ARCHIV Geteiltes Leid ist halbes Leid


  • Menas hatte Avitus seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Vor dem Krieg hatte er sich bei ihm darüber beklagt, dass sein Vater ihn nicht mitgehen lassen wollte. Das war die letzte Begebenheit gewesen, zu der sie Zeit gehabt hatten, zu sprechen. Viel war in der Zwischenzeit geschehen. Menas war reifer geworden und hatte noch einmal ein gutes Stück an Höhe und Muskeln zugelegt, sodass man ihn mit seinen neunzehn Jahren nun durchaus als Mann bezeichnen konnte. Er hatte von Severus gehört, wusste jedoch nichts Genaues. Auf der Schwelle nach draußen in den überdachten Gang blieb er stehen. Was sollte er sagen?


    Eine Bewegung vor ihm riss ihn aus den Gedanken. Er trat ins laue Abendlicht hinaus und ging auf Avitus zu. Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte, bis er dem so viel älteren Mann schließlich beinahe in die Arme stolperte. »Onkel!« nuschelte er in dessen Kleidung. Er hatte ihn immer Onkel genannt, obwohl er nicht der Bruder seines Vaters war. In Ermangelung tröstender Worte blieb Menas schließlich einfach stehen, nachdem er sich gelöst und wieder ein angemessenes Stück entfernt hatte, und sah Avitus an.

  • Avitus verbrachte einige Zeit im Freien und genoß die Abgeschiedenheit und relative des privaten Gartens mitten im unruhigen und lauten Rom. Die Gewächse vermochten sogar den Gestank, der wie eine Wolcke über der Stadt hing, etwas zu verdrängen. Überascht, dass ihm der Neffe - oder wie auch immer man den Sohn des eigenen Vetters bezeichnete - buchstäblich über den Weg stolperte, wurde Avitus aus seinen Gedanken gerissen und fing Menas auf.
    "Sei gegrüßt, Marcus"
    begrüßte er freundlich den jungen Artorius, nachdem dieser wieder auf respektvollen Abstand gegangen war.
    "Du scheinst gedankenverloren zu sein. Stimmt etwas nicht?"
    Seltsame Frage bei einem Wiedersehen nach so langer Zeit...

  • Er war niemand, der weinte. Zumindest nicht vor anderen, erst recht nicht in der Öffentlichkeit und schon gar nicht vor Avitus. Dennoch erschien es Menas, als bräche die unversehrte Anwesenheit nach der langen, kriegsbedingten Abwesenheit irgendetwas Bahn, doch er rettete sich gerade eben noch so in eine Art verunglücktes Schulterzucken mit zerknirschtem Gesichtsausdruck. »Ich bin froh, dass du wieder da bist«, sagte er. Insgeheim fragte er sich, ob es klug wäre, ihn auf Severus anzusprechen, doch die Gedanken hinkten in diesem Moment dem Mundwerk hinterher, das bereits den Satz angefangen hatte. »Wegen Cnaeus, das...das tut mir....wirklich leid«, platze er also heraus und machte sich darauf gefasst, eine Schelte zu kassieren. Oder aber ernste Worte mit einem Hauch von Bitterkeit.

  • "Ich freue mich ebenfalls, dich wieder zu sehen, Marcus"
    antwortete Avitus und legte dem "Neffen" die Hand auf die Schulter. Er wusste nicht, woher Menas das mit Cnaeus wusste, aber im Grunde war das unwichtig. Er wusste nicht recht, was er darauf sagen sollte. Ein "schon gut" wäre mit Sicherheit die schlechteste denkbare Antwort, aber irgendetwas, womit er große Dankbarkeit dafür ausdrückte, wohl auch. Er klopfte sachte auf die Schulter den jungen Artoriers, bevor er die Hand wegnahm.
    "Das... weiß ich zu schätzen"
    Er deutete Menas an, ihm zu folgen, während Avitus langsam den Säulengang entlang schritt. Beim Gehen konnte er besser denken.
    "Sag, Marcus, wie ist es dir ergangen? Träumst du immer noch vom Soldatenleben?"
    An sich ein für einen Römer durchaus typisches und ehrenwertes Ziel, Soldat zu werden und sein Geld anständig zu verdienen - mit dem Töten und Plündern seiner Feinde und dem Errichten nützlicher Gegenstände für die Provinz. Avitus wusste es zwar nicht recht, vermutete aber, dass Menas es ihm übel nahm, dass er ihn damals nicht bei seinem Vorhaben unterstützt hatte, die Legion zu begleiten. Aber er wollte Vater und Sohn - Imperiosus und Menas also - nicht Seite an Seite in kämpfend und womöglich gar sterbend wissen. Soldatenhandwerk ja, aber nicht die Mannschaftslaufbahn. Er und seite Vetter schufteten nicht deshalb in den Legionen und haben die beschwerliche Mannschaftslaufbahn hinter sich gebracht, damit ihre Nahkommen dasselbe taten. Genau das war eines der Dinge, die zwischen ihm und Severus gestanden haben.

