• Es hatte mir viel zu lange gedauert, bis wir endlich angekommen waren.


    Auf dem Weg durch die Stadt war mir aufgefallen, dass sich irgendetwas verändert hatte. Alles sah noch so aus, wie vor meinem Eintritt in die Legio. Und doch war es irgendwie anders. Ich konnte es nicht näher beschreiben. Bester Stimmung und Laune ging ich zusammen mit Lupus durch die Straßen Mogontiacums. Insgeheim hoffte ich, einen ehemaligen Freund oder Bekannten zu treffen. Aber niemand, den ich kannte, lief mir über den Weg. Schade, dachte ich, war darüber aber nicht allzusehr betrübt. Viel zu glücklich und zu stolz war ich darauf, nun ein Legionarius zu sein.


    Draußen vor der Taberna konnte man schon hören, dass drinnen Hochbetrieb herrschen musste. Laute Stimmen, Gegröhle und Gelächter waren zu vernehmen. Da waren wohl noch mehr ehemalige Probati in Feierlaune. Ich sah Lupus an und nickte Richtung Eingangstür.


    "Na dann mal rein in das Vergnügen.", sagte ich lächelnd zu ihm und ging schon los. Mit Schwung öffnete ich die Tür. Wie ich es mir gedacht hatte, war die Taberna gut zur Hälfte mit Milites gefüllt, die es sich gut gehen ließen. Ich erkannte unter ihnen einige aus meiner Gruppe und rief ihnen lauthals etwas zu. Dann wandte ich mich an Lupus.


    "Sieht so aus, als müssten wir um einen Platz kämpfen.", sagte ich scherzhaft. Dann blickte ich mich um und entdeckte noch ein paar freie Plätze an einigen Tischen. "Wie wäre es mit dem da?", fragte ich Lupus. Mir war es herzlich egal, wo ich sitzen würde. Hauptsache, wir würden ordentlich einen drauf machen.

  • Lupus grinste als er die Menge sah,...die Bürger betrachteten die Milites mit einem gequältem Respekt, stets darauf bedacht sich irgendetwas einzufangen.
    Die Legionäre waren ja für ihre derben Späße bekannt.
    Er nickte Probus zu als er den Tisch entdeckte und folgte ihm durch das Gewühl dorthin. Die Frage ob noch Platz sei war schnell geklärt und so saßen sie endlich da und konnten ihre Beförderung feiern.
    Eine dralle Schankmagd stellte ungefragt zwei große Becher Met hin und verschwand wieder.
    Lupus sah Probus an,
    Hast du das bestellt? was relativ egal war,...denn er verspürte langsam einen gewissen Durst. Vielleicht machte das auch die Umgebung.

  • Tja, aufgestanden Platz vergangen. So hieß die Devise. Und somit hatten Lupus und ich im Nu den unseren an einem Tisch gefunden. Es war einfach herrlich. Kein Centurio oder Optio, der einen zusammen schrie. Zwar war es in der Taberna auch laut. Aber im Vergleich zu den gewaltigen Stimmorganen unserer Ausbilder wehte hier nur ein laues Lüftchen. Kaum saßen wir, stellte eine Magd uns zwei große Becher Met hin. Verwundert blickte ich erst auf den Becher, dann zu Lupus und dann der Magd hinterher. Da hörte ich die Frage von Lupus und drehte mich wieder um.


    "Nein.", antworte ich ihm und zuckte kurz mit den Schultern. "Aber was soll´s. Ich bin mir sicher, dass sie nachher auf der Rechnung stehen werden." Dann grinste ich. "Außerdem, was will man mehr." Ich nahm den Becher und hob ihn hoch, um mit Lupus anzustoßen.. "Prosit, Lupus! Auf unsere Beförderung. Du zum Eques und ich zum Legionarius!"

