Recherche

  • Silanus überzeugen? Das könnt schwierig werden. Axillas Freude erhielt allein bei dem Gedanken einen derben Dämpfer. Aber vielleicht konnte sie es ja anders anstellen und Urgulania stattdessen fragen? Ja, das war gut, Silanus einfach gar nicht selber zu fragen sondern Urgulania vorzuschicken, das war sehr gut. Dann kam sie schon nicht auf dumme Ideen, wenn sie ihren Vetter sah. Ja, so würde sie das machen, bestimmt.


    Als Archias anfing zu dichten, musste Axilla kichern. Das war ja schrecklich! Das war ja sogar schlimmer als nur schrecklich! „krrrmpf… nein, lieber nicht sowas krchkrch… du solltest vielleicht mal ein bisschen lesen… krmpf.. bevor du weiter reimst.
    Es tat Axilla ja furchtbar leid, dass sie sich nicht beherrschen konnte, aber seine Dichterei war wirklich zum Totlachen. Sie winkte einem Sklaven und schickte ihn los, Catull oder Ovid oder etwas Vergleichbares zu bringen. Wenig später war dieser auch mit ein paar von Catulls carmina zurück. Axilla kannte diese Gedichte und Lieder fast alle auswendig, also brauchte sie nicht lange, ihm ein schönes herauszusuchen und vorzulegen.
    (Catullus carm. 51, 1-12)


    Ille mi par esse deo videtur
    ille, si fas est, superare divos
    qui sedens adversus identidem te
    spectat et audit


    dulce ridentem misero quod omnis
    eripit sensus mihi. nam simul te,
    Lesbia, aspexi, nihil est super mi
    vocis in ore,


    lingua sed torpet, tenuis sub artus
    flamma demanat, sonitu suopte
    tintinant aures, gemina teguntur
    lumina nocte.


    Der scheint mir einem Gott gewachsen, der scheint mir, mit Verlaub, den Göttern noch überlegen, der dir gegenüber sitzt und immer wieder dich anschaut und hört,
    wie du süß lachst – mir Armem hat das alle Sinne geraubt. Denn sobald ich dich, Lesbia, ansehe, bleibt mir keine Stimme mehr im Munde, sondern die Zunge ist erstarrt, eine feine Flamme fährt mir tief in die Glieder, vom eigenen Schalle klingen die Ohren, die Augen decken sich mit doppelter Nacht.


    Sie musste nicht mal auf das Papier schauen, um es zu rezitieren. Sie liebte diese Art von Gedichten, stundenlang könnte sie solch süße Worte lesen. In dieser Beziehung war sie heillos romantisch.
    Sowas meinte ich. Vielleicht nicht ganz so dick aufgetragen, du bist immerhin kein Dichter. Die dürfen ja so übertreiben.

  • »Tjaja, lach du nur... Ich sag ja, ich kann sowas nicht. Das ist so, als...als wolltest du einem Hund das Schreiben beibringen«, erwiderte er und zuckte die Schultern. Obwohl, er hatte schon mal von einem Hund gehört, der angeblich sprechen konnte. In Germanien hatte das jemand erzählt. Das Vieh sollte zählen können, und sowas. Und wenn so ein Tier schon zählen konnte... Nachdenklich blickte er dem Sklaven nach, den Axilla eben organisiert hatte. Die Worte, die sie mit ihm gewechselt hatten, hatte er nicht gehört.
    »Lesen?« echote er.
    »Das machen nur Leute, die zu viel Zeit haben.« So wie Axilla, wie ihm gerade einfiel, denn immerhin befanden sie sich in einer Bibliothek.
    »Äh....«
    Da landete schon ein dicker Wälzer vor ihm auf dem Tisch.


    Axilla blätterte.
    Axilla rezitierte.
    Caius wurde übel.
    »Sowas?« krächzte er und schluckte die Galle herunter. Andererseits....wenn sie darauf abfuhr, dann würde Seiana das sicher auch toll finden....oder?
    »Zeig mal her«, meinte er und zog das Buch heran. Langsam las er das Gedicht noch einmal durch, schüttelte hier und dort den Kopf oder verzog das Gesicht.
    »Tz, da hast du es! Sowas soll ich ihr schreiben? Dass ich Feuer im Glied hab? Und sowas mögen Frauen? Das kann doch nicht dein Ernst sein!« Entsetzt starrte er Axilla an, den Zeigefinger noch auf besagter Stelle.