  • Menas lächelte schief, als Avitus ihm die Hand auf seine Schulter legte. Onkel Avitus war wirklich jemand, zu dem man aufblicken konnte. Ganz anders als sein eigener Vater. Auch, wenn er sich damals enthalten hatte, was Menas' Wunsch anging, dem Militär beizutreten. Und jetzt war Avitus Tribun der Prätorianer!


    Eifrig folgte Menas seinem Onkel. Ihm war bewusst, dass er mit seiner Frage ein wenig von der Trübsal ablenken wollte. Da aber Menas ohnehin gern über dieses Thema sprach, machte es ihm nichts aus. So nickte er also. »Als ihr im Krieg wart? Es war sterbenslangweilig in Rom, Onkel. Manchmal wünschte ich mir, die Götter würden einen Blitz in die Stadt schicken, damit das Leben etwas spannender wird.« Er zuckte mit den Schultern. Während der Abwesenheit des Großteils seiner Familie hatte er eine Menge Zeit mit seiner Mutter verbracht und damit, einige Sklaven zu trietzen und sich Späße mit ihnen zu erlauben. Oft hatte er auch Übungen gemacht, um seinen Körper zu formen. Darüber hinaus war nichts weiter Weltbewegendes geschehen, und dies war auch der Grund, aus dem Menas nur so darauf brannte, endlich etwas anderes tun zu können als nur herumzusitzen. »Ich bin gestern Abend aus Mantua zurückgekommen. Man sagte mir, dass du fort seist, so habe ich nur Vater besucht und ihn gebeten, mich nun endlich etwas tun zu lassen«, fuhr Menas fort. »Er hat mir erlaubt, den Stadtkohorten beizutreten. Ich will mich morgen dort einschreiben.« Als Rekrut, das war zumindest so geplant. Menas wusste schließlich nicht, was sein Onkel darüber dachte.

  • "Langweilig? In Rom?"
    Der Junge... Avitus musste sich abgewöhnen, in Menas weiterhin einen Jungen zu sehen, denn mittlerweile war dieser zu einem jungen Mann von beachtlicher Erscheinung herangewachsen.
    "Das, mein lieber Neffe, ist schwer zu glauben"
    Andererseits war der Begriff "langweilig" eher relativ und "die Jugend" vermutlich viel schwerer zu unterhalten, als alle anderen und Menas legte die Meßlatte höher.


    Avitus blieb nicht stehen, wurde aber dennoch überrascht, als Menas sagte, er wolle den Stadtkohorten beitreten.
    "Den cohortes urbanae...!?"
    Ausgerechnet den Stadtkohorten. Und ausgerechnet die einfache Laufbahn. Avitus besaß gegenüber dem jungen Artorier zwar eine gewisse Autorität, aber er wusste, dass Menas einen eigenen Willen hatte - eine zuweilen lästige Eigenschaft, die manche Zeitgenossen hatten... oder hatte er sich über die Jahre einfach nur an die einfache Soldatenwelt und Hierarchie in der castra gewöhnt? Wie auch immer, Avitus wusste, dass er wohl kaum Erfolg haben würde, an die Geduld des jungen Mannes zu appellieren. Dennoch schadete es bestimmt nicht, es nicht unversucht zu lassen.
    "Nun, die cohortes urbanae sind gewiss eine überaus angesehene Einheit und der Dienst in Rom... ach was, ich will dir gegenüber nicht diesen pathetischen Part rezitieren. Du weißt, wie ich darüber denke. Ich habe es dir damals gesagt und kann mich heute nur wiederholen..."
    Er hielt inne. Dasselbe hatte er auch Severus gesagt. Dieser hatte sich stur gestellt und das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war auf einem Tiefpunkt angelangt. Avitus hatte nie wieder Gelegenheit gehabt, es zu richten.
    "Schlaf noch eine Nacht drüber. Dein Vater dürfte in Absehbarer Zeit die Ritterwürden erlangen, musst du wissen. Dann stünden dir Möglichkeiten offen, von denen andere nur träumen können"
    Gemeint war der ritterliche Cursus Honorum.

  • »Es ist umso leichter zu glauben, wenn du dir vor Augen führst, Onkel, dass ich ganz allein hier war, während ihr anderen im Krieg für den Kaiser gekämpft habt«, erwiderte Menas ein wenig bissig vielleicht. Und ganz stimmte es ja auch nicht. Seine Mutter war schließlich hier zugegen gewesen, doch abgesehen von ihr hatte kaum jemand Menas' Kurzweil zu zerstreuen vermocht.