  • Lupus grinste und hob den Becher, krachend fuhren sie zusammen.
    Prosit Probus! Auf daß wir unsere 20 Jahre überleben werden!
    Er schütte den ersten Schluck auf den Boden als Geschenk für die Götter und leerte den Becher ziemlich mit einem Zug.
    Der Met ergoß sich in seiner Kehle und breitete sich wohlig in seinem Bauch aus. Knallend setzte er den Becher wieder auf den Tisch ab.
    Grinsend wischte er sich den Mund ab und meinte,
    Bleiben wir beim Met oder,...was anderes?
    Einen unverdünnten Vinum wäre er nicht abgetan.

  • Krachend fuhren die Becher zusammen. Mein breites Grinsen schmälerte sich etwas bei Lupus Trinkspruch. Zwanzig Jahre und überleben! Aber ich war jung und machte mir darüber nicht allzu viele Gedanken. Ich tat es Lupus nach und schüttete etwas von dem Met auf den Boden. Dann setzte ich an und nahm einen tiefen Zug. Ich wollte den Becher schon absetzen, als ich sah, wie Lupus weitertrank. Da war es doch für mich eine Ehrensache, es ihm gleichzutun. Schluck für Schluck rann der Met meine Kehle hinunter.


    Endlich! Der Becher war leer. Kurz nach Lupus setzte ich meinen Becher auf den Tisch und jappste etwas nach Luft, während ich mir den Mund mit einem Ärmel meiner Tunika abwischte. In der Eile war etwas beim Trinken daneben gegangen. So antwortete ich ihm nicht sofort.


    "Was anderes...wäre mir schon lieber.", antwortete ich ihm. Ich merkte, wie mir vom Gesöff etwas warm wurde. Wenn das so weiter geht, liege ich bald unter dem Tisch, dachte ich und grinste. "Auf Dauer ist mir das zu süß. Wie wäre es mit einem guten Wein?" Kaum hatte ich die Frage ausgesprochen, entfuhr mir ein lauter Rülpser, was mich zum Lachen brachte.

  • Der Rülpser kam wie eine Woge aus Met und Wind über Lupus.
    Donnerwetter! Er grinste Probus an und nickte bei dessen Wunsch nach Vinum. Er schnappte sich eine vorbeihastende Schankmagd und zog sie auf seinen Schoß. Sie wollte zunächst aufbegehren, sah ihn jedoch verwirrt an.
    Salve,...wie ist dein Name?
    Das Mädchen, offensichtlich Germanin, entgegnete,
    Mein Name ist Frilla...
    Lupus lächelte sie an und sagte,
    Salve Frilla, würdest du uns eine Amphore unverdünnten Falerner bringen?...und Frilla?
    Sie nickte und machte sich schon auf von seinem Schoß aufzustehen als sie innehielt und ihn aus hellblauen Augen ansah.
    Wann hast du hier Feierabned,...und vor allem hast du noch eine Freundin,...wir beide haben etwas zu feiern...
    Lupus wies auf Probus und sah das Mädchen tiefgründig an.
    Sie erhob sich und strich den Rock gerade, dann sah sie Lupus merkwürdig an und meinte,...noch zwei Stunden...und ich frage sie,...es ist Freydis,...jene dort.
    Dabei wies sie auf eine weitere Schankmagd, nicht blond wie sie selbst sondern schwarz, fast schon ein iberischer Typ, ...aber feurig, das sah man von hier aus.
    Frilla verschwand im Gewühl und Lupus meinte zu Probus,
    Frilla und Freydis,...Sonne und Mond, Tag und Nacht,...ich würde Frilla bevorzugen...Freydis erinnert mich zu sehr an jemanden ...
    [Blockierte Grafik: http://img522.imageshack.us/img522/6089/fantastic4albablondconsep8.jpg]
    Frilla


    [Blockierte Grafik: http://img95.imageshack.us/img95/6807/sophialoren167ahj7.jpg]