  • Männer! Axilla verdrehte theatralisch die Augen und schüttelte den Kopf. Warum nur hatten die meisten Kerle keinen Sinn für Poesie? Schaltete sich beim ersten Schlag auf den Kopf bei ihnen jegliche Phantasie unwiederbringlich aus? Dass sie alles immer so genau nehmen mussten! Schlimm sowas.
    Ist es denn nicht so, wenn du sie ansiehst? Abgesehen davon musst du das ja nicht so interpretieren. Und ich hab doch gesagt, du dürftest nicht ganz so dick auftragen, weil du kein Dichter bist.
    Einen Moment lang überlegte Axilla, ob sie sich nicht doch besser einen Hund suchen und ihm das Schreiben beibringen sollte. Wie konnte jemand mit soviel Scharfsinn und Witz nur sowenig Sinn für Poesie haben?
    Tja, das Vorrecht der Frauen ist es, Zeit für Gedichte zu haben. Und weil wir nicht in irgendwelchen Räumen sitzen und Papierkram erledigen oder durch die Gegend marschieren und Krieg führen, lesen wir eben viele Gedichte. Das Problem ist nur, dass die Männer, von denen wir solche Gedichte wollen, solche nie schreiben.
    Axilla verlor ihren strengen Gesichtsausdruck und blickte ganz milde, beinahe schon nachsichtig zu Archias. Sie wollte ihm gerne helfen, etwas romantischer zu werden.
    Vielleicht kannst du dir ja das Buch mal durchlesen. Zumindest ein paar Gedichte. Die sind wirklich alle sehr hübsch, ein paar ein bisschen gewagt, nungut, aber… Frauen mögen sowas. Wirklich.
    Und ansonsten kannst du ja immer noch das Picknick planen, oder auf der Reise zu den Pyramiden fällt dir sicher was ein, wo du ihr es einfach in einem romantischen Moment sagen kannst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich jemand nicht mag.

    Archias war ja wirklich ein netter Kerl, noch dazu aus der Familie des Kaisers, jung und gutaussehend. Welche Frau würde ihn denn schon von der Bettkante schubbsen?

  • Na, jetzt kam Caius aber in die Bredoille! Er konnte doch schlecht hier sitzen und Axilla gestehen, dass er schon so manches mal feuer dort unten gehabt hatte, wenn er Seiana nur ansah? Seine Hände wurden schwitzig und er schluckte, aber der dicke Kloß verschwand nicht, der sich plötzlich da gebildet hatte in seiner Kehle.


    »Ähm«, entgegnete er ziemlich einfallslos.
    »Ja also... Und du meinst wirklich, das gefällt ihr?« fragte er besser nochmal nach. Und er hoffte inständig, dass Axilla sich da keinen Scherz mit ihm erlaubte.


    Was sie dann da aber über die Männer sagte, konnte er doch unmöglich so stehenlassen. Immerhin gehörte er dazu!
    »Naja, also so pauschalisieren darfst du das auch nicht«, sagte er, nicht ohne sich dabei ein wenig aufzuspielen. Zudem war er ziemlich froh über die Ablenkung von der Sache mit Seiana und dem Feuer.
    »Ich lese zum Beispiel auch viel... Adressen und sowas. Berichte aus den Städten. Weißt du? Eben....Wichtiges. Und das ist dann ja klar, dass ich keine Zeit habe, auch noch solche schwülst..*hust* Gedichte zu lesen. Verstehst du?« Uh, und dann wollte sie auch noch, dass er dieses Buch las! Das ganze! Caius sah sich das Monster noch mal an, blickte dann wieder zu Axilla hoch. Vielleicht konnte er einfach ein eigenes Gedicht aus denen dort zusammenschneiden?


