Der Wagen rumpelte schnell durch den Wald zu einer schon Tage vorher präparierten Höhle. Die Kutsche hielt und der Verschlag wurde heruntergeklappt. Die immer noch gefesselte und geknebelte Frau wurde unsanft aus der Kutsche auf dem Waldboden geworfen und in die Höhle gezogen. Einmal rechts abgebogen erreichten die drei Frumentarii und die Gefesselte eine Art Zimmer mit ein Wenig Stroh auf dem Boden. In Wahrheit war es lediglich eine Nische, die Vorne nur einen stabilen Bretterverschlag bekommen hatte, aber es würde für die nächste Zeit als Zelle ausreichen müssen. Die Tür wurde geöffnet und die Gefesselte nongalant auf den rauen Boden geworfen. Einer der Frumentarii ging kurz mit hinein und zog ihr den Sack vom Kopf. Dann trat er ihr in den Bauch und verließ den Raum wieder. Die Tür schloss sich und wurde von Außen mit einem Pfosten verriegelt. Man würde warten bis sie sich in der dunklen Kammer zurechtgefunden hatte und dann in Zwei, Drei Tagen anfangen sie zu verhören.
Die Folgen eines Einkaufs ...
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Es war dunkel, ihr Kopf tat weh, ihr Bauch auch. Sie schmeckte Blut und spürte, wie die Fesseln in ihre Handgelenke schnitten. Warum tat ihr jemand solche Gewalt an? Was hatte sie denn getan? Sie war niemandes Feind, hatte niemandem Leid zugefügt!
Langsam versuchte Sveija sich aufzurichten, was ihr aber nicht gelang. Statt dessen schmerzte ihr Körper nur noch mehr. Sie weinte, schluchzte laut. Ihre Haare, die nicht mehr von der Haube gehalten wurden, hingen der jungen Frau ins Gesicht, nass von den vielen Tränen, die in sie hinein liefen.
Es dauerte einige Zeit, mehrere endlose Minuten, oder waren es Stunden oder sogar Tage, bis Sveija sich beruhigte. Sie brachte umständlich ihre Hände nach vorne , so dass die Arme nicht mehr schmerzten, und kroch dann langsam zurück, bis sie eine kalte, steinerne Wand in ihrem Rücken spürte. Sie lehnte sich gegen die Wand und begann zu beten, zu Wodan und Frigg, zu Balder und Freya, zu Teiwaz und Donar. Schließlich sprach sie einen Vers, den ihre Großmutter sie gelehrt hatte, immer wieder und wieder...
Eiris sazun idisi sazun hera duoder. Suma hapt heptidun, suma heri lezidun, suma clubodun umbi cuoniouuidi: insprinc haptbandun, inuar uigandun.
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Nach zwei Tagen ging die Tür zum ersten Mal auf und einer der Frumentarii betrat den Raum, in der einen Hand sein blankes Gladius und in der Anderen eine Schale mit warmen Puls, sowie einen Löffel aus Holz. Er setzte sich zu der Gefangenen und stellte die Schale neben sich auf den Boden. Um klar zu stellen, dass er nicht zum Vergnügen hier war, hielt er ihr die Spitze seines Gladius an die Kehle und fing an langsam und deutlch auf sie einzureden.
"Ich stelle dir gleich ein paar Fragen und du wirst nur auf sie antworten. Keine Gegenfragen, keine Komentare und keine Schreie. Hast du das soweit verstanden?"
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Als der Mann eintrat, zuckte Sveija zusammen und rutschte in die hinterste Ecke des Verschlages zurück, doch sie konnte ihm nicht entkommen. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie das Schwert sah, das sich ihrem Hals näherte. Es war das Schwert eines Soldaten, so wie sie es von Witjons und Arbjons Vater kannte.
Der Mann wollte ihr Fragen stellen, sollte er fragen. Sie würde antworten, denn der Geruch des Essens, das er mitgebracht hatte war nur allzu verlockend...Joa.
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Da ein wichtiger Punkt geklärt war, wurde das Schwert zurück gezogen und weder in seine Scheide gesteckt.
"Gut, Ich arbeite hier nach einem ganz einfachen Prinzip. Für nützliche Informationen, die du mir lieferst, bekommst du eine Belohnung."
Dabei deutete der Frumentarius auf die Schale und rührte nebenbei mit dem Löffel darin herum.
"Also, ich weiß ja nicht wie du darüber denkst, und ehrlich gesagt will ich es auch nicht wissen, aber ich finde das soweit doch schonmal sehr gerecht..."
...sah man mal von der Entführung und Geiselnahme ab.