    Freydis

  • Zum Glück schien Lupus meine geräuschvolle Äußerung mit Humor zu nehmen. Jedenfalls nach seinem Grinsen zu urteilen. Dann zog er kurzer Hand eine vorbeieilende Magd auf seinen Schoß. Ich grinste breit und hörte dem Gespräch der beiden zu. Irgendwie hatte ich so etwas von Lupus nicht erwartet. Aber mir sollte es recht sein. Aah, Falerner. Eine augezeichnete Wahl. Jetzt mit dem höheren Sold konnten wir uns so ein edlen Stoff schon mal leisten. Als ich die nächsten Worte von Lupus hörte, wurden meine Augen etwas größer. Bei Iunos ..., dachte ich. Das war jetzt aber wirklich eine Überraschung. Und eine sehr gute. Mir fiel nichts besseres ein, als weiter breit zu grinsen. Bei ihrem Hinweis auf ihre Freundin drehte ich mich interessiert in die angegebene Richtung. Die dunkelhaarige Frau war nicht zu übersehen. Ein leiser anerkennender Pfiff entfuhr meinen Lippen und ich nickte. Ich hörte, wie Lupus mich ansprach und drehte mich zu ihm um.


    "Sonne und Mond. Das klingt gut.", antwortete ich ihm mit einem schelmischen Grinsen. Ich wollte ihn nicht danach fragen, an wen ihn die Schwarzhaarige erinnerte. Das hätte uns sonst vielleicht die Stimmung vermiest. "Also ich bevorzuge dann lieber die Nacht.", sagte ich und lachte laut auf. "Lupus, Lupus, Lupus.", fuhr ich im gespielt tadelnden Tonfall fort und schüttelte dabei den Kopf. "Ich wusste ja nicht, dass du so ein Schwerenöter bist." Ich zwinkerte ihm zu und lachte. "Also wenn das so weiter geht, dann wird das ein Abend werden, an den wir uns noch lange erinnern werden."

  • Lupus blickte kurz auf den Tisch und nickte,
    Ja, Probus,...ich hatte eigentlich immer ein Händchen für das weibliche Geschlecht,...was recht angenehm aber auch gefährlich war,...denn es gibt auch Frauen, die sich nicht unbedingt an ihr Ehegelübte halten.
    Frilla kam zurück und stellte die Amphore auf den Tisch. Lupus kramte in seinem Geldbeutel und reichte ihr zwei goldene Münzen...
    Frilla erschrak förmlich und schüttelte den Kopf.
    Nein,nein...das ist doch viel zuviel!
    Lupus langte noch einmal in seinen Geldbeutel und legte ein paar Sesterzen dazu. Nur keine Sorge,...Frilla,...das Gold ist für dich und Freydis...die Sesterzen für den Wein...gib´uns Bescheid wenn du hier Feiersabend hast.
    Dabei lächelte er ihr freundlich zu.
    Frilla ging verstört fort und Lupus sagte zu Probus,
    Heute Nacht wird die Nacht der Nächte mein Freund,...würdig sich in der Tat daran zu erinnern!
    Daraufhin goß er Falerner in die Glaspokale und hob seinen Pokal an.
    Auf das Leben und auf die Frauen,...auf die die es wert sind!

  • Da erzählte Lupus ja interessante Dinge. So, so, dachte ich und wollte ihn schon bitten, eine nette kleine und frivole Geschichte zum besten zu geben, als die Schankmagd mit dem Wein auftauchte. Na dann später. Der Wein ging vor. Ich tastete nach meinem Geldbeutel, da zückte Lupus zwei goldene Münzen und gab sie der Frau. Erstaunt blickte ich ihn. Genau, dachte ich bei den Worten von Frilla, das ist eindeutig zu viel. Dafür hätten wir in Falerner baden können. Aber da klärte Lupus die Sache auf und ich musste grinsen. Mein Kamerad wusste, wie man solch nette Gelegenheiten arrangierte. Und mit seinen Worten sprach er mir aus der Seele.


