• Der neue Rang ging mit einer Menge Verantwortung einher. Immerhin war der Artorier nunmehr mit für die Sicherheit des Imperators und seiner Familie verantwortlich. Zwar nicht unmittelbar, da er nicht die persönliche Leibwache befehligte, aber die Palastwache zu halten und für Sicherheit auf dem Palatin zu sorgen bedeutete ja kaum weniger Verantwortung. Da Avitus nicht recht wusste, welche Gottheit er am besten anrufen sollte, um für Erfolg zu bitten, entschied er sich für den Gott, den er in seinem Soldatenleben wohl am öftersten um Gefallen gebeten hatte. Die Tatsache, dass er einen Krieg überlebt hatte, obwohl er an vorderster Front gestanden hatte, flößte ihm Zutrauen zu Mars ein. So traf es sich an diesem Morgen, dass er sich in einen Tempel des Mars im Norden der Stadt begab. Ein kleiner Tempel, der außerhalb des Pomeriums lag und wo Avitus bei früheren Besuchen Roms stets seine Waffen zur Aufbewahrung abgab, wenn er die Stadt weiter betreten wollte. Vor den Stufen des Tempels angekommen, schaute er sich ein wenig um, ob sich nicht vielleicht einer der Priester des Mars etwas Zeit für ihn nehmen wollte...

  • Sacerdos Manlius Acidinus


    Es war einer dieser wunderschönen Morgen, an denen Manlius Acidinus sich freute in Rom zu sein. Am Nachmittag wuerde er es verfluchen, da die Hitze ihm und jedem, der aus welchen Gründen auch immer die Stadt nicht in die Sommerfrische verlassen hatte, den Schweiß nur so herunterlaufen ließ. Aber jetzt am Morgen dachte er noch nicht daran.


    So froh gestimmt kam er zu seinem Tempel. Es war natürlich nicht "sein" Eigentum, sondern des Mamars, aber er tat hier seinen Dienst. Er wollte gerade die Tempelstufen erklimmen, da sah er einen Mann, der sich suchend umschaute. In der Hoffnung, dass es hier Arbeit gäbe sprach er ihn an: "Salve. Kann ich Dir irgendwie helfen. Ich bin hier im Tempel ein Sacerdos des Mars und kenne mich daher hier einigermaßen aus." Dabei lächelte Acidinus freundlich.


  • "Salve"
    antwortete Avitus, als sich ein Marspriester Zeit für ihn nahm. Er kannte ihn nicht, oder zumindest nicht persönlich.
    "Mein Name ist Artorius. Sag, ist Marcius der Jüngere..."
    damit war ein Priester gemeint, den Avitus hier damals kennengelernt hatte, als er hin und wieder nach Rom kam und hier seine Waffen abgab. Zwar konnte Avitusnicht behaupten, den Priester wirklich gut gekannt zu haben, aber wertvolle Waffen vertraute man schließlich nicht jemand an, dessen Namen man nicht einmal kannte
    "... nicht mehr hier?"
    Es wird doch hoffentlich nichts passiert sein? Marcius hieß zwar der Jüngere, war aber geschätzte zwanzig Jahre älter als Avitus... in diesem Alter konnte mit dem Mann alles mögliche passiert sein. Schlaganfall, Herzinfarkt... oder schlimmer noch, er könnte sich zum Lebensabend hin auf seine patrizische Herkunft erinnert haben und in die Politik gegangen sein.

  • Sacerdos Manlius Acidinus


    Tatsächlich hatte der Mann, der sich als Mitglied der gens Artoria vorstellte ein Anliegen. Er suchte, so sagte er den "jüngeren" Marcius. Der Beiname "der jüngere" war bei Marcius eine Art immer wiederkehrender Witz, da er inzwischen einer der dienstältesten Marspriester der Stadt überhaupt war. Der Artorier hatte - so meinte der Manlier zu erkennen - einen fast besorgten Gesichtsausdruck als er sich nach dem Kollegen erkundigte, also sprach Acidinus: "Keine Sorge, Marcius ist gesund und munter wie immer. Wahrscheinlich wirst Du ihn in zwanzig Jahren noch hier antreffen. Jedenfalls, wenn er nicht seine Privilegien nutzt um die Sommerhitze auf dem Land zu verbringen. Ich bin übrigens Manlius Acidinus. Kann ich Dir weiterhelfen, oder soll ich für Marcius eine Nachricht hinterlassen?"


