[Übung] Tiberius Germanicus Probus

  • Die Briefe von Valerian hatten mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, ob ich auch wirklich fleißig genug trainierte. Bisher hatte ich die Übungen etwas schleifen lassen, da ich mich erst noch an die neue Position als Legionarius gewöhnen musste. Aber seine Worte über die Praetorianer hatten meinen Ehrgeiz geweckt. Es wäre doch gelacht, wenn die Legionarii der II. es mit denen nicht aufnehmen könnten. Auch wenn die Schwarzröcke die Elite waren. So hatte ich mich dazu entschlossen, in Zukunft regelmäßig zu trainieren. Am besten jeden Abend, nachdem meine Arbeit zu Ende war und ich das Nötigste schon erledigt hatte.


    So stand ich nun in einer Ecke des Campus. Die Erinnerung an den Kampf mit Lupus ließ es mir ratsam erscheinen, insbesondere den Schwertkampf zu üben. Nachdem ich einige Runden zum Aufwärmen um den Campus gelaufen war, dehnte ich mich leicht und ging zu einem der Holzpfähle, an denen ich schon als Probatus geübt hatte. Sie sahen wie immer arg mitgenommen aus. Ich zog mein Gladius und fing an locker auf den Pfahl einzustechen. Dabei versuchte ich mich in schnellen Positionswechseln. Völlig konzentriert auf die Übung vergaß ich meine Umgebung.


    Sim-Off:

    Mitstreiter willkommen :)

  • Immer wieder stach ich auf den Pfahl ein. Es klappte schon wesentlich besser, als in meiner Grundausbildung, die noch nicht allzu lange her war. Aber gegen Lupus würde ich damit wohl keine Sonne sehen. Daher beschloss ich nach einiger Zeit, den Holzpfahl mit Hieben einzudecken. Erst ganz langsam, da es für mich ungewohnt war. Würde der Centurio mich dabei sehen, würde er bestimmt missbilligend mit dem Kopf schütteln, wenn nicht sogar mich anschreien, was ich denn hier für einen Blödsinn machen würde, dachte ich. Doch der vergangene Übungskampf hatte mir gezeigt, dass in manchen Situation die Beherrschung von Schwerthieben dringend notwendig war. So übte ich weiter.

  • Mit der Zeit wurden die Hiebe geschmeidiger. Ich merkte, dass der Gladius durchaus dafür hergestellt worden war. Jedenfalls wollte ich nicht einer der Gegner sein, die solch ein Hieb mit voller Wucht traf. Vielleicht noch ohne Helm. Da war der Schädel aber hinüber. Nachdem ich die Hiebe nun einigermaßen beherrschte, ging ich dazu über, diese in Verbindung mit schnellen Positionswechseln zu üben. Langsam aber sicher rann mir der Schweiß in Strömen den Körper hinunter und meine Atem ging immer schwerer. Allzulange würde heute die Übung wohl nicht mehr dauern.

  • Immer wieder hüpfte und rannte ich um den Holzpfahl, während ich ihn mit Hieben und Stichen malträtierte. Ducken, ein Streich in Höhe der Knie, eine Übung, die ich schmerzhaft von Lupus gelernt hatte, dann aufspringen, seitlich am Pfahl vorbei, um mit einem Hieb in Höhe des Unterleibes den imaginären Feind unter Druck zu setzen. Hinter dem „Feind“ angekommen ein schneller Hieb quer über seinen Rücken, um mich sofort weiter zu bewegen. Immer wieder traf mein Gladius den Pfahl. Kunststück, konnte dieser sich doch nicht wehren, geschweige denn sich bewegen. Aber genau das war wichtig, damit ich erst ein Gefühl für die ganze Sache bekäme.


    Nach einiger Zeit beendete ich die Übung. Die Sonne stand schon tief und ihre mittlerweile schwachen Strahlen ließen die Schatten dunkler und länger werden. Schwer atmend und schwitzend wie ein Schwein steckte ich den Gladius in die Scheide. Kurz überlegte ich, ob ich wirklich noch die Schlussrunde am Ende meines Trainings laufen sollte. So richtig Lust hatte ich dazu nicht. Doch da musste ich durch. Mit einem tiefen Atemzug machte ich mich auf und trabte locker um den fast leeren Campus. Nur noch einige andere Legionarii übten wie ich um diese Tageszeit. Der gleichmäßige Trott des Laufens hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Da ich mein eigenes Tempo lief, wurde mein Atem wieder ruhiger. Am Ende der Runde angekommen hielt ich an und begann mit den Dehnübungen. Diese waren enorm wichtig, wie mich der Waffenmeister der Legio gelehrt hatte. Kraft und Ausdauer waren ja schön und gut, hatte er gesagt. Aber ohne Gelenkigkeit und Geschmeidigkeit nütze die beste Schwerttechnik nichts. Zumal es den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass die Muskeln am nächsten Tag nicht so schmerzten. Langsam und konzentrierte dehnte ich mich. Erst den Oberkörper und dann die Beine. Nachdem ich damit fertig war, machte ich mich auf den Weg zum Contubernium. Ein Besuch der Thermen wäre bestimmt nicht das verkehrteste, dachte ich und sah mich schon im heißen Wasser sitzen.

