Das Fest des Alexanders und der Tyche - Auftakt auf der Agora

  • Das waren ja mal Fragen! Ich erinnerte mich, dass ich selbst zumindest die erste Frage auch recht früh gestellt hatte. Und erst jetzt war ich so weit, sie halbwegs beantworten zu könne.
    "Was ist Harmonie? Ja, das ist eine sehr schwierige Frage. Harmonie ist letztlich ein Zustand, in dem es keine Extreme und keine Gegensätze mehr gibt oder diese keine Bedeutung mehr haben. Deine andere Frage... nun, die ist noch schwieriger."
    Ich sah gedankenverloren quasi durch Axilla hindurch. Ich nahm sie auch gar nicht mehr richtig wahr, während ich nachdachte.
    "Der erste Schritt besteht darin, die Ursache der Angst zu kennen... nein, die Ursache der Ursache und deren Ursache... sie zu beseitigen... aber wenn das nicht geht... hmmm..." murmelte ich vor mich hin.
    Ich sah Axilla kurz in die Augen.
    "Was macht dir Angst? Und warum? Als ich die Gesetze des Reiches Han lernte, da gab es einige Paragraphen, die mich erschaudern ließen. Doch dann fand ich heraus, dass ich gar nicht die aktuellen Gesetze vor mir hatte, sondern eine Abschrift von Gesetzen, die längst nicht mehr gültig waren. Dann suchte ich die aktuellen Gesetze heraus und alles sah gar nicht mehr so schlimm aus. Was ich damit sagen will ist, dass du erst alle verfügbaren Informationen zu dem, was die Angst macht, suchen solltest. Und selbst wenn dann noch keine Lösung für den Grund der Angst dabei ist, findet sich vielleicht ein Weg, den Grund bedeutungslos werden zu lassen."
    Ich lächelte aufmunternd.

  • Das mit der Harmonie verstand Axilla nicht richtig. Sie hatte bisher erst einen Moment kennen gelernt, in dem alles egal war und es keine Gegensätze mehr gegeben hatte, aber das konnte Marcus unmöglich meinen! Bei ihm klang es nach etwas viel reinerem, was man bei jeder Tat erreichen konnte.
    Als er sie dann so komisch ansah und von Gesetzen redete, wurde Axilla ganz anders. Wußte er was? Ahnte er was? Hatte sie sich verraten? War ihr Besuch im Museion zu auffällig gewesen? War vielleicht über die Bücher, die sie gelesen hatte, irgendwo ein Schriftstück entstanden? Sie spannte sich innerlich an und log, um ihren Kopf aus der vermeintlichen Schlinge zu ziehen.
    Ratten. Weißt du, wir haben eine große, dicke, haarige Ratte bei uns in der Speisekammer, selbst die Katzen trauen sich an das Vieh nicht heran. Die ist wirklich widerlich.
    Hoffentlich wurde bald das Opfer für Fortuna dargebracht, das würde etwas ablenken. Axilla hatte gerade ziemliche Panik, versuchte aber, möglichst ruhig zu wirken. Sie wusste, dass er es nicht wissen konnte. Jetzt durfte sie sich nicht noch verraten.
    Das sein Tipp, dass sie vielleicht doch mal nach neueren Gesetzen und Gesetzesänderungen suchen sollte, eigentlich ganz gut war, nahm sie in diesem Moment gar nicht wirklich wahr.

  • Eine Ratte? Ich musste schmunzeln. Vor Ratten hatte ich noch nie Angst. Aber ich war ja auch ein Mann. Von dem, was in ihrem Kopf vorging, wusste ich nichts. Woher hätte ich es auch wissen sollen? Mir fiel aber die Panik in ihren Augen auf, auch wenn der Rest von ihr das nicht zeigte. Ich versuchte, sie etwas zu beruhigen.
    "Naja, davor braucht man echt keine Angst zu haben. Die Ratte will einfach nur in Ruhe gelassen werden und leben. Sie wird niemandem etwas tun, so lange man ihr nichts tut. Ratten sind recht kluge Tiere, weißt du? Ärger gehen sie am liebsten aus dem Weg. Am besten lässt du einfach einen Sklaven immer wieder Lärm in der Speisekammer machen. Dann findet sie keinen Schlaf und haut irgendwann genervt ab. Und die Vorräte kann man ja auch höher in den Regalen lagern, dann muss sie sich auch noch fürs Essen anstrengen. Und das mag sie noch weniger. Keine Ratte bleibt an einem unbequemen Ort."