    "Na die Frau mit dem passenden Namen habe ich dank deiner Fürsorge dafür ja schon.", antwortete ich ihm schmunzelnd. Dann sah ich dabei zu, wie er die Glaspokale mit dem Falerner füllte. Ich tat es meinem Kamerad gleich und hob meinen Pokal nach oben. Grinsend hörte ich seinen Trinkspruch zu. Ich nickte. Aber was sollte ich sagen?


    "Gaudeamus igitur iuvenes dum sumus!"*, rief ich. Auf die Schnelle war mir nichts besseres eingefallen. Dann nahm ich einen großen Schluck aus dem Pokal. Denn ein Anstoßen mit diesen Gefäßen war mir dann doch zu gefährlich. Nicht wegen der Gläser, sondern um den Falerner machte ich mir Sorgen. Was für ein Unterschied zu dem billigen Landwein. Genüsslich ließ ich den Rebensaft die Kehle hinunter rinnen. Man meinte förmlich die Sonne zu schmecken, so fruchtig und schwer war er zugleich. Dann stellte ich Pokal auf den Tisch und schnalzte mit der Zunge.


    "Das ist schon was Feines.", sagte ich zu Lupus. "Und die nächste Runde geht auf mich. Oder falls du lieber etwas essen willst, sage mir nur Bescheid." Denn ich wollte ihm nichts schuldig bleiben. Dabei fielen mir die beiden Goldmünzen wieder ein. "Vielen Dank wegen vorhin......Na wegen der Bezahlung für die Frauen." Ich blickte ihn etwas verlegen an. "Es ist nur so. Ich muss dir das Geld erstmal schuldig bleiben." Die Sache war mir dann doch etwas unangenehm. Aber ich war noch kein Legionarius. Und der Sold eines Probatus reichte gerade so für das Notwendigste.


    * Freuen wir uns also, solange wir jung sind.

  • Lupus winkte ab,...das Geld hatte er sich nicht verdient, es war ein Geschenk.
    Es war nur Recht wenn er es zu einem guten Zweck nutzte.
    Was das Essen anging,...so hatte er schon daran gedacht etwas zu bestellen...
    Sag´mal, was haben die denn hier so im Angebot?
    Er rieb mit schmerzhaft verzogenem Gesicht seinen Bauch.
    Ich gedenke eindeutig gegen die Verpflegungsvorschriften der Legion zu verstoßen...um ehrlich zu sein,...je besser die Armee umso schlechter das Essen.
    Er hob den Pokal und grinste,
    Bei den Göttern,...wir müssen die beste Armee der ganzen Welt sein!

  • Mit Erstaunen sah ich, wie Lupus abwinkte. Zwar fühlte ich mich dadurch etwas erleichtert. Aber ich beschloss, ihm dieses Geschenk irgendwann zu vergelten. Auch wenn ich dafür auf einiges verzichten müsste. Denn nachwievor beschämte mich meine Schuld. Zu meiner Freude ging mein Kamerad auf meinen Vorschlag etwas zu essen ein. Ich grinste. Und als ich seine letzte Bemerkung hörte, musste ich lauthals lachen.


    "So habe ich das noch nie gesehen." Ich lachte wieder auf und schüttelte den Kopf. Was für ein herrlicher Gedanke. Dann hob ich meinen Pokal, prostete Lupus zu und trank einen großen Schluck des herrlichen Weines. Nachdem ich das Glas wieder auf den Tisch gestellt hatte, schenkte ich uns nach. Während dessen versuchte ich gegen den Lärm um uns rum, der scheinbar an Stärke gewonnen hatte, anzureden.