  • In den vergangenen Tagen hatte ich jeden Abend an meiner Fechtkunst trainiert. So langsam machte ich mich dabei. Die Hiebe mit dem Gladius waren mir nicht mehr ganz so fremd. Ebenso die schnellen Positionswechsel, die man im freien Fechtkampf einnehmen musste. Es war schon was ganz anderes als der Schwertkampf in Formation. Im Gefecht war es zwar höchst unwahrscheinlich, dass ich die Techniken anwenden konnte, die ich die letzten Tage trainiert hatte. Aber es gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Wer wusste schon, was im Kampf auf einen zukam. Da war es besser, auf alles vorbereitet zu sein.


    Ich hatte beschlossen, in der nächsten Zeit mein Wurf mit dem Pilum zu verbessern. Die Weite, die ich damit erreichte, ging in Ordnung. Aber die Kontrolle ließ noch zu wünschen übrig. Handhabung und Zielgenauigkeit, wobei das letztere in einem echten Gefecht wiederum nicht so entscheidend war.


    Auf dem Campus angekommen, steckte ich die beiden Pila mit dem Eisen bewehrten Schaftende in den Boden und begann, meine Aufwärmrunden abzuspulen. Wie schon in den letzten Tagen war der Platz fast leer, was angesichts der bevorstehenden Übung von Vorteil war.

  • Ich war gerade bei meiner dritten Runde, als plötzlich mein linker Fuß umknickte. Mir entfuhr ein leiser Schrei und, nachdem ich einige Schritte gestolpert war und nur mit Mühe mich aufrecht auf den Beinen halten konnte, blieb ich stehen. Man tat das weh! Ich entlastete instinktiv den linken Fuß, ging leicht in die Hocke und strich über den Knöchel. Schön, wenn der Schmerz nachlässt, dachte ich. Vorsichtig tastete ich an der verletzten Stelle.


    Dann drehte ich mich um, denn ich wollte wissen, was der Grund für diese unschöne Sache gewesen war. Da sah ich einen ziemlich großen Stein auf dem Boden liegen. Ich hatte ihn übersehen und war scheinbar auf ihn getreten. Verdammt! Da hatte wohl jemand etwas nach der Übung der Testudo liegen lassen. Fluchend über solche Idioten, rieb ich mir meinen Knöchel.


    Ich stand wieder auf. Vorsichtig versuchte ich weiter zu laufen. Doch an ein normales Training war nicht mehr zu denken. Humpelnd und die Zähne zusammen beißend beendete ich noch die Runde. Aber da der Schmerz nicht nachließ, beschloss ich, zum Valetudinarium zu gehen. Zuerst müsste ich noch die Pila zurückbringen. Daher humpelte ich, die beiden Pila in den Händen, Richtung Contubernium.

  • Endlich war es soweit. Die erste Übung nach meiner Verletzungspause. Ich hatte es kaum abwarten können. Wie gewohnt machte ich mich am frühen Abend auf dem Weg zum Campus. Ich hatte die leichte Bandage um meinen Fuß gewickelt, damit dieser dadurch, wie vom Capsarius gewollt, gestützt würde. Die Sonne stand schon tief. Bald würde der Himmel rot leuchten und sich die Kälte der Nacht bemerkbar machen. Der Sommer ging seinem Ende entgegen. Die ersten Blätter an den Bäumen fingen an, sich zu verfärben. Man konnte die nahende Jahreszeit schon fast riechen.


    Am Platz angekommen bot sich mir das gewohnte Bild. Einzelne Legionarii, die am üben waren. Ein oder zwei Gruppen an Milites, die noch geschunden wurden. Laut hallten die Befehle ihrer Vorgesetzten über den Platz, während die Geräusche aus dem Castellum leise im Hintergrund zu hören waren. Ich schloss die Augen und lächelte, denn ich war weiterhin ein Teil von diesem Ganzen. Das ich mochte und trotz seiner Schinderei und seinen Schattenseiten nicht mehr missen mochte. Nicht auszudenken, wenn ich aufgrund der Verletzung meinen Abschied hätte nehmen müssen. Ich atmete tief durch und öffnete wieder die Augen.


    Für den heutigen Tag hatte ich mir nur das Laufen vorgenommen. Ich wollte erst einmal sehen, in wie weit ich meinen Fuß wieder belasten konnte. So begann ich vorsichtig und langsam meine Übung. Dabei belastete ich etwas mehr den unverletzten Fuß. Nach und nach verteilte ich die Belastung gleichmäßiger. Es ging schon ganz gut. Doch es war noch weit vom Optimum entfernt.

