, die dann auf Nimmerwiedersehen irgendwo verschwinden. Das wars dann auch. Es könnte keinen perfekteren Ort geben, um sich zu verstecken.
Seit ein paar Wochen lebt ein heiliger Mann in einer kleinen Hütte, einen kleinen Hühnerstall am Rande der Ansiedlung: Ein Priester des Serapis. Der Mann hat, wie es für seinen Stand üblich ist, einem kahl geschorenen Schädel und ist in eine Priesterrobe gekleidet, deren ursprüngliche Form und Farbe jedoch unter dem Dreck und den Abnutzungserscheinungen kaum mehr zu erkennen ist. Ab und zu gibt er den Anwohnern Rat, ansonsten redet er nicht viel. Meistens sitzt er vor seiner Hütte und schaut in die endlose Leere der Wüste hinein. Nur wenn die Nomaden kommen, verschwindet er ganz schnell in seinem Kabäuschen. Die Leute haben sich an ihn gewöhnt und nichts gegen ihm. Ab und zu bringen sie ihm Essen und Trinken und eigentlich ist es immer gut, einen Priester im Dorf zu haben, auch wenn sich die Götter seit Jahrhunderten herzlich wenig um diesen Ort gekümmert haben.
Am Morgen geht die Sonne auf, am Abend geht sie wieder unter. So geht das Leben einher, Tagein Tagaus und nichts geschieht. So sieht es aus, das Refugium des Timokrates...