  • "Ich grüße dich, Manlius Acidinus"
    antwortete Avitus.
    "Das freut zu hören. Eine bestimmte Nachricht für Marcius...? Nein, aber richte ihm Grüße von mir aus, wenn du ihn das nächste Mal begegnest"
    sagte er.
    "Ich möchte in der Tat deine Aufmerksamkeit und Hilfe in Anspruch nehmen"
    fuhr der Artorier fort.
    "Ich wurde von unserem imperator zum tribunus cohortis praetoriae ernannt. Anlässlich dieses Ereignisses möchte ich Mars ein Opfer darbringen. Was ich suche, ist ein passendes Opfertier. Außerdem würde ich gerne deine Tempeldiener für die Zeremonie engagieren"
    Avitus hatte ein paar Worte mit dem Gott zu reden. Und dabei würde es nicht nur um sein eigenes Schicksal gehen, denn auch sein Sohn, seit toter Sohn, war Soldat gewesen. Aber das behielt er noch für sich...
    "Ich denke an eine kleine, aber dennoch prachtvolle Zeremonie. Keine unbeteiligten Zuschauer, es ist etwas, was nur mich und Mars angeht. Kosten sollen eine untergeordnete Rolle spielen"

  • Sacerdos Manlius Acidinus


    Der manlische Sacerdos sah nicht nur beeindruckt aus, sondern war es auch: Tribun der Prätorianer. ""Meine Glückwünsche, Artorius! Du hast eine wichtige Aufgabe - und es ist würdig und recht, den Mamars um seine Hilfe zu bitten. Vielleicht sollten wir das ganze nicht hier auf der Treppe besprechen, sondern in eine ruhige Ecke im Tempel gehen?", sagte der nicht zu alte Priester und bewegte sich schon einmal Richtung Tempel. Nach ein paar Schritten drehte er sich um, um zu sehen ob der Prätorianer ihm folgte. "Was das Opfertier anbelangt würde ich Dir drei Vorschläge machen: Ein Schwein, ein Schaf oder vielleicht doch einen Stier?"



    Sim-Off:

    Möchtest Du das Opfer nur Sim-On ausspielen oder auch in der WiSim?

  • "Gewiss doch"
    sagte Avitus und folgte dem Sacerdos in den Tempel. Bei der Auswahl des Opfertieres brauchte er nicht lange zu überlegen.
    "Wenn schon, denn schon, würde ich sagen"
    antwortete er daher.
    "Ein Stier soll es sein. Eins möchte ich allerdings noch vorab klären. Auch, wenn ich mir die toga über den Kopf streifen werde, bin ich doch nicht so mit den Feinheiten der Rituale vertraut, wie du, zweifellos, und es ist mir recht wichtig, dass die Zeremonie fehlerfrei verläuft. Ich hätte auch dich also gerne dabei, Manlius Acidinus, auf dass du mir bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite stehen kannst..."

  • Sacerdos Manlius Acidinus:
    Der Manlier hörte aufmerksam zu und nickte ein, zweimal salbungsvoll mit dem Kopf. "Ein Stier stellt kein Problem dar. Wir haben für wichtige Momente immer einen roten Stier in den Stallungen des Tempels." Der andere Punkt, den der Tribun genannt hatte, war auch kein großes Problem. "Gut, dass Du es selbst ansprichst, wir haben immer wieder den Fall, dass jemand opfern will und ihm mitten im Opfer auffällt, dass er gar nicht weiß wie es weitergeht. Allzu oft müssen wir dann das ganze Opfer wieder holen. Das ist immer unschön und häufig teuer. Hm. Ich könnte Dir drei Möglichkeiten anbieten. Entweder wir gehen den Ablauf vorher nochmal durch," - und Du als Prätorianertribun solltest ihn danach eigentlich verstanden haben, dachte er bei sich, oder wir machen ein Zeichen aus, dass ich einspringen kann - ohne dass das Ritual gestört wird, oder schließlich Du sprichst nur die freieren Gebete und ich übernehme die eigentlichen Rituale.


  • "Wir machen es folgendermaßen..."
    sagte Avitus.
    "Zwar weiß ich um den Ablauf einer Opferung, möchte diesen allerdings vorab nochmal kurz besprechen, hierbei aber den Schwerpunkt auf eventuelle Besondereheiten und Eigenheiten legen"
    schlug er vor.
    "Und dazu vereinbaren wir für den Fall der Fälle ein Zeichen. Tu mir jedoch bitte einen Gefallen und behalte diese Tatsache für dich"
    Musste ja niemand außer dem Gott, dem Sacerdos und dem Artorier wissen, dass Avitus hierbei mit Netz und doppeltem Boden arbeiten wollte.
    "Eines interessiert mich aber und das ist gewissermaßen eine Bedingung, die erfüllt sein muss, ehe wir es so machen"
    fuhr er fort.
    "Diese... diese Absicherung, wenn ich sie so nennen darf, sie wird Mars doch hoffentlich nicht erzürnen?"