  • Die erste Runde verlief ganz gut. Aber ab der Hälfte der zweiten begann der Fuß leicht zu ziepen. Ich lief weiter. Wäre doch gelacht. Wenigstens zwei Runden sollte ich doch schaffen. Je weiter ich lief, desto größer wurde der Schmerz. Kurz vor Ende der Runde war es kaum noch auszuhalten und ich bis die Zähne zusammen. Mit einem erleichterten Aufstöhnen blieb ich dann stehen. Geschafft. Ich ging in die Hocke und massierte den Fußknöchel. Das würde noch einige Zeit dauern, bis ich wieder normal trainieren könnte.


    Dann stand ich wieder auf und ging zum Rand des Campus. Dort angekommen setzte ich mich hin und blickte nachdenklich den anderen Milites, die sich noch auf dem Campus befanden, bei ihren Übungen zu. Die Sonne stand nun schon tief, so dass die Schatten lang und dunkel über den Platz fielen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie verschwunden wäre. Die Tag wurden merklich kürzer. Nicht mehr lange und die kalte Jahreszeit würde beginnen.

  • Nach einiger Zeit merkte ich, wie die Kälte klamm in meine Glieder kroch. Es war Zeit für die Thermen, für ein herrlich heißes Bad. Ich stand auf und humpelte in Richtung Contubernium. Die Kameraden waren bestimmt schon beim Abendessen. Erst da merkte ich, dass ich Hunger hatte. Aber das musste dann wohl oder übel bis nach meinem Besuch der Thermen warten.

  • Auch als Optio durfte man seine körperlichen Übungen nicht vernachlässigen. Wie hätte es ausgesehen, wenn ich mit keuchendem Atem neben den Legionarii marschierte, während sie noch guter Dinge waren? Also hieß es jeden Tag auf den Campus zu gehen. Zwar wurde es mittlerweile selbst an den Tagen empfindlich kalt und es würde nicht mehr lange dauern, bis der erste Frost einbrechen würde. Aber ich war die Kälte gewohnt. Und schließlich konnte man sich auch noch warm anziehen.


    Zwar hatte ich nun in meiner neuen Stellung aufgrund meiner Aufgaben etwas weniger Zeit dazu. Doch sie musste reichen. So ging ich, wie schon zu meinen Zeiten als Legionarii, abends auf den Platz. Erst einige Runden laufen, um sich warm zu machen. Und dann Waffen- oder Kampftraining. Da ich mal wieder alleine bei meinen Übungen war, würde ich heute den Kampf mit dem Gladius üben.


    Dabei könnte ich mich abreagieren. Denn ich war wütend. Auf mich selbst. Ich hatte den Cursus Res Vulgares zwar bestanden. Aber nicht mit Auszeichnung. Das wurmte mich, so dass ich etwas Ablenkung gebrauchen konnte.


    So begann ich meine Runden zu ziehen. Mein Fuß war in der Zwischenzeit gut verheilt. Er machte mir auf dem Campus keinen Kummer mehr. Wie es auf einem langen Marsch aussehen würde, dass würde sich dann zeigen. Vielleicht sollte ich mal einen kleinen Übungsmarsch mit ein oder zwei Contubernia unternehmen. Keine schlechte Idee, dachte ich. Leicht vor mich hin lächelnd, lief ich weiter.

  • Nachdem ich meine Aufwärmrunden hinter mich gebracht hatte, dehnte ich mich leicht. Schließlich sollte die Übung nicht aus dem einfachen Stechen mit dem Gladius bestehen. Denn ich erinnerte mich gut an den Kampf mit Lupus. Wie er um mich herum geschwirrt war. Mal hier, mal dort. Unglaublich schnell und geschickt. Ich wusste, dass ich Jahre bräuchte, um eine ähnliche Fertigkeit mit dem Schwert zu erreichen. Leider hatte sich mein Kamerad bisher nicht zum Training blicken lassen. Vielleicht sollte ich mal zu ihm gehen und ihn fragen, ob er Lust auf eine gemeinsame Übung mit dem Gladius hat, dachte ich. Dabei lächelte ich. Denn mir war klar, dass ich in diesem Falle mehr als ein wenig frustriert über mein Können wäre.


    Nachdem ich mit dem Dehnen fertig war, begann ich locker mit dem Gladius an einem Holzpfahl zu üben. Immer wieder stach ich nach dem hölzernen Gegner mit einem Ausfallschritt aus dem Stand heraus. Dann begann ich damit Ausweichbewegungen nach rechts oder links einzubauen, um schließlich zwischen den Positionen und den Stich- und Hiebbewegungen zu wechseln. Trotz der Kälte wurde mir warm und ich begann zu schwitzen. Doch so lange ich in Bewegung blieb, war das nicht weiter schlimm.


    Erst als die Sonne unterging, beendet ich die Übung. Ich steckte den Gladius zurück in die Scheide und dehnte ausgiebig meine warmen Muskeln, um danach Richtung meiner Unterkunft zu verschwinden. Ich freute mich schon auf ein angenehm heißes Bad in den Thermen.

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