    »Na ich weiß nicht«, sagte er aufgeräumt.
    »Ich denke, ich lasse das mit dem Lesen. Und mit dem Dichten besser auch. Dazu bin ich einfach nicht geboren.«


    Und dann fiel es ihm ein. Begeistert starrte er Axilla an.
    »DU schon!« sagte er.
    »Du kannst mir doch sicher was schreiben, oder, Axilla? Du weißt, worauf es ankommt...du bist ja selbst ne Frau. Das machst du doch für mich, ja? Büttee....«

  • Als ob Gedichte nicht wichtig wären! Männer! Gedichte, das waren Worte, die einem tief in die Seele drangen und die kühnsten Träume weckten. Als ob das nicht wichtig wäre, pah! Aber so ein trockener Bericht, dass irgendwo zwei Kälber mehr als sonst geboren wurden, das war natürlich im Vergleich dazu ungemein viel wichtiger…
    Grade wollte Axilla schon überlegen, ob sie wegen seinem Rückzieher etwas sagen sollte. Warum sich Männer immer um das Lesen von Gedichten oder Geschichten drücken wollten? Aber sie kam gar nicht dazu, denn plötzlich kam er derartig schnell auf sie zu sprechen, dass sie nur mit aufgerissenen Augen ihn anstarren konnte, als hätte er den Verstand verloren. Wie kam er denn darauf, dass sie über seineGefühle zu einer anderen ein Gedicht schreiben könnte, und auch noch so, als wäre es von ihm?
    Ich? Nein, das wäre – das geht doch nicht! Dann ist es doch nichts Persönliches. Jetzt guck nicht so! Nein, guck, guck weg! Das ist ja schlimmer als kleine Hunde!
    Axilla rückte auf ihrem Hocker ein wenig nach hinten und sah ihn immer noch entgeistert an. Sie konnte für ihn doch kein Liebesgedicht schreiben! Das war verrückt! Nein, nicht verrückt, aber unehrlich.
    Außerdem krieg ich gar nicht das Versmaß hin. Und ich weiß doch gar nicht, wie du für sie fühlst. Ich kann ja nicht einfach irgendwas schreiben, was dann gar nicht stimmt. Und wenn sie es herausfindet? Dann ist sie bestimmt böse auf dich.

  • Caius war nicht überrascht, dass Axilla vollkommen verdutzt aussah. Aber er selbst war so hellauf begeistert von seinem Geistesblitz, dass es ohne weiteres für zwei langte. Dementsprechend fiel auch seine Reaktion aus.
    »Aaaach, Quatsch. Ich werd dir vorher einfach erzählen, wie sie für mich ist und so. Dann schreibst du auch nichts Falsches. Du musst ja nichts erfinden.« Er tat es wieder. Der Dackelblick. :D
    »Hmm? Für einen...Freund?« Und als wäre das nicht schon genug, blinzelte Caius ein paarmal kokett und grinste Axilla dann an.
    »Und selbst wenn sie merkt, dass es nicht von mir ist - was sie mit Sicherheit merken wird - Seiana kann gar nicht böse sein.« Nun ja, er erinnerte sich zwar noch daran, wie sie ihn angefunkelt hatte, als sie in Alexandrien angekommen war...aber das war alles schon viel zu lange her, als dass es im Nachhinein richtig kritisch auf Caius gewirkt hatte.
    »Kannst du nicht einfach was Nettes zaubern?«

  • Na, ich weiß nicht… ist das nicht unehrlich? Ich meine, wenn ich für dich ein gedicht schreibe… das ist doch nicht dasselbe, oder? Ich meine, meinst du wirklich, dass ihr das dann gefallen würde?
    Axilla rutschte ein wenig unwohl auf ihrem Hocker herum. Irgendwie war sie von dieser Idee ganz und gar nicht überzeugt. Aber was musste Archias auch so gucken! Mit diesem Blick hätte er selbst Pluto erweicht! Da müsste Axilla ja schon einen Stein anstelle eines Herzens haben – nein, nein! So leicht bekam er sie nicht rum!
    Wild verschränkte Axilla die Arme und schüttelte noch einmal energisch mit dem Kopf. Das war nicht richtig. Das war ganz und gar nicht richtig. Mit Liebe trieb man keine Spielchen, nein, das machte man nicht. Mh-Mh.
    Sie drehte den Kopf seitlich mit hoch gerecktem Kinn. Sie schaute Archias nicht an. Sie schaute nicht hin. Schaute er zu ihr? Nein, sie schaute nicht hin. Sie schaute nicht… sie schaute doch. Und wieder dieser Hundeblick. Nein, sie würde sich nicht erweichen lassen, niemals, sie würde das nicht tun. Da half auch dieser hilflose, bittende, herzerweichende Blick nicht. Auch wenn er noch so lieb, schmeichelnd und… ach verdammt noch mal.
    Du bist gemein, hat dir das schon mal einer gesagt? In Ordnung, ich versuch’s, aber wenn es ihr nicht gefällt, ist es ganz allein deine Schuld, und wenn sie böse ist, weil sie rausfindet, dass ich es geschrieben habe, ist es auch ganz allein deine Schuld.