"Aber genug. Ich brauche Informationen über die Gens Duccia. Was weißt du über die Verbindungen der Gens Duccia zu germanischen Stämmen? Sicherlich hast du da Bestimmtes aus Gesprächen mitbekommen, ob nun geschäftlich oder privat, ich bin da nicht wählerisch."
Er lehnte sich zurück und kratzte etwas Dreck aus seinen Fingernägeln. Was für ein Loch, die komplette Höhle war kurz vor dem Zerfall und sie mussten hier wahrscheinlich Wochenlang ausharren und diese Sklavin ausquetschen. Aber für den Moment blieb ihn nicht mehr übrig als seine Gesprächspartnerin erwartungsvoll anzusehen.
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Sveijas Augen wurden groß und größer, als sie hörte, worum es hier eigentlich ging. Woher sollte sie denn sowas wissen? Sie hielt doch nur das Haus sauber, wusch die Wäsche und half in der Küche. Gut, wenn Gäste da waren, trug sie das Essen auf, aber sie lauschte doch nicht auf Geheimnisse! Wäre sie nicht in dieser furchtbaren Situation gewesen, sie hätte dem ungehobelten Kerl vor ihr empört eine Ohrfeige verpasst. So aber konnte sie ihm nur sagen, was sie wusste...
Isch weiß doch nix vun dene Ducciers. Die sinn halt all Amsivarier, wenn de ens vun dem Arbjon und dem Witjon ävsüühs, die sinn nämlisch Ubier, jrad esu wie isch selvs.
Dat einzije watt isch weiß is datt die met irjendswemm drövven op dr andere Sick Handel drieve, ävver isch han kinne Ahnung met wemm. Un alt letz wor dä Comes do und hätt mit demm Lando ze Ovend jejesse... Die han Brut un Manjold un Fleisch un Soß und Kies jehat. Dat hätt dat Marja fabrezeet. Dat is esch en reschtisch jod Köchin.
Ävver suns weiß isch wirklisch nix! Kann isch jetz jätt vun demm Pamp han? Minge Morhe is esch om ming Knee am baumele. -
Dem Frumentarius rutschte der Unterkiefer mit jedem Wort der Gefangenen eine Hand breit weiter gen Boden. Und er dachte, dass, was einige bei den Hilfstruppen sprachen war schlimm. Als sie fertig war musste er erstmal filtern, was da bei ihm durchgekommen war.
1. Sie weiß von nichts (war ja klar, es hätte ja auch mal leicht gehen können)
2. Arbjon und Witjon waren Ubier, was für die Sache eher weniger von Bedeutung war
3. drüben Handel treiben! Immerhin etwas, womit man etwas anfangen konnteMit dem Rest, Der danach noch kam, konnte er nichts anfangen. Insgesamt also recht wenig, aber es war ja auch erst das erste Gespräch. Redselig wurden sie erst, wenn sie wirklich Hunger bekamen.
"Das ist nicht das, was ich wissen möchte. Aber vielleicht fällt dir ja morgen noch etwas ein, was du mir erzählen kannst. Eventuell etwas über die Handelsbeziehungen. Zumindest würde uns das weiterbringen."
Die Tür wurde wieder geöffnet und kurz erhellte Fackelschein die kleine Zelle. Dann stand er auf nahm die Schale mit dem noch dampfenden Essen und verließ die Zelle wieder, durch die kurz danach wieder fest verriegelte Tür.
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Was? Der Kerl wollte einfach wieder gehen und das Essen auch noch mitnehmen???
Hey, Tuppes, waat ens ens! Watt soll datt dann jetz? Do kanns misch doch he net einfach sitze losse, du dusendjöhrije Poppekopp! Wenn de watt övver dä Handelsjedriss wisse wills, dann moss de alt ens nor dä Freya jonn, da hann isch doch nix met aan de Hauf. Isch bin e Huusmädcher, dääs de datt verstonn, du dreckelijen Immi do!!!
Sveija nahm eine Hand voll Dreck auf und warf sie gegen die sich schließende Tür, dann war sie wieder allein in der Dunkelheit.
In ihr keimte eine unschöne Mischung aus Wut, Hass und Verzweiflung... -
Sie wusste nicht, wie lange es jetzt her war, dass dieser fiese Kerl hier gewesen war, aber langsam nahmen Hunger und Durst überhand. Sveija musste aus diesem Loch heraus! Mit dem Mut der Verzweiflung raffte sich die junge Ubierin auf und durchsuchte ihr Verlies noch einmal genau. Sie bekam gerade ein längliches Stück Holz, ein alter Besenstil vielleicht, zu fassen, als sich ihre Blase meldete... zumindest fühlte es sich so an, aber woher sollte da noch etwas kommen? Sie hatte doch bestimmt seit Wochen nichts mehr getrunken. Kopfschüttelnd zog sie ihr Kleid hoch und hockte sich in die Ecke des Verschlags, die sie für derlei Geschäfte auserkoren hatte. Als sich dann ein sehr kurzer Schwall löste, wurde dieser von einem Stechen und Brennen im Unterleib begleitet und Sveija verstand, was wirklich los war...