  • Sacerdos Manlius Acidinius:


    Du bist dauraf bedacht alles richtig zu machen, das wird den Mamars nicht erzürnen. Im Gegenteil, die Götter lieben es, wenn jemand die geheiligten Riten unserer Väter ernst nimmt und das Opfer rite et recte darbringt., sprach der Manlier und seine Augen leuchteten dabei. Und genau deswegen vereinbaren wir ein Zeichen, das den Ablauf des Ritus nicht stört, keines das Wort enthält, oder übertriebene Gesten. Eines, wie eine Verneigung. Ja das ist eine gute Idee. Du verneigst Dich - wenn es im Voropfer ist vor dem Kultbild - und wenn es im Hauptopfer ist, vor dem Altar; und zwar länger als drei, vier Augenblicke. Dann springe ich ein. Kein Problem.


    "Lass uns doch in den Tempel gehen, dann kannst Du Dir die Räumlichkeiten noch einmal genau anschauen, vor allem den Weg dann nach dem Voropfer, zu unserem Altar für private Opfer." Als der Priester dies gesagt hatte, ging er in den Tempel. Am Eingang stand ein Wasserbecken, in dem er sich die Hände und die Arme gründlich wusch und dem Prätorianer bedeutete es ihm gleichzutun.


    Dann ging er zum Foculus. Ein junger Camillus kam herbei: Sacerdos, sollen wir alles für ein Opfer vorbereiten?. Manlius machte sich eine mentale Notiz den Camillus später für seine Aufmekrsamkeit zu loben. "Ja, für das Opfer eines Stieres - am hinteren Altar." Dann wendete er sich wieder dem Prätorianer zu. "Hier wird das Voropfer stattfinden. Eigentlich alles ganz normal. Zuerst Weihrauch, dann der Opferkuchen und dann der Wein. Dazu sprichst Du so genannte Oblationsgebete. Du kannst sie nach folgendem Schema formulieren: O Mars - oder ein anderer Titel des Gottes - ich opfere Dir diesen - dann die Gabe - zu Deiner Ehre. Oder aber 'nimm diesen Kuchen entgegen für - und dann die Bitte, die Du mit dem Opfer verbinden willst. Nach dem Opfer des Weines - den Du ja in die Schalen schüttest auf dem Foculus kannst Du Deine Bitte gerne noch einmal in feierlichen Worten wiederholen. Dann drehst Du Dich nach rechts als Zeichen, dass das Voropfer beendet ist und wir ziehen dann nach hinten. Bene?"


  • Avitus hörte sich an, was Acidinus sagte. Als der Camillus an sie herantrat und fragte, ob alles für das Opfer bereit gemacht werden sollte, hatte er eigentlich etwas sagen wollen, wollte den Priester aber nicht unterbrechen und nutzte dann eine Pause in dessen Rede.
    "Ähem... ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass das Opfer nicht gleich jetzt stattfindet"
    gab er zur Kenntnis.
    "Ihr sollt in aller Ruhe die Gelegenheit haben, alls vorzubereiten. Und ich auch..."
    Er überlegte kurz. Morgen hatte seine Kohorte Wache im Palast, da würde es schlecht gehen.
    "Den eigentlichen Termin könnten wir festlegen auf, sagen wir... übermorgen? In der Früh?"

  • Sacerdos Manlius Acidinus:


    "Ah, gut. Das ist auch kein Problem. Übermorgen ist sehr gut. Für morgen haben sich schon einige Sena...äh Gläubige angekündigt. Gehen wir aber trotzdem zum Opferaltar, damit wir noch kurz das eigentliche blutige Opfer durchgehen können.", sagte der Priester und ging am Kultbild vorbei durch einen Hinterausgang zu einem relativ kleinen aber doch schon verzierten Altar. "Wir werden den Stier hier festbinden. Ein Victimarius wird die Schläge in die Hinterbeine setzen und erst dann bist Du an der Reihe mit dem Opfermesser. Bei einem Stier ist das keine leichte Sache, aber ein echter Soldat sollte es hinbekommen. Wichtig ist, das viel Blut fließt. Und es gibt einige, die sagen, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn die Toga nach dem Opfer - voll mit Blut ist. Ich verlasse mich da lieber auf die Innereien, aber das ist vielleicht auch Ansichtssache. Noch Fragen?"