  • Sim-Off:

    Sorry, bin grad sehr eingespannt


    »Warum nicht? Wenn es dir gefällt...? Immerhin ist sie eine Frau und du bist auch eine. Und selbst wenn sie rausfindet, dass es nicht von mir ist, dann wird sie das doch sicher verstehen, oder? Ich meine...ich bin eben so gar nicht begabt, was diese Poe...trie angeht.«


    Axilla schien nicht so überzeugt davon zu sein. Caius versuchte, sie noch einmal mit einem zuversichtlichen Lächeln für sich zu gewinnen. Jetzt sah sie nachdenklich aus. Aber sie würde doch nicht ablehnen? Hinterher würde Caius Seiana mit seinen grausigen Versen vergraulen. Er seufzte tief. Und dann, als sie zusagte, grinste er über beide Ohren.


    »Und du bist die Beste, hat dir das schon mal jemand gesagt?« konterte Caius gewitzt.
    »Jaja, natürlich, ich nehme alle Schuld auf mich.« Seiana würde es bestimmt herausfinden. Spätestens dann, wenn sie ihn bat, spontan einen Reim zu fabrizieren. Caius machte da sich nichts vor, er konnte damit einfach nichts anfangen.
    »Was meinst du, wie lange du brauchst?« fragte er Axilla.

  • Sim-Off:

    Keine Hektik


    Auch sein Kompliment konnte das Gefühl in Axilla nicht vertreiben, etwas zu tun, dass sie eigentlich gar nicht wollte. Ein bisschen grummelig schaute sie zu ihm hoch und biss sich überlegend auf der Unterlippe herum. Diese schlechte Angewohnheit hatte sie schon immer, so dass sie es auch jetzt gar nicht merkte.
    Keine Ahnung. Vielleicht erzählst du mir erstmal ein bisschen von ihr, bevor ich ein Gedicht für sie schreibe? Wie heißt sie, wie sieht sie aus? Was fühlst du, wenn du sie anschaust? Und warum kannst du ihr nicht selber sagen, was du für sie fühlst?


    Ein bisschen Information brauchte Axilla schon. Sie konnte ja nicht einfach irgendwas schreiben, in der Hoffnung, dass es sich schon richtig anhören würde.

  • Axilla grummelte, doch Caius' glich das mit seinem treudoof-glücklichem Grinsen wieder aus. Dann jedoch wurde er schlagartig ernst.
    »Erzählen? Öhm. Hmm...« machte er und wirkte mit einem Mal nachdenklich.
    »Ja also, äh, sie ist...naja, eine Frau. Eine...eine sehr nette Frau«, haspelte er. Ganz ohne seinen Einfluss begannen seine Finger, sich zu verknoten und über einander zu streichen, immer wieder. Caius war plötzlich nervös. Unwillkürlich senkte sich seine Stimme etwas.
    »Sie bringt mir Essen ins Büro, stell dir mal vor... Und sie lacht ganz oft, wenn ich etwas sage. Also, etwas Witziges. Und wenn sie lacht, hat sie diese Grübchen. Hier...und hier«, erzählte er und deutete auf zwei Stellen über den Mundwineln.
    »Und manchmal schaut sie mich so an... Sooo.... Hm. Naja, dann will ich ihr eigentlich sagen, dass ich sie sehr mag, aber...es einfach so zu sagen ist ja einfallslos. Deswegen mache ich dann einen Rückzieher, meistens. Äh, also, immer bis jetzt. Aaaber....wenn ich dann erst das Gedicht habe, werd ich es immer bei mir tragen. Dann kann ich es ihr in einem passenden Moment vorlesen.« Caius lächelte verträumt.
    »Warum ich nicht selbst....? Äh, naja, ich bin nicht besonders gut darin, passende Worte zu finden. Für sowas. Und so ein Antrag sollte schon perfakt sein. Zumindest etwas. Äh, ja. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihr gefällt, wenn ich mir einen zurechtstottere. Wie würdest du denn das finden, wenn den Zukünftiger keinen klaren Satz auf die Reihe bekommt?« fragte er sie rhetorisch und schüttelte den Kopf.