Och nää, datt nit och noch!
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Nach dem vierten Tag ohne Tageslicht und Nahrung rumpelte es wieder hinter der Tür und herein trat ein anderer Frumentarius als beim letzten Mal. Bewaffnet war er lediglich mit einem Becher Posca und einem etwa handflächengroßen Stück Brot, frisch Gebacken und sogar noch warm. Er sah sich kurz im Raum um, ohne groß auf die Geisel zu achten und zog vorsichtig etwas Luft ein.
"Bei Mars, hier riecht‘s ja schlimmer als in Juno’s Arsch. Ist hier drinn was verreckt, oder was? Also als Haushälterin hast du nicht viel drauf Kleine. Soviel wissen wir jetzt schon mal."
Kurz drehte er sich um und nickte durch die offene Tür in die Dunkelheit hinein und die Tür schloss sich wieder, wenn sie auch nicht verriegelt wurde. Langsam und betont stellte der Frumentarius vor ihr den Becher ab und legte oben drauf das Brot. Tote Geiseln sprachen nicht und in letzter Zeit hatte man sie auch wirklich irgendwie vergessen. Da war etwas Nahrung sicherlich nicht völlig fehl am Platz.
"Erzähl mal Sklavin, wie heißt du eigentlich? Wo kommst du her? Ich komme ursprünglich aus Divodurum, aber frag mich bitte nicht was mich hierher verschlagen hat."
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Sveijas Körper war geschwächt, gepeinigt durch Krämpfe im Unterleib, durch Hunger und Durst. Ihr Geist jedoch war wach wie nie zuvor in ihrem noch jungen Leben. Sie war gedemütigt und geschlagen worden. Man hatte sie in ein finsteres Loch gesperrt und sie hungern und dürsten lassen. Man fragte sie Sachen, die sie nicht wusste, die sie nichts angingen und von denen sie auch gar keine Ahnung haben wollte...
Die blanke Wut und ein unbändiger Überlebenswille hatten in dem ubischen Mädchen die Kräfte ihrer germanischen Ahnen entfesselt. Sie packte ihren kurzen Knüppel, den abgebrochenen "Besenstiel", fester und erinnerte sich an die wenigen Lektionen, die sie heimlich auf dem Hof der Nachbarn beobachtet hatte. Lektionen, die ein römischer Veteran ubischer Herkunft an seine Söhne Arbjon und Witjon weitergegeben hatte...
Mit dem lauten Schrei einer Furie und dem Kampfeswillen einer Walküre stürzte sie sich urplötzlich und ohne Warnung auf den dreisten Kerl, der sie auch noch verhöhnte, indem er sie eine Sklavin nannte, und prügelte mit dem Holz auf ihn los, wobei sie in der Hauptsache nach seinem Kopf hieb.
Die ganze Zeit schrie sie immer weiter, vornehmlich ubische Nettigkeiten...
Do dreckelijen Sauhungk, Aaschbackejeseech, Luuschhöhnche, Luusterfink, Rabau, Ül, Zodräjersch!!! Isch bin en frei Frauminsch, do Döppe, un kein Sklavin! Dötschkopp, Dudschläjer, Kackaasch, Mallichzewidder, fiese Möpp, Tütenüggel...
Sim-Off: So, wird Zeit, dass die kleine Germanin mal ein bisschen aufdreht... Bitte nicht allzu sehr vermöbeln...
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Der Frumentarius war zuerst völlig perplex. Wollte er es doch eigentlich auf die freundliche Tour versuchen und hatte ihr sogar Posca und frisches Brot mitgebracht. Aber anstatt endlich mal anzufangen zu kooperieren find die Geisel an auf ihn mit einem Holzstecken einzuprügeln. Nach dem ersten paar Schlägen und dem wirren Gebrabbel was die Sklavin auf ihn losließ gab er der Sklavin einen harten Schlag mit der Faust ins Gesicht. Sowas undankbares hatte der Frumentarius sein Lebtag noch nicht erlebt.
Auch Er war mittlerweile stinkwütend und trat dem am Boden liegenden Opfer in die Seite. Dann wandte er sich um und klopfte an die Tür. Sie öffnete sich und der Frumentarius ging hinaus und die Tür wurde wieder geschlossen. Hinter dem Verschlag fand folgende Konversation statt.