    Als sein Onkel plötzlich stehen blieb, wandte sich Menas zu ihm um und betrachtete ihn. Er war alles andere als begeistert. Wie Mutter. Aber die war nie begeistert, wann immer er den Wunsch äußerte, irgendetwas tun zu wollen, was im Entferntesten mit dem Militär zu tun hatte. »Ja.« Menas legte den Kopf schräg und musterte seinen Onkel, der nun versuchte, sich herauszuwinden, dies dann aber aufgab. »Ja, ich weiß«, erwiderte er ein wenig müde und sah an Avitus vorbei starr und stur auf eine Säule. Die folgenden Worte prallten an ihm ab wie Wasser von kostbarem Glas. »Und du meinst, ich soll das machen, wozu er nicht im Stande ist?« Menas runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich wollte immer in die Prima eintreten, du weißt das. Aber jetzt, wo ich es endlich darf, reizt es mich gar nicht mehr. Ich würde ständig unter Vater stehen, und darauf kann ich verzichten. Mutter will, dass ich in ihrer Nähe bleibe. Also wohin soll ich gehen? Es bleibt der ehrlose Posten eines Vigilen oder die Kohorten. Für die Prätorianer bin ich schließlich noch nicht gut genug, das weiß ich selbst.« Menas holte Luft und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Mehr schlecht als recht gelang ihm das. »Ach, Onkel. Ich möchte einfach wie du sein.« Und nicht wie sein Vater, dachte Menas und seufzte. »Und es steht auch gar nicht fest, dass Vater in absehbarer Zeit Ritter wird. Oder dass ich es werde. Und wer würde schon einen Tribun haben wollen, der keine Erfahrung in einer Einheit gemacht hat?« Menas jedenfalls würde so jemanden nicht zum Vorgesetzten haben wollen. Das wäre ja, als würde man einen Fuchs zum Gänsehüten abkommandieren.

  • ...einfach wie du sein...


    Was sollte Avitus davon halten. War es das naive Geschwätz eines Jungen, der zu einem gedienten Soldaten aufsah und ihn idealisierte? Der nicht wusste um die Härten und Entbehrungen, die Avitus auf sich im Laufe seines Lebens genommen hatte, um zu dem zu werden, was er nun war... was auch immer er war. Oder war es Lob eines jungen Mannes, der wohl zum ersten Mal in seinem Leben eine wichtige Entscheidung traf und sie nun mit jedem ihm zur Verfügung stehenden Argument zu rechtfertigen suchte. Uns sei es, sich selbst gegenüber. Wie auch immer, Avitus war Soldat, dazu vielleicht Jurist und Architekt, aber kein Pholosoph und ihm fehlte das Talent, sich blitzschnell mit solchen höchst philosophischen Dingen auseinanderzusetzen. Drum ließ er es.


    "Nun... ich sehe, es wäre ein sinnloses Unterfangen, dich davon abhalten zu wollen, deine Entscheidung zu revidieren. Und du stehst mit deinem Vater... man könnte sagen, auf Kriegsfuß. Drum soll nicht auch ich noch sein, gegen den du Groll hegst"
    Wie schade eigentlich, dass die Patria Potestas heutztage kaum mehr war, als Schall und Rauch. Imperiosus hätte mit einem Machtwort dieses Gespräch zwischen Menas und Avitus verhindern können, tat es aber nicht. Genau so wie Avitus sich gegenüber Severus hatte durchsetzen können. Aber das war eine andere Geschichte.
    "So hast du meine Unterstützung"


    Dann lächelte er, um die angespannte Atmosphäre, die sich während des Gesprächs über den Garten gelegt hatte, zu entspannen. Von draussen vernahm man Schreie und das gleichmäßige Stampfen von beschlagenen Stiefeln, als eine Einheit Vigiles vorbeimarschierte, angetrieben von den Schreien eines Centurio. Irgendwo brannte es also mal wieder. Wäre auch zu schön gewesen, mal einen Tag oder eine Nacht ohne einen Brand oder Einsturz zu erleben. Avitus setzte sich auf eine kleine Bank, die am künstlich angelegten Teich inmitten des Gartens stand. Daneben stand ein kleiner, runder, auf drei geschwungenen Beinen stehender Tisch mit einer Obstschale. Der Artorier griff nach einem grünen Apfel und biß hinein. Das konnte er, denn Avitus hatte - und darauf war er besonders stolz - noch recht gute Zähne.
    "Setz dich, Marcus"
    sagte er.
    "Solange du keinen Patron hast und deine Zeit als miles es erlauben wird, erwarte ich natürlich, dass du deine Aufwartung mir machst. Vorausgesetzt, dein Vater ist nicht gerade in Rom, aber das dürfte nur selten der Fall sein"
    sagte Avitus. In dieser Angelegenheit duldete er keinen Widerspruch und sein Tonfall, nicht streng, aber dennoch bestimmt, ließ keinen Zweifel daran aufkommen. Er lächelte und zwinkerte Menas zu.
    "Keine Sorge, ich lasse dich nicht draussen rumlungern. Was ich meine ist, dass du dich erst an mich wenden magst, wenn du etwas auf dem Herzen hast"
    Gleichzeitig gab er dem jungen Artorier damit die Gelegenheit, das Thema zu wechseln, falls dieser schon jetzt etwas auf dem Herzen hatte.