  • Mhm, mhm, mhm“, machte Axilla nur und schrieb sich ein bisschen was auf einem Stückchen Wachstafel mit, die sie eigentlich für ihre Recherche gedacht hatte. Aber das hier war ja auch sowas ähnliches wie eine Recherche, wenn auch auf einem völlig anderen Themengebiet.
    Archias war ja richtig verliebt! Sie bemerkte das an der Art, wie er sprach und seine Hände anfing, zu kneten. Richtig süß. Ganz spitzbübsich musste Axilla leicht grinsen, während sie ihm zuhörte und schon ein paar Sätze aufschrieb, die ihrer Meinung nach gut klingen würden und passten.
    Wie, wie ich das finden würde? Also… wenn ich denjenigen auch mag, wär mir das glaub ich sogar egal. Der Wille zählt ja.
    Noch ein Satz wurde ins Wachs gekritzelt.


    Und wie lange kennt ihr euch schon? Warst du von Anfang an in sie verliebt, oder kam das erst später?
    Archias ließ sich ja alles aus der Nase ziehen! Wie sollte man da ein Gedicht schreiben?

  • Warum grinste sie denn jetzt? Hatte er wieder etwas falsch gesagt? Manchmal war er echt ein unwissender Trottel. Caius seufzte leise und ließ seine nervösen Hände unter der Tischplatte verschwinden. Dass es ihr egal wäre, mochte er gar nicht so recht glauben. Frauen waren doch alle so romantisch veranlagt. Und ein stotternder Tollpatsch war eben alles andere als romantisch. Er sah ihr ein wenig verloren zu, wie sie etwas ins jungfräuliche Wachs ihrer Tafel ritzte, und fühlte sich dabei unwohl.
    »Ähm, äh... das ist jetzt etwa ein...Dreivierteljahr her, glaube ich. Ja. Wir haben uns auf dem Markt getroffen, ganz zufällig. In Rom. Da passiert sowas ja dauernd. Und, äh, also... Sie war mir da gleich sympathisch. Ein paar Tage später war ich bei ihrem Onkel, so nem protzigen Senator... Und da hab ich ihn halt gefragt, wie es ausschaut mit einem Arrangement. Weißt du, lieber heirate ich wen, der mir sofort sympathisch ist, als jemanden, den ich nicht mal leiden kann. Naja, jedenfalls hat ihr Onkel mich sozusagen rausgeworfen. Ich musste nach Ägypten reisen weil ich den Job hier angenommen hab...und dann standen wir in Briefkontakt. Bis sie plötzlich hier vor meiner Tür stand. Ihr Onkel hat ihr gesteckt, dass ich da war. Und...naja. Jetzt ist das alles irgendwie....kompliziert.« Caius hob die Schultern und seufzte.
    »Weiß auch nicht.«
    Irgendwie war ihm das ja auch etwas peinlich, so alles.

