Atrium - Salutatio

  • Wie jeden Morgen füllte sich das Atrium mit den Klienten, die sich ihr Gratis-Frühstück abholten und darauf warteten, ob ihr Patron etwas von ihnen bräuchte. In selteneren Fällen wollten die Klienten selber etwas vom Patron.

  • Ich betrat das Atrium, welches sich langsam füllte. Varus war recht pünktlich und begrüßte mit einem Nicken die anderen Klienten welche sich schon zur Salutatio versammelt hatten.
    Ich suchte mir einen geeigneten Platz aus, wo ich bis zur Ankunft des Patronus warten konnte.
    Vielleicht gab es für mich ein paar Botengänge zu erledigen, ich war ganz gespannt und voller Erwartung, was ich heute für meinen Patronus erledigen kann.

  • Hungi merkte es, die Wahlen zum Cursus Honorum standen wieder an der Tür. In solchen Zeiten war er noch beschäftigter als sonst, die Klienten dabei zu unterrichten, wen sie wählen sollten war dabei hingegen die geringste Arbeit. Selbstverständlich konnten nicht alle jene wählen, die zum CH antraten, die meisten Ämter durften aktiv wie passiv nur von Senatoren gewählt werden, hingegen jene zum Volkstribun aktiv alle, die das römische Bürgerrecht hatten. Erstaunlicherweise war er dennoch sehr gut gelaunt und kam dementsprechend grinsend ins Atrium


    Guten Morgen, meine Herren. Na, was steht heute an?

  • Nach nicht allzu langer Zeit des wartens, erschien der Patronus sichtbar gutgelaunt im Atrium und erkundigte sich in der Runde über die heutigen Aufgaben.
    "Guten Morgen Patronus." Schallte es durch das Atrium, wie auch aus meinem Mund. Meine Aufmerksamkeit war nun ganz und gar auf meinen Patronus gerichtet, um meine heutige von ihm mir zugeteilte Aufgabe in Empfang zu nehmen. Vielleicht gab es auch gewisse Unterweisungen bezüglich der bald anstehenden Wahl zum CH.

  • Die gab es tatsächlich.


    Meine Herren, wie ihr wisst, beginnen demnächst die Kandidaturvorstellungen auf dem Forum. Für uns alle interessant ist dabei die Wahl der Volkstribune. Ich habe mich dabei für Marcus Camurius Sidicinus entschieden, zeige dich Sidicinus! Der Genannte, ein junger schlanker Mann von Anfang 30, trat ein paar Schritte hervor. Sidicinus ist ein Klient von mir und zudem in diesem Viertel ansässig.


    Ich erwarte also, sprach Hungi weiter, daß Sidicinus von uns uneingeschränkt unterstützt wird. Sein größter Konkurrent dabei wird wohl Memmius Cominius Crastinus sein, der seine größte Unterstützung in den Bezirken um den Aventin hat. Ich brauche dazu wohl nichts weiter zu sagen.


    Hungi ließ sich einen Becher geben, in deren Inhalt der Weinanteil nur zu einem Viertel gegeben war. In der Früh brauchte er nichts Stärkeres. Ahja, lasst euch diesmal nur dann in Schlägereien verwickeln, wenn ihr in der Überzahl seid. Das letzte Mal haben zwei Familien ihre Väter verloren. Jetzt nahm er auch endlich einen Schluck. Das wärs für die Volkstribune. Die anderen Ämter werde ich mit meinen senatorischen Kollegen noch besprechen. Heute brauche ich eure Dienste daher noch nicht. entließ er damit seine Klienten. Jene unter ihnen, die noch etwas mit ihrem Patron zu besprechen hatten, würden ohnehin noch hierbleiben.

  • Ohne Umschweife begann Hungaricus zu dem von mir schon vermuteten Thema, die anstehenden Wahlen zum CH, seine Ausführungen. Die ganze Aufmerksamkeit im Raum aller Klienten war nun auf den Patron fixiert. Im konkreten waren Hungaricus die Kandidatenvorstellungen auf dem Forum, besonders aber die der Volkstribune verdienten das Hauptaugenmerk.
    Ein gewisser Marcus Camurius Sidicinus, welcher sich auch unter uns befand, auf ihn hatte sich Hungaricus festgelegt. Er ließ ihn vortreten, so das sich jeder von ihm unter den Klienten ein Bild machen konnte.
    Hungaricus erwartete von all seine Klienten die uneingeschränkte Unterstützung, worauf unter den Klienten ein zustimmendendes Nicken zu erkennen war.
    Auch wurde sein größter Konkurrent namentlich genannt, wo es darauf ankam, Obacht zu geben.
    Hungaricus warnte auch, Schlägereien möglichst aus dem Wege zu gehen, es sei denn, die Lage war aussichtsreich. Es war nicht selten, das bei solchen Reibereien, wie Hungaricus anmerkte, Männer ihr Leben ließen.
    Damit beendete Hungaricus seine Rede und entließ seine Klienten aus der Salutatio.