  • Der Ausdruck auf Avitus' Gesicht war nicht recht eindeutig gewesen. Menas hatte die Luft angehalten, ohne es zu merken, als Avitus nach einer endlos anmutenden Ewigkeit weitersprach. Nun, da er aber seine Unterstützung zusicherte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Zwar wäre er seinen Weg auch gegangen, wenn sein Onkel Mißfallen ausgedrückt hätte, aber mit seinem Wohlwollen war alles einfacher. Menas schloss kurz die Augen und dankte stumm niemand Bestimmtem, leise seinem Onkel. »Danke.«


    Mit spitzen Ohren lauschte er auf das rhythmische Stapfen nagelbeschlagener Stiefel und kam zum gleichen Schluss wie Avitus. Andererseits dachte er nicht wehmütig daran, dass das Haus der Artorier vor gar nicht allzu langer Zeit abgebrannt war. Er fand, es sah nun schöner aus als zuvor, auch wenn es der Familie eine schwere finanzielle Last aufgelegt hatte. An der Seite seines Verwandten begab er sich zu dem Teich, in dem weniger Fische schwammen als zu Anfang der Woche. Vermutlich wieder dieses Katzenvieh, das sich hier ständig herumtrieb. Das Mistvieh hatte Glück. Bald schon würde Menas nicht mehr mit einer Zwille versuchen, das räudige Biest aus dem Fell zu schießen.


    Menas setzte sich zu Avitus und betrachtete ihn von der Seite. Wie er den Apfel nahm, ihn kurz drehte und dann hineinbiss. Er bekam einen Spritzer Saft ab, sagte aber nichts. Wie anders war doch sein Vater im Vergleich zu Avitus! Beinahe kleinbei gegeben hatte er, als Menas selbst für seine Verhältnisse dreist gefordert hatte, dass er endlich nachgab! Avitus gegenüber hätte sich Menas nie so im Ton vergriffen. Avitus war nicht so nachsichtig und weich wie Imperiosus. Dass sein Onkel ihr Verhältnis als auf dem Kriegsfuß stehend bezeichnete, war eigentlich schon Ironie pur, wie Menas auffiel. Aufmerksam hing Menas an den Lippen seines Onkels, als dieser weitersprach. Er nickte ernst und wollte schon versichern, dass er das ganz bestimmt machen würde, als Avitus ihm zuzwinkerte und Menas plötzlich ratlos war, ob er das eben sehr ernst oder nur als Bitte gemeint hatte. Doch Avitus klärte es schnell auf. Erneut nickte Menas, und ein kurzes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. »Das werde ich ganz bestimmt machen. Du kannst ohnehin mehr erreichen als Vater. Allein schon, weil du jetzt in Rom stationiert bist.« Jetzt konnte Menas nicht mehr an sich halten. »Wird man dir gestatten, zu Hause zu schlafen? Prätorianer haben doch viele Sonderrechte. Und bekommst du eine eigene Einheit unterstellt? Erzähl mir doch noch einmal von der Schlacht am Chaboras!« Menas hatte sich gänzlich zu Avitus umgewandt und betrachtete ihn nun erwartungsvoll. Ein wenig keimte aber das schlechte Gewissen in Menas. Er runzelte die Stirn und sah ins Wasser hinab, nagte auf der Unterlippe. »Darf ich dich um etwas bitten, Onkel?« fragte er Avitus dann.

  • Avitus lehnte sich zurück, kaute. Der Apfel schmeckte ganz gut, war nicht zu weich und nicht zu reif. Das hasste er, wenn Früchte zu viel Saft entwickelten. Zu schnell konnte passieren, dass man einen Augenblick lang nicht aufpasste und sich eine schöne neue Tunika ruinierte. Er biß noch mal ab.
    "Hmm, das haben sie"
    Er sah sich um und entdeckte, dass kein Korb bereitgestellt war, in dem man hätte die Reste oder die Kerne mancher Früchte reintun können. Drum winkte er unverzüglich einen der umstehenden Sklaven heran. Eine junge Sklavin näherte sich mit leicht gesenktem Kopf ihrem Herrn.
    "Habe ich nicht gesagt, dass man einen Korb bereitstellt für den Abfall?"
    fragte Avitus, leise, aber dennoch streng.
    "Nein, Herr"
    Die Sklavin musste entweder auf den Kopf gefallen oder neu sein, da sie den Tadel in der Frage nicht erkannte.
    "Na dann mal los..."
    Schnell entfernte sie sich, um der Anweisung folge zu leisten, während Avitus sich wieder Menas zuwandte.
    "Wo war ich...? Ach ja, gewiss, die Praetorianer genießen gewisse Privilegien. Und ob man als tribunus in deren Reihen überhaupt zu Schlaf kommt, wird sich zeigen"
    Obwohl er offziiell im Dienst war, wollte er die heutige Nacht noch in der Domus verbringen, für morgen hatte er die Kohorte zum Antreten befohlen. Wo er in Zukunft wohnen würde, würde sich zeigen.
    "Ich habe allerdings keine Zweifel, dass ich oft genug in der domus weilen werde"
    fügte er hinzu.