    "Nun, ich war lange nicht mehr hier. Das letzte Mal mit meinem Vater und einem seiner Handelspartner. Wenn sich in der Zwischenzeit nichts geändert haben sollte, gibt es hier eine einfache, aber sehr wohlschmeckende Küche." Ich stellte die Amphore wieder ab und nahm den Pokal. "Also keinen Firlefanz. Alles sehr bodenständig, aber gut und zu fairen Preisen." Und auch wenn es nicht so gewesen wäre, wäre es einmal was anderes gewesen, als dieses ewige Breigefresse, vollendete ich den Gedanken. Ich drehte mich um und versuchte im Gewirr die Schankmagd von eben zu finden. Da war sie! Ich hob einen Arm und winkte sie zu uns heran. Während sie unterwegs war, drehte ich mich wieder zu Lupus um.


    "Also ich wäre für Oliven und Gemüse als Vorspeise. Brot und Käse haben wir ja fast jeden Tag. Und sie haben hier auch eine leckere Fischsuppe, die ich nur empfehlen kann. Jedenfalls werde ich eine nehmen. Und zur Hauptspeise....ich weiß ja nicht, ob du lieber Fisch magst. Sonst werde ich Huhn und Räucherfleisch bestellen. Was wir dann noch essen oder essen können, werden wir ja sehen." Ich wartete auf Lupus Vorschlag, um dann die gewünschten Speisen zu bestellen.

  • Lupus hatte hier in der Taverne auch keinen Apicius erwartet...Fisch hörte sich ganz gut an.
    Ich denke ich probiere mal die Fischsuppe,...es ist eine Ewigkeit her, daß ich eine gegessen habe,...damals mit Primus in Massilia.
    Sein Gesicht geriet in Verzückung und er führt unstreichend Daumen und Zeigefinger zum Mund. Es war nicht nur die Fischsuppe die ihn an damals erinnerte.

  • In Massilia? Da schien Lupus ja weit rumgekommen zu sein. Jedenfalls musste er da zusammen mit Primus eine Fischsuppe vom aller Feinsten gegessen haben, so wie er im Moment blickte. Ich hoffte, dass er von der hiesigen nicht zu enttäuscht sein würde.


    "Sehr gut.", antwortete ich. Da er nichts gegen die anderen Sachen gesagt hatte, ging ich davon aus, dass der Rest in Ordnung ging. Ich drehte mich zur Schankmagd um. "Also, als Vorspeise nehmen wir Oliven, Gemüse und zweimal die Fischsuppe. Und als Hauptspeise Fisch, Huhn und Räucherfleisch." Den Fisch hatte ich dazu genommen, in der Annahme, dass Lupus diesen vielleicht bevorzugen würde. Da alles nur einmal auf den Tisch kam, würden wir schon bei der Menge an Essen nicht platzen. "In Ordnung?", fragte ich die Schankmagd. Sie nickte und zog ab, um die Sachen zu holen. Dann drehte ich mich zu Lupus um.


    "So, das geht jetzt aber auf meine Rechnung.", sagte ich entschieden und würde auch keine Widerworte von Lupus gelten lassen. Nachdem ich einen Schluck Wein getrunken hatte, blickte ich ihn fragend an.


    "Jetzt erzähl´mal, wie ist es so bei den Equites?"

  • Lupus nickte bei Probus´Aufzählung für die Magd, die Auswahl war in Ordnung.
    Allerdings fragte er sich ob sie nachher noch in ihre Rüstung paßten,...wobei er als Lorica Hamata Träger leichte Vorteile hatte. ;)
    Auf Probus´Frage hin wie es bei den Equites sei entgegnete er,
    Der Dienst ist hart, ebenso die Disziplin,...aber der Umgang miteinander ...
    Es schien als suchte Lupus nach den rechten Worten.
    ...ist fast schon familiär...
    Er sah Probus an ob er ihm folgen konnte und fügte erklärend hinzu.
    Ich kann jetzt nur von der Secunda sprechen,...aber jeder, vom kleinsten Calone bis zum Decurio,...jeder ist sich seiner Selbst bewußt und wird nach seinen Fähigkeiten gefördert,...
    Er mußte grinsen...
    ...und darüber hinaus. So ist die Secunda die einzige Turma die komplett in der Ausführung des phartischen Schusses geübt ist.