"Argh, dieses Miststück. Sag mal blutet das da bei mir am Kopf, oder ist das wenigstens ihr Blut?"
"Haha! Wunderbar, herrliche Verhörmethode Livius. Wieso bin ich nicht darauf gekommen? Reingehen und halb Tod schlagen! Lernt man sowas jetzt an der academia militaris?"
"Klappe halten und Verband suchen, du Idiot. Die Sklavin weiß nichts. Ich würde sagen wir machen den Laden dicht und gehen einen trinken."
"Die ersten gescheiten Worte seit Tagen von dir. Ich würde auch sagen wir belassen es dabei. Es kotzt mich ehh an in diesem Loch hier Wache halten zu müssen."
"Gut, dann wäre das geklärt. Geh du schon mal rüber und hol diese Tonflaschen. Ich kümmere mich um die beiden Pfosten."
Es wurde eine kleine Kiste geöffnet und zwei kleine Flaschen mit Brandöl herausgenommen. Dazu wurde um die beiden Trägerpfosten etwas Reisig gelegt, was schon bereit lag. Am Lagerfeuer entzündete jeder der beiden Frumentarii die Lappen an den Hahnenschwänzen. Diese wurden auf die Reisighaufen geworfen, die sofort reichlich Feuer fingen und die Stützpfeiler in Brand setzten. Die Beiden Soldaten verzogen sich nun auf schnellstem Wege, denn sie wollten aus der Höhle raus sein, bevor Sie einstürzte und die Sklavin lebendig begrub.
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Der Schlag des Römers tat höllisch weh und der Aufprall auf die Wand der kleinen Kammer presste der jungen Ubierin die letzte Luft aus dem geschwächten Körper. Sie fiel zu Boden und blieb liegen. Ein scharfer Schmerz in der Seite signalisierte ihr den Tritt des Mannes und entlockte ihr ein Winseln. Die Sinne schienen zu schwinden, und sie hörte das Gespräch der Römer nur aus ganz weiter Ferne. Dann wurde es schwarz...
Sie wusste nicht, wie lange sie nicht Herrin ihrer Sinne gewesen war, aber mit einem mal war sie hellwach. Sie roch Rauch, Feuer! Es brannte!
Mühsam wälzte sie sich herum und konnte einen Lichtschein sehen, der unter der Tür und zwischen ihren Brettern hindurchschien. Dicker, eklig stinkender Qualm zog durch eben jene Ritzen in ihr Gefängnis. Sveija hustete, was neue Schmerzen in ihrem Körper aufschreien ließ.
Langsam rappelte sich das Mädchen hoch, knickte noch einmal ein, ehe es stand. Verzweiflung keimte in ihr auf. Sie war hier gefangen, dem Feuer jenseits der Tür hilflos ausgeliefert. Wenn sich die Flammen erst durch die Tür gefressen hatten, würde sie zweifellos verbrennen.
Ein lautes und jammervolles Schluchzen entwich ihrer Kehle. Waren die Götter denn so grausam? Sollte sie hier ihr Ende finden? Allein und ohne die geringste Chance?
Wild entschlossen schüttelte die Germanin ihren Kopf, so dass die schmutzigen blonden Locken hin und her flogen. NEIN! Dies war nicht ihr Ende, nicht hier, nicht jetzt. Sie würde den Göttern trotzen, würde sich nicht in dieses Schicksal ergeben. Die Nornen würden schon sehen, wie sie den Faden zerriss...Mit einem lauten Schrei warf sie sich gegen die Tür, die überraschenderweise sofort nachgab. Sveija fiel nach vorn auf den Boden. Sie rappelte sich auf und sah sich schnell um. Weiter vorn war eine Öffnung, die aus dieser Höhle nach draußen führte. Die Balken, die den Eingang stützten, standen in lichterlohen Flammen, und nicht nur sie. Auch einige Stofffetzen, eine hölzerne Truhe und einige lange Holzstangen brannten, und ebenso ein seltsam gebogenes Bild, das eine große römische Zwei zeigte. Der Rauch biss in den Augen und brannte in der Lunge. Überall waren seltsame Schatten und geisterhafte Wesen zu sehen, ganz so als hätte sich das Tor zu Hel bereits geöffnet und die verdammten Seelen ausgespuckt, damit sie die junge Ubierin zu sich holen könnten.
Sveija stand schreiend vor Angst auf und rannte auf den Ausgang und damit auf die Flammen zu. Einmal noch stolperte sie, einmal noch rappelte sie sich hoch, dann war sie draußen - ein wenig angesengt und völlig erschöpft. Sie fiel auf den Waldboden und hörte hinter sich ein furchtbares Krachen, als die Stützbalken nachgaben und die Höhle vollständig einstürzte...
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