    Dann fragte Menas über die Schlacht am Chaboras. Avitus dachte zurück, erinnerte sich daran, wie sie marschiert waren und immer und immer wieder von parthischen Störtrupps, die scheinbar wie aus dem nichts auftauchten und ihnen zusetzten, bedrängt wurden. An Racilius Fullo, der seinen Centurio, Avitus, um Befehle fragte, deprimiert durch die Tatsache, dass man als Fußsoldat einfach keine andere Wahl hatte, als den Pfeilbeschuss über sich ergehen zu lassen, bis sich die Parther entweder zurückgezogen hatten oder aber durch eigene Turmae zurückgedrängt wurden. Er dachte an den Hinterhalt, in den ein ganzes Heer dort geraten war. Ihr Heer, das römische. Daran, wie Legionäre verbrannten und von Pfeilen durchbohrt wurden. Und daran, wie der Pfeil eines unbekannten, namenlosen parthischen Soldaten seinen Weg fand zum Kaiser, ihn verwundete.
    "Es war ein schweres Gefecht. Das Gelände war äußerst ungünstig, aber das hatte dieses verdammte Land stets an sich. Das Heer marschierte und wir milites waren damit beschäftigt, uns hin und wieder vor parthischen Pfeilen zu schützen, während die equites dafür sorgten, dass die Parther sich wenigstens nicht so einfach an uns anschleichen konnten"
    Die junge Sklavin kehrte mit dem Korb zurück und stellte ihn in Reichweite ab, besaß aber genug Verstand (oder Lebenswillen), Avitus nicht zu unterbrechen, während er von der Schlacht sprach. Diskret ging die Sklavin wieder auf Abstand, um weitere Anweisungen abzuwarten.
    "Aber die Parther sind hervorragende Reiter musst du wissen. Geradezu beneidenswert effizient. Sie fanden einen Weg, uns einen Hinterhalt zu stellen und ähm... ja, legten Feuer. An einer recht schmalen Stelle. Milites verbrannten bei lebendigem Leibe. Ich weiß nicht genau, was es war, Öl oder irgendeine andere Substanz, aber es ließ sich schwer löschen und ohne den Fluß in der Nähe hätte es böse ausgesehen"
    Er machte eine Pause.
    "Naja. Und den Rest kennst du. Irgendein Parther, die Götter mögen ihn verfluchen, traf mit seinem Bogen den imperator, verwundete ihn. Der Rest... ist Geschichte"
    Es war ein schwarzes, deprimierendes Kapitel des Feldzuges. Zum Glück wurde Avitus durch Menas unterbrochen, als dieser ihn wohl um einen Gefallen bat.
    "Natürlich"
    lud er Menas ein, die Frage zu stellen.

  • Menas' Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Und das nur wegen eines Apfels. Er knirschte leise mit den Zähnen und musste sich beherrschen, weder die Sklavin anzufahren, noch Avitus den Apfelrest aus der Hand zu reißen und ihn in die Büsche zu werfen. Diese Szene mit der Sklavin schien sich um Ewigkeiten in die Länge zu ziehen, bis endlich Avitus weitersprach und Menas wie gebannt an seinen Lippen hing. »Schlafen kann man, wenn man tot ist«, bemerkte er nebenbei. Was hätte er dafür gegeben, jetzt an Avitus' Stelle zu sein!


    Menas hatte schon so oft Geschichten über die Schlacht am Chaboras gehört, dass er gar nicht mehr zählte. Nur seinen Vater hatte er niemals danach gefragt, und er hatte nie von selbst zu erzählen begonnen. Daran war das Eis schuld, in das sich Menas hüllte, wann immer er auf Imperiosus traf. Angefangen hatte das damals, als er alt genug gewesen war, um zu verstehen, was es bedeutete, einen Bruder mit Namen Didianus in zu haben. Damals hatte er begonnen, seinen Vater zu verachten. Der Hass hatte sich erst viel später dazugesellt. Als Imperiosus ihm verweigert hatte, an seiner Seite in den Krieg zu ziehen. Seitdem hatte sich an ihrer Situation nichts verändert. Im Gegenteil, es wurde stets schlimmer. Menas hatte begonnen, alles Missgeschick und jedwedes Negatives auf seinen Vater zu schieben, der bald ein recht formidabler Sündenbock geworden war. So trug er inzwischen auch Schuld am Unglück seiner Mutter, und daran, dass sie so oft weinte, wenn sie sich allein wähnte.


    Während Avitus erzählte, schloss Menas die Augen. Er konnte parthischen Schweiß riechen, die Pfeile sirren hören, das Prasseln der Pferdehufe auf trockenem Grund spüren. In diesem Augenblick war er wahrhaftig dort. Er sah die parthischen Schweine mit den Fackeln, die das Feuer legen wollten, schrie und brüllte aus Leibeskräften, um die anderen zu warnen, doch niemand hörte auf ihn... Und als Avitus verstummte, verblasste der Tagtraum und Menas blinzelte in den vertrauten Garten. Er hätte alles dafür gegeben, dort gewesen zu sein.


    Menas stellte nun seine Frage, sah Avitus ernst an. »Wenn ich fort bin, wirst du ein Auge auf Mutter haben? Sie ist allein, das war sie immer schon. Aber sie wird noch einsamer sein, wenn ich gegangen bin, und ich werde wohl kaum Ausgang bekommen in der ersten Zeit.« Es war selten, dass Menas jemanden um etwas bat. Aber noch seltener war es, dass er nicht für sich, sondern für einen anderen bat.