  • Aufmerksam hörte ich Lupus zu. Na, harte Disziplin und so weiter war ich auch gewohnt. Aber was meinte er mit familiär? Fragend hob ich meine Augenbrauen. Scheinbar hatte Lupus dies mitbekommen und erzählte noch etwas mehr dazu. Jetzt verstand ich oder glaubte es zumindest. Aber was er mit dem darüber hinaus fördern meinte, das konnte ich mir vorstellen. Es war in der Centurie nicht anders. Vielleicht schaffte die geringere Anzahl von Männern in einer Turma eher eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl. Bei uns waren sich ja innerhalb der Centurie einige Contubernia untereinander nicht bunt. Dann runzelte ich die Stirn.


    "Was um alles in der Welt ist ein phartischer Schuss?", fragte ich ihn.

  • Lupus grinste und entgegnete,
    Der parthische Schuß ist eine Schuß mit dem Bogen vom Rücken des Pferdes aus,...aber nach Hinten.
    Er nahm seine Hände zur Hilfe um die Situation zu beschreiben.
    Stell dir vor, ein Reiter oder mehrere werden verfolgt,...stell dir weiter vor während der Verfolgung überlassen die Reiter sich dem Pferd und drehen sich im Sattel nach hinten und geben einen gezielten Pfeilschuß ab...das bringt in den allermeisten Fällen die Verfolger dazu ihre Jagd abzubrechen, weil die wenigsten darauf kommen ihrerseits zu schießen.
    Er zog die Schultern in die Höhe und meinte lapidar zu dieser Höchstleistung der Kriegkunst,
    Der parthische Schuß...

  • Ich staunte nicht schlecht, als mir Lupus beschrieb, was es mit diesem Schuss auf sich hatte. Anerkennend pfiff ich leise.


    "Das würde ich gerne mal sehen." Ich dachte an meine bescheidenen Versuche beim Bogenschießen in der Grundausbildung. Und die konnten so etwas. "Wie trainiert ihr denn diesen Schuss?", fragte ich ihn. Sofort fiel mir auf, dass das auch eine gefährliche Taktik gegen die Infantrie sein könnte. Die Soldaten dachten, der Feind flieht und rückt gegen die scheinbar der Deckung durch die Reiter beraubten gegnerischen Infantrie vor. Und bekam dann unerwartet einen vor den Latz geknallt.


    Doch bevor Lupus antworten konnte, kam die Schankmagd mit den Vorspeisen wieder. Herrlich duftete die Fischsuppe, als sie mir die Schale vor die Nase stellte. Das war doch mal was anderes. Ich nickte Lupus zu.


    "Na dann, Guten wünsche ich." Und fing an, meine Suppe geräuschvoll zu schlürfen.

  • Lupus bedankte sich nickend bei der Magd und roch erstmal an der Suppe. Wie erwartet war sie natürlich anders gewürzt,...es fehlte ein wenig die Frische der Kräuter. Er wünschte Probus ebenfalls einen guten Appetit und begann die Suppe zu essen.
    Er brach sich ein Stück Brot ab und schob sich so die Fischstücke auf den Holzlöffel. Insgesamt war die Suppe essbar aber kein Vergleich zu der Fischsuppe aus Massilia.
    Er aß sie dennoch ganz auf und schob den leeren Teller von sich.
    Den Geschmack der Fischsuppe schwemmte er mit einem Schluck Wein davon. Da fiel ihm Probus´Frage wieder ein.
    Du wolltest doch wissen wie man den parthischen Schuß trainiert?! ...also zunächst einmal ist es wichtig, daß du absolut sattelfest bist...du mußt dich in der Situation des Schusses absolut im Einklang mit dem Schritt des Pferdes befinden...
    Sei Gesicht glühte vor Begeisterung als er fortfuhr.
    Es ist als verlöre deine Umgebung alle Wirkung,...du nimmst nichts mehr wahr,...nur noch deinen Herzschlag,...das Ziel erscheint dir zum Greifen nah,...den Pfeil zielen und abschießen ist eine einzige Bewegung...
    Voller Fazination ahmte er die Bewegung nach. Dann sah er Probus an.
    Damals auf ihrer Mission für den Legatus hat Primus zusammen mit Duplicarius Dexius Lucius und Sesquiplicarius Livius Ocellus diesen Schuß erfolgreich angewandt und ihre Gegner haben sechs Leute verloren bevor sie die Gefahr erkannten und sich zurück zogen...