  • Cleonymus versuchte das gesamte Fest im Auge zu behalten, aber das war nicht moeglich also musste er sich darauf verlassen das die eingeteilten Waechter ihm augenblicklich Bericht erstatten wuerden sobald etwas passierte ...

  • Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes


    M.C. nahm das Zeichen wahr und gab es unverzüglich weiter.
    Kurze Zeit später erschienen die Helfer wieder am Fuße der Tribüne, im Schlepptau ein kräftiger, hellhäutiger Stier, den man ganz offensichtlich zuvor leicht betäubt hatte. Dort wo die Menge nicht bereitwillig Platz machte, halfen die Männer des Agoranomos mit ihren Stöcken, deren Anwendung eigentlich für die Opfertiere vorgesehen war, etwas nach.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass mit dem Stier alles in Ordnung war, trat Mithridates schließlich wieder zurück, um dem Gymnasiarchos den Vollzug des Opfers zu ermöglichen.
    Er selbst würde sich nun wieder vermehrt dem dargebotenen Wein widmen.

  • Inzwischen waren auch ein Archont, der für diese Pyrtanie das Amt des Tyche-Priesters übernahm sowie seine Gehilfen auf die Säulenhalle um das Tychaion hinausgetreten. Die Männer nahmen den Stier in Empfang und führten ihn in das Innere des Gebäudes, nachdem Nikolaos ihnen zum Zeichen zugenickt hatte. Die Tür des Tempelinneren wurde von innen verschlossen.


    "Oh Tyche, große Göttin, Beschützerin! nimm unser Opfer an und tue weiterhin das, wofür wir dir heute danken!", rief Nikolaos aus.

  • Anschließend wurde es still auf dem großen Platz. Mit Spannung sah Nikolaos auf die Türen des Tempels. Augenblicke vergingen, dann Zeit und schließlich ein Bruchteil einer Tagesstunde.



    Ein Opferbeschauer:


    Dann öffneten sich die beiden Türflügel. Hinaus trat ein Hieromant mit blutigen Händen, flankiert von zwei Opferhelfern, gefolgt vom Priester-Archonten.


    "Die Zeichen sprachen und sie sprachen gut für uns.", begann der Hieromant. "Alexandria wird auch in diesem Jahr und im nächsten blühen und gedeihen, der Wohlstand der Stadt wird wachsen, der Friede wird uns erhalten bleiben."



    Wieder Nikolaos:


    Der Gymnasiarchos applaudierte. Seine Anhängerschaft in der Volksmenge tat es ihm sofort und stürmisch gleich.
    "So laßt uns zum Grab des göttlichen Alexanders ziehen und auch ihm danken, der er unsere Stadt gegründet hat* und dessen Ruhm auf sie abstrahlt.", sprach er. Dann sah er Mithridates fragend an. Ob auch das zweite Opfertier schon bereit stand, um nun mit der Prozession zur Sema geführt zu werden? Dieses würde dort im Freien geopfert werden.



    Sim-Off:

    *Hat er gar nicht ;).

  • Der Agoranomos verfolgte das Geschehen und stimmte dann in den anschließenden Applaus ein, dabei natürlich die Würde seines Amtes und seinen unsicheren Stand (die neuen Schuhe!) berücksichtigend.
    Währenddessen hatte man dafür gesorgt, dass das zweite Opfertier bereitstand, was Mithridates dem Gymnasiarchos mit einem Nicken bestätigte. So konnte die Zeremomie ohne größere Unterbrechung fortgeführt werden.

  • Cleonymus gab ein Zeichen und eine Gruppe von 16 Stadtwächtern begann eine Gasse für die Pyrtanen frei zu machen damit diese die Prozession anführen konnten, er selbst hielt sich dicht bei Nikolaos und Iunia, während die 4 anderen Wächter auf der Tribühne für die Sicherheit der übrigen Pyrtanen sorgten ...