  • Was auch immer im Innern des Artoriers vorging, als Menas ihn bat, hin und wieder nach Valeria zu sehen, er wusste es hinter einer Maske zu verstecken. Irgendwie verstand es Avitus aber nicht, wieso Imperiosus lieber diese Sklavin in seiner Nähe hatte, als sein Eheweib.
    "Ich werde hin und wieder nach ihr sehen..."
    versicherte er seinem 'Neffen'.
    "Obwohl ich zu bezweifeln wage, dass ausgerechnet meine Gegenwart für viel Abwechslung für sie sorgen könnte"
    Und er fragte sich, worüber er und Valeria sich wohl unterhalten könnten. Was sagte man, worüber sprach man mit der Frau seines Vetters, die man kaum kannte und die allein zurück blieb, während Imperiosus in Mantua weilte.
    "Will sie ihn denn nicht nach Mantua begleiten?"
    Ein schwacher Versuch zurückzurudern, der nicht funktionieren würde, das wusste Avitus...

  • Menas sah Avitus zweifelnd an. »Nein. Sie bleibt hier. Du weißt doch, wie sie zur Legion steht.« Er machte eine kurze Pause. »Und zu Vater.« Und das war wirklich kein Geheimnis, denn wenn man die beiden nur flüchtig betrachtete, würde man es schon merken. Menas erinnerte sich an das kurze Gespräch, das er am gestrigen Abend mit seiner Mutter geführt hatte. Vielleicht würde sie seine Worte ja doch noch berücksichtigen. Er seufzte.


    »Danke jedenfalls. Ich bin mir sicher, dass sie sich freut. Sie schätzt dich«, fuhr er fort. Casca hatte nie schlecht von Avitus geredet. Allerdings kannte sie ihn wohl auch nicht so gut wie Menas, der jede Gelegenheit nutzte, mit Avitus zu reden, ob es nun das Kriegshandwerk war oder nicht, worüber sie sprachen. Das Militär... Erneut kreisten Menas' Gedanken darum. Er sah schräg hoch zu Avitus. »Meinst du, ich muss lang ein Rekrut sein?« fragte er. »Hast du vielleicht ein paar Tipps für mich?«

  • Das Verhältnis zwischen Imperiosus zu Valeria war in etwa so, wie sein eigenes zu Severus' Mutter.
    "Sie schätzt mich?"
    Avitus lächelte. Eigentlich kannte sie ihn doch kaum. Bestimmt war dies nicht der Fall, denn Avitus sah nichts, wofür Valeria ihn schätzen konnte. Er hatte als Vater versagt und seine Karriere... nein, seine Pflicht! allem voran gestellt. Im Grunde war er nicht viel anders als sein Vetter in dieser Hinsicht, nur einige Schritte weiter.
    "Nun, das freut"
    Aber bestimmt hatte Menas es nur aus Anstand gesagt.


    Dann wechselten sie wieder das Thema.
    "Rekrut ist man hundertzwanzig Tage lang"
    Ob das eine lange Zeit war...? Das empfand jeder anders.
    "Was ich dir sagen kann, ist... es wird nicht einfach werden. Ich hoffe, du hast etwas für deine Ausdauer getan in der letzten Zeit"
    Unausgesprochen ließ er, dass es vor allem für Menas nicht einfach werden würde. Aber der junge Mann verstand es wohl auch so.
    "Die Zeit als Rekrut ist bei den cohortes im Grunde wie bei der legio. Den ganzen Tag exerzierst du unter den Schreien und Stockhieben deines centurio. Oder unter der Aufsicht des optio. Ich hoffe für dich, dass ein optio dich ausbildet, der hat wenigstens keine vitis. Deinen centurio übrigens dürftest du in dieser Zeit von ganzem Herzen hassen lernen. Aber tröste dich, das geht allen so. Wenn man den centurio nicht haßt, stimmt etwas nicht mit dem Mann"
    Es sei denn, man erwischte einen Exoten wie den Flavier. Aber wie groß war schon die Chance...

  • Warum nur sein Verwandter derart verwundert darüber war, wusste Menas nicht zu sagen. Aber er schien seinen Hinweis dennoch erfreut zur Kenntnis zu nehmen, wie er beruhigt feststellte. Vielleicht konnte Casca Avitus ebenso eine Ablenkung sein wie umgekehrt. Und vielleicht... Nein, daran wollte Menas lieber nicht denken. Wenn sie etwas in dieser Hinsicht entwickelte, war es gut, wenn er so tat, als habe er nichts bemerkt.