  • Nun da die Suppe unserer ganzen Aufmerksamkeit bedurfte, wurde unser Gespräch abrupt durch das Essen unterbrochen. Mir schmeckte die Suppe außerordentlich gut. Wie lange war es wohl her, dass ich Fisch gegessen hatte? Hin und wieder nahm ich mir ein Stück vom Brot und ließ es sich mit der Flüssigkeit vollsaugen, wonach ich es geräuschvoll auszutschte. Schließlich war dieser Genuss zu Ende und ich schob den Teller beiseite, um mir sogleich einen Schluck Falerner zu gönnen. Danach nahm ich einige Oliven und blickte Lupus an, der mir meine Frage erklärte.


    Ich konnte sehen, wie er in seinem Element war. Diese Begeisterung! Ich schmunzelte. Nicht, um ihn auszulachen. Nein. Sondern es war irgendwie ansteckend, wie er versuchte, diesen parthischen Schuss auf dem Stuhl sitzend darzustellen. Von dieser Mission wusste ich nichts. Aber das dieses Können Opfer beim Gegner gekostet hatte, konnte ich mir gut vorstellen.


    "Das hört sich nach einer hohen Disziplin an, die ein enormes Können erfordert. Der parthische Schuss. Ich werde ihn mir merken." Dann grinste ich und machte eine abwehrende Handbewegung. "Keine Angst. Ich werde ihn ganz bestimmt nicht ausprobieren. So, wie ich auf einem Pferd sitze." Ich musste lachen.


    "Aber ich muss dir sagen, falls ich es nicht schon gemacht hatte, ich verstehe deine Entscheidung nun vollkommen. Das du zu den Equites gegangen bist. Am Anfang wusste ich nicht so recht, was ich davon halten sollte. Doch heute auf dem Campus und deine Vorführung von eben zeigen mir, dass du mit Herz und Seele ein Eques bist." Ich nahm einen Schluck Wein und steckte mir eine Olive in den Mund.


    "Du wärst sicher auch ein guter Legionarius geworden. Aber es wäre schade um dein Talent gewesen, was dabei versauert wäre.", fuhr ich fort, die Olive zerkauend. "Bei deiner Begeisterung sollte ich vielleicht dem Schreihals den Rat geben, dich nicht in die Nähe der Legionarii zu lassen. Nicht, dass nachher die halbe Centurie zu den Equites will." Ich grinte über beide Ohren.

  • Lupus grinste und meinte,
    Danke für deine Einschätzung,...und was meine Begeisterung angeht,...so ist unser Volk doch der Reiterei eher abgeneigt...die Legionarii sind eher der konservative Vertreter der Römer,...aber glaube mir, die Kriegsführung wird nicht nur duch geschicktes Formieren gewonnen, sonder auch und gerade durch Geschwindigkeit.
    Er fischte sich eine Olive und steckte sie in den Mund...Heimatgefühle kamen in ihm auf.
    Geschweindigkeit war schon Caesars Trumpf in Gallien, ...Geschwindigkeit wird auch in der Zukunft das Schlacht-,...wenn nicht Kriegsentscheidende Element sein.
    Er sah Probus an und schloß.
    Da drängt sich das Pferd doch geradezu auf...wir müßten nur noch leichtere und vor allem effektivere Rüstungen und Waffen ersinnen.
    Er grinste Probus an und meinte,
    ...aber ihr habt ja auch nicht gerade wenig zu schleppen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!