  • Dann kennt ihr beide euch ja schon richtig lange.
    So langsam begannen sich ein paar Verse in Axillas Kopf zu entwickeln. Sie schlug gleich mal das Buch mit den Liebesgedichten vor ihr auf und blätterte ein bisschen nebenher, um sich Inspiration zu holen. Das schöne daran, eine Frau zu sein, war ja, mehrere Sachen gleichzeitig mit der gleichen Aufmerksamkeit hinzubekommen.
    Das mit ihrem Onkel ist natürlich doof. Aber meinst du nicht, dass er seine Meinung vielleicht auch geändert haben könnte? Ich meine… naja, du bist ein Aelier.
    Axilla gab ja eigentlich nicht besonders viel darauf, aus wessen Familie nun genau jemand stammte. Für sie war viel wichtiger, dass sie denjenigen leiden mochte. Sie hatte sich auch schon Stunden mit Sklaven unterhalten, die einfach nur etwas bei ihr zuhause abgegeben hatten, und ihnen in der Küche etwas zu Essen dabei ausgegeben. Und andere wiederum waren vermutlich eigentlich eine perfekte Partie, aber so langweilig, dass Axilla keine 3 Sätze mit ihnen wechselte. Von daher konnte sie Archias mehr als nur gut verstehen, was er meinte.
    Aber ich will auch niemanden heiraten, den ich nicht zumindest vorher ein bisschen mag. Immerhin hat man dann ja vor, ziemlich lange zusammen zu sein.
    Jaja, wenn sie sich vorstellte, sie und Silanus könnten… Sie musste kurz verträumt lächeln und nahm dann eine neue Wachstafel zur Hand. Ihr war der perfekte Anfang eingefallen! Das musste sie gleich niederschreiben.

  • »Glaub ich nicht. Das heißt...keine Ahnung. Da war Valerianus aber auch schon Kaiser. Also, als ich gefragt habe. Aber darum geht's ja eigentlich auch gar nicht«, sagte Caius, der lieber er selbst war. Axilla lächelte versonnen, und Caius fragte sich, an wen sie dabei wohl dachte. Aber er hatte ja vorhin schon mal gefragt und keine klare Anrwort erhalten, also bohrte er besser nicht weiter und wartete einfach, bis Axilla sich unwissentlich verplapperte oder wirklich erzählen wollte, was Sache war.
    Er schwieg eine Weile, musterte die auf dem Kopf stehenden Worte in dem dicken Wälzer und die kleine geschwungene Schrift Axillas. Schließlich seufzte er.
    »Manchmal glaub ich echt, dass ich einfach zu feige bin«, gestand er ihr.

  • Jetzt ruckte Axillas Kopf doch hoch und sie vergaß den Vers, den sie grade aufschreiben wollte.
    Feige? Wie kommst du denn darauf? Ich find dich nicht feige.
    Männer! Die sollte mal ein vernünftiger Mensch verstehen. Es war doch süß, wenn er sich nicht richtig traute, Seiana seine Gefühle so offen darzulegen. Und es inspirierte sie gerade zu den wohl romantischsten Versen, die sie je geschrieben hatte. Nungut, das Versmaß war ein bisschen holperig, aber das machte ja nichts. Sie war ja schließlich kein Schriftsteller. Ein bisschen ließ Axilla auch ihre eigenen Gefühle einfließen, so ganz verhindern konnte sie das nicht. Aber das war auch gut, so kam das Gedicht auch ein bisschen von Herzen, und das sollte es ja.
    Jetzt fiel ihr auch der vergessene Vers wieder ein und geschäftig kritzelte sie ihn nieder.

  • »Äh, ja, danke«, erwiderte Caius und bekam ein wenig rote Ohren. Was hätte Axilla auch anderes sagen sollen? Caius war sich natürlich vollauf darüber im Klaren, dass er es hier mit einer höflichen jungen Frau zu tun hatte. Die konnte natürlich nicht einfach zustimmen, selbst wenn das ehrlich gewesen wäre, denn ehrlich bedeutete in diesem Fall eben auch unhöflich. Er seufzte leise und spielte mit einem herumliegenden stilus, das Kinn schwer auf die andere Hand gestützt. Hin und wieder sah er zu Axilla hinüber, beziehungsweise zu ihrer Wachstafel, die sich immer mehr füllte. Ansonsten schwieg er und ließ Axilla in Ruhe schreiben. Er hätte zwar nicht gedacht, dass sie gleich loslegte, aber da sie es doch getan hatte, störte er sie besser nicht in ihrer kreativen Phase, solange sie andauern mochte.