  • Scipo war noch neu in der Stadt und hatte eigentlich nur durch Zufall von diesem Fest erfahren, doch wollte er sich dieses sicherlich nicht entehen lassen. So hatte er sich halbwegs rausgeputzt und sich an den Platz begeben den man ihn genannt hatte, nicht aber ohne sich vorher zu verlaufen. Diese Stadt war für ihn einfach noch zu unübersichtlich. Doch schlussendlich hatte er doch noch sein Ziel erreicht und war zu Beginn......... etwas enttäuscht.


    Das war noch nicht ganz das was er sich unter einem Fest vorstellte, doch villeicht wurde das ja noch anders. Auf alle Fälle stand er erstmal da und beobachtete die ganze Szene die sich hier abspielte. Das alles erinnerte ihn dann doch ein wenig zu sehr an Rom und dem ganzen Theater um die Götter. Scipio selbst hielt es ja nicht so mit dem Glauben, auch wenn er dies nicht gerade herausposaunte, schlussendlich lebte er in Zeiten wo der Glaube an die Götte großgeschrieben wurden. Ihm war schon das ganze Theater mit den dutzenden Göttern zuviel, er wusste noch nicht einmal ob er überhaupt alle römischen zusammenbrachte.


    Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen schmunzelte er leicht bis ein sehr sehr wichtiger Gedanke die anderen verdrängte:


    *Hier muss es doch irgendwo Wein geben*

  • Der Zug setzte sich in Bewegung, wenn auch es eine Weile dauern würde, bis die hohen Herrschaften ihre Sänften bestiegen hätten. Nikolaos selbst ging, mit einigen anderen Priestern, von Opferhelfern und seinen Epheben flankiert, an der Spitze des Umzuges.


    Aus Fenstern schwenkten Menschen bunte Tücher und warfen Blumen auf die Straße, immer mehr Menschen schlossen sich dem Zug an (wohl auch in der Hoffnung, an der Sema noch einmal auf Kosten der Stadtväter (und der Stadt selbst) gespeist zu werden).


    Selbst die Seitenstraßen der Route füllten sich mit Schaulustigen. Es schien, als sei die nun die ganze Stadt auf den Beinen, um ihrem Heros einen würdigen Festtag zu bereiten.


    Dies alles bemerkte Nikolaos nicht ohne Zufriedenheit. Er hoffte, auf die hohen Gäste seitens der rhomäischen Provinzregierung würde dieses Schauspiel einen guten Eindruck machen und ein gutes Licht auf die Polis werfen, wenigstens für einen Tag. Natürlich konnte sich jeder denken, dass anschließend wieder der übliche Zwist und die übliche Korruption herrschen würde.


    Als er, auch an der Seite einiger älterer Priester, durch die Straßen schritt, kam sich der Gymnasiarchos selbst plötzlich sehr alt und sehr müde vor. Hätte er seine Gedanken in diesem Moment jemandem mitgeteilt, jener hätte ihn ausgelacht. Doch für sich wusste Nikolaos, dass die prachtvolle Fassade des jugendlichen Gesichtes bald eingestürzt sein würde und den Blick auf das verrottete Innere eines heruntergekommenen Hauses freigeben würde.


    Der Singsang der Priester riss ihn aus seinen Gedanken. Mit allen erdenklichen hohen und hehren Worten priesen sie die Weisheit und die Güte des sagenhaften Stadtgründers, besangen seine Kraft und seine Schönheit, verkündeten sie seine göttliche Herkunft.


    Darauf folgten wieder und wieder Lobpreisungen der Tyche, dazwischen Anrufe des göttlichen Basileus. Jeder wusste freilich, dass neben der durchaus auch echten Frömmigkeit vieler Teilnehmer die ganze Veranstaltung ein politisches Spektakel war, mit dem sich die Ausrichter selbst ins Licht stellten. Aber natürlich spielten alle mit, und sie spielten ihre Rollen nicht schlecht, wie der Hermes-und-Heraklespriester fand.


    Schließlich erreichte der Zug das Tor zur Basilea.

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