    »Einhundertzwanzig Tage lang«, wiederholte Menas und versuchte sich vorzustellen, wie schnell die zeit wohl verfliegen würde. Wie ein trockener Schwamm das Wasser sog er die Informationen auf, die Avitus ihm zuteil werden ließ. Stockhiebe... Menas hatte davon schon gehört. Verus von den Suniern, die nebenan wohnten, war inwzischen schon ein Legionär. Er hatte oft blaue Flecke zur Schau getragen, was Menas aber nicht abgeschreckt, sondern zu der Annahme gebracht hatte, dass sich besagter Sunier dämlich angestellt haben musste und dafür seine gerechte Strafe empfangen hatte. Nun sah er das anders. Auf die indirekte Frage hin nickte Menas. »Ja. Ich will schließlich nicht in ein paar Tagen mit eingezogenem Schwanz wieder hergeschlichen kommen«, erwiderte er und grinste schief. Er hoffte sehr, dass dies nicht der Fall sein würde. Wenn er in den ersten Tagen einen Anfall erlitt, würde das allerdings schneller gehen, als ihm lieb war. Wieder einmal verfluchte er die Ärzte dafür, dass ihnen außer Kräutersuden und irgendwelchen Wurzelsäften nichts Besseres einfiel, um diese Schübe zu unterdrücken. Menas seufzte leise. »Ob ich Sacadas wohl mitnehmen darf? Und... Wie steht es mit Reitübungen? Die Kohorten haben doch keine berittene Einheit«, fragte er weiter. Zumindest hatte er noch nie einen Reiter der Kohorten innerhalb Roms gesehen.

  • Avitus schüttelte den Kopf.
    "Zu meiner Zeit wurde bei den cohortes das Reiten nicht gelehrt"
    antwortete er.
    "Aber scheue dich nicht, frag deinen Ausbilder ruhig, ob er die Übungen nicht organisieren kann, für den Fall, dass er von sich nicht drauf kommt. Reiten ist wichtig, denn du weißt nicht, wo dich das Schicksal noch hinführt"
    Dann fiel ihm etwas ein.
    "Sollte er das nicht tun, komm zu mir, ich kaufe dir ein schönes Pferd und zeige dir, wie man es handhabt und wie man von ihm aus kämpft... aber erwarte nicht zu viel von einem Infanteristen"
    mahnte er im Scherz.
    "Deinen Sklaven mitnehmen? Nein, der wird wohl nicht reinkönnen. Es sei denn, du findest im Lager, also nachdem du bereits gemustert und ausgebildet worden bist, eine sinnvolle Beschäftigung für ihn. Hör dich einfach ein wenig um, rede mit deinem centurio... außerhalb der Ausbildung ist ein centurio durchaus ansprechbar und hin und sogar hilfsbereit, wenn die Sesterzen klirren"
    Das war eine Andeutung, ein Tipp, wie man mit Centurionen am besten umging. Verhandeln konnte man mit ihnen immer, sofern man die eigene Position mit entsprechend gut gefülltem Geldbeutel und angezeigter 'Zahlungsfreude' stärkte. Bestechlich waren alle, selbst Avitus war keine Ausnahme gewesen, auch, wenn er nicht so gierig war, wie manch anderer Kollege.

  • Menas grinste Avitus belustigt an. Aber, rief er sich in Erinnerung, er wusste schließlich nicht, dass er nun sein eigenes Pferd besaß und es sogar selbst zugeritten hatte, während alle anderen im Krieg gewesen waren. »Wie man von einem Pferd aus das Schwert schwingt, würde ich gern lernen. Ich habe inzwischen sogar ein eigenes«, erklärte er stolz. »Pferd, nicht Schwert. Haliaetos. Ein Prachtbursche. Ich kann ihn dir später mal zeigen.« Menas war stolz auf seinen Seeadler. Er liebte es, wenn der Wind ihm durchs Haar rauschte, während er auf dem Pferderücken dahinpreschte.


    Den guten Tipp betreffend, machte Menas ein zweifelndes Gesicht. Er sollte seinen Zenturio bestechen, wenn etwas nicht klappte oder er etwas wollte? Nicht, dass Menas nicht bereit gewesen wäre dazu. Nur würde sich ein Zenturio tatsächlich darauf einlassen? Vielleicht würde er es bald herausfinden, denn es wäre ein unschlagbarer Vorteil, wenn Sacadas im Kastell weilen dürfte. Menas seufzte. So vieles gab es zu bedenken. »Hm. Hast du etwas von Medeia gehört?« fragte er dann geradeheraus. Er hatte sie lieb gewonnen, aber schon sehr lange nichts mehr von ihr gehört. Ob sie jemals wieder nach Rom zurückkehren würde?



    Sim-Off:

    Medeia ist gar nicht in einem Stammbaum vermerkt?

  • Avitus bemerkte durchaus, dass es Menas offenbar nicht schmekte, dass der Umgang mit Centurionen eine eigene "Sprache" erforderte. Er schmunzelte. Und interpretierte die Skepsis ein wenig falsch.
    "Keine Sorge. Natürlich weiß ein centurio um den Sold eines miles und wird keine horrenden Summen verlangen. Nur Anteile"
    Aber genug davon.