  • Bitte. Ich mein das ernst. Du bist der erste Mann, den ich treffe, der… was hab ich denn da grad geschrieben? Das muss doch… also, der erste , den ich treffe, der bei meinem losen Mundwerk… Moment…


    Nicht gleich vom Stuhl fällt. So.
    "
    Axilla las noch einmal über die gerade niedergeschriebenen Verse.
    Ein bisschen holperig…", murmelte sie vor sich hin und sah dann zu Archias wieder auf. Wenn sie zwei Dinge gleichzeitig machte, kam immer eine ein wenig kurz, und so hatte sie gar nicht mitbekommen, ob er grade wegen ihrem losen Mundwerk nicht doch vom Stuhl gefallen war.

  • Axilla verwirrte Caius ein wenig mit ihrem Hin und Her, aber er schwieg und gab sich schweigend alle Mühe, um zu verstehen, was hinter ihrer Stirn vorgehen mochte. So ganz gelang ihm das nicht, da sie ständig wieder weiter sprach, inne hielt um zu schreiben und dann stumm die Augen über die Tafel huschen ließ. Langsam ließ er noch mal Revue passieren, was sie eben gesagt hatte. Er war der erste Mann, der...noch nicht vom Stuhl gefallen war? Caius blinzelte. Wie meinte sie denn das? Er dachte immer noch darüber nach, als die Iunierin bemerkte, dass sie nicht ganz so zufrieden war.


    »Lies doch mal vor«, schlug Caius daraufhin vor. Schon bevor Axilla anfing, wusste er, dass er nie, nieeeemals so etwas allein zu Wachs hätte bringen können.

  • Axilla war sich nicht ganz sicher und druckste daher ein bisschen herum,
    Aber du darfst wirklich nicht zuviel erwarten, und überhaupt… wehe wenn du lachst! Ist gar nicht so einfach, sowas zu schreiben, und überhaupt…
    Axilla sah noch mal auf ihr Geschreibsel hinunter. Es war wirklich teilweise etwas holperig und ein wenig übertrieben. Aber jetzt konnte sie kaum noch einen Rückzieher machen. Also legte sie los – ganz leise, damit auch ja niemand sonst hören konnte, was sie da von sich gab.



    I've had time to write a book about
    the way you act and look
    but I haven't got a paragraph
    Words are always getting in my way
    anyway I love you
    that’s all I've got to tell you
    that’s all I've got to say


    Now I'd like to make a speech about
    the love that touches each
    but stumbling I would make you laugh
    It feels as though my tongue were made of clay
    anyway I love you
    that’s all I've got to tell you
    that’s all I've got to say


    Now I try to write a Symphony
    but I lost the melody
    as I almost finished - half
    a finish I suppose I never made
    anyway I love you
    that’s all I’ve got to tell you
    that’s all I've got to say*



    Sim-Off:

    *Text für den Wiedererkennungswert auf Englisch belassen. ;) Axilla sagt das natürlich alles "übersetzt"

  • Caius schüttelte nur den Kopf zur Verneinung, was Axilla scheinbar reichte, da sie kurz darauf loslegte. Im Verlauf der Zeilen, die sie ihm vorlas, wurden seine Augen immer größer, bis die Iris schließlich ganz von Weiß umschlossen war, als er sie immerfort noch anschaute. Auch als sie fertig war mit vortragen, starrte er sie nur an.


    »Oh«, machte er.
    »Ich meine... Oh. Wau. Äh...« Verdammt, was sollte er dazu sagen? Die Sache mir der Symphonie erschien ihm etwas zu hoch, und überhaupt war das alles verdammt kitschig... Aber Seiana war eine Frau, und wenn Axilla das mochte, dann würde Seiana es auch mögen, dessen war er sich sicher. Und das mit der Zunge aus Ton kannte er irgendwo her. Er dachte da an sein erstes und letztes Treffen mit dem Präfekten von Ägypten....


    »Ja also, was soll ich sagen, ich finde... Also, es ist toll, wirklich! Ich hätte das nie so toll hinbekommen wie du, und ich meine...he, das ist so, als hätt' ich's selbst geschrieben, ich meine, wenn ich es wirklich geschrieben hätte, was ich ja nicht kann. Also... Ich glaub, sie wird es lieben. Wenn sie dabei nicht ja sagt, dann weiß ich auch nicht. Wie kann ich das je wieder gut machen?«

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