  • Der Artorier folgte Acidinus. Aufmerksam hörte er sich an, nahm zur Kenntnis, dass er den Schnitt würde machen müssen, die Klinge würde führen müssen. Das war kein Problem. Im Osten hatte Avitus so einige Parther getroffen, deren Hälse seine Klinge kreuzten. Und Blut floß damals reichlich...
    "Kein Problem"
    gab er zuversichtlich von sich. Eine Toga mit Blut zu besudeln würde er dann auch noch hinkriegen, auch wenn er sich nicht recht vorstellen konnte, wie einige es fertig brachten, gleich die ganze Toga rot zu färben. Vermutlich war es doch besser, dem Rat des Sacerdos zu folgen und sich auf die Innereien zu verlassen.
    "Durchaus..."
    antwortete er auf die Frage, ob er selbst welche hätte.
    "Gibt es eigentlich eine bestimmte Klinge?"

  • Sacerdos Manlius Acidinus:


    Der Artorier hatte ihm anscheinend zu gehört, das freute den Priester des Mars, der gern redete und sich gern reden hörte. Die Frage, die der Opferwillige ihm stellte, zeugte davon, dass er ein echter Soldat war. "Ja, natürlich gibt es eine besondere Klinge, es ist die Secespita. Eheu Caecus, bring mir mal die gute Secespita.", rief er einem Camillus zu der gerade vorbeiging. "Der Junge wird sie gleich bringen, dann kannst Du sie schon einmal sehen. Die Klinge dieses Messers ist im Verhältnis zum Griff langezogen und hat eine leicht dreieckige Form. Der Griff ah da kommt sie ja schon - der Griff ist wie Du sehen kannst aus Elfenbein und die Klinge aus Eisen. Eigentlich müsste die Klinge ja aus Kupfer sein. Aber diese Kupfernägel hier mit denen Griff und Klinge verbunden sind sind uns eine Erinnerung daran, dass die Kultgeräte aus Kupfer sein sollten."


    Er zeigte stolz sein Prunkstück vor. Die anderen prunkvollen Verzierungen erwähnte er nicht. Auch nicht dass die Schneide der Klinge gebogen und die Rückseite gerade war. All dies würde der Prätorianertribun selbst sehen.


  • Avitus nahm die Klinge in die Hand, während sein Blick drüber glitt. Ein schönes Stück, wertvoll und kunstvoll. Fachmännisch - aber wohl instinktiv und unbewusst - wog er die Klinge ab, merkte, ob sie ausbalanciert war, fuhr mit dem Daumen über die Schneide. Sie war scharf und glatt geschliffen.
    "Ein schönes Instrument"
    sagte er und gab sie dem Priester zurück, hielt sie ihm mit dem Griff entgegen.
    "Also dann, abgemacht, ich werde übermorgen in der Früh hier sein, so dass wir zur zweiten Stunde mit dem Zeremoniell beginnen können. Sollte sich plötzlich etwas ergeben, was einen Aufschub nötig machen wird, lasse ich die umgehend mitteilen. Soll ich sonst auf etwas achten? Bei der Kleidung? Oder etwas mitbringen oder etwas anderes tun, um euch bei den Vorbereitungen zu helfen?"

  • Sacerdos Manlius Acidinus:
    Er nahm die Secespita wieder entgegen. Es tat gut aus dem Mund eines in Waffendingen offensichtlich so geschulten Mannes ein Lob für die große Kostbarkeit des Tempels zu hören, die außer ihm so keiner so recht zu schätzen wusste. "Sehr gut. Zur zweiten Stunde wird alles vorbereitet sein. Mit bringen musst Du nichts, Du solltest Dir aber schon einmal die Texte die Du sprechen möchtest zu Recht legen. Und - aber das ist sicherlich eh klar - Du musst in Toga erscheinen, damit Du das Opfer capite velato darbringen kannst. Das ist ganz wichtig." Er überlegte kurz, ob es noch etwas anderes wichtiges gab, dazu schaute er schräg nach oben und man sah ihm das Grübeln an, dann schaute er wieder zum Artorier und sagte: Bene, ich denke das müsste alles sein. Wenn Du mich dann entschuldigen willst, wir sehen uns dann übermorgen, bene?


  • ... war es dann soweit und Avitus, so gekleidet, wie es ihm der Sacerdos angeraten hatte, schritt durch die Strassen Roms. Seine Begleitung war nicht zahlreich, aber das war so gewollt. Einige Vertraute und Klienten, sein Leibwächter Archias, sowie der junge Cnaeus, der Sohn des verstorbenen Marcus Silius Orestes, der unter seiner Obhut stand und froh war, mal der Tyrannei seiner Lehrer entkommen zu können.


    Er überquerte den Viminal, ließ die Subura dabei links liegen. Vor ihm lag das Marsfeld und nordöstlich davon stand der Tempel des Mamars. Diesem näherte er sich und wandte sich an den Sacerdos.
    "Sei gegrüßt, Manlius Acidinus"
    begrüßte der Artorier den Priester.
    "Ich nehme an, alles ist vorbereitet"

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