    "Medeia...?"
    wiederholte er leise den Namen.
    "Nein, schon lange nicht mehr"
    Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. Böse Gerüchte gab es da, vieles, was unklar blieb. Angeblich lebte Plautius nicht mer. Ob es wirklich wahr sein konnte? Ausgerechnet Plautius. Und wie hat Medeia es verkraftet? So viele Fragen, die unbeantwortet blieben. Er kehrte gedanklich ins Hier und Jetzt zurück.
    "Sie ist, wie du sicherlich weißt, in Alexandria. Ich... bezweifle, ehrlich gesagt, dass es ihr gut geht"
    sagte Avitus, ganz leicht den Kof schüttelnd.

  • »Hm«, machte Menas und zuckte mit den Schultern. Sollte es irgendwann nötig werden, würde er diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Und was Sacadas anging... Menas würde damit ein Weilchen warten, vielleicht, bis der Zenturio schon ein Stück auf ihn hielt. Dann wäre es vermutlich leichter, um so etwas zu bitten.


    Begierig sah Menas Avitus an, machte aber ein enttäuschtes Gesicht, als Avitus verneinte. Schon so lange war kein Brief mehr angekommen. Allmählich hegte auch Menas Zweifel ob Medeias Gesundheitszustand. Von ihrem Ehemann hatte er nichts gehört. Sonst hätte er sich vermutlich mehr gesorgt als es jetzt der Fall war. »Ja«, sagte Menas knapp als Antwort auf beide Aussagen, und machte ein betroffenes Gesicht. »Ich wollte ihr noch einmal schreiben, ehe ich zu den Kohorten gehe.« Nicht, dass das etwas an der Situation geändert hätte. Aber Menas würde sich etwas besser fühlen. Er erinnerte sich noch gut an Medeia. Sie war eine Frau von dem Kaliber gewesen, das er mochte. So jemanden hätte er mit Freuden geheiratet. Medeia war schon immer anders gewesen als die anderen. Direkter, energischer, unverblümter. Sowas mochte Menas. Und deswegen vermisste er sie. Und Medeia hatte einen Hang zur Exklusivität gehabt. Wenn er nur an das Weinfest dachte, damals... Er seufzte. »Und, was wirst du jetzt noch tun?« fragte er Avitus.

  • Medeia. Gerne erinnerte sich Avitus an ihre Begegnung damals, als er aus Ostia zurückgekehrt war, sie nicht erkannt hatte und ziemlich grob behandelt hatte. Auch ihr kleiner Sklave, den sie - warum auch immer, wohl zur Belustigung - stets bei sich hatte, hatte am eigenen Leib erfahren, was es hieß, wenn Avitus grob wurde. Noch heute dürfte er an Nackenschmerzen leiden, so wie Avitus ihn eines Tages am Hals gepackt hatte. Medeia blieb so eine Behandlung zwar erspart, dennoch durfte der Artorier ihr damals einen Schrecken eingejagt haben. Avitus konnte nicht umhin, als jedesmal zu schmunzeln, wenn er daran zurückdachte. Sollte er den kleinen Sklaven je wieder zu Gesicht bekommen, würde er wohl kaum umhin können, als sich den Spaß zu gönnen, ihm Angst und Schrecken einzujagen. Naja, zumindest ein wenig.


    Avitus analysierte - im Gegensatz zu seinem jungen Neffen - nicht, wieso er Medeia vermisste und was genau an ihr so besonders war. Er war kein Philosoph. Für ihn galt einfach nur diese Tatsache, dass dem so war. Vielleicht vermied er aber auch bewusst, über Medeia nachzudenken, vielleicht hatte er Angst vor dem, was er entdecken könnte. Vielleicht deswegen, weil manches nicht sein sollte. Vielleicht deswegen, weil es nicht sein konnte. Vielleicht aber auch, weil etwas nicht sein durfte.


    Er blickte zu Menas.
    "Tu das. Sie wird sich freuen, von dir zu hören"
    sagte Avitus nickend.
    "Überhaupt von jemandem von uns zu hören"
    Sagte er mit so etwas wie Selbstvorwurf als Unterton. Auch er hatte daran gedacht, Medeia zu schreiben, es aber immer wieder aufgeschoben und immer irgendetwas als Vorwand dafür herangezogen. Überhaupt hatte er in letzter Zeit viele vernachlässigt. Medeia, seinen 'Bruder' Petronius Crispus und den jungen Maro von der IX Hispana, Octavius Sura von den Urbanern - von dem er bald schon erfahren würde, dass er ein Ala-Praefekt war und Avitus im Rahmen einer Mission einen Speculator auf ihn ansetzte - oder Silius Orestes, sein bester Freund in der Jugend - von dem er bald wieder hören sollte - und viele andere.
    "Ich denke, ich werde mir etwas Zeit nehmen, und ein paar Briefe schreiben"
    Er lächelte.
    "An alte Bekannte"



    Sim-Off:

    - Ich weiß leider nicht, wie wo und wann Plautius gestorben sein soll. Ich weiß nicht, ob Avitus das weiß oder nicht. Drum ist es jedesmal wie ein Gang auf heißen Kohlen, wenn dieses Thema angeschnitten wird
    - wenn du Briefe verschickst, kannst du die 'Wertkarte' belasten; sollte sie leer sein, bitte PN an mich

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!