ARCHIV Vor der Villa Artoria

  • Ein paar Besuche zu verschiedenen Verzeichnissen und Archiven hatte Valerian bereits hinter sich, wodurch die Familienverhältnisse des Artoriers bereits nahezu vollständig geklärt waren. Nun war er wieder einmal in zivil unterwegs. Nicht mal seine Toga hatte er angelegt, denn Sklaven hatten eher Vertrauen zu Menschen, die kein Bürgerrecht hatten und ihrem eigenen Status näher standen. Zuerst nahm Valerian Kontakt zu den Bediensteten der Nachbarhäuser auf. Denn er wußte sehr gut, daß sie eher und offener über ihre Nachbarn sprachen als über die eigene Herrschaft. Und sie wußten beinahe so viel wie die Dienerschaft der Artorier, schließlich gab es da durchaus Kontakte und sogar Freundschaften. Daß Lucius Artorius Avitus allein in dem großen Haus lebte, hatte Valerian bald heraus. Und auch, daß er seine Leute gut behandelte.


    Schließlich aber suchte Valerian auch den Kontak zu der artorischen Dienerschaft. Das war nicht ganz einfach, gelang dann aber doch. Er flirtete ein wenig mit einem jungen Küchenmädchen, das nach einer Vielzahl von Komplimenten und ein wenig tatkräftiger Hilfe bei der Beförderung schwerer Einkäufe durchaus redselig wurde. Von ihr erfuhr er, daß der Artorier sehr um seinen Sohn getrauert hatte, obwohl da wohl lange kein Kontakt bestanden hatte. Valerian krampfte sich dabei ein wenig das Herz zusammen. Was da wohl los gewesen war zwischen Vater und Sohn? Auch Severus hatte eigentlich gar nicht über seinen Vater gesprochen.


    Von dem Mädchen hörte er auch, daß Marcus Artorius Didianus Nero in Hispania lebte und dort sogar Magistrat war. Und daß dessen Vater Tiberius Artorius Imperiosus - wie Valerian schon wußte ein Bruder seines alten Centurios Artorius Raetinus - ein Centurio bei der Legio I war, wo ja auch Artorius Avitus bis jetzt gedient hatte. Ja, sie war nicht wenig stolz, daß ihr Herr jetzt bei den Praetorianern als Tribun anfangen sollte. Und Valerian bewunderte dies natürlich gebührend, ohne zu verraten, daß er selbst dieser Elitetruppe angehörte.


    Insgesamt war er nicht unzufrieden mit seinen Ermittlungsergebnissen. Doch es fehlten ihm immer noch ein paar Angaben. Die hoffte er allerdings bei der Schola Atheniensis zu erhalten. Und bei der Academia Militaris. Dort gab es doch sicher Schülerverzeichnisse. Doch bevor er diese aufsuchte, wollte er doch lieber wieder seine Rüstung anlegen.


    Von dem jungen Küchenmädchen verabschiedete er sich sehr galant. Wer wußte schon, ob er diese Informationsquelle nicht eines Tages noch brauchen konnte.

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