    Varus hingegen hatte noch eine kleine Angelegenheit, die er mit seinem Patron
    besprechen wollte und so folgte er nicht der Schar der anderen Klienten in Richtung Ausgang.
    So langsam leerte sich das Atrium und Varus hoffte, das sich sein Patron noch kurz Zeit für ihn nehmen würde.

  • Der Reihe nach - selbstverständlich nach der Wichtigkeit der einzelnen Klienten geordnet - beschäftigte sich Hungi einzeln mit den Männern, die noch etwas mit ihm zu besprechen hatten. Zwei Senatoren wurden natürlich als erstes abgehandelt, dann kamen die Ritter dran. So dauerte es eine Zeitlang, bis Annaeus Varus an die Reihe kam.


    Ah, Annaeus. Alles klar im Postwesen? begrüßte Hungi Varus zugegeben etwas knapp, aber freundlich.

  • Nachdem sich Hungaricus mit zwei der Senatoren befasst hatte, war auch ich bald an der Reihe.
    "Sei mir gegrüßt Patronus. Wie du sicher weißt, erfährt man beim Cursus Publicus meist als erster von Neuigkeiten, jedenfalls war das mal so. Ansonsten ist es eben immer dasselbe. Man ärgert sich mit den weniger fähigen Tabelarii herum." Ich verzog etwas die Miene. "Aber das ist sicher nicht das, was du von mir hören möchtest?!"
    Schließlich war ein Tag beim Cursus Publicus wirklich nicht spannend. "Für immer möchte ich in einem Officium des Cursus Publicus nicht zubringen." Varus hatte schon Ideen und etwaige Pläne, wegen jenen hatte er auch seinen Patronus aufgesucht. Er könnte ihm vielleicht einen Rat geben.
    Aber Varus wollte anfangs nicht so viel von sich sprechen, ihn interessierte auch, wie es seinem Patronus ging, was dieser für Pläne hatte und ob er den Kaiser hat sprechen können. "Verzeih mir, wenn ich zu neugierig bin Patronus aber was gibt es sonst für Neuigkeiten, es gibt doch bestimmt etwas neues zu berichten?"

  • Was es an Neues zu berichten gibt? echote Hungi etwas erstaunt. War es eigentlich nicht die Pflicht des Klienten, seinem Patron die Neuigkeiten hintanzutragen? Sieht man davon ab, daß die Vorbereitungen der Wahlen zum Cursus Honorum einen Gutteil meiner Zeit auffressen, nicht viel. Das heißt, ja etwas doch, aber das wollte ich noch nicht an die allzu große Glocke hängen. Ich werde demnächst heiraten. Er ließ eine kleine theatralische Pause. Wobei, so wie es derzeit aussieht, wird die Hochzeit wohl in Tarraco begangen werden. Eigentlich waren es sogar zwei Neuigkeiten, die durchaus größer waren.

  • Hungaricus schaute erst etwas erstaunt, als ich ihn nach Neuigkeiten fragte und meine zu besprechenden Dinge hinten anstellte.
    Als Hungaricus von Heirat sprach, entsann ich mich kurz auf meine Person, darüber hatte ich zwar auch schon ab und zu nachgedacht, doch so einen richtigen Plan hatte ich noch nicht verfasst.
    "Keine Sorge Patronus, diese Worte werden diesen Raum nicht verlassen. Darf ich erfahren, wer die Auserwählte denn ist?"
    Als Hungaricus als Hochzeitsort Hispania angab, konnte man buchstäblcih das Fragezeichen in Varus´ Gesicht erkennen. "Wieso Hispania Patronus, warum nicht hier in Rom?"
    Varus konnte sich immer noch keinen Reim darauf machen.

  • Aha, die Gerüchte waren wohl noch nicht zum Cursus Publicus gelangt. Das erstaunte Hungi.


    Eine Tochter vom Consular Licinius Calenus. meinte Hungi nur knapp, denn er glaubte nicht, daß Varus mit denen persönlich bekannt war. Man hat mir angetragen, das Proconsulat in Hispania zu übernehmen. Wenn der Senat mich dazu wählt, werde ich bald dorthin aufbrechen. klärte Hungi seinen Klienten auf.

  • "Eine Tochter des Consulars." Wiederholte ich die Ausführung von Hungaricus.
    "Meine herzliche Gratulation! Ich wünsche dir und deiner zukünftigen Frau alles erdenklich Gute. Mögen die Götter über euch wachen und euch viele Kinder schenken..." Ich wusste zwar, das Hungaricus im Moment keine Frau an seiner Seite hatte, jedoch war das wirklich eine Neuigkeit.
    Hingegen neu war für Varus auch, das sein Patron sich für das Proconsulat in Hispania bewarb. "Dem jetzigen Proconsul geht es, soweit ich erfahren habe, im Moment gesundheitlich nicht besonders?" Vielleicht hatte sich sein Zustand auch verschlechtert, so nah, war Varus an den Informationsquellen auch nicht dran. "Ich stand auch schon einmal vor der Wahl, Hispania oder Rom. Ich entschied mich damals hier zu bleiben." Wer weis, vielleicht würde es Varus zum jetzigen Zeitpunkt anders machen, wenn er noch einmal die Wahl hätte.

  • Ich danke dir. entgegnete Hungi auf die Glückwünsche seines Klienten.


    Die Gesundheit des jetzigen Proconsuls interessiert mich relativ wenig. Was der Wahrheit entsprach, denn mit Flavius Furianus, eben jenem Proconsul, verband Hungi nicht viel. Man kannte sich, man grüßte sich, aber das wars auch schon. Und daran würde sich in nächster Zeit auch nichts ändern, wenn Hungi - so er vom Senat entsandt werden würde - nach Hispania ginge und Flavius im Gegenzug nach Rom käme. Aber das lag ohnehin auf der Hand.


    Aber du wolltest noch etwas von mir? Gar zuviel Zeit zum plauschen hatte Hungi heute ja nicht, denn die Wahlen... die Wahlen standen bevor. Dennoch wollte er sich so gut wie möglich Zeit nehmen für seine Klienten.

  • Die Mutmaßungen über den noch amtierenden Proconsul von Hispania schienen
    Hungaricus weniger zu tangieren. Auch hatte varus die nicht in Erwägung ziehen wollen, es war eher eine beiläufige Aussage von ihm, da Varus von einem Bekannten via Brief davon gehört hatte, mehr nicht.


    Hungaricus schien am heutigen Tage noch eine Menge an Terminen, hauptsächlich die der Wahlen zu haben, deswegen gab er Varus auch zu verstehen, das seine Zeit heute nur knapp bemessen war. Also kam ich zum Hauptsache, weswegen ich meinen Patronus noch sprechen wollte. "Patronus...., ich wollte mir einen Rat von dir holen. Wenn es alles so klappt wie ich mir das vorgestellt habe, das heißt, sollte ich in naher Zukunft zum Ritter ernannt werden, so wäre es von Vorteil, wenn ich mich auch um eine Ritterliche Stelle bewerben. Ich habe mich auch schon informiert nur wollte ich mir deine Rat holen. Ich würde nach meiner Ernennung zum Ritter, sofern sie erfolgreich ist, mich für den Posten des Procurator Annonae bewerben. Würdest du mir in dieser Frage zustimmen oder eher abraten?" Schließlich hat Hungaricus weit mehr Erfahrung als Varus und er könnte ihm sicher seine Meinung zu den Überlegungen von Varus kundtun.

  • Du wirst zum Ritter ernannt. antwortete Hungi mit fester Stimme, die keinen Zweifel offen ließ. Das Consilium war in dieser Beziehung erfolgreich. fügte er noch als Erklärung hinzu. In anderen Dingen war das Consilium weniger erfolgreich für ihn, doch daran wollte er in diesem Moment nicht denken.


    Procurator Annonae? Du möchtest also den ritterlichen Cursus Honorum beschreiten oder dich zumindest darin versuchen? fragte er ohne eine wirkliche Antwort zu erwarten, denn diese kannte er schon. Warum sonst würde man Procurator Annonae werden wollen.


    Das bedeutet, du wärst dem Praefectus Annonae unterstellt. Er nahm sich eine kleine Pause zum überlegen. Ich möchte dir dazu raten, doch ich bin mir sicher, daß der derzeitige Praefectus Annonae bald abtreten wird. Vescularius wird sicher bald einen anderen dort installieren als seinen Helfer. Und er und ich sind momentan nicht die besten Freunde, wenn du verstehst. Sicher würde Annaeus verstehen. Allerdings könnte es hilfreich sein, wenn du dennoch Procurator werden würdest...

  • Die Ernennung zum Ritter schien schon fast in trockenen Tüchern zu sein, das jedenfalls entnahm ich den Worten meines Patron´s. "Das sind ja gute Nachrichten, welche du mir überbringst. Ich danke dir für deine Unterstützung Patronus." Schließlich würde man nicht über Nacht zum Ritter. Ein guter Fürsprecher ist dafür unabdingbar, dachte ich mir und lächelte.


    Was die Stelle angeht, so war das noch nichts festes von Varus, er überbrachte seinem Patronus nur seine Gedanken, wovon er sich reichlich gemacht hatte und wollte dazu seine Meinung wissen. "Genau Patronus, ich weiß, das ich als Procurator Annonae dem Praefectus Annonae unterstellt sein werde." Ich wusste schon, das Hungaricus und Vescularius nicht die besten Freunde waren.
    Würde sein Patronus jetzt sagen, das Varus die Finger davon lassen solle, würde er dies tun. Aber Hungaricus klang auch etwas unentschlossen, was ich verstehen kann, da im Hinterkopf immer dieser Vescularius zu sein schien. Auch verstand ich nicht ganz, was Hungaricus mit hilfreich meinte. Jedoch musste ich zugeben, das ich diese ganzen Hintergrundgeschichten nicht annähernd kannte. "Was würdest du an meiner Stelle tun, Patronus?" Es musste ja nicht heißen, das die Sache mit dem Procurator Annonae damit vom Tisch wären.

  • Hungi war tatsächlich noch ein wenig unentschlossen. Einerseits würde der junge Annaeus, wenn er nicht gut genug aufpassen würde, schnell zwischen die Fronten kommen. Andererseits konnte es nicht schaden, wenn er, Hungi, einen verlässlichen Informanten bei Hofe hätte. Und das gab den Ausschlag.


    Tu es. antwortete der Hausherr knapp. Solltest du aber genommen werden, dann sei vorsichtig. Dieser Vescularius ist einer, der gefährlich werden kann. Nein, gut war Hungi auf seinen Nachfolger als Praefectus Urbi nicht zu sprechen.

  • Hungaricus schien die Dinge abzuwägen, schließlich hatte er einen wesentlich besseren Einblick in die Vorgänge, welche vielleicht für mich doch zu Problemen führen könnten.
    Aber schlussendlich riet Hungaricus mir zu dieser Stelle.
    "Ich danke dir Patronus, Ich werde an deine Worte denken Patronus und mich umsichtig verhalten." Ein wenig erleichtert war ich nun schon, konnte ich doch die Sache, so wie ich mir sie vorgestellt hatte durchziehen. "Von meiner Seite her war es das eigentlich alles, was ich mit dir besprechen wollte."
    Seinen Patronus nach einem Empfehlungsschreiben zu fragen, schien in dem Moment vielleicht auch nicht sinnvoll, da Varus keinen Überblick besaß, inwieweit dieser Vescularius seine Fühler schon ausgestreckt hatte.


    "Kann ich außer der Unterstützung von Sidicinus, sonst noch etwas für dich tun, Patronus?" Schließlich wollte Varus auch etwas zurückgeben.

  • Hungi verneinte. Nein, derzeit nicht. Mit der Unterstützung von Sidicinus werdet ihr die nächsten Tage genug zu tun bekommen. In diesem Moment bewegte sich der nächste Klient schon etwas ungeduldig. Hungi seufzte innerlich, der Tag würde in der Tat wieder ein anstrengender werden.


    Lass dir von meinen Sklaven noch etwas zu essen geben. Ich muß mich jetzt um meine anderen Klienten kümmern, du verstehst sicher.

  • Hungaricus benötigte derzeit keine weitere Unterstützung von mir demnach zog ich es vor, die Zeit des Patronus nicht weiter in Anspruch zu nehmen, da ich nicht der einziger seiner Klienten war, welche ihn zum Gespräch baten. "Gut Patronus, ich danke dir für deine Hilfe." Ich verabschiedete mich von Hungaricus. "Vale Patronus." Und folgte dem Ianitor, welcher heute mächtig Streß hatte, bei dem Andrang